No. 42
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Oktober
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 42 Seite 1]

Zur Untersuchung und Aushebung der aus dem Geburtsjahr 1836 in das Großherzogliche Militair zu stellenden Rekruten sind die Tage

Montag, der 19. October und   
Dienstag, der 20. October d. J.

angesetzt und haben am ersten Tage die militairpflichtigen jungen Leute aus den Vogteien Schönberg, Rupensdorf und Stove, und am zweiten Tage auch diejenigen aus den Vogteien Schlagsdorf, Mannhagen und aus den Allodialgütern sich hier einzufinden und die ihnen zu behändigen Gestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
  Schönberg, den 2. October 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.


- Das Befinden des Königs von Preußen, der seit längerer Zeit kränkelte und dessen Gesundheitszustand Besorgniß erregend wurde, hat sich nach den letzten Bulletins wieder bedeutend gebessert. Das Uebel besteht in einem Blutandrange nach dem Kopfe, welches zu Zeiten die Besinnung gänzlich stört. Die ,,Zeit" meldet darüber: Die neuesten ärztlichen Bulletins, so wie die Nachrichten, welche uns anderweitig aus zuverlässigen Quellen über das Befinden Sr. Majestät des Königs zugehen, sind vollkommen beruhigender Natur und verstärken die schon früher von uns ausgesprochene Zuversicht, daß nicht allein die dringendste Gefahr beseitigt ist, sondern daß auch die Besserung, in regelmäßiger Weise fortschreitend, einer vollkommenen Genesung unseres königlichen Herrn den Weg bahnt. - Aus Anlaß der Krankheit des Königs haben in der Hof= und Dom=Kirche Berlins allabendlich Gebets=Versammlungen stattgefunden. Am 15., dem Geburtstage des Königs, wird in allen Kirchen Gottesdienst stattfinden; die sonst üblichen Festlichkeiten sind, wie es der Ernst des Augenblicks fordert, abgesagt.
- Unter all den Vermuthungen, die über den Zweck namentlich der Stuttgarter Zusammenkunft aufgestellt worden sind, ist keine von größerem Interesse, als die, daß auch über eine gemeinschaftliche Verminderung der stehenden Heere verhandelt werden wurde. Diese Vermuthung ist von Interesse, nicht um deswillen, weil sie das Richtige mit Sicherheit träfe, sondern weil sie in Blättern ausgesprochen worden ist, die den Regierungen nahe stehen. Es ist, gewiß von Wichtigkeit, daß man nicht bloß die Zweckmäßigkeit, sondern geradezu die Nothwendigkeit der Verminderung des Militairetats von da aus zugesteht, von wo aus allein etwas in der Sache geschehen kann. Demnach soll der bewaffnete Frieden aufhören und diesem ein vollständiger Friede folgen, d. h. ein Friede, der nicht so viel Soldaten und Kanonen auf stehendem Fuße hält, als steht der Feind vor den Thoren, ein solcher Friede in ganz Europa, der einen guten Theil der stehenden Heere entwaffnet und die Bürger heimsendet in die Saat und Ernte, in die Werkstätten, Fabriken u. s. w.
- Ein deutscher Missionair in Indien schreibt daher: Obwohl wir wenigstens die Hoffnung haben, daß Gott die Engländer nicht so plötzlich verwerfen wird, sondern mit ihnen thun, wie er mit unserm Vaterlande 1848 gethan: nach ernstlicher derber Züchtigung wieder Gnade für Recht ergehen lassen wird. Wir sind einstimmig, daß es eine Strafe Gottes ist für den Türkenkrieg. Um Indien vor Rußland zu schützen, haben sie den Türken wider die Christen geholfen, und nun müssen ihnen die Türken hier zum Lohne selbst das theure Indien nehmen. Die Engländer haben den Indiern, um sie zu gewinnen und im unklugen Vertrauen auf ihre Treue, selbst mit Hintenansetzung der Christen, überall die einflußreichsten Stellen gegeben, und sehen sich nun auf einmal von lauter Räubern und Dieben umringt.
- Die von der englischen Regierung veröffentlichten telegraphischen Nachrichten aus Bombay vom 17. Septbr. lauten insofern günstig, als der Aufstand wenigstens keine neuen Erfolge aufzuweisen hat. Das hart bedrängte Lucknow hielt sich noch; der General Outram wurde derselben zu Hülfe erwartet. Die Operationen vor Delhi wurden mit Eifer fortgesetzt, der Belagerungstrain wurde zum 1. Septbr. erwartet, nach dessen Ankunft man zum Sturm zu schreiten gedachte. Die Meuterer waren auf zwei anderen Stellen geschlagen, ihnen 13 Kanonen und die ganze Feld=Bagage abgenommen.
- Louis Napoleon hat die Deutschen so begeistert für seine Person und seine Staatsmaximen gefunden, daß er in kürzester Zeit abermals über den Rhein gehen und sich nach München begeben wird, wo er eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oestreich haben soll.
- Die statthabende Trockniß hat die Heranschaffung des nöthigen Brennmaterials auf den nach Berlin führenden Wasserstraßen so sehr verzögert,

