No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Oktober
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 41 Seite 1]

Da nach amtlichen Bekanntmachungen in dem Herzogthum Holstein die Lungenseuche unter dem Rindvieh wieder aufgebrochen ist, so wird, zur Vermeidung der Einschleppung dieser verderblichen Krankheit, die im Jahre 1852 angeordnete Absperrung wieder eingeführt, und zu dem Zwecke auf der ganzen diesseitigen westlichen und südlichen Landesgränze von Dassow bis zum Lauenburgischen Dorfe Dechow der Eingang von Rindvieh aller Art hierdurch bis auf Weiteres gänzlich verboten.
            Diesem gemäß ist es verboten, Rindvieh, es bestehe in Ochsen, Stieren, Kühen, Starken oder Kälbern, es möge zur Einführung in das Land, oder bloß zum Durchgange durch dasselbe bestimmt sein, über jene Gränze in das Land zu führen, das verbotswidrig übergeführte Rindvieh ist aber sofort zu confisciren, zu tödten und zu verscharren. Die Contravenienten werden in eine Geldstrafe von 5 bis 50 RTaler (Mecklenburg), oder entsprechende Gefängnißstrafe genommen werden.
            Das gedachte Verbot soll sich auch auf die Ein= und Durchführung der rohen Theile von geschlachtetem und gefallenem Rindvieh, als von rohen Häuten, Fleisch, Talg u. s. w. erstrecken, und wird gegen derartige verbotswidrig übergeführte Producte, so wie gegen die Contravenienten ebenfalls dem Obigen gemäß verfahren werden.
            Die Landreiter, Husaren und die Dorfsschulzen werden hierdurch angewiesen, die Ausführung dieser Bestimmungen auf das sorgfältigste zu überwachen.
        Schönberg, den 30. September 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.             C. L. v. Oertzen.


- Der Kaiser, die Kaiserin und der kaiserliche Prinz sind aus Biarritz wieder in Paris in bestem Wohlsein angekommen. - Die Verhaftungen, die in Folge des kürzlich entdeckten Complotts in ganz Frankreich vorgenommen, sind ungeheuer. In Paris wurden allein über 1000 Personen eingesteckt. Man spricht hier von außerordentlichen Maßregeln. Die Garnison in Paris soll verstärkt werden, da man ernstliche Unruhen befürchtet.
- Die Regierung richtet ein besonderes Augenmerk auf die Einschmuggelung fremder Bücher und Journale in Frankreich. Ein Rundschreiben befiehlt den Post=Directionen, jede ihnen verdächtig vorkommende Druckschrift, auch wenn sie in einem Umschlage oder Briefe sich befindet, anzuhalten und sofort die Beschlagnahme zu veranlassen.
- Die von Frankreich seinem Gesandten in Neapel zugesandten Instructionen sollen folgendermaßen lauten: Eine allgemeine Amnestie für die Gefangenen sowohl, als auch für die Verbannten und Emigranten; vollständiges Aufhören der Polizei=Willkühr und in Verbindung damit eine totale Reform des Justizwesens und des Strafverfahrens; administrative Reformen im Interesse der Landescultur, des Handels und der Gewerbe; endlich Zurückerstattung der Vermögensconfiscationen gegen die wegen eines politischen Vergehens verurtheilten und verbannten Personen.
- Ungeachtet der Drohungen der Westmächte besteht der König von Neapel auf seinem festen Willen, keine Einmischung fremder Mächte in seinen Innern Angelegenheiten zuzugeben. - Das östreichische Cabinet hat eine Note an seine Gesandten in Paris und London erlassen, in welcher es gegen jede bewaffnete Demonstration gegen Neapel protestirte und energisch fordert, daß diese Angelegenheit einem bald zu eröffnenden Congresse anheimgestellt werde.
- Die Erklärung Oestreichs, daß es die Donaufürstenthümer nicht eher räumen wird, bis alle Punkte des Pariser Friedens erfüllt seien, hat bei der Pforte eine nicht geringe Ueberraschung hervorgebracht. Der türkische Minister hat sich an die Gesandten der Westmächte deshalb gewendet und diese zur Vermittelung jenes Vorhabens aufgefordert, ohne jedoch seinen Zweck erreicht zu haben. - Omer Pascha ist bei der Pforte gänzlich in Ungnade gefallen; er hat sich auf einen ihm eigenthümlichen Landbesitz zurückgezogen.
-Während der Anwesenheit der Kaiserin=Mutter von Rußland in Nizza wird im Hafen Villefranca eine Ehren=Flottille stationirt werden, bestehend aus russischen, französischen, englischen und sardinischen Kriegsschiffen.
- Die in Rußland bestandene Verordnung, nach welcher Gewerbtreibende für die von ihnen zu verschreibenden Arbeiter und Gesellen erst eine polizeiliche Erlaubniß einholen mußten, ist jetzt aufgehoben; dagegen haben die im Auslande bestellten Consule das Recht erhalten, nach ihrem Ermessen für dergleichen Personen Pässe nach Rußland auszustellen.
- Der deutschen Fremdenlegion in London wird die Wahl schwer gemacht, so viele Werber erscheinen und versprechen ihr jeder die rosigste Zukunft. England will Sie als Militaircolonie nach dem Cap senden, woher die Kaffern schon Gruß und Em=

