No. 33
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. August
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 33 Seite 1]

- Man fürchtet in Spanien eine allgemeine Schilderhebung der Carlisten; letztere sollen viele Anhänger in der Armee haben. In Madrid haben viele Verhaftungen stattgefunden; man scheint einer Verschwörung auf die Spur zu sein, die, unter dem Vorwand der Theurung, die Bäckereien der Stadt anzünden wollte. Ihr Ruf ist: Tod den Wucherern! - Zu Gracia, einer Stadt in Catalonien, wurden 16 Individuen kriegsrechtlich zum Tode verurtheilt und vor demselben Haufe erschossen, wo die Nationalgardisten der empörten Stadt sieben Officiere, die sich dort eingeschlossen und dann ergeben hatten, mordeten.
- Rußland hat in der Person des Geheimen Raths Butenieff einