No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. März
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 1]

Zur Untersuchung und Aushebung der in diesem Frühjahre in das Großherzogliche Militair zu stellenden, in dem Zeitraum vom 1. August bis 31. December 1835 gebornen Rekruten ist Termin auf

Dienstag, den 24. d. M. März

angesetzt, und haben die sämmtlichen militairpflichtigen jungen Leute aus der gedachten Geburtszeit nicht nur, sondern auch die, im vorigen Jahre zurückgestellten, sich hier Morgens 9 Uhr einzufinden und die ihnen zu behändigenden Gestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
          Schönberg, den 9. März 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


Nach den §§. 15 und 34 des Rekrutirungsgesetzes vom 4. Februar c. sind diejenigen Rekruten, welche sich freigeloos't haben, nur 2 Jahre dem Militairdienst verpflichtet.
              Es haben demzufolge die zu den Einstellungsjahren 1851, 1852, 1853 und 1854 gehörigen beurlaubten Rekruten ihre sofortige Verabschiedung zu gewärtigen.
        Dieselben haben daher persönlich oder schriftlich portofrei ihre Urlaubspässe oder Militairverpflichtungsscheine bei dem Bataillons=Commando einzureichen, um dagegen ihren Abschied zu erhalten.
              Neustrelitz, den 2. März 1857.

                                                    v. Rosenberg=Gruszczynski,
                                                    Major und Commandeur.


Im Auftrage der Hohen Großherzoglichen Landesregierung wird die, unter'm 29. Mai v. J. erlassene Bekanntmachung, wonach der Rindvieh=Transport aus den Großherzogthümern Mecklenburg=Schwerin und Mecklenburg=Strelitz in das Lübeckische Gebiet nur dann gestattet ist, wenn das Vieh mit genügenden Gesundheits=Attesten begleitet ist, hierdurch erneuert.
        Schönberg, den 3. März 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


Es wird hierdurch zu Jedermanns Kenntniß gebracht, daß im nicht zu verhoffenden Falle des Ausbruchs der Lungenseuche unter dem Rindvieh im Fürstenthume Ratzeburg von Landvogtei wegen sofort Sicherbeitsmaaßregeln gegen die Weiterverbreitung im Innern des Landes angeordnet, das Vorhandensein der Krankheit durch einen abzusendenden Thierarzt festgestellt, auch die Tödtung nicht blos des für wirklich von der Seuche ergriffenen, sondern auch des für verdächtig erklärten Viehes verfügt und in Ausführung gebracht werden wird. In zweifelhaften Fällen soll aber auch das Erachten des Landphysicus und eines zweiten Thierarztes erfordert und erst, wenn diese übereinstimmend den Verdacht der Seuche bestätigt haben, selbst gegen den Widerspruch der Eigenthümer, zur Tödtung geschritten, und nach der Tödtung, zur weiteren Feststellung der Frage wegen des Vorhandenseins der Krankheit, die Obduction vorgenommen werden.
        Schönberg, den 6. März 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


Daß die Ehefrau des Lohgärbers Spehr, Lisette geborne Kaiser, hieselbst als Hebamme angenommen und bestellt worden ist, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
        Schönberg, den 10. März 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 2]

- Am 7. März sind zu Paris die Gesandten der fünf Großmächte zusammengetreten, um die Neuenburger Frage zu berathen. Ein Gesandter der Schweiz war in dieser Sitzung nicht anwesend; er wird erst dann zugezogen werden, wenn die Conferenz der fünf Großmächte sich über die Vorlage geeinigt hat, die sie der Schweiz zu machen gedenken. - In Betreff der gerechten Forderungen Preußens und Oestreichs an Dänemark wegen der holsteinischen und lauenburgischen Verfassungs= und Domainen=Angelegenheit, hat das dänische Cabinet neuerdings eine abweichende Antwort ertheilt; es betrachtet die deutschen Forderungen, als nicht zu Recht bestehend und will auf keinen Fall darauf eingehen. - Der Vicelandmarschall der lauenburgischen Ritter= und Landschaft, Graf Kielmannsegge, auf Gültzow, soll, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, nach Frankfurt abgegangen sein, um im Namen Lauenburgs über die dänische Gesammt=Staats=Verfassung Klage beim Bundestage zu führen.
- Die in Oestreich angeordneten neuen Paßvorschriften sind für den Personenverkehr von großer Erleichterung. Ausländer haben nur an der Landesgränze ihre Pässe vorzuweisen, im Inlande werden sie weder vorgewiesen, noch visirt, noch polizeilich abgeliefert. - In München hat sich die deutsche Postconferenz über zweckmäßige und billigere Fahrposten innerhalb des deutschen Postvereins geeinigt, und an der Zustimmung der betreffenden Regierungen ist nicht zu zweifeln. - In Nürnberg tagen auserlesene Fachmänner und Vertreter der Regierungen über die Ausarbeitung eines gemeinsamen deutschen Handelsgesetzbuches. Als Hr. v. d. Pfordten, der baierische Ministerpräsident, die Post=Conferenz schloß, sprach er die bedeutsamen Worte: Alles, was bisher zur Förderung deutscher Interessen von Oestreich und Preußen gemeinsam und ernstlich erstrebt wurde, ist immer zu Stande gekommen. Wenn Oestreich und Preußen Hand in Hand gehen, so geht ganz Deutschland mit ihnen.
- In Preußen ist ein neues Ehescheidungsgesetz, das die Ehescheidung noch mehr erschweren sollte, von der Kammer verworfen worden.
- Zwischen England und Persien ist in Paris Frieden geschlossen. - Das englische Unterhaus hat den Krieg mit China, der bloß eines Handelsvortheils wegen begonnen, gemißbilligt und dem Premierminister Lord Palmerston, der für den Krieg verantwortlich ist, seinen Tadel ausgesprochen. Die Majorität des Volkes dagegen hat er auf seiner Seite. Deputationen aus allen großen Städten treffen ein, um dem Premier ihre Zustimmung zu dem von ihm eingeschlagenen Verfahren gegen China auszudrücken. Ueber die Gegner Lord Palmerston's, die Parlamentsmitglieder Cobden und Disraeli, hörte man die bittersten Worte: "sie seien gar keine Engländer, sie hätten kein britisch Herz im Leibe, sonst würden sie sich schämen, das Leben und Eigenthum ihrer Mitbürger der Blutgier eines Gesindels preiszugeben, dessen ganze gepriesene Civilisation nichts sei, als die Carricatur derselben. Die Gegner seien eine Rotte von Verschwörern, sie taugen Alle nichts und England sollte Gott danken, daß es den alten Palmerston besäße, der es immer gut mit dem Lande gemeint habe, und an dem nothwendig viel Gutes sein müsse, weil er vom ganzen Auslande so bitter gehaßt werde." - Von England sollen 5000 Mann nach China zur Verstärkung der englischen Macht daselbst abgehen; von Bengalen sind schon ansehnliche Verstärkungen unterwegs.
- Der Kaiser von China hat den Befehl erlassen, daß kein Chinese mit Engländern Handel treiben soll. Uebertreter werden geköpft.
- In Tscherkessien haben die Häuptlinge der verschiedenen Volksstämme in einer Generalversammlung einen Ungarn Namens E. Warrens zu ihrem Ober=Befehlshaber der sämmtlichen tscherkessischen Streitkräfte gegen die russische Macht erwählt. Nach dem ungarischen Kriege flüchtete er nach der Türkei und führt jetzt den Namen Mehemed Bey. Vierhundert polnischer und ungarischer Militairs aus der aufgelösten englischen Legion haben sich nach Tscherkessien eingeschifft; an der Spitze dieses Corps steht ein polnischer Graf Lazinsky.
- Der türkische Schatzmeister hat aus dem Kronschatz des Propheten einige der schönsten Edelsteine verschwinden lassen. Sie sind in's Meer gefallen, sagte er, wahrscheinlicher in Seine weiten Taschen. Die Türken aber schreien Zeter und Mord.


Vermischtes.

- Sorget nicht! Ein Geistlicher in einem Seestädten fuhr auf einem kleinen Schiffe vom Ufer nach der gegenüberliegenden Insel. Am Hintertheile des Schiffes stand der Steuermann, vornan saßen zwei Matrosen, Vater und Sohn, und handhabten die Ruder. - Ihr seid heute wieder traurig, Jack, sagte der Geistliche zu dem Vater - Freilich, antwortete der Matrose, der Winter ist vor der Thüre, und wie wird's werden mit meinen fünf Kindern? Ich bin den ganzen Tag in voller Sorge! - Das sollt ihr aber nicht sein, denn der Heiland sagt: Sorget nicht! - Den Spruch versteh' ich nimmer und nimmer! Also soll ich mich jetzt auf die faule Haut legen, von meinen paar ersparten Groschen mir einige gute Tage machen und es darauf ankommen lassen, ob der liebe Gott etwas beschert für Weib und Kind, oder ob sie hungern und frieren müssen? - Das nicht, aber - - holla, Jack! was ist denn das? rief plötzlich der Geistliche, wir fahren eben durch die Klippen, und ihr schaut euch nicht einmal um darnach? Thut eure Schuldigkeit! - Ei, sagte der Matrose gleichgültig, das ist Sache es Steuermanns. - Thut eure Schuldigkeit, Jack! sage ich noch einmal, und dämmert nicht so vor euch hin, seht ihr denn die Klippen nicht? Wir gehen zu Grunde, wenn ihr's so leichtsinnig mit eurer Arbeit nehmt. - Schuldigkeit thun - leichtsinnig nehmen? erwiederte der Matrose, Herr, wie kommt ihr mir vor? Arbeit' ich nicht aus Leibeskräften, soll ich vielleicht mit steuern helfen? - Freilich, freilich, sagte der Geistliche, damit es glücklich vorwärts geht. - Ach, das wäre ja eine unnütze Geschichte, Herr. Jeder thut eben das Seine, dann wird schon alles recht werden, - der Steuermann steuert und ich führe das Ruder. So ist's Schiffsbrauch! - Nun, nehmt's nur nicht übel, Jack! erwiederte lächelnd der Geistliche, im Reiche Gottes ist's eben auch so Brauch. Das Arbeiten ist eure Sache, das thut aus Leibeskräften und seht dabei nicht rechts und nicht links! Die Sorge aber, daß ihr bei eurer Arbeit zu Grunde gehen und nicht vorwärts kommen möchtet, die erspart euch und laßt sie dem, der am Steuer sitzt, und von dem geschrieben steht: All' eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorget für euch! -
- Unter den verschiedenen Corps, aus denen das Heer des Königs von Siam zusammengesetzt ist, fesselt eins besonders die ganze Aufmerksamkeit der Fremden, nämlich das Bataillon Frauen, welches die Leibgarde des Könige bildet. Es besteht dieses Bataillon aus 400 Frauen, mit der möglichsten Sorgfalt aus den schönsten und rüstigsten jungen Mädchen des Landes gewählt. Dieses Corps ist ungewöhnlich reich besoldet und ebenso vollkommen disciplinirt. Mit dem 13ten Jahre treten die weiblichen Gardisten in das Corps und gehören mit dem 25sten zur Reserve. Dann verlassen sie den persönlichen Dienst des Souverains und werden bis zu ihrem Hinscheiden als Hüter der königlichen Schlösser und Domainen verwandt. Beim Eintritt in's Heer legen sie das Gelübde der Keuschheit ab, das sie nur dann brechen können, wenn sie vom Könige ausersehen werden, unter die Zahl seiner gesetzmäßigen Weiber zu treten, was zuweilen stattfindet. Das Costüme dieser Frauen ist äußerst reich. Ihre Paradeuniform besteht aus einer weißen wollenen Robe von dem feinsten Stoffe und reich mit Gold gestickt, die bis auf die Kniee reicht. Darüber tragen sie ein leichtes und geschmeidiges Panzerhemd und zum Schutze des Oberkörpers einen vergoldeten Panzer; die Arme sind frei, um sie nicht in der Handhabung der Waffen zu hindern. Den Kopfschmuck dieser Kriegerinnen bildet ein schön geformter, vergoldeter Helm. In diesem Anzuge, der nur bei feierlichen Gelegenheiten, Hoffesten etc. getragen wird, sind sie einfach mit einer Lanze bewaffnet, die sie mit be=

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wunderungswürdiger Geschicklichkeit führen. Ihr gewöhnliches Costume ist einfacher, und dann besteht ihre Waffe in einer Flinte, die sie nicht minder geschickt handhaben. Das Bataillon besteht aus vier Compagnieen, jede zu 100 Frauen, unter dem Befehl Einer, welche Hauptmannsrang hat. Seit 5 Jahren steht das Bataillon unter dem Oberbefehle einer Frau, welche im Jahre 1851 bei einer Tigerjagd dem Könige durch ihren persönlichen Muth und ihre Gewandtheit das Leben rettete. Jede Frau des Bataillons hat 5 Negerinnen zur Bedienung, braucht sich also gar nicht um ihren Haushalt, ihre Toilette zu kümmern, kann sich vielmehr ganz dem ruhmreichen Waffenwerke widmen.
- Der franz. Consul zu Mossul am Euphrat ist bei seinen Ausgrabungen daselbst auf die Ruine des Thurmes von Babel gestoßen, von dem zwei Stockwerke noch gut erhalten sind. Man hat unter den Trümmern verschiedene Juwelen, geschnittene Steine und eine Menge Münzen gefunden.
- Der erwartete Komet, der nach der Ansicht der Franzosen am 13. Juni unserer Erde den unsanften Zertrümmerungsstoß beibringen soll, ist bereits erschienen. Man schreibt aus Cherbourg: Ein äußerst glänzender Komet erscheint des Abends im Westen. Er scheint keinen Schweif zu haben, dagegen ist er mit Haaren bedeckt.
- Der Gewohnheitstrinker trinkt sich nach und nach um alle besseren Gefühle, er wird zuletzt so viehisch, roh und brutal, daß er am erträglichsten ist, wenn er sich berauscht hat. Eine Frau klagte, ihr Mann behandle sie so abscheulich, und als sie, um sie zu trösten, gefragt wurde: das thut er doch wohl nur, wenn er betrunken ist? sah die Frau verwundert auf und sprach mit einem tiefen Seufzer: ach, wenn mein Mann immer betrunken wäre, dann wäre ich glücklich, dann ist er ein Engel.
- In München hat ein reicher närrischer Engländer einen Knaben unter der Bedingung an Sohnes statt angenommen, daß er ihm eine Million gebrauchter Briefmarken einliefere. Ganz München hilft dem armen hübschen Jungen zum reichen Vater.
- Der neue strenge Oberpfarrer in Gera giebt jedem Kinde im Wochenblatte seinen Vater, auch wenn's ein uneheliches ist.
- Die größte Uhr der Welt ist die im neuen Westminster=Palast zu London mit einem Zifferblatt von 22 Fuß 6 Zoll im Durchmesser, von Gußeisen, aber mit einem halbdurchsichtigen Glas ausgefüllt, das des Nachts transparent erleuchtet wird. Die Zeiger sind von vergoldetem dünnen Kupfer; der Minutenzeiger braucht 24 Mal mehr Triebkraft als der Stundenzeiger. Der Hammer zum Schlagen der Stunden wiegt 4 Centner und hat einen Fuß Hebung, um seine Schuldigkeit zu thun. Das Aufziehen, auf je acht Tage, erfordert jedesmal zwei Stunden Zeit.
- Die bisherige Behauptung, daß die Getreidepreise in fortwährender Steigerung begriffen, wird in der N. P. Z. widerlegt. Nach derselben stellt sich der Durchschnittspreis des Weizens in den Jahren von 1809-1824 um etwa 27 Procent und der des Roggens um 32 Procent höher, als 1825 bis 1849 Auf kürzeren Zeiträumen berechnet, stellen sich die Durchschnitte folgendermaßen:
      1800-1809 für Weizen 98, Roggen 75 Taler (Mecklenburg),
      1810-1819 für Weizen 82, Roggen 56 Taler (Mecklenburg),
      1820-1829 für Weizen 54, Roggen 36 Taler (Mecklenburg),
      1830-1839 für Weizen 62, Roggen 43 Taler (Mecklenburg),
      1840-1849 für Weizen 74, Roggen 50 Taler (Mecklenburg),
      1850-1859 für Weizen 82, Roggen 62 Taler (Mecklenburg).
Der Durchschnittspreis der zehn Jahre 1815-1824 ist 74 Silbergroschen für den Scheffel Weizen und 49 Sgr. für Roggen. Der Durchschnitt der dreißig Jahre 1825-1854 ist 68 Sgr. für den Scheffel Weizen und 48 Sgr. für Roggen.
- In Betreff des gegenwärtigen flauen Getreidegeschäfts schreibt der pr. Landw. Folgendes: Es fehlt zur Zeit noch jeder sichere Anhalt zur Beurtheilung des ferneren Geschäfts, und es wurde, den Erfahrungen früherer Jahre gegenüber, durchaus voreilig sein, aus dem seitherigen Verlauf der Dinge, darauf schließen zu wollen, daß der Preisstand von nun bis zur Ernte nicht noch ein ganz anderer, d. h. höherer, werden könnte. Mindestens scheinen uns die jetzigen Verhältnisse ganz dazu angethan, große Veränderungen in dieser Beziehung in Aussicht zu stellen. Denn das große Deficit, welches die letzten Jahre hinterlassen haben, ist nach allen desfallsigen Wahrnehmungen durch die letzte günstige Ernte noch keineswegs gedeckt. Im Jahre 1739 stieg der Wispel Weizen vom Februar bis Juli von 33 auf 85 Thlr.; 1805 vom Februar bis August von 74 auf 140 Thlr.; 1830 vom Mai bis Juli von 28 auf 75 Thlr.; 1838 vom Februar bis August von 25 auf 76 Thlr.; 1842 vom Januar bis Juni von 29 auf 70 Thlr. Wir könnten diesen Beispielen noch viele andere hinzufügen; es mögen indessen diese hier genügen. Es ist uns zwar nicht vergönnt, in die Zukunft zu schauen; aus der Geschichte vergangener Zeiten aber, können und sollen wir lernen, was wir von derselben in diesem oder jenem Falle etwa zu erwarten und wie wir uns gegen alle Eventualitäten sicher zu stellen haben. - Es ist jetzt Windstille; es ist uns nicht unwahrscheinlich, daß der Sturm nachfolge.
- In Hamburg und überhaupt auf den norddeutschen Märkten war Getreide in fester Stimmung, aber ohne bedeutenden Umsatz. Auf der Berlin=Magdeburger Eisenbahn gehen fortwährend große Getreide=Transporte dem Rhein zu, und bedeutende Sendungen von Spiritus nach Frankreich. Spanien und Portugal setzen ihre Beziehungen von England, den Ost= und Nordseehäfen fort.


Wenn in Folge der Aufforderung des Großherzoglichen Domainen=Amtes vom 5. Januar d. J. in Betreff Aufhebung des von Boitin=Resdorf nach Gr. Mist führenden Fußsteiges kein Widerspruch vorgebracht worden, so wird hierdurch die von den Dorfschaften Boitin=Resdorf, Groß= und Kl. Mist beantragte Aufhebung des bezeichneten Fußsteiges von Amtswegen genehmigt und verfügt.
Schönberg, den 8. März 1857.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


      Daß der Sattlergeselle Herrmann Möller in Schönberg sich freiwillig unter Curatel gestellt hat, und der Buchbinder J. P. Bade hieselbst zu dessen Curator Gerichtswegen ernannt ist, wird, mit der Bemerkung: daß ohne Genehmigung des Letzteren mit dem etc. Möller keine zu Recht beständige Rechtsgeschäfte abgeschlossen, und Zahlungen gültiger Weise nur an den Curator geleistet werden können, hierdurch zur Kenntniß des interessirenden Publikums gebracht.
    Schönberg, den 7. März 1857.

                                                    Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                                                    C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Verpachtung

      Auf den Antrag der Curatoren der Tischler Burmeister'schen Minorennen zu Schaddingsdorf (des Hauswirths Hellmann daselbst und des Zieglermeisters Schröder zu Röggelin) sollen die zum Tischler Burmeister'schen Nachlasse gehörenden Grundstücke, als:

a) die zu Schaddingsdorf belegene Büdnerei, nebst, dem dazu gehörenden Acker (doch mit Ausnahme des Kathens und zweier Miethswohnungen im Hause),
    sowie
b) eine an der Dermern'schen Scheide belegene Koppel, 24 Scheffel groß, mit bestellter Saat,
auf 10 Jahre, von Ostern d. J. an, öffentlich an den Meistbietenden verpachtet werden. - Zu dem Ende ist Licitations=Termin auf

Donnerstag den 19. März d. J., Morgens 11 Uhr, angesetzt worden, wozu demnach Pachtliebhaber hiermit vor Gericht geladen werden.
      Die Verpachtungsbedingungen - aus denen hier nur bemerkt wird, daß jedes der beiden Grundstürke

[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 4]

besonders auf den Bot gebracht werden wird - können sowohl auf hiesiger Gerichts=Registratur, als bei den Vormündern - die, auf Verlangen, auch Gelegenheit zur Besichtigung der Pachtstücke geben werden - eingesehen werden.
    Schönberg, den 27. Februar 1857.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                    Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Nicht zu übersehen.
Am nächsten                                                    
Montage den 16. dieses Monats

soll abermals auf dem Tischler Burmeister'schen Gehöfte zu Schaddingsdorf in öffentlicher Auction gegen gleichbaare Bezahlung verkauft werden:

1) allerlei Haus= und Küchengeräthe;
2) 12 Ober= und Unterbetten, 5 Pfühle, 12 Kopfkissen, eine Tangmatratze, desgleichen Pfühle, Bettlaken, Manns= und Frauenhemden u. s. w.;
3) sehr gute Manns= und Frauenkleider und eine silberne Taschenuhr;
4) 270 Ellen Flechsen= und Hedenleinewand in verschiedenen Enden, 50 Pfund reiner Flachs;
5) ein Halbdutz. Rohrstühle.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr, und bittet um zahlreichen Besuch

                                                    Labann, Landreiter.

Carlow, den 11. März 1857.


Haus=Verkauf.

        Zu dem mir aufgetragenen meistbietend öffentlichen Verkaufe des in der Sabower Straße belegenen Bäckerältermann Pöhl'schen Hauses und eines demselben Verkäufer gehörigen an der Chaussee nach Rottensdorf belegenen Ackerstücks setze ich Termin

auf Mittwoch den 25. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause des Ackerbürgers Böckmann
an, und sind die Verkaufs=Bedingungen vorher bei dem Verkäufer und mir zu erhalten.
         Schönberg, den 12. März 1857.

                                                    Kindler, Advocat,
                                                    als Notar.


Bekanntmachung.

        Die Bewohner des Schönberger Armendistricts werden aufgefordert, die volle Armensteuer an die resp. Vorsteher, in Schönberg an den Webermeister Aug. Threms und Webermeister Joh. Köhler, und auf dem Lande: an die Hauswirthe Eckmann in Blüßen, Bonhoff in Mahlzow, Bonhoff in Großen=Siemz und Spehr in Retelsdorf, zu bezahlen.
    Schönberg, den 25. Februar 1857.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

        Die diesjährige ordentliche März=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereines f. d. F. Ratzeburg wird

am Freitag den 20sten d. M.
Vomittags 11 Uhr

im Saale des Gastwirths Boye hieselbst stattfinden.
    Als Gegenstände der Besprechung werden - neben der beschlußmäßig vom Vorstande zu proponirenden Geschäftsordnung - vorgeschlagen:
      1) der Lupinenbau,
      2) die Lungenseuche beim Rindvieh
und ist, wenn einzelne Mitglieder andere Gegenstände noch zum Vortrag zu bringen wünschen, dies zuvor dem Vorstande anzuzeigen.
    Schönberg, den 5. März 1857.

                                                    Namens des Vorstandes.
                                                    F. Boccius, d. Z. Secretair.


Der nächste                                      
Mondschein=Club
findet am Freitag den 20. d. M. statt.                                                    
Schönberg, den 12. März 1857.                          


        Zu der Bergbau=Gesellschaft:

Herzog von Arenberg,

zu Osterfeld bei Oberhausen, sind Prospecte und Ziehungsbogen bei mir zu haben.
    Das reichhaltige Kohlenlager sichert den Betrieb, bei einer jährlichen Ausbeute von 10 Millionen Scheffel, auf circa 900 Jahre.
  Meetzen bei Gadebusch im Februar 1857.

                                                    C. Schickendanstz.


Mit                                                        
frischem Rüdersdorfer u. Segeberger Kalk
empfiehlt sich bestens                                                    
                                                    A. Wigger.


        Hierdurch mache ich bekannt, daß ich den Schleichsteig vom Hofe nach Sahmkow aufhebe und in der Folge Jeden, der denselben betritt, pfänden werde.
        Kl. Rünz, den 5. März 1857.

                                                    H. Rusch.


Ein vor ohngefähr 10 Jahren neu erkauftes und nur wenig benutztes

Fortepiano

soll Umstände halber verkauft werden und giebt auftragsmäßig nähere Auskunft

                                                    Aug. Rudow, Adv.

    Rehna, den 27. Februar 1857.


        Einem geehrten Publikum bringe ich hiermit ergebenst zur Kenntniß, daß ich bei meinem Putzgeschäfte

Strohhüte für Herren, Damen und Kinder,

nach den neuesten Façons und in allen verschiedenen Arten, führe. Indem ich die Waare zu möglichst billigem Preise verabfolgen lasse, bitte ich um geneigten Zuspruch.
    Schönberg, den 11. März 1857.

                                                    Sophie Zölker, Putzmacherin.


Ein Bursche,

der Lust hat die Drechsler=Profession zu erlernen, findet zu Ostern d. J. eine gute Stelle beim

                                                    Drechslermeister Heinr. Schleuß
                                                    in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Freitag, den 13. März, Vormittags 10 Uhr
        Passionspredigt: Pastor Gerling.
Sonntag, den 15. März, predigt Vormittags:
        Pastor Gerling.
Nachmittags:
        Passionspredigt: Pastor Kaempffer.

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Schönberger Gemeinde.

Geboren: Am 7. März ein Töchterlein des Arbeitsm. Maak vor Schönberg.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg)   2-16 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 40-48 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 40-50 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 32-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-38 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 40-48 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 5 Schilling (Mecklenburg).
Altona=Hamburger Viehmarkt.
Fette Schweine, 100 Pfund 36 Mark.


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.


Preis=Verzeichniß
von
Gemüse-, Gras-, Holz- u. Blumen-Samen, Georginen, Rosen, Topfpflanzen, Fruchtbäumchen und Sträuchern, Stauden, Zwiebel- und Knollen-Gewächsen
bei
C. Gründel in Ratzeburg.
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Die Preise sind bis zum Herbst 1857 gültig.

Bemerkungen. Die Preise sind in Landesmünze. Die Louisd'or, holl. Ducaten und andere Münzsorten nach dem Cours. Für Emballage und Kosten wird eine billige Vergütung berechnet. Briefe etc. werden portofrei erbeten. Unter 1/4 Pfd. gelten die Lothpreise.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 6]

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[ => Original lesen: 1857 Nr. 11 Seite 7]

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

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Anfertigung von Garten=Plänen in dem geschmackvollsten Styl, große und kleine Garten=Anlagen, Drainagen, so wie Anpflanzungen von Parks, werden unter billigen Bedingungenn, auf die zweckmäßigste und geschmackvollste Weise, beschafft.

 

 

Vignette

 

 


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