[ => Original lesen: 1856 Nr. 41 Seite 2]

pfehlung an ihre zukünftigen Dorfnachbarn gesendet haben. Die argentinische Republik kann die Legion auch zur Blutdüngung gebrauchen, welche der Getreidesaat in noch uncultivirten Ländern voranzugehen pflegt. Und die Holländer wollen ihre vom gelben Fieber gelichteten Batavia=Regimenter damit ausfüllen. Eine andere Parthei, an deren Spitze ein östreichischer Flüchtling, Oberst Mack, steht, sucht die Legion für Europa zu conserviren, um bei einer etwaigen Erhebung sogleich "bei der Hand zu sein".
- Eins der Schiffe, auf denen James Cook, der Weltumsegler, vor nunmehr bald hundert Jahren seine Entdeckungsreisen gemacht, hat seit längerer Zeit als Station für die Themsepolizei gedient. Jetzt ist es auch dazu undienstfähig geworden und soll klein gemacht werden zu Brennholz.
- An der englischen Küste hat ein furchtbarer Sturm gewüthet, worin außer einem Schwarm gestrandeter Küstenfahrzeuge 20 größere Schiffe total Schiffbruch gelitten.
- Der preußische Handelsminister hat die von der Berliner Handels=Kammer demselben gestellten Wunsch, dem Handelsstande eine entsprechende Summe zur Abhülfe der augenblicklichen Geldnoth vorzustrecken, abgelehnt. Die N. P. Z. bemerkt dazu: "Unmöglich kann der Staat da, wo die Wurzel des Uebels theils in der Manipulation gewisser Speculanten liegt, welche um der Provision willen Millionen Silbers ausführten, theils in dem Leichtsinn schwindelnd hoher Börsen=Agiotagen zu suchen ist, unmöglich kann da die Regierung ihre für gerechte Opfer allgemeiner und gerechter Bedrängniß bestimmten Fonds herauswerfen, um Mittel zur Abhülfe zu bieten, von denen Niemand bereifen kann, daß sie mehr als zeitweilige und also fruchtlose Nothhülfe sein würden".
- Um der Verfälschung von Lebensmitteln entgegenzuwirken, hat das preußische Ministerium des Innern eine Verfügung erlassen, nach welcher diejenigen, welche Lebensmittel und Getränke feil haben, von welchen dem Verkäufer bekannt ist, daß sie mit vergifteten oder der menschlichen Gesundheit gefährlichen Stoffen vermischt sind, mit Zuchthaus von 5-15 Jahren, oder wenn in Folge der Handlung ein Mensch das Leben verloren hat, mit dem Tode bestraft werden soll. Mit fremdartigen, aber nicht der Gesundheit schädlichen Stoffen vermischten Lebensmittel und Getränke soll als Betrug mit Gefängniß bis zu 5 Jahren oder Geldbuße von 1000 Thaler bestraft werden.
- Das zum Andenken an die bei Rossentin im Jahre 1806 gefallenen Preußen errichtete Denkmal ist auf eine Unterlage von Felsblöcken errichtet; es besteht aus Sockel, abgestumpfter Pyramide und Krönung, obenauf der preußische Adler von Bronce, und ist mit Einschluß desselben etwa 10 Fuß hoch. An dem Mittel= und Hauptstück befinden sich zwei Medaillons, wovon das eine einen Grabhügel mit bekränztem Kreuze zeigt, neben welchem ein Ritter steht, welcher sich mit der einen Hand auf einen Schild stützt, während er in der andern einen Kranz hält, bereit, ihn auf den Grabhügel zu legen. Der Schild und auch der Brustharnisch zeigen den mecklenburgischen Büffelkopf; das Ganze aber führt die Umschrift: "Ehre dem auch im Unglück Unverzagten!" Das andere Medaillon wird von einem Lorbeerkranz gebildet, darinnen die Worte stehen: "Dem Andenken der am 1. Novbr. 1806 hier gefallenen preuß. Krieger. Die mecklenb. Officier=Corps. 1856."
- Auch in Mecklenburg soll kürzlich die Gründung einer Creditgesellschaft mit einem Capital von 10 Mill. Thaler beabsichtigt gewesen sein; die dazu nachgesuchte Concession bei der Regierung aber nicht ertheilt worden.
- In London ist vorige Woche der Actien=Registrator Robson, bei der Crystallpallast=Compagnie angestellt, mit 30,000 Pfd. St. davon gegangen. Letztere hat 250 Pfd. St. zu seiner Einfangung ausgesetzt. Man hat sein Bildniß nach allen Seiten hin ausgeschickt, bisjetzt ist aber auch nicht die geringste Spur von ihm entdeckt worden.
- Bei der immer mehr steigenden Geldfülle in Europa, wie sie im Hinblick auf Australien und Californien zu erwarten war, macht sich ein immer steigender Mangel an Capital bemerkbar. Die Preise aller Waaren steigen, alle Banken erhöhen ihren Zinsfuß mehr und mehr, alle zinstragenden Papiere fallen langsam im Preise; schwächere commercielle Institute fliegen in die Luft und schwächere Menschen werden Schwindler. Es ist dies die nachhaltige Wirkung, welche die (Erschütterung von 1848 und der Krieg von 1854 verschuldet haben. Der erzeugte Riß im Wohlstande von Europa ist groß, und ehe er wieder beseitigt ist, werden die Menschen noch lange einander hinein drängen. Daneben schwankt der ungewiß gewordene commercielle Geist zwischen der äußersten Furcht und Hoffnung umher, hat keine Freude am kleinen Gewinn, weil er keine Sicherheit seiner Dauer hat, sondern spielt um den großen, nicht aus mutiger Ueberzeugung von seiner Möglichkeit, sondern aus abergläubigem Vertrauen auf gut Glück.
- Von den entlassenen Mannschaften der englisch=deutschen Legion sind viele in Hamburg bereits angekommen; man erwartet deren noch über 3000. Nicht allein, daß sie sich hier equipiren, sie verstehen auch anderweitig ihr Geld an den Mann zu bringen und Mancher hat schon in ein paar Tagen sein ganzes Capitulationsgeld ausgegeben.
- Am 29. Sept. erschoß sich in einem Hotel zu Potsdam ein von Berlin angekommenes Liebespaar. Nach den zurückgelassenen Papieren war sie aus Paris, er Cigarrenfabrikant aus Berlin.
- Die Polizei=Behörden in Ungarn sind beschäftigt, das dunkele Geschick einer Unglücklichen zu erforschen, deren Erlebnisse ein Seitenstück zu denen Caspar Hauser's bieten. Sie ist nach ihren sehr unbestimmten nur in einzelnen unzusammenhängenden Wörtern in ungarischer Sprache gemachten Auslassungen im Alter von ungefähr 6 Jahren aus ihrem elterlichen "Schlosse" hinweggeführt worden, und hat dann unter der Wartung einer alten Frau 14 Jahre in einem unterirdischen Gemache zugebracht, bis sie in neuester Zeit diesem Aufenthalte entzogen und nach Aschaffenburg gebracht wurde, wo sie die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen hat. Nach längeren vergeblichen Nachforschungen soll es jetzt wenigstens gelungen sein, im Crassoer Comitate den Ort ausfindig zu machen, wo das Mädchen zuerst gelebt zu haben scheint.
- Aus Mecklenburg klagt man, daß aufgenommene und zum Trocknen ausgelegte Kartoffeln nach ein paar Tagen viele Faule zeigten. Auch aus dem Holsteinischen und Hannöverschen werden ähnliche Klagen gehört. - Der Abzug der Störche aus Mecklenburg geschah in diesem Jahre am 25. August. Wie alte Hirten versichern, versammeln sich alljährlich ziemlich gleichmäßig an diesem Tage (Jakobitag) seit Menschengedenken die Störche dortiger Gegend auf einer großen zwischen Ludwigslust und Parchim belegenen Wiese, wo dann gleichsam Heerschau unter ihnen gehalten wird, und diejenigen Störche, bei denen sich herausstellt, daß sie nicht ordentlich fliegen, also die Reise übers Meer nicht machen können, von den Andern umgebracht werden.
- Die Getreidevorräthe in Odessa erhalten sich fortwährend auf ansehnlicher Höhe, ungeachtet des großen Abzugs. - Auf den Getreidemärkten bleiben Preise ziemlich fest, aber ohne Kauflust.


Die holsteinische Marsch.

Will man die eigentliche Speisekammer Holsteins - die Marsch - besuchen, so wähle man die Route von Altona über Elmshorn, Itzehoe, Brunsbüttel, Meldorf, Wörden, Neuenkirchen nach Tönning. Wenn man zu dieser Tour die Zeit wählt, wo die Weiden alle mit Vieh beschlagen und die Felder in üppiger Fülle mit Korn bestanden sind, also den Juni=Monat, so wird sich Jeder ohne Ausnahme durch den Augenschein überzeugen, mit welch verschwenderischer Freigebigkeit die Natur ihr Füllhorn über diese Gegend ausgeschüttet hat! Kein Hügel und kein grüner Wald, nicht mal ein einzelner Baum im Felde bietet dem Auge eine Abwechselung dar; aber welch ein Ersatz findet sich in die=

[ => Original lesen: 1856 Nr. 41 Seite 3]

sen ebenen Flächen; so weit das Auge reicht, ein üppig bestandenes Feld und dazwischen die zum großen Theil einzeln belegenen schönen Gehöfte! nur bei diesen finden sich hin und wieder kleine Baumgruppen und auch einzelne Bäume.
Die Holsteinische Marsch besteht aus einer, bei Glückstadt (5 Meilen von Altona) beginnenden, längs der Elbe und Nordsee sich hinziehenden, 1/2 bis 2 Meilen breiten, nur einige Fuß über der ordinairen Fluthhöhe erhabenen Fläche. Ursprünglich bildete diese Marsch einen Theil der flachen Vorufer der Elbe, so wie der Nordsee; Späterhin, nachdem diese Vorufer durch den mit jeder Fluth auftreibenden sogenannten Schlick theilweise so weit erhöhet waren, daß nur eine höhere Fluth als die gewöhnliche oder ordinaire, sie mehr überragte, schlug man Deiche um diese angeschwemmten Plätze und brachte in diesen eingedeichten Flächen wiederum Hügel zusammen, worauf alsdann die Häuser gebauet wurden, um bei einem starken Wasserdrange und etwaigem Durchbruch des Deiches noch fernerhin gegen das Wasser geschützt zu sein. Hatte sich nun nach Verlauf von Jahren außerhalb dieses Deiches wiederum eine über ordinaire Fluthhöhe erhabene Fläche gebildet, so schlug man um diese wiederum einen Deich. Eine solche eingedeichte Fläche nannte man Koog und das ist auch noch heutigen Tages die Benennung dafür. Durch diese Eindeichungen sind sämmtliche Marschen entstanden; den zunächst des Meeres oder zuletzt geschlagenen Deich nennt man Seedeich und die ersten, welche hinter diesen liegen und früher ebenfalls Seedeiche waren, nennt man Binnendeiche und so würde man diese Deiche stellenweise, wo die Marsch ihre größte Breite hat, in vierfacher Linie finden, wenn nicht die, dem ursprünglichen Ufer zunächst gelegenen nach und nach abgeräumt wären; eine doppelte Reihe findet man aber noch überall und der zunächst des Seedeichs liegende Binnendeich darf nicht abgetragen werden, weil er bei etwaigem Durchbruch des Seedeichs dem übrigen Lande noch wiederum Schutz gewährt. Alle diese Deiche sind nicht in grader Linie, sondern, wenn auch nicht regelmäßig, doch ziemlich in Halbmondform angelegt. Früher konnte man ihnen aber wegen Mangel an Menschenhänden und Geldmitteln fast nie die erforderliche Stärke geben und deshalb gehörten Deichbrüche und Ueberschwemmungen durchaus nicht zu den Seltenheiten. Wenige Stunden reichten oft hin, um die schönsten Hoffnungen so vieler Landleute auf einmal zu vernichten und das tückische Element eignete sich wieder an, was jahrelanger Fleiß und Ausdauer ihm eben erst mit ungeheuren Kosten mühsam abgerungen hatte. Der Ort Brunsbüttel, an der Mündung der Elbe in die Nordsee, soll zweimal fast gänzlich durch die Fluthen zerstört sein, und darüber, sowie, daß auch noch andere Kirchspiele dasselbe Schicksal betroffen hat, liegen leider nur zu wahrhafte Nachrichten vor. Das waren keineswegs goldene Zeiten für die Marsch, denn abgesehen davon, daß die Reparatur der Deiche große Summen und viele unentbehrliche Kräfte erforderte und viele Häuser weggerissen wurden, machten die vielen zurückbleibenden Salztheile das Land auch noch für Jahre unfruchtbar. Die letzten bedeutenden Deichbrüche fanden im Jahre 1825 statt und richteten großen Schaden an; die letzte Eindeichung fand in den Jahren 1853-54 statt und war eine Fläche von 1800 Morgen à 600 []R. Dithmarscher Maaß (100 []R. Dithm. Maaß sind circa 106 []R. Mecklenb. Maaß) und der Neujahrssturm von 1855 war nahe daran, auch diesen Deich wieder zu zerstören, veranlaßte indessen aber doch auch schon bedeutende Reparaturen. Jetzt ist dieser Kogg (der Friedrich VII. Koog) schon ziemlich bebauet und sämmtliche darin befindliche Ländereien sind verkauft. Hoffentlich wird der Deich jetzt im Stande sein, den Wogen zu trotzen, denn er gewinnt mit den Jahren immer mehr an Widerstandsfähigkeit. Die Unterhaltung der Seedeiche kostet übrigens alljährlich große Summen, denn namentlich auf denjenigen Stellen, wo die vorerwähnten Aufschlickungen in Folge zu harter Strömungen nicht stattfinden, z. B. auf der äußersten Spitze von Dithmarschen bei dem Orte Büsum, ferner bei Brunsbüttel und längs der Elbe, wo das Fahrwasser fast den Fuß des Deiches berührt und die Wogen nicht durch ein weit hinaus reichendes flaches Vorufer geschwächt werden, sind zur Abwehr derselben am Fuße des Deiches noch bedeutende Steindämme und längs der Elbe sogar Faschinenwerke und Steindämme angelegt. Wenn man sich nicht durch den Augenschein davon überzeugt hat, sollte man es fast nicht glauben, daß die andringenden Wogen im Stande wären, einzelne, 5 Centner und noch darüber, schwere Steine aus ihrer Lage zu verrücken und eine Strecke gegen den schrägen Deich hinaufzukollern, und dennoch ist dies wirklich der Fall. An denjenigen Stellen übrigens, wo das flache Vorufer sich noch eine Strecke ins Meer erstreckt, haben die Deiche bei Weitem nicht so viel abzuhalten. Diese Vorufer, "Watt" genannt, sind in der Art eigenthümlich, daß sie sich stellenweise eine Stunde weit ins Meer erstrecken und dabei fast bis auf einige Zoll eine horizontale Fläche bilden; während der Ebbe kann man trockenen Fußes eine Stunde weit ins Meer hinein promeniren, muß sich indessen wohl hüten, sich von der Fluth ereilen zu lassen; denn alsdann wäre man unrettbar verloren.