[ => Original lesen: 1857 Nr. 42 Seite 2]

daß der Haufen buchen Brennholz jetzt schon auf 62 Thlr. und der Haufen Torf auf 18 Th. gestiegen, auch die Aussicht vorhanden, beide werden für den Winter einen noch weit höheren Preis erhalten.
- Am 10. ist zu Lübeck in der Trave bei der Wipperbrücke ein Seehund geschossen, der 5 Fuß lang und 90 Pfund wiegt. - Ein 9jähriger Knabe daselbst, der sich kleiner Diebereien schuldig gemacht, war durch die Furcht vor Strafe so beängstigt worden, daß er sich erhängte.
(Die diesjährige Ernte in Europa.) Die Pr. Corr. bringt darüber folgende Uebersicht: Die Wintersaaten Weizen, Roggen, Wintergerste, Rapps und Rübsen, deren Entwickelung in das minder trockene Frühjahr fällt, haben von der Dürre weniger zu leiden gehabt, als die Sommerfrüchte, von denen nur die Gerste nirgends mißrathen, während Hafer, Klee und Gras in manchen Gegenden sehr gelitten, Erbsen, Wicken und Bohnen aber einen überaus kärglichen Ertrag geliefert haben. Dagegen geben Kartoffeln und Obst fast überall eine außerordentliche Ernte. - In Preußen liefern die Haupt=Getreidefrüchte, Weizen und Roggen, erheblich mehr als eine gute Mittelernte, während Gerste und Hafer kaum über den Ertrag einer halben Einte hinausgehen. Im übrigen Sommergetreide und in Futterkräutern ist nicht einmal die Hälfte eines Mittelertrages erreicht. Das östliche Rußland und das Gebiet der Wolga soll eine schlechte Ernte haben, während aus seinen Ostseeprovinzen die Nachrichten günstiger lauten. Im Königreich Polen und im Innern Rußlands soll die Ernte im Sommergetreide die im Wintergetreide übertreffen; aus Südrußland lauten die Nachrichten günstig. - Schweden hat sich in den nördlichen Provinzen einer bessern Ernte zu erfreuen als in den südlichen; sie wird im Ganzen als eine mittlere bezeichnet. - In Dänemark, Holstein, im nördlichen Deutschland, in den Niederlanden und in Belgien war das Wetter den Winterfrüchten sehr günstig, die Sommerfrüchte sind mehr oder weniger mißrathen. - In England und Schottland war die Wärme bei dem feuchten Seeklima dieser Länder der Vegetation sehr günstig. Der Ernteausfall für die meisten Früchte darf daher als befriedigend angenommen werden. - Süd=Europa hatte häufige Regen und erfreut sich deshalb fast in allen Früchten einer reichlichen Ernte. Besonders reiche Erträge soll die Ernte in den Donaufürstenthümern geliefert haben. Im Ganzen dürfte jedes Land mit dem Ertrage der Früchte seinen Bedarf decken können. Diejenigen Länder, welche einen Ueberfluß an Körnern gewonnen haben, werden ihn als Ersatz für den Futtermangel verwenden müssen, so daß ein besonders bedeutender Verkehr im Getreidehandel nicht zu erwarten ist.


Windstille.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1857 Nr. 42 Seite 3]

Windstille.
[Erzählung.]
(Schluß.)


[ => Original lesen: 1857 Nr. 42 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

        Am Donnerstag den 22. October sollen auf der Röggeliner Ziegelei

etwa 5000 alte Mauersteine von noch guter Beschaffenheit, in kleinen Stapeln von 200 St.

meistbietend verkauft werden, wozu Kaufliebhaber zu Morgens 10 Uhr einlade.
    Carlow, den 11. October 1857.

                                                    Labann.


        Am Freitag den 23. October, Morgens 9 Uhr, soll auf dem Pachthofe Neuhof

ein kleiner Rest altes Bauholz, in bequemen Cavelingen

gegen Barzahlung meistbietend verkauft werden.
    Schlagsdorf, den 13. October 1857.

                                                    H. Speck, Landreiter.


Bekanntmachung.

        Mehrfach sind Anmeldungen zum Austritt aus unserer Gesellschaft durch angeblich dazu Beauftragte geschehen. Die bei uns Versicherten werden daher auf den §. 34. Nr. 2 der Statuten verwiesen und die Austretenden aufgefordert, sich binnen Kurzem deshalb persönlich bei dem Vorsitzenden Aeltermann zu melden, weil andere Anmeldungen zum Austritt als statutenwidrig nicht beachtet werden können.
    Schönberg den 8. Octbr. 1857.

Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Vermischte Anzeigen.

Die Magdeburger
Feuerversicherungs=Gesellschaft

übernimmt zu billigen und festen Prämien Versicherungen gegen Feuersgefahr sowohl in Städten, als auf dem Lande, auf bewegliche und unbewegliche Gegenstände. -
    Die Anstalt versichert zu billigen Prämien und gewährt bei Versicherungen auf längere Dauer bedeutende Vortheile.
    Bei Gebäude=Versicherungen ist dieselbe bereit, durch Uebereinkunft mit den Hypothekengläubigern deren Interessen für den Fall eines Feuerschadens aufs Vollständige zu sichern, in welcher Beziehung dieselbe besonders vorsorgliche Einrichtungen getroffen hat. -
    Der Zustand der Gesellschaft ist sehr blühend und giebt der unterzeichnete Agent über alle vorkommenden Fragen, über die Art der Versicherung bereitwillig genügende Auskunft.
  Schönberg, den 13. October 1857.

                                                    N. Egert,
                                                    Zimmermeister.


Einige Tausend Pfund Stroh
werden zu Kauf gesucht von                                                    
                                                    A. Spehr.


Kolmer Saatweizen
ist zu haben bei                                                    
                                                    C. H. Vock.


Einige ächte Cochinchina=Hähne

sind zu verkaufen. Wo? ist in der Expedition dieser Blätter zu erfahren.


Einige Tausend Tonnen gute Eßkartoffeln
werden in größeren Quantitäten gekauft von                                                    
                                                    Aug. Spehr.


          Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent, Capitale von 500 Thlr. mit 3 1/2 pCt. für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.

J. P. Bade,
Buchbinder.
                                                     J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.


        Hiermit erlaube ich mir anzuzeigen, daß das von mir ausgeübte Hebammengeschäft von jetzt an wieder durch mich mit der früheren Aufmerksamkeit betrieben wird und empfehle mich darin ganz ergebenst. Meine Wohnung ist gegenwärtig im ehemaligen Schneider Riese'schen Hause, Siemzerstraße.
  Schönberg, den 15. October 1857.

                                                    E. Söhlbrand, Hebamme.


        Für das während meines hiesigen Aufenthalts mir bewiesene Wohlwollen sage ich den geehrten Bewohnern Schönbergs und der Umgegend meinen herzlichsten Dank.

Hochachtungsvoll
                                                    L. Mädel, Regisseur des Theaters,
                                                    nebst Familie.


        Bei meiner am Sonnabend stattfindenden Abreise von hier sage ich allen meinen Freunden und Bekannten ein herzliches Lebewohl!

                                                    Frieda Lillie.


        Einem geehrten Publicum sage ich bei meiner Abreise von hier ein herzliches Lebewohl!

                                                    Carl Haas.


        Gefunden: Ein ausgeschnittener neuer lederner Schuh. Näheres bei der Wittwe Hinzpeter.


        Am Freitag voriger Woche ist mir meine große weiße Sau abhanden gekommen; es wird daher derjenige, dem sie zugelaufen, gebeten, gegen Erstattung der verursachten Kosten, mich davon in Kenntniß zu setzen.
    Gr. Rünz den 14. October 1857.

                                                    Hauswirth Burmeister.


Theater in Schönberg.
Auf allgemeines Verlangen.
Unwiderruflich letzte Vorstellung.

Heute Freitag den 16. Oct.: Der Freiherr als Wildschütz, Charaktergemälde aus dem Tyroler Volksleben mit Gesang und Tanz, von Baumann Hierauf: Englisch, Lustspiel in 2 Acten. Zum Schluß: Der Abschied von Schönberg, gesprochen von Frau Graf, nebst passender Schlußgruppe.

                                                    M. Graf.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde
Vom 9. bis 16. Octbr.

Geboren: Den 10. dem Hausw. Karsten in Rupensdorf ein S. den 11. dem Arbm. Willms vor Schönberg ein S.
Gestorben: Den 13. Anne Marie Reuter, Arbm.frau zu Rabensdorf, 55 J.; den 14. Sophie Louise Hundt. Arbm.tochter zu Kl. Siemz, 12 W.; Engel Sager, Arbm.frau zu Petersberg, 69 J.
Copulirt: Den 9. Hans Joachim Eggert, Arbm. hieselbst, und Elis. Reyer zu Hof Zarnewenz.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg)   8-12 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 54-56 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 54-58 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 45-47 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 22-23 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-32 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 14 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 4 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 16)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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