No. 15
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. April
1858
achtundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1858 Nr. 15 Seite 1]

- Vor vierzehn Tagen wurden dem kaiserlichen Prinzen in Paris zum ersten Mal die Haare geschnitten. Der Kaiser vertheilte die Haarlocken des "Kindes von Frankreich" unter die anwesenden Würdenträger und beschenkte den Haarschneider mit 4000 Franks.
- In Rom und noch in vielen italienischen Städten muß die Polizei Tag und Nacht auf den Beinen sein. Ein Brief Orsinis an den Kaiser Napoleon hat die Gemüther wieder gewaltig aufgestachelt. Fast täglich hat die Polizei Anschläge abzunehmen, die den Aufruhr predigen.
- Zwischen mehreren deutschen Regierungen und der englischen sollen Unterhandlungen stattfinden, wonach die Auswanderung nach den englischen Colonien, namentlich nach Capland und Australien, unter dem Schutze der Behörde geschehen soll, und die englische Regierung soll Denjenigen, welche nach den genannten Punkten zu gehen sich entschließen, ganz wesentliche Vortheile bewilligen, indem sie denselben nicht allein freie Ueberfahrt, sondern auch Landgebiet, die nötigen Gerätschaften etc. bewilligen wird. Zunächst soll beabsichtigt werden, 6000 deutsche Colonisten nach dem Caplande zu führen, und soll die Anwesenheit des Barons von Stutterheim in Deutschland, bekanntlich Commandant der nach dem Cap übergesiedelten englisch=deutschen Legion, mit diesem Projecte in Zusammenhange stehen. Als Centralpunkt dieses Colonisations=Projectes bezeichnet man Hamburg.
- Nach einem Brief vom Nordcap wird aus Paris gemeldet, daß man zu Anfang Februar am Nordcap unter dem 70. Grad nördlicher Breite 11 Grad Wärme hatte, in derselben Zeit, als man in Frankreich 3 bis 4 Grad Kälte hatte, und daß, während man am Nordcap sonst Ende Juli erst Blumen sieht, man Blumen im Freien hatte, während schon seit mehr als zwei Monaten die Sonne nicht am Himmel erschienen war. Gewöhnlich ist 9 Monate Alles in Schnee gehüllt, in diesem Winter hatte man gar keinen Schnee.
- Man erzählt aus Göttingen folgende artige Anecdote. Im vorigen Semester gerathen einige reiche Studenten auf einer Vergnügungsparthie nach einem benachbarten Orte zufällig in einen Verkaufstermin. Ohne recht zu wissen, warum es sich handelt, fangen sie in fröhlicher Laune an mitzubieten und bringen schließlich die übrigen Kaufliebhaber zum Schweigen, so daß dem höchstbietenden Studenten, einem jungen Grafen, der Zuschlag für sein Meistgebot von 180 Thaler ertheilt wird. Erst jetzt hört er, daß er ein altes kleines Häuschen gekauft hat, welches einer armen Wittwe im Wege der Zwangsvollstreckung veräußert ist. Sofort läßt sich der jugendliche Käufer zu der alten Eigenthümerin führen und macht der freudig erstaunten Frau nicht allein ihre längst verloren geglaubte Hütte, sondern auch seine in der Börse gerade vorhandene kleine Baarschaft zum Geschenk.
- Zur Warnung. Die Gewohnheit mancher Personen, wenn sie mit Kindern spielen, dieselben an beiden Seiten des Kopfes zu fassen und in die Höhe zu heben, kann höchst nachtheilige Folgen haben, denn es bedarf nur einer etwas heftigen Bewegung, um das Wirbelbein und das Rückgrat zu verrücken und den Tod herbeizuführen. Ein Pariser Uhrmacher hatte einen Knaben von 5 Jahren, und es gewährte dem Manne die größte Freude, nach vollbrachter Arbeit mit dem Knaben herumzuspringen, wobei er ihn zuweilen auf die bezeichnete Art in die Höhe hob. Vor Kurzem unterhielt er sich mit dem Knaben, erfaßte ihn an beiden Seiten des Kopfes, unter den Ohren, und hob ihn in die Hohe. Plötzlich hört das Kind auf zu lachen, seine Augen rollen ihm wild im Kopfe herum und sein Mund zieht sich zusammen. Der Mann stellt das Kind auf seine Füße und läßt es los, allein der Körper des Knaben bricht zusammen und fällt auf den Fußboden - er war todt.
- Die Barbiere in Preußen haben eine Petition bei dem Landtag eingereicht und gebeten, daß man sich ihrer bedrängten Lage annehmen und ein Gesetz auf Abschaffung der Demokratenbärte erlassen möchte. Seitdem diese in die Mode gekommen wären, läge ihr Gewerbe ganz darnieder.
- In Berlin ist eine sehr große Naturseltenheit zu sehen - ein nacktes Pferd. An dem ganzen Thier ist keine Spur von Haaren, selbst Schweif, Mähne, Zopf, Augenwimpern fehlen. Das Pferd ist schön gebaut und von außerordentlich zarter Haut. Bisjetzt sind wenig Exemplare dieser Race nach Europa gekommen. Kenner schließen auf arabische Abkunft. - In den dortigen Zeitungen werden bereits frischen Spargel, junge Bohnen und Blumenkohl angekündigt. - In Berlin wird jetzt außer einer Actien=Brodbäckerei auch eine Actien=Schlächterei errichtet.


Drei Tage aus Gellerts Leben.
                                                    Zweiter Tag.

In einer kleinen Stube zu Leipzig saß eines Tages ein Mann am Schreibtische und stützte den Kopf in die Hand. Sein Aussehen war leidend, seine Gestalt schwächlich. Eine weiße Baumwollmütze bedeckte den Kopf und ein kattunener Schlafrock umhüllte die magere Gestalt. Im Gemache sah man gleich, daß es die Wohnung eines Gelehrten war; denn an den Wänden hin liefen die Gestelle, auf denen in Reih und Glied eine Menge Bücher standen, vom Grenadierformate in Folio bis herab zu dem der leichten Infanterie in Duodez. Auf dem Tische lagen übrigens nur wenige Bücher und unter diesen eine Bibel, der man es ansah, daß der, vor dem sie aufgeschlagen lag, sehr oft darinnen las. Aufgeschlagen war im Buche Hiob das zweite Kapitel, und bei'm zehnten Verse, der also lautet: "Haben wir Gutes empfangen von Gott,

[ => Original lesen: 1858 Nr. 15 Seite 2]

und sollen das Böse nicht auch annehmen" - lag ein Zeichen und die Stelle war unterstrichen. Seine Blicke ruhten auf einem Blatte, welches vor ihm lag. Es war mit Fersen beschrieben, die er überlas; dann und wann nahm er die Feder, strich ein Wort aus und schrieb ein anderes oben darüber, setzte noch ein Pünktlein auf ein i oder fügte ein Lesezeichen hinzu, bis es ihm genügte.
Der Mann war Christian Fürchtegott Gellert, und die Verse, welche er eben vollendet hatte, waren das schöne Lied: "Ich hab' in guten Stunden etc." welches er, angeregt durch die bezeichnete Stelle im Buche Hiob, eben gedichtet hatte. Gellert ging es, wie manchem anderen ehrlichen Menschenkinde - es trat nämlich oft eine Ebbe in seinen Einnahmen ein, die ohnehin nicht eben sehr bedeutend waren. Gerade jetzt war's so; es war auch kein Schilling mehr in seiner Tasche. Gestern hatte er noch dreißig Thaler in klingender Münze, und die waren bestimmt gewesen zum Ankaufe von Holz, denn es war eisig kalt draußen; ein warmer Ofen darum doppelte Wohltat und sein Holzvorrath reichte höchstens noch acht Tage, wenn's gut ging. Einzunehmen hatte er nichts. Das war keine angenehme Aussicht und es fiel dem kränklichen Manne, dem's ohnehin leicht fror, doch etwas schwer aufs Herz, wenn er daran dachte, daß es mit seinem Holze so bald auf der Neige war. Daher kam es denn auch, daß es ziemlich kühl im Zimmer war und an den Fenstern die Eisblumen aufzuschießen begannen. Gellert pflegte aber, wenn der Feind der Sorgen bewaffnet gegen seine Ruhe anrückte, eine andere Waffe zu ergreifen, die allemal den Feind schlug und überall schlägt, nämlich das Schwerdt des Geistes, welches ist das Wort Gottes. So hatte er auch an diesem Morgen zu dem Gottesworte gegriffen und gerade die Stelle im Buche Hiob aufgeschlagen und mit andächtigem betendem Herzen gelesen. Tief war der Eindruck des heiligen Wortes auf sein frommes Gemüth, und ganz erfüllt von dem Gedanken, den ihn, so treffend für seine Lage, das heilige Buch entgegenhielt, schrieb er das treffliche Lied nieder, das ein Nachklang jenes heiligen Wortes war und seiner Stimmung.
Er legte endlich die Feder weg, stützte wieder den Kopf in die Hand und sagte zu sich: Nein, es ist gewiß keine Reue über die Verwendung der dreißig Thaler, die mich betrübt machte! Herr, du weißt das am besten, der du in meine Seele schauest; es war nur eine Anwandlung meiner Schwachheit. Freilich- ein Mangel an Glauben! Ach, vergieb, Herr! Sieh, ich glaube, aber hilf du meinen schwachen Glauben auf! - In diesem Augenblicke klopfte es an die Thür und ohne das "Herein" Gellerts abzuwarten, trat ein kleiner, dicker Mann herein und begrüßte Gellert herzlich, der ihm mit den Worten: "Guten Morgen, lieber Herr Doctor!" die magere Hand entgegenhielt.
Der kleine, sehr bewegliche Mann ergriff die Hand, drückte sie herzlich, erwiederte den Gruß, legte dann Hut und Stock ab, rieb sich die Hände und rief: Huh, wie haben Sie's kalt, lieber Herr Professor! Das geht nicht bei ihrem Zustande. Sie müssen's wärmer haben! Lassen Sie doch Holz einlegen! Wollen Sie sich gänzlich bei dieser Kälte verderben? Gellert lächelte wehmütig und sagte: "Mein Holz ist auf der Neige, da muß ich sparen. Ei, Sie sind doch kein Geizhalz! rief der Doctor. Dann müssen Sie kaufen! Noch wehmüthiger, aber auch verlegener stotterte Gellert: Auch mein Geld ist völlig auf der Neige - doch seien Sie zufrieden, ich werde sorgen! Der Doctor, der nie lange bei einem Gedanken aushielt, neigte sich über den Tisch und sagte fragend: Ein neues Lied? - Gellert nickte. Aber man sah, daß er verlegen war, als der Doctor die Verse gesehen hatte. Ohne Weiteres nahm dieser das Blatt, trat gegen das Fenster, und - die Eisblumen sehend, rief er: Wahrhaftig Eisblumen! Nein, das geht nicht! - Dann las er die Verse, während Gellert in seiner Bescheidenheit zur Erde blickte. Nach einer Weile rief der Doctor aus: Vortrefflich! wie hingebend, wie innig! Aecht christlich und fromm! Liebster Herr Professor, das nehm' ich mit und schreibe mir's ab. Morgen bring' ich's wieder. Das muß meine liebe Frau, die Sie so innig verehrt, gleich lesen! Ich weiß, Sie haben nichts dagegen! Ohne auch nur Gellerts Antwort abzuwarten, steckte er es zu sich, trat dann zu dem Professor, auf dessen Zügen deutlich geschrieben stand, daß ihm das ganze Verfahren des Doctors mit seinem Liede höchst ungelegen kam, fühlte den Puls und sagte: Keine Aenderung im Befinden? Haben gewiß wieder gestern Abend zu lange lucubrirt? Ist ganz gegen alle Ordre! Müssen hinaus! Das Sitzen ist ein Elend für Sie! Sollten ein Gäulchen haben! Reiten! Das wäre Ihrer Gesundheit convenable! Müssen eins kaufen! Hören Sie! - Gellert lächelte. Schon wieder kaufen! sagte er. Haben Sie nicht noch einige solcher wohlfeilen Recepte in petto, Verehrtester? Sie kämen besonders jetzt zu gelegener Zeit! - Und Feuer muß in den Ofen! rief der lebhafte Doctor. Und wenn das letzte Stücklein d'rauf geht! Werde es unten bestellen! Nun Adieu, liebster Herr Professor! Gott befohlen!
Mit diesen Worten hatte er seinen Hut und Stock ergriffen, machte einen kurzen Knix und war draußen, eh' Gellert nur aufstehen konnte, ihn zu begleiten. Gellert lächelte wieder wehmüthig. Ein treuer, guter, tüchtiger Mann, sagte er dann zu sich selber; aber wenn ich ausführen sollte, was er Alles vorschreibt, so müßte ich über Geldsummen verfügen können, wie der alte Neidhardt auf dem Markte. - Das Nennen dieses Namens gab seinen Gedanken eine andere Richtung. Der wehmüthige Ausdruck seiner Züge verschwand, und machte einem andern Raum, der es verrieth, daß eine erheiternde Vorstellung ihn beschäftigte. Er trat zum Fenster und hing dieser Vorstellung nach, die ihm das Rumoren überhören ließ, welches durch ein Holzeinlegen verursacht worden war, das der Doctor befohlen hatte.
Wie es mit dem Reste der Baarschaft Gellerts, mit den dreißig Thalern gegangen war, muß ich erzählen. Erst gestern waren sie zu einem Zwecke verwendet worden, der das edle Herz des Professors im hellsten Lichte erscheinen ließ, aber für's Erste eine warme Stube auf die Dauer sehr in Frage stellte.

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                                                    Erster Tag.

In einer der abgelegensten Straßen Leipzigs lag ein altes, kleines, baufälliges Häuschen. Es gehörte einem gewissen Neidhardt, einem der reichsten Männer der Stadt, aber auch zugleich einem ihrer geizigsten Geldmacher. Es war sein Vaterhaus gewesen. Er würde es auch längst verkauft haben, wenn er nicht berechnet hätte, daß es viel mehr einbringe, wenn er es vermiethete, als wenn er die daraus erlöste Summe verzinslich ausgethan hätte. Er selbst hatte es seit seiner Jugend nicht mehr bewohnt, er lebte in einem stattlichen Hause am Markte. Auf die Erhaltung und Herstellung des baufälligen Häuschens verwendete er nichts, daher kam es denn auch, daß es in einem traurigen Zustande war. Die Böden waren verfault und zerbrochen, die Wände feucht und das Kreuzholz der Fenster hielt kaum mehr die Eisenstäbchen, welche den in Blei ruhenden, stockblinden Scheiben den Halt gewähren sollten. Seit Jahren war es an die Familie eines Schusters vermiethet, der, reicher an Kindern als an Kunden, das Brod des Kummers und der Sorge aß und kaum den Miethszins zu erschwingen im Stande war, zumal in einer Zeit, da der Krieg die Preise der Lebensmittel ungewöhnlich gesteigert hatte.
Treu und ehrlich war die Familie und wahrhaft gottesfürchtig. So lange der Vater arbeiten konnte, ging es eben noch leidlich, aber im abgelaufenen Sommer war er schwer erkrankt und konnte sich, bei kümmerlicher Lebensweise, gar nicht wieder erholen und zu Kräften kommen, und darum auch nur sehr wenig verdienen. Da war denn das Elend recht groß geworden, und zum Betteln konnten sich die Kinder da erst entschließen, als der

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Mangel mit eiserner Faust sie anfaßte. So war der Miethzins bis zu dreißig Thalern aufgelaufen, und mit Entsetzen dachten die Armen daran, daß der hartherzige Neidhardt zu Zwangsmaßregeln greifen könnte, die ein noch größeres Maß des Elends über sie bringen mußten. Auf ihren Knieen hatte das arme Weib ihn um Nachsicht angefleht, aber mit harten Worten und Drohungen war sie abgewiesen worden. Erst am Schlusse des letzten Vierteljahres hatte der harte Mann sie mit der entschiedenen Erklärung entlassen, wenn nicht in vier Wochen das Geld zur Stelle sei, würde er sie aus der Wohnung werfen lassen. Verzweifelnd war das arme Weib heimgekehrt, und die Erzählung des Vorgefallenen machte auf ihren Mann einen solchen Eindruck, daß er auf's Neue schwer erkrankte und seitdem hinsiechte. Wer könnte die Seufzer und Thränen der Mutter und Kinder zählen! - Und immer näher rückte der furchtbare Tag, an dem das Schlimmste ihnen bevorstand. Es war Winter geworden. Eisig drang der Wind durch die schlotternden Fenster in den finstern, feuchten Raum der Stube. Da lag im ärmlichen Bette der hinsiechende Vater, dem der Tod aus den fahlen Zügen sah; da standen und kauerten sechs unmündige Kindlein um den kalten Ofen, frierend, hungernd, weinend. - Mutterherz, erträgst du das? Händeringend stand die Arme da. Sie hatte keine Thränen mehr. Da wandte sich der Kranke im Bette herum und sagte, matt und schwach: Wenn auch auf Erden kein Erbarmen mehr ist, droben ist's, bei dem Herrn, der gesagt hat: "Rufe mich an in der Noth so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen." Komm', theures Weib, komm't, lieben Kinder, wir wollen beten zu dem Herrn, und er wird uns nicht verlassen. Und tief ergriffen von dem glaubensvollen Worte des Kranken, sanken das Weib und die Kinderchen auf ihre Kniee. Der Kranke richtete sich auf, faltete seine Hände, blickte glaubensvoll nach oben und betete laut.
Und als er Amen gesagt, da war's ihnen, als habe der, der jenes Wort der Ermunterung gesprochen, Ja und Amen zu ihrem Gebete gesagt, und ein Vertrauen erfüllte ihre Herzen, das neuer Hoffnung die Pforte aufthat.