Am Sonnabend,                          
den 11. October d. J.,

findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen und Buchen sowohl, als auch von Brennholz etc. aus den herrschaftlichen Forsten statt, und können Kaufliebhaber am gedachtenTage, Vormittags 11 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst sich einfinden.
Schönberg, den 23. September 1856.

                          Großh. Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.       Danckwarth.


Vorladungen.

Auf den Antrag des Schulzen Faasch in Selmsdorf, als gerichtlich bestellten Curators der Kinder und Beneficial=Erben des daselbst verstorbenen Tischlermeisters Maaß, ist zur Ermittelung etwaiger unbekannter, auf dem Nachlaß des Verstorbenen haftender Schulden das gegenwärtige Proclam - und zwar eventuell zur vollen Wirkung eines Concursproclams - erkannt worden, kraft dessen alle Diejenigen, welche an den Nachlaß des verstorbenen Tischlermeisters Maaß in Selmsdorf Ansprüche haben oder zu haben vermeinen, hierdurch geladen werden, solche in dem zu diesem Zwecke auf

Donnerstag                                                    
den 4. Dezember d. J.
Vormittags 11 Uhr

angesetzten Termine bestimmt anzugeben und zu rechtfertigen, widrigenfalls sie damit von diesem Nachlasse alsbald für immer ausgeschlossen und abgewiesen sein sollen.
Von der Anmeldungspflicht werden jedoch diejenigen Gläubiger des verstorbenen Tischlers Maaß hiermit ausgenommen, welche ihre Forderungen auf dem ihnen vor dem Termine vorzulegenden, mit dem Gerichtssiegel corroborirten Posten=Zettel, an Kapital und Zinsen, richtig verzeichnet finden werden; wenigstens haben dieselben im Meldungs=Falle auf Kostenersatz keinen Anspruch.
Schönberg, den 1. October 1856.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                    Reinhardt.


Vermischte Anzeigen.

Den geehrten Damen Schönbergs und der Umgegend mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mich in allen möglichen Putzarbeiten bestens empfehle.

                                                    Friedrike Creutzfeldt.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 41 Seite 4]

Kuhhäute und Kalbfelle werden von mir gekauft und zahle ich die höchsten Preise.

                                                    Daniel Schreep.


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Vermischte Anzeigen.

Nicht zu übersehen.

Ich beehre mich hierdurch allen meinen hiesigen und auswärtigen Kunden ergebenst anzuzeigen, daß ich von Michaelis dieses Jahres an auf der am östlichen Seeufer beim Saberg vor Ratzeburg belegenen Walkmühle mich häuslich niederlassen werde. Es wird jedem bekannt sein, daß ich seit langen Jahren das Walkmüller=Geschäft zu Römnitz für meine Eltern vorgestanden habe, daher bitte ich meine geehrtesten Kunden, mir das bisher geschenkte Vertrauen auch fernhin gütigst zu bewahren. Und da ich meine Walkmühle ganz neu mit 3 Kämmen eingerichtet habe und hinreichende Wasserkraft besitze, so verspreche ich jedem gute Walke und schnelle Aufwartung. Auch empfehle ich mich mit Hanf für Seiler und für Weisgerber zu walken.
Wer sein Zeug mit Gelegenheit schickt, der kann es an den Gastwirth Kammerhof oder beim Gastwirth Niemann auf Saberg abgeben.
Saberg den 26. September 1856.

                                                    Friedrich Vorbeck,
                                                    Walkmüller.


Das
hundertjährige   Jubiläum
der Schönberger Bäckerzunft

wird hierdurch den Landmeistern in Erinnerung gebracht. Wir wollen dasselbe an unserm Hauptquartale,

den 15. October,

feiern. Die von den Schönberger Bäckern über dieses Fest gefaßten Beschlüsse werde ich schriftlich den Herren Landmeistern einsenden.
Schönberg, den 2. October 1856.

                                                    J. Pöhls sen.,
                                                    wortführender Aeltermann.


Wegen eingetretener Umstände wird das Quartal der hiesigen Böttcher=Zunft erst

am Montag den 10. November d. J.,

als am Martini=Tage, stattfinden, und werden die Zunftmitglieder hierdurch ersucht, sich an diesem Tage allhier in dem Lokal des Gastwirths Boye Morgens 10 Uhr zu versammeln.
Schönberg den 2. October 1856.

Maaß,
Kleinfeldt, Aelterleute.


Das                          
Quartal der Zimmerleute
findet am Montag den 27. October dies. J. statt.
Schönberg, 1856.                                                    
                                                    Die Aelterleute der Zimmerzunft.


Tanz=Unterricht.

Ende dieses Monats beabsichtige ich einen Tanz=Cursus für Schönberg und Umgegend im Hotel Stadt Hamburg beim Hrn. Kaufmann Spehr zu arrangiren.
Das Nähere wird durch die in Circulation gesetzte Missive bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 9. October 1856.

                                                    J. H. Ruperty,
                                                    Tanzlehrer aus Wismar.


Am Montag den 13. u. Dienstag den 14. October wird
bei mir ein
Scheibenschießen

stattfinden, wozu ich Schießliebhaber hiermit einlade. Der Einsatz für 3 Schüsse beträgt 16 Schilling (Mecklenburg). Büchsen und Pulver werden gehalten. Auf jeden Einsatz fällt nur ein Gewinn.

                                                    Krüger Ahrendt
                                                    in Neschow.


Am Sonntag den 12. October wild die hieselbst anwesende Künstler=Gesellschaft des Herrn Mechanicus Schmidt

eine letzte Vorstellung,

bestehend in magischen, gymnastischen und athletischen Productionen, sowie in Kunststücken dressirter Hunde, geben. Die mit vielem Beifall bereits gegebenen Vorstellungen berechtigen zu der Erwartung, daß ein hochgeschätztes kunstliebendes Publikum auch diese letzte mit recht zahlreichem Besuch beehren wird.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 20 Schilling (Mecklenburg) - 2 Taler (Mecklenburg) 6 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 6-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 12-20 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 4-  6 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 4-  6 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-42 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 16-20 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-18 Mark (Lübeck)
Butter 12-13 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln 5 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 9)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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