No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Mai
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 1]

- Der N. P. Z. wird aus Kopenhagen unterm 8. Mai geschrieben: Man darf es als ausgemacht betrachten, daß wenigstens formell der Forderung der deutschen Großmächte, betreffend die Vorlegung der gesammten Staats=Verfassung an die holsteinischen Stände, genügt werden wird. Es bleibt dann immer noch die Frage, wie weit die Zugeständnisse gehen werden; freiwillig wird man aber sicherlich gar nichts thun, vielmehr immer darüber aus sein, mit Schein=Concessionen davon zu kommen. Herr v. Scheele wollte auch nachgeben; er sagte: "Die Stände können zusammenkommen, aber - in diesem Jahre nicht!" - Die beiden deutschen Großmächte haben eine weitere Verschleppung der deutsch=dänischen Frage von Seiten des dänischen Cabinetts vorgebeugt. Es sind die nöthigen Anordnungen getroffen, um jeder Zeit an den Bund zu gehen, - Der russische Minister, Fürst Gortschakow, hat unlängst auch dem russischen Gesandten am dänischen Hofe eine energische Depesche über diese Frage geschrieben, worin der Fürst die deutschen Mächte in ihren Forderungen unterstützt und Dänemark zum Maßhalten räth, damit diese Frage nicht am Ende zu einem bedauerlichen Ausgang führe. - Die Ritter= und Landschaft Lauenburgs hat in ihrer letzten Versammlung die Herren Graf Kielmannsegge, Berkemeyer und Richter als Commissaire zu den mit dem Landdrosten zu pflegenden Unterhandlungen über die Domainenen=Angelegenheit gewählt. - Aus dem Schleswigschen ist eine Deputation dortiger Landleute nach Kopenhagen gesandt, um von der Regierung die Aufhebung des Ausfuhr= oder vielmehr Einfuhrverbots von Rindvieh aus Holstein zu erwirken. Es heißt, die betreffenden Landleute haben alle Gefahr für ihr Vieh auf eigene Rechnung übernommen, so daß die Regierung nichts vergüten wird, wenn während der Weidezeit Fälle der Lungenseuche vorkommen sollten.
- In einer jener hart bedrängten Gemeinden Schleswigs, denen man die angestammte deutsche Muttersprache rauben und die verhaßte dänische Sprache aufzwingen will, lebt ein armer Knabe, seit sieben Jahren in Folge eines unglücklichen Sturzes gelähmt darnieder liegend. Die deutsche Bibel, das deutsche Gesangbuch, den deutschen Katechismus las er täglich in den langen Jahren. Die frommen Eltern wünschten nun seine Confirmation, die im Hause geschehen mußte. Auf Verlangen kommt der von den Dänen angestellte Prediger und überbringt dem Knaben Bibel, Gesangbuch und Katechismus in dänischer Sprache. Aber der Knabe antwortet ihm: "ich liege hier jämmerlich, Gott hat mich schwer gestraft; aber die Sünde begehe ich nicht, daß ich von meinem Gott abfalle, daß ich vom deutschen Glauben zum dänischen übertrete. Ihre Bücher werde ich nicht ansehen". Der Prediger entfernte sich im Zorneseifer, und der Knabe bleibt einstweilen unconfirmirt.
- Der Kaiser von Oestreich hat seine Reise nach Ungarn bereits angetreten, mit einem Gefolge von 1200 Personen. - Prinz Napoleon ist am 8. d. in Berlin angekommen; er erwiedert im Auftrage des Kaisers den Besuch des Prinzen Wilhelm in Paris. Von Berlin soll, wie es heißt, die Reise nach Petersburg gehen, um den Besuch des Großfürsten Constantin zu erwiedern, der gegenwärtig in Paris ist, und dort besonders gefeiert wird. Ihm zu Ehren wurde eine Revue über 50,000 Mann Truppen abgehalten, die fast sämmtlich an dem Krimkrieg Theil genommen hatten. Der Großfürst wird demnächst, auf bereits erfolgter Einladung der Königin Victoria, einen Besuch am englischen Hofe machen.
- Mit dem 1. Juli d. J. tritt in Lübeck die Hundesteuer in Kraft. Nach derselben beträgt die Steuer für einen Hund jährlich fünf Mark, und jeder Hund muß auf den Straßen der Stadt und der Vorstädte ein Hundezeichen am Halsbande tragen. Ohne dieses Zeichen umherlaufende Hunde werden eingefangen und den Eignern nur gegen Erlegung einer Strafe von ein Mark und sechs Schilling Fütterungskosten zurückgegeben. Fremde, welche Hunde bei sich führen, haben darauf zu achten, daß ihre Hunde nicht frei auf die Straße kommen.
- Die in Dassow in der Nacht vom Freitag auf den Sonnabend (8.-9. d.) stattgehabte Feuersbrunst hat 12 Wohnhäuser nebst den Hintergebäuden in Asche gelegt. Das Feuer brach im Hause des Kaufmanns Luckmann aus und wurden rechts das Haus des Baumanns Freitag, so wie links die Häuser bis zur Brennerei mit ergriffen; ebenso veranlaßte der starke Wind, daß die Häuserreihe gegenüber, von Baumann Buschs Wohnung an bis zum Hause des Peter Ohlert ausschließlich, ein Raub der Flammen wurde. Es werden im nächsten Monat 17 Jahre, als Dassow ebenfalls von einer großen Feuersbrunst heimgesucht wurde.
- Wie die Schweriner Zeitung meldet, werden nächstens 4 bis 500 Schlesische Arbeiter erwartet, nm in diesem Sommer auf den verschiedenen Gütern verwendet zu werden. In manchen Gegenden Deutschlands klagt der Landmann, es fehlt uns an Händen zur Arbeit, was soll's werden in der Ernte? Ueberhaupt giebt's der Arbeit viel in Werkstätten und Fabriken, der Hände wenig; man macht dabei die wunderbare Erfahrung, daß es nicht zu viel Maschinen giebt, eher zu wenig.
Das Theuerste unter allen Dingen - so lautet die Klage auf allen europäischen Börsenplätzen - ist das Geld, baar Geld.
- In Petersburg hatte sich wieder eine strenge Kälte mit Schnee eingestellt, daß Aussicht vorhanden ist, die Newa zum zweitenmal stehen zu sehen. Für diesmal ist also das etatsmäßige Pulver der Festung und der Commandanten=Schaluppe vergebens verschossen worden. Es wird nämlich jedesmal kanonirt, wenn die Newa ihre Eisdecke so vollständig abgeworfen hat, daß die Passage zwischen der Stadt und Wassili=Ostrow für Boote wieder her=

[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 2]

gestellt ist. Der Commandant der Festung hat seit der Zeit Peter des Großen die Pflicht, den Eisgang der Newa zu überwachen, und kann das aus erster Hand, denn seine Festung liegt auf einer Insel in der Mitte des Flusses, dem kaiserlichen Winterpalaste schräg gegenüber. Hat er sich überzeugt und durch stromaufwärts gesandte Boten erfahren, daß der Ladogasee nicht mehr mit Eis treibt, was bei Petersburg vorbei muß, so besteigt er ein Boot und fährt von der Festung über die Newa zum Winterpalaste, wo er dem Kaiser meldet, daß die Communication zu Wasser wieder frei ist. Beim Abstoßen des Boots von der Festung feuern die Festungsgeschütze, eben so beim Anlanden desselben an den Quai des Winterpalastes, und so erfährt gleichzeitig mit dem Kaiser auch ganz Petersburg die frohe Neuigkeit. Diese Ceremonie ging am 15. April vor sich, muß aber noch einmal wiederholt werden, denn es war daselbst in der That wieder bitter kalt seit dem 22., am 3. Mai stand das Eis noch, und die Hoffnung auf einen frühen Sommer war wieder zu Schanden geworden. Das alte russische Sprichwort: "Von einem Ufer sind wir abgefahren, am andern aber noch nicht angekommen" - hat auch diesmal seine wohlbegründete Bedeutung.
- In Wien und Umgegend hat am 25. April ein Schneewetter stattgefunden, welches den Obstbäumen und Saaten sehr geschadet hat. Zeitungsberichten zufolge hat dieser Schneefall einen großen Theil von Mittel=Deutschland betroffen, je weiter nach Norden aber, desto weniger anhaltend ist er gewesen. In Wien schneiete es 36 Stunden lang ohne Unterbrechung und erreichte stellenweise eine Höhe von anderthalb Fuß.
- Ein Engländer in Manchester hat die Schießwaffe abermals wesentlich verbessert; die von ihm gebohrten Büchsen haben eine Tragweite von 1500 Ellen, bis zu welcher Distance sie noch die größte Sicherheit bieten und eine intensive Kraft der Kugel entwickeln. Es sind Versuche in Gegenwart von sachverständigen Militairs damit angestellt, die alle sich sehr befriedigend über diese Büchse ausgesprochen haben. So scheinen die Entfernungen immer größer zu werden, aus denen die Menschen sich bekämpfen werden. - In England hat die hochherzige Frau, Lady Franklin, den letzten Rest ihres Vermögens zum Ankauf einer Dampfyacht hergegeben, die ganz für Nordpolfahrten eingerichtet ist und unter Captain M'Clintock nach dem Nordpol abgehen soll, um dort die Gegend zu untersuchen, wo man allenfalls noch hoffen kann, Spuren von Sir J. Franklin oder seinen Schiffen aufzufinden.
- In Berlin macht ein adliger Herr aus Pommern seine Antrittsbesuche, ein paar Dutzend auf einmal. Schon steht er im Wagentritt. Johann, fragt er, hat Er auch die Karten? - Nein, Herr Baron! - So hol' sie rasch! - Der Johann holt die Karten und fort geht's von Thür zu Thür und Johann giebt die Karten ab, eine, zwei, drei, wie's ihm sein Herr eingetrichtert hat. Nach zwei Stunden hält der Wagen vor'm letzten Haus. Johann, ruft der Herr, hier werden drei Karten abgegeben! - Der Johann macht ein verlegenes Gesicht. Herr Baron, stottert er endlich, ich habe nur noch den einen Pique=Buben! - Den Herrn rührt fast der Schlag. Hat der unschuldige Pommer statt der Visitenkarten die Spielkarten seines Herrn in der Stadt ausgetheilt.
- In der preußischen Provinz Posen ist kürzlich ein Gutsbesitzer gestorben, der 43 große Güter schuldenfrei hinterlassen hat. Nach der jetzigen Gütertaxe etwa in Werth 16 Mill. Thaler. An baarem Gelde fand sich eine halbe Million vor. Der Besitzer führte ausnahmsweise grade das Gegentheil von dem, was in der ganzen Welt als polnische Wirthschaft bekannt ist.
- Die Schneider haben nun auch ihre Hochschule und studiren. "Deutsche Bekleidungs=Akademie" heißt die neue Anstalt und ist am 22. v. Mts. in Dresden mit 30 Zöglingen eröffnet worden, deren Director Müller heißt. Dieselbe soll einen Preis von drei completen Herren=Anzügen auf die beste Abhandlung gesetzt haben, welche unter dem Titel "Crinoline und Amazonenhut" darthut, daß die Geschmacklosigkeit und Unnatur der modernen Frauentracht die der Männerkleidung weit übertrifft.


          Das alte Predigerhaus auf der zweiten Pfarre hieselbst soll auf Abbruch öffentlich meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der höheren Genehmigung des Zuschlages, verkauft werden, und ist dazu Termin auf hiesiger Amtsstube

Montag, den 25. d. M.,

Mittags 11 Uhr angesetzt, wozu Kaufliebhaber sich einfinden wollen.
          Die Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht werden.
    Schönberg, den 14. Mai 1857.

                                                    Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
                                                    F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

          Es wird hiermit zur öffentlichen Kunde gebracht: daß, nachdem die Anordnung einer Curatel für den Hauswirth Heinrich Oldörp zu Lockwisch, wegen Verschwendung, beantragt worden, interimistisch der Herr Pensionair Breuel zu Selmsdorf zum curator desselben bestellt ist. Jeder, den es angeht, wird daher bis auf Weiteres gewarnt, mit dem Hauswirth Heinrich Oldörp zu Lockwisch, ohne Genehmigung seines interimistischen Curators Rechtsgeschäfte einzugehen, oder Zahlungen an ihn zu leisten, da selbige von vorneherein für ungültig und unverbindlich zu achten sein würden.
  Schönberg, den 6. Mai 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
          (L. S.)                                           Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Am

Mittwoch den 27. d. M.

soll im Kruge zu Carlow in öffentlicher Auction gegen gleichbaare Bezahlung in Pr. Cour. verkauft werden:

ein Sopha, eine Kommode, zwei Bettstelle, ein Koffer, ein Nähtisch, sechs Stühle, zwei Spiegel, etwas Bettzeug, einiges Leinenzeug, bestehend in Bettlaken, Tischzeug und Handtüchern u. s. w.
  Die Auction wird Morgens 9 Uhr beginnen.
Carlow, den 12. Mai 1857. Labann, Landreiter.


    Am

Sonnabend den 16. d. M.,
Morgens 9 Uhr,

soll im Hause des Herrn Gastwirth Boye hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleichbaare Bezahlung verkauft werden:

ein Koffer, eine Lade, Betten so wie auch mehrere Manns= und Frauen=Kleidungsstücke, auch eine noch ganz neue Senfmühle und mehrere Haus= und Küchengeräthe.
    Schönberg, den 7. Mai 1857.

                                                    Müller, Landreiter.


    Am

Montag den 18. d. M.,
Morgens 9 Uhr,

soll im Hause des Ackerbürgers Böckmann hieselbst gegen baare Zahlung verkauft werden:

1 Hobelbank, sämmtliche Tischlergeräthschaften, einige Stücke Nutzholz, 1 schwarzbunte Kuh, 1 Cochinchina=Hahn und 1 do. Huhn, 1 großes schloßartiges Vogelbauer, Hausgeräthschaften u. s. w.
  Schönberg, den 6. Mai 1857.

                                                    Seegert, Landreiter.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 3]

Thierschau in Gadebusch.

        Der Gadebuscher District des patriotischen Vereins wird

am 19. Mai 1857

Morgens 10 Uhr auf dem Schützenhofe in Gadebusch eine Thierschau, verbunden mit einer Industrieausstellung, wie in den vorigen Jahren, veranstalten und ladet zu zahlreicher Stellung von Thieren und den dahin gehörenden Gegenständen, so wie zu freundlicher Betheiligung hiermit ein.
        Der erste Stadtpreis von Gadebusch, ein silberner Pokal, wird der besten Mutterstute; dem werthvollsten Handelspferde zwischen 4 und 7 Jahren ein Ehrenpreis und 10 Rthlr. Gold bei freier Concurrenz zuerkannt werden und sind überdies für die drei nächstbesten Pferde von beiden Classen Ehrenpreise ausgesetzt.
        Für die beste Milchkuh setzt der District einen silberner Pokal aus, und für die drei darauf folgenden Ehrenpreise; bemerkt muß noch werden, daß die Milchkühe am Abend des 18. eingeliefert werden müssen und daß die resp. Besitzer der Thiere das Futter für dieselben zu beschaffen haben. Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch wird die Meldungen entgegennehmen und weitere Nachweisung ertheilen.
        Für die selbstgezüchteten Füllen, so wie für Starken und Bullen kleinerer Landwirthe sind die gewöhnlichen Geldprämien und zwar für jede dieser Thiergattungen 50 Thlr. ausgesetzt und wird die Größe der einzelnen Prämien von den Herren Preisrichtern bestimmt werden.
        Für Schafe, Schweine u. s. w. sind Ehrenpreise bestimmt und für die beste Zuchtsau ist der zweite Stadtpreis von Gadebusch, ein silberner Pokal, ausgesetzt worden.
Hinsichtlich der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, so wie der Producte und Fabricate der Handwerker wird bemerkt, daß die Summe         von 50 Rthlr. zur Prämirung der besten Arbeiten ausgesetzt ist und daß Ehrenpreise ertheilt werden. Die Anmeldungen werden die Herren Bürgermeister Koch in Gadebusch und Apotheker Schultz in Rehna entgegen nehmen und weitere Auskunft ertheilen.
    Gadebusch, April 1857.

                                                    Die Districts-Direction.


Bekanntmachung.

        Alle diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Früchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1. März 1857 bis dahin 1858 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst - wo auch die Statuten eingesehen werden können - melden zu wollen.
    Schönberg den 6. Mai 1857.

                          Die Direction
                          der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


          Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent, Capitale von 500 Thlr. mit 3 1/2 pCt. für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.

J. P. Bade,
Buchbinder.
                                                     J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.


          Auf dem Hofe zu Lockwisch sind

Saat=Lupinen,

der lübecker Scheffel zu 1 Thlr. 32 ßl. Pr. Cour., zu verkaufen.


        Für ein ritterschaftliches Gut im Mecklenburg=Schwerinschen von 4 Hufen suche ich zu Johannis dieses Jahres als erstes Geld 5250 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour., im Ganzen oder getheilt, zu 3 1/2 Procent Zinsen.
        Auch habe ich zu Johannis dieses Jahres noch mehrere ritterschaftliche Hypothekenscheine à 3 1/2 Procent Zinsen, innerhalb der ersten 7000 Taler (Mecklenburg) pro Hufe stehend, zu begeben.
        Rehna, den 2. Mai 1857.

                                                    Schwetzky, Stadtsecr.


        Einem geehrten Publikum hierselbst, wie den verehrlichen Landleuten des Fürstenthums, mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich mich hier als

Uhrmacher

etablirt habe. Zu gleicher Zeit empfehle ich eine Auswahl Taschen= und Stubenuhren in allen Sorten zu möglichst billigen Preisen. Auch jede an Uhren vorkommende Reparatur werde ich auf das Beste suchen herzustellen. Meine Wohnung ist im Hause meines Vaters, Siemzerstraße, Ecke der Hinterstraße.

                                                    H. Meyer, Uhrmacher.


Die modernsten Umschlagetücher und Long=Shawls.

Frühjahrs=Mäntel
und
Mantillen

der neuesten Pariser Façons, in einer sehr bedeutenden Auswahl, empfehlen

                                                    U. Beermann & Co. in Lübeck,
                                                    Klingberg No. 927.


Die
Hagelschäden=Versicherungs=Gesellschaft zu Erfurt,

welche am Schlusse von 1856 12,096 Mitglieder mit 10,839,150 Thlr. Versicherungssumme zählte und in demselben an 2123 Interessenten 170,441 Thlr. 3 Sgr. 4 Pf. baar vergütete, fährt auch in diesem Jahre fort, Versicherungen zu angemessenen billigen Beiträgen abzuschließen.
            In den 12 Jahren ihres Wirkens zahlte die Gesellschaft baare Entschädigungen 1,222,176 Thlr. 1. Sgr. 5 Pf. an 11,601 Mitglieder.
Die vorfallenden Schäden werden durch eine aus 3 Mitgliedern bestehende Commission auf die solideste Weise regulirt.
            Alle Ueberschüsse gehören den Mitgliedern allein und gehen denselben nach den Bestimmungen des Statuts zu gut.
            Die Beiträge für hier betragen:
                          auf 100 Thlr. Versicherungssumme für Halmfrüchte   14 Sgr.
                          auf 100 Thlr. Versicherungssumme für Hülsenfrüchte 16 Sgr.
            Zur Verabreichung der Rechnungsabschlüsse von 1856 an die zeitherigen Mitglieder, von Statuten und Antragsformularen, sowie zur Entgegennahme und zur Anfertigung der Versicherungsanträge empfiehlt sich

                                                    Leonhd. Dölle,
                                                    der Agent der Gesellschaft, in Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 4]

        Einem geehrten Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mit meiner

Woll=Kratz und Spinnerei

auf's Beste eingerichtet bin. Zugleich empfehle ich mein Lager von Wollen=Waaren eigener Fabrik. Für billige und reelle Bedienung wird bestens Sorge getragen.

                                                    Joachim Koch,
                                                    Tuchmachermeister, auf der Walkmühle
                                                    zu Rehna.


          Die

neu etablirte
Tuch-, Manufactur- u. Leinen-Handlung
von
J. Burchard,
im früher Leop. Cohn'schen Hause,
in Rehna

empfiehlt sich dem geehrten Publicum mit einem reich assortirten Lager, und verspricht bei billigen, aber festen Preisen, reelle Bedienung.


Echt englisches Gichtpapier,

vorzügliches Mittel gegen alle rheumatischen Leiden, wie z. B. gegen das Reißen in den Gliedern, bei Magen= und Brustbeschwerden, gegen Schnupfen, Kopf= und Zahnweh, bei Augen= und Halsentzündungen etc. - Der Bogen 4 Schilling (Mecklenburg).

bei                                 B. Büschel in Lübeck,
Holstenstraße 180.


      Das

Möbel=, Spiegel= u. Polsterwaaren=Magazin
von
Joh. Wencker in Lübeck, neuerdings: obere Glockengießerstraße No. 247,

empfiehlt sich mit einer reichen Auswahl aller in dies Fach schlagenden Gegenstände zu billigen, festen Preisen, bei höchst solider und geschmackvoller Arbeit.
    Bei ganzen Einrichtungen, namentlich nach Plätzen, wo Zoll dafür zu entrichten, gewährt dasselbe den höchstmöglichsten Rabatt.
    So eben empfangen: eine große Parthei äußerst eleganter, preiswürdiger Möbel, als: mahagoni Schreib= und Cylinder=Bureaus, Silber=, Kleider= und Bücherschränke, Damen=Schreibtische, Näh= und Spieltische, Claviersessel mit und ohne Lehne, Notenschränke und Etageren, Causeuses, Spiegel und Trümeaus aller Art, Consoltische mit Marmorplatten u. s. w.


Am 4., 5. und 6. Juni d. J.

beginnt die Ziehung der von der freien Stadt Frankfurt errichteten und garantirten großen Geldverloosung, welche unter 28000 Loosen 14800 Gewinne und 11 Prämien von fl. 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2 mal 20,000, 2 mal 15,000, 12,000, 2 mal 10,000, 6000, 2 mal 5000, 5 mal 4000, 5 mal 3000, 14 mal 2000, 117mal 1000 etc. enthält.
        Zu dieser ebenso großartigen als soliden Ausspielung empfiehlt unterzeichnetes Handlungshaus seine stets vom Glücke begünstigte Collecte mit ganzen Loosen à Thlr. 3. 13 Sgr., halben à Thlr. 1. 22 Sgr., viertel à 26 Sgr. und sichert bei pünktlicher Uebersendung der amtlichen Ziehungsliste die sorgfältigste und verschwiegenste Bedienung zu.

                          Alexander Klingler, in Frankfurt am Main.


Es sind bei mir noch                          
400 Reth,
großes Band, zum Verkauf vorräthig.                                                    
                                           Dunkelgoth in Lockwisch.


Mit                          
frischem Rüdersdorfer u. Segeberger Kalk
empfiehlt sich bestens                                                    
                                                    A. Wigger.


Der Schleichsteig über meine Koppel an Geerdts Bäk nach Neschow wird hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verboten.

                                                    Hauswirth Robrahn zu Pogetz.


        Es wird bei mir am 25. Mai und folgenden Tagen ein

Scheibenschießen

nach nachbenannten Gewinnen stattfinden:

No. 1. ein silberner Potagelöffel 10 Taler (Mecklenburg),
No. 2. ein eiserner Pflug 10 Taler (Mecklenburg),
No. 3. eine Kommode 9 Taler (Mecklenburg),
No. 4. eine amerik.Uhr 7 Taler (Mecklenburg),
No. 5. ein gepolst. Lehnstuhl 6 Taler (Mecklenburg),
No. 6. ein polirter Spieltisch 4 Taler (Mecklenburg),
No. 7. ein silbern. Eßlöffel 2 Taler (Mecklenburg), 32 Schilling (Mecklenburg),
No. 8. ein silbern. Eßlöffel 2 Taler (Mecklenburg), -- Schilling (Mecklenburg),
No. 9. zwei silb. Theelöffel 1 Taler (Mecklenburg), 24 Schilling (Mecklenburg),
No. 10. zwei silb. Theelöffel 1 Taler (Mecklenburg), 16 Schilling (Mecklenburg),

    Einsatz für 3 Schüsse 16 Schilling (Mecklenburg). Büchsen, die von mir gehalten werden, wie auch Pulver und Blei sind frei. Auf jeden Einsatz fällt nur ein Gewinn. Schießliebhaber werden dazu freundlichst eingeladen.
Carlow, den 14. Mai 1857.

                                                    J. Robrahn, Gastwirth.


        Am Dienstag nach Pfingsten, den 2. Juni, und folgenden Tagen wird bei mir

Scheibenschießen

sein, wozu Schießliebhaber freundlichst eingeladen werden. - Einsatz 16 Schilling (Mecklenburg). Büchsen, Pulver und Blei werden von mir gehalten. Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur ein Gewinn.

                                                    Wwe. Oldörp in Boitin=Resdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde
Vom 7.-14. Mai

Geboren: 8. Mai dem Hausw. Freitag in Gr. Siemz eine Tochter. - 11. Mai ein uneheliches Kind in Retelsdorf. - 11. Mai dem Schulzen Freitag in Ollendorf eine T. - 12. Mai ein uneheliches Kind in Schöberg. - 13. Mai dem Handelsm. Schulz in Schönberg ein Sohn.
Gestorben: Maria Maaß in Kl. Siemz, 11 Tage alt.

Gemeinde Carlow.
Im Monat April

Geboren: dem Webermeister Gellentin in Sahmkow ein S., dem Arbm. Jochim Heitmann in Klocksdorf eine T., dem Webermeister Warncke in Carlow Zwillingssöhne, drei uneheliche Kinder.
Gestorben: der Arbeitsm. Hans Heinr. Beckmann in Pogez, 61 J. alt; des Arbeitsm. Möller in Klocksdorf Tochter, Anna Catharina Sophia, 12 J. alt; eine uneheliche Tochter, 1/4 J. alt.
Confirmirt: 43, 23 Knaben und 20 Mädchen.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg)   8-20 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 40-52 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-48 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-34 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 40-52 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-20 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 5 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 10.)


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. Mai 1857.


Die Lungenseuche.

Unterm 30. April berichtet der H. C. aus dem Herzogthum Schleswig: In der jüngsten Zeit hat die bösartige Lungenseuche unter dem Hornvieh in der holsteinischen Landschaft Norderdithmarschen mehr und mehr Wurzel geschlagen, und stellenweise in einer erstaunlich kurzen Zeit den Viehstapel manchen Hofbesitzers von der erfreulichsten Gesundheit zum Tode gebracht. "Wo die Lungenseuche haust, da verstummt die Arzneikunde", sagt der schleswigsche Landmann, und er mag wohl Recht haben, wenn man in Betracht zieht, daß Fälle vorgekommen, wo in einem Stalle nur ein Stück Vieh mit der Lungenseuche behaftet war, dieses sofort getödtet und von thierärztlicher Seite behufs Abwendung der Weiterverbreitung der Seuche alle nur denkbaren Sicherheitsmaßregeln angewendet wurden, trotzdem aber fast der ganze Viehstapel zu Grunde ging. Wir sehen aus den Blättern, daß die Lungenseuche an mehreren Stellen so stark aufgetreten ist, daß die englische Regierung es für nöthig erachtet, ein Verbot gegen die Einfuhr aus verschiedenen Ländern auszustellen. Glücklicherweise hat sich die Krankheit, mit Ausnahme einiger wenigen in der Landschaft Eiderstedt vorgekommenen Fälle, nicht so weit gegen Norden gezeigt, daß man das Verbot auf die nördlich der Eider gelegenen Provinzen der dänischen Gesammt=Monarchie erstreckt hat. Es ist jedenfalls eine Wohlthat, daß die Regierung die Vieh=Ausfuhr von Holstein nach den übrigen Provinzen verboten hat. Die Regierung kann aber einer solchen Einfuhr durch allgemeine Mittel nicht entgegenarbeiten, wenn das Volk nicht selbst will, und da das Interesse des Einzelnen nicht immer mit dem des Ganzen harmonirt, so werden solche Verbote oft, zum Unglück für das Gesammtwohl, nicht befolgt. - Die Lungenseuche ist ansteckend, d. h. der Ansteckungsstoff klebt an festen, fließenden und luftartigen Gegenständen und verpflanzt sich auf diese Weise auf Körper, welche hiermit in Berührung kommen. Man behauptet, daß der Stoff in freier Luft bis zu einem Abstande von etwa 100 Ellen ansteckend sein kann. In den Ställen behält selbiger seine Ansteckungskraft mehrere Monate. Selbst die Excremente (Aussonderungen) des Viehes sind ansteckend, wenn man krankes Vieh längs einem Landwege getrieben hat, so wird der ausgesonderte Dünger selbst noch längere Zeit nachher im Stande sein, gesundes Vieh anzustecken. Es verhält sich inzwischen mit dem Vieh wie mit dem Menschen, indem nicht jedes Stück Vieh, das mit krankem Vieh zusammen in einem Stalle steht, angesteckt wird. Dieser Umstand bringt uns auf die Idee, daß wirklich kerngesundes Vieh bei Weitem nicht so stark der Ansteckung ausgesetzt ist, als anderes minder gesundes Vieh - eine Aufforderung, über den Zustand des Viehes zu wachen. Ob die Lungenseuche durch die Luftströmung oder durch Viehhändler in unser Land verpflanzt worden ist, können wir nicht sagen; höchst wahrscheinlich ist es aber, daß Beide Ursache sind. Es ist ganz authentisch, daß der Ansteckungsstoff sich an Kleidungsstücken festsetzt und auf das mit diesen in Berührung kommende Vieh fortpflanzt. Die letzte Ursache scheint nun allerdings die schlimmste und die sicherste zu sein; denn man kann die Seuche längs denjenigen Wegen verspüren, welche von diesen Viehhändlern passirt werden, und obgleich sonst die Eider als Gränze keine große Bedeutung haben mag, so scheint sie doch vermittelst der Atmosphäre die Ansteckung zu verhindern und zur Beschützung des Herzogthums Schleswig und Jütlands zu dienen. Es ist aber nicht genügend, zu wissen, woher die Seuche stammt und wodurch selbige gebracht wird, sondern es ist wichtig, zu wissen, wie sich solche äußert. Wenn man sie sofort entdecken und in Behandlung nehmen könnte, würde das Kuriren kaum so gefährlich sein; wie und wann sie aber eigentlich entstehe ist schwierig zu bestimmen. Später localisirt sie sich in allen Fällen in den Lungen; alsdann aber ist die Krankheit bereits weit vorgeschritten und schon ansteckend. Bald entwickelt sich die Seuche mit größerer, bald mit geringerer Schnelligkeit und Heftigkeit. Sie offenbart sich durch einen trockenen Husten, der erst verschwindet, um sich später mit erneuerter Kraft einzustellen. Es zeigen sich Fiebersymptome und die Haare stehen wie Bürsten auf Bauch und Rücken empor; der Athemzug wird kürzer, der Appetit ist bald gut, bald schlecht, zuletzt stellt sich Durchfall ein. Dies sind die Symptome, welche wir bemerkt halben, inzwischen würde ein Sachkundiger vielleicht im Stande gewesen sein, auf mehrere wichtige Symptome hinzudeuten. Wenn man eine kranke Lunge durchschneidet, so ist dieselbe im Innern marmorirt roth, grün, gelb, grau und hat ein bedeutendes Gewicht. So wog die kranke Lunge eines kürzlich in Norderdithmarschen getödteten, mit der Lungenseuche behafteten Ochsen nicht minder als 30 Pfund. Wenn die äußeren Kennzeichen entdeckt worden, ist nichts rathsamer, als das verdächtige Stück Vieh sofort zu entfernen und von einem Thierarzt untersuchen zu lassen. Ist nur ein einzelnes Haupt angegriffen, so mag man es lieber schlachten: wenn die Seuche nicht zu weit vorgeschritten, hält man das Fleisch für unschädlich. Der Stall muß natürlich vorsichtig gekalkt und gereinigt werden. So weit die Erfahrung bis jetzt gelehrt hat, giebt es wenige probate Mittel gegen die bösartige Lungenseuche unter dem Hornvieh. Als eins der besten Mittel haben wir Buchenasche und Pottasche nennen hören. Die erstere Substanz wird beim Beginn der Krankheit, die letztere bei der weiteren Ausdehnung derselben verwendet. Feuchte, kleine, unreine Ställe, feuchte, moorartige Viehweiden und die Fütterung mit sehr wasserreichen Stoffen, als Kohl, Runkelrüben, Rüben etc. scheinen die Seuche zu fördern. Diese Ursachen muß jeder Landmann natürlich entfernen, selbst wenn auch ein Feind wie die Lungenseuche nicht vor der Thür steht, namentlich aber, wenn ein solche in der Nähe ist. Der Stall muß trocken, ziemlich hoch, nicht allzu warm und mit Luftventilen versehen sein, und fleißig gelüftet werden; die Wände müssen oft gekalkt und das Holzwerk muß oft gewaschen oder gescheuert werden. Es ist von außerordentlich günstigem Einflusse, für die Reinigung der Luft, wenn man fließend Wasser im Stalle haben kann. Ein Landmann, dem sein Stall oder sein Vieh lieb ist, sollte aus diesem Grunde lieber einen Springbrunnen in seinem Stalle als in seinem Garten errichten lassen. Die Creaturen selbst müssen oft mit einem nicht zu dichten Striegeleisen gestriegelt werden, damit die Haut rein bleibt und die Ausdünstung ungehindert vor sich gehen kann. Das Futter muß kräftig sein und müssen die genannten wasserhaltigen Substanzen vermieden oder jedenfalls mit großer Mäßigkeit verwendet werden. - Diese Andeutungen werden den Landleuten vielleicht nicht unwillkommen sein, und möglicher Weise diesen oder jenen Tierarzt veranlassen, das Vorangeführte zu bestätigen und die angegebenen Kennzeichen der bösartigen Lungenseuche unter dem Hornvieh zu vervollkommnen.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 20 Seite 6]

Eine neue Triebkraft.

Ueber eine neue Triebkraft anstatt des Dampfes wird aus Paris vom 20. April geschrieben: Europa dürfte in Bälde dem Kaiser der Franzosen verdanken, daß eine der wichtigsten Entdeckungen, welche sich an jene der Dampfkraft nicht nur reiht, sondern auch letztere mit Vortheil zu ersetzen berufen ist, zur vollen Geltung binnen wenigen Monaten gelangte.
Ein schottischer Ingenieur, Namens Thomas Allan, aus Edinburgh, beschäftigte sich seit mehreren Jahren mit der Idee, die Gefahren, welche aus der Explosionskraft des Dampfes entstehen, dadurch zu beseitigen, daß er statt der Dampfkraft die Electricität als Triebkraft anzuwenden suchte. Der Erfolg eines solchen Versuches würde durch die bloße Oeconomie, die sich aus der Beseitigung des Brennmaterials für Locomotiven und Dampfmaschinen ergiebt, eine durchgreifende Revolution sowohl im Betriebe der Eisenbahnen, als der Dampfschiffahrt unmittelbar nach sich ziehen.
Ungeachtet Herr Thomas Allan das sich vorgelegte Problem seit längerer Zeit auf die glücklichste Art gelöst hatte, fand das Riesenhafte seiner Entdeckung selbst in England so viel Zweifler und Gegner, daß er schon das Schicksal des James Watt zu theilen wähnen mußte, wie es ohnehin leider nur zu oft geschieht, daß der eigentliche Erfinder die Frucht seiner Bemühungen vollends verliert.
Glücklicher Weise wandte sich kürzlichst Herr Allan an Herrn Forbes Campbell, welcher, als der heutige Kaiser der Franzosen im Exil jenseits des Kanals La Manche lebte, mit dem Prinzen Napoleon näher bekannt wurde und diesem mehrere wichtige Dienste zu leisten in der Lage war. Louis Napoleon, welcher im höchsten Grade die Pflicht des Erkenntlichseins übt, hat den Herrn Forbes Campbell stets als einen alten treuen Freund behandelt, und unternahm letzterer vor vierzehn Tagen eine Reise nach Paris, um die Entdeckung seines Landsmannes Allan dem Kaiser der Franzosen zu unterbreiten. Achtundvierzig Stunden nachdem Napoleon III. die Vorlage des Herrn Forbes Campbell empfangen hatte, war eine Commission eingesetzt, deren Mitglieder der Kaiser persönlich bezeichnete, mit dem Auftrage, binnen acht Tagen ihren Bericht fertig zu haben. Als Präsident der Commission arbeitet der geachtete Artillerie=General Herr Morne, Director des Kunst= und Gewerbe=Instituts von Paris, welcher im Locale dieser Anstalt die Experimente mit der Entdeckung des Herrn Allan vornehmen ließ. Zu dem Ende hatte der Erfinder eine in Edinburgh gebaute Locomotive miethen lassen, an welcher an die Stelle des Dampfkesseis eine electrische Batterie angebracht ist. Die Experimente wurden zuerst mit der Voltaischen Säule vorgenommen und dann mit einer electrischen Batterie, wobei an der Stelle des Zinkes das Eisen verwandt wird. Diese zweite Combination würde ein ungeheures Ersparniß der Betriebskosten erzeugen, indem die Kraft eines Pferdes bei Locomotiven und Dampf=Maschinen kaum vier Centimes (ca. 5 Pfenninge) per Meile kosten würde. Der Erfolg der Experimente übertraf jede Erwartung. Die Commission empfahl einstimmig und mit Enthusiasmus diese Entdeckung dem Kaiser.
Oberst=Lieutenant Fove, gewesener Professor an der polytechnischen Schule und gegenwärtig Ordonnanz=Offizier des Kaisers, verfaßte den Commissionsbericht, in Folge dessen Napoleon den Wunsch äußerte, daß in seiner und der Kaiserin Gegenwart heute Morgens um 9 Uhr in den Tuilerien der letzte entscheidende Versuch stattfinden sollte. Eine breite Gallerie, welche an das Arbeits=Cabinet Sr. Maj. stößt, wurde zur Aufnahme der Maschine des Herrn Allan bestimmt, und während zweier voller Stunden leitete der Kaiser heute Morgen selbst die Experimente, um den Angaben des Commissions=Berichtes Schritt für Schritt zu folgen. Die tiefen Studien, welche Napoleon in der Mathematik und Mechanik während seiner Jugendjahre machte, setzten ihn in den Stand, mit voller Sachkenntniß sein eigenes Urtheil über die Erfindung des Hrn. Allan auszusprechen. Der Kaiser soll den Enthusiasmus der Commission unbedingt theilen und die Erfindung des Herrn Allan als eine der ersprießlichsten unseres Jahrhunderts betrachten. Dem Vernehmen nach gedenkt Napoleon dem Herrn Allan durch die Gewährung einer bedeutenden Lebensrente diese Erfindung abzukaufen und dann die Benutzung derselben der ganzen Welt freigeben, auf daß sie gemeinnützig zu Gunsten aller Nationen ausgebeutet werden möge. - Ein Schöner Gedanke und würdig eines Monarchen!