(Fortsetzung folgt.)


Anzeigen.


Vorladungen.

Auf Imploriren Dris. Witt für Anna Catharina Köpcke geborene Borchers mit ihrem Ehemanne Johann Baptist Köpcke zu Ivendorf befindet sich hieselbst ein öffentliches Proclam angeschlagen, wodurch Alle und Jede, welche an die vormals dem Jacob Borchers gehörende, laut Hausbriefes vom 28. Octbr. 1836 an Implorantin, Anna Catharina geb. Borchers, des Johann Baptist Köpcke Ehefrau zu vollem Eigenthum übergebene, zu Ivendorf belegene Hufenstelle nebst Zubehör, dingliche Forderungen und Ansprüche zu haben vermeinen - mit alleiniger Ausnahme der an die löbliche Stadtcasse zu entrichtenden auf 114 Mark (Lübeck) 9 Schilling (Mecklenburg) fürs Jahr bestimmten Abgaben, so wie des der noch lebenden Mutter der Implorantin von der Stelle zu leistenden im Hausbriefe aufgeführten Altentheils - aufgefordert und schuldig erkannt werden, solche binnen 12wöchentlicher Frist, vom heutigen Tage angerechnet, also spätestens bis zum 30. April d. J., unter Beobachtung des Erforderlichen - Auswärtige unter Bestellung eines Acten=Procurators - im Actuariate des Landgerichts zum Professions=Protocolle anzugeben, unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses, und daß die Hufenstelle zu Ivendorf, nur mit den angemeldeten und anerkannten Schulden und Lasten, der Implorantin auf deren ferneren Antrag auf dem im Schuld= und Pfand=Protocollbuche der Dorfschaft Ivendorf einzurichtenden folio zugeschrieben werden soll.
So geschehen Lübeck im Landgerichte am 5. Februar 1858.

                          In fidem                           L. Müller Dr.


Präclusivbescheid.

Auf Antrag des Viehhändlers August Kniep hieselbst, als Curator der liegenden Erbschaft des am 21. November v. J. hier ohne Testament verstorbenen Schmieds Johann Peter Heinrich Borchert giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg,

nachdem die Bescheinigungen wegen vorschriftsmäßiger Bekanntmachung der öffentlichen Ladung vom 13. Januar d. J. zu den Acten genommen worden, hiermit zu Recht den

Bescheid:

daß nunmehr, unter Vollstreckung des in der gedachten Ladung angedroheten Nachtheils, alle Diejenigen, welche sowenig in dem angesetzten Liquidations=Termine am 25sten d. M. als bis jetzt, sich mit ihren erwähnten etwaigen Ansprüchen an den Borchertschen Nachlaß gemeldet, mit denselben hiemit für immer ausgeschlossen sein sollen, den sich gemeldet und legitimirt Habenden aber das nachgesuchte Erbenzeugniß ertheilt werden wird.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 29. März 1858.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Alle diejenigen, welche gewilligt sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagelversicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiermittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungs=Jahr vom 1sten März 1858 bis dahin 1859 an den Director dieser A

Die Direction der Hagelversicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Zu Neuvorwerk bei Dassow ist ein massives, mit Steindach versehenes Wohnhaus, in welchem sich 4 Wohnungen befinden, nebst dazu gehörigen 75 []Ruthen Land unter der Hand zu verkaufen.
Reflectirende wollen sich persönlich oder in frankirten Briefen an den Unterzeichneten wenden.
Dassow, den 3. April 1858.