Landwirthschaftliches aus Ungarn.

Die klimatischen Verhältnisse des Banats sind sehr günstig. Das Klima ist mild. Schon zwischen dem 20.- 24. Juni, also einen Monat früher, wie in den meisten Gegenden Deutschlands, beginnt die Roggenernte und man konnte dem Boden recht füglich in einem Jahre 2 Ernten abgewinnen. Schlimm steht es freilich in sehr trockenen Jahren mit dem Futter, am längsten widersteht noch der Mais der Dürre. Der Winter dauert kaum 3 Monate. Die Erzeugung von Getreide geht ins Ungeheure. Die Abschlüsse begreifen gewöhnlich Quantitäten von vielen tausend Pesther Metzen. Den Hauptmarke bildet die Stadt Großß=Betschterek. Die Früchte werden durch einen Kanal in die Temes verschifft und gehen dann in die Donau. Nach Vollendung der Eisenbahn von Resth nach Temeswar wird das Banat in eine neue Aera von unberechenbarer Wichtigkeit treten. Ungeheure Fruchtmassen liegen zu allen Zeiten aufgehäuft, welche aus Mangel an Absatz nicht zur Ausfuhr gelangen. Die Hauptfrucht ist der Weizen, doch wird auch viel Halbfrucht (Weizen und Roggen gemischt) ausgeführt. Gerste wird viel gebaut. Auch von Raps werden große Massen producirt. - Die Feldbestellung wird durch die Kürze des Winters sehr erleichtert. Ein Hinderniß liegt nur darin, daß der Boden im Sommer stark austrocknet und sich verhärtet. Er wird dann geradezu unpraktikabel. Bei den niedrigen Fruchtpreisen ergiebt sich natürlich auch nur eine geringe Bodenrente. Die Grundstücke sind daher sehr wohlfeil. Man zahlte früher für das Joch (2 1/4 preuß. Morg.) 1 Gulden Pachtgeld. Jetzt sind die Kauf= und Pachtpreise allerdings etwas höher, immer aber doch niedrig genug.
Was die Viehzucht betrifft, so steht an deren Spitze die Pferdezucht, für deren Veredlung die größeren Grundherren viel gethan haben. Mehrere haben ansehnliche Gestüte, in denen man sehr edle Pferde antrifft. Auch bei den Bauern finden sich schöne Thiere, doch sind sie gegen die Grundherren zurückgeblieben. - Dann folgen die Rinder, welche sich, weil mit Getreide gefüttert, wohl befinden. Auch Schweine geben guten Ertrag. Nur für die Schafzucht ist der Boden nicht geeignet. Man beschränkt sich auf die gemeinen Racen.
Die Preisverhältnisse sind von den deutschen sehr verschieden. Bei der Wohlfeilheit der Brodfrüchte - der preuß. Scheffel kostet durchschnittlich nur 20 Sgr. oder 1 fl. 10 kr. rhein. - sind die Arbeitslöhne verhältnißmäßig hoch. Der Taglöhner verdient täglich 8 bis 10 Sgr., der Handwerker 20 bis 24 Sgr., also der eine täglich 1/2 Scheffel Korn, die andern einen ganzen. Theuer sind alle Fabrikate und Gewerbserzeugnisse, vor allem ist das Bauen kostspielig, Holz, Kalk, Ziegel haben hohe Preise.


- Ein Augenzeuge erzählt, wie er Ratten beobachtet habe, welche in einer Vorrathskammer Eier und andere schwere Dinge stahlen. Sie bemühten sich, dieselben fortzuschaffen, und da dies mit Rollen und Schieben trotz wiederholten Versuchen nicht gelingen wollte, so opferte sich eine der Ratten zum allgemeinen Besten großmüthig auf; sie legte sich auf den Rücken, nahm das Ei zwischen ihre vier Füße auf den Bauch und ließ sich als Schlitten benutzen, indem zwei Spießgesellen mit ihren Zähnen sie am Schwanze vorwärtszerrten, gegen den Strich der Haare, - also auf eine höchst unangenehme Weise.


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