                                                    Actuar Karpf.


Die Schlesische
Feuer-Versicherungs-Gesellschaft
in Breslau,

garantirt mit einem Grundkapital von Pr. Taler (Mecklenburg) 3,000,000.
Prämien= und Zinsen=Einnahme Taler (Mecklenburg) 528,168.
Gesammt=Reserve Taler (Mecklenburg) 105,151.
-------------------------
Gesammt=Garantie Pr. Taler (Mecklenburg) 3,633,319.

Die Gesellschaft versichert Gebäude und bewegliche Gegenstände aller Art.
Die Prämien sind fest und billig; Nachzahlungen sind nie zu leisten.
Die Unterzeichneten sind bevollmächtigt, Versicherungen fest abzuschließen und Policen anzufertigen.
Lübeck 1858.

                           H. J. Damm,
Haupt=Agent.
           F. A. Schilwe,
Agent.
                           J. Wendt,
Agent für Schönberg und Umgegend.


Einige hundert Scheffel gute Eßkartoffel,

so wie schlesischen rothen und weißen Kleesaamen, wie auch Thimothee, englisches und deutsches Raygras und Honiggrassaamen sind zu haben bei

                                                    J. H. Kind in Rehna.


[ => Original lesen: 1858 Nr. 15 Seite 4]

Das Mäntel=Lager
U. Beermann & Co.
in Lübeck Klingberg 927,

empfiehlt die neuesten Frühlings=Mäntel und Mantillen in sehr bedeutender Auswahl.


W. Rothe's Dampfmühle,
untere Fleischhauerstraße Nr. 232/233
in Lübeck,

empfiehlt schönes Weizen=Mehl bei Partheien in drei verschiedenen Qualitäten zu den billigsten Preisen.
    No. 0. zu 21 Mark (Lübeck) Court. pr. netto 200 Pfund, zur Ausfuhr.
    No. 1. zu 19 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) Court. pr. netto 200 Pfund, zur Ausfuhr.
Grobe Weizenkleie zu 3 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) Ct. pr. 100 Pfund.
Feine Weizenkleie (Rollmehl) zu 4 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) pr. 100 Pfund.


Russischen Säeleinsaamen
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Mit frischem Rüdersdorfer Kalk
empfiehlt sich bestens
                                                    A. Wigger.


Saat=Hafer, Saat= Wicken und Saat=Bohnen,

so wie auch einige tausend Pfund Heu sind zu haben bei

                                                    C. Vock.


Verschiedene chemische Kraftdünger

sind zu haben bei

Ratzeburg.                                                                               C. Gründel.

Um align="center" recht frühzeitige Bestellungen größerer Quantitäten bittet Obiger.


Eine Wagenkette

ist gefunden worden, welche gegen Erstattung der Insertionsgebühren vom Eigenthümer wieder in Empfang genommen werden kann bei.

                                                    J. P. H. Spehr.


Am Sonntag d. 18. April werde ich in Schönberg eintreffen, um das für mich zum Bleichen bestimmte Leinen abzuholen, welches ich beim Gastwirth Herrn Fick abzugeben bitte. Zugleich bemerke ich, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebleicht wird.
Ratzeburg, d. 1. April 1858.

                                                    J. C. Wihe, Bleicher.


Vorläufige Anzeige.

Im Verlauf dies. Mts. beabsichtige ich einen Tanz=Cursus für Schönberg und seine Umgegend zu arrangiren, und wird die später in Umlauf zu setzende Missive das Nähere besagen.

                                                    H. Ruperti, Tanzlehrer.


Ich empfehle mich mit einer Auswahl von Strohhüten für Herren, Damen, Knaben und Mädchen; auch beschäftige ich mich mit Waschen und Umnähen der Strohhüte. Ferner besitze ich eine Auswahl von Hut= und Hauben=Bändern.

                                                    Johanne Kiel.


Hierdurch zeige ich an, daß sämmtliche Schleichsteige über meine Feldmark, bei Anzeige zur gerichtlichen Bestrafung, verboten sind.

                          Schulze Borchert zu Raddingsdorf.


Backtafel für die Stadt Schönberg
vom 1. bis 15. April.

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 23
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 11 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 23
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 11 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 5   7
ein 4 Schillings=Brod 2 19 1/2
ein 2 Schillings=Brod 1   9 3/4
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 8 8
ein 4 Schillings=Brod 4 4
ein 2 Schillings=Brod 2 2

Schönberg, den 7. April 1858.                           
                                                    Bürgermeister und Rath.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihen in Lübeck an der Kriegsstube:
Dienstag den 13. April,
Freitag   den 16. April,
Dienstag den 20. April.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde
Vom 2. bis 8. April

Geboren: Den 2. dem Arbm. Bartels hieselbst ein S.; dem Arbm. Soll vor Schönberg eine todgeb. T. Den 4. dem Bäckermeister Dettmann hies. eine T. Den 6. dem Müller Wieschendorf vor Schönberg ein S.
Gestorben: Marie Staaß, Arbm. Tochter, zu Olndorf. 13 J. 5 M. alt, an Gehirn=Typhus.

Gemeinde Schlagsdorf.
Bis zum 30. März

Geboren: Dem Tagelöhner Asmus Ollmann zu Schlagsdorf eine T. Dem Weber Schäper auf dem Heil. Lande ein S. Dem Schuster Niemann zu Schlagsdorf eine T. Dem Tagel. Joh. Ollmann zu Schlagsdorf ein S. Dem Tagel. Faasch zu Gr. Molzahn ein S. Dem Tagel. Hecht zu Neuhof ein S. Dem jungen Hausw. Boye zu Sülsdorf eine T. Dem Büdner und Weber Schäper auf d. Heil. Lande eine T. Dem Schneider Joh. Oldörp auf d. Heil. Lande eine T. Der Wittwe des Vogts Kreuzfeld zu Neuhof eine T. Dem Hausw. Teut zu Resdorf ein S. Dem Schneider Lenz auf d. Heil. Lande eine T. Dem Tagelöhn. Dettmann zu Schlagsdorf eine T. 5 unehel. Kinder.
Gestorben: Die Ehefrau des Tagel. Robrahn geb. Hundt zu Klein=Molzahn, alt 41 J. Die Ehefrau des Tagel. Dähn geb. Leopold zu Sülsdorf, a. 37 J. Die unverheirathete Tochter des Schneiders und Musicus Oldörp auf d. Heil. Lande, a. 42 J. Der Tagel. Reimer zu Neuhof, a. 44 J. Der Halbhufner Dilse zu Thandorf, a. 33 J. Der Tagel. Fischer zu Schlagbrügge, a. 44 J. Der Tagel. Ollhöft zu Neuhof, a. 32 J. Der gewesene Tagel. Joh. Christoph Wilms zu Rieps, a. 68 J. Der Kupferschmied Ost auf d. oberen Mühlenbeek, a. 87 J. Eine unverh. T. des Zimmergesellen Thieß zu Utecht, gestorben zu Thandorf, a. 21 J. Eine unverh. T. des Tagel. Joach. Heinr. Dähn zu Schlagsdorf, a. 24 J. Die unverheir. Cath Elsabe Koop zu Klein=Molzahn, a. 33 J. Ein Töchterlein des verstorbenen Hausw. Clasen zu Schlagbrügge, alt 9 J. Ein Töchterlein der Cath. Elis. Jabs zu Thandorf, a. 3 J. Die Ehefrau des Tagel. Joh. Joach. Mustin geb. Hahn zu Schlagsdorf, a. 49 J. Ein Söhnlein des Rademachers Kähler zu Groß=Molzahn, a. 6 J. 8 M. Die Ehefrau des Tagelöhn. Fick geb. Dähn zu Neuhof, a. 41 J.
Getrauet: Joach. Heinr. Hartmann, Webermeister zu Thandorf, mit Cath. Maria Warnke das.

Gemeinde Demern.
Vom 1. - 31. März

Geboren: 0.
Gestorben: Den 2. März Johann Joachim Burmeister in Groß=Rünz, alt 8 Wochen.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 8. April 1858.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 12-17 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 52-56 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-46 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-24 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 16-32 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-17 Mark (Lübeck)
Butter 13 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln 4 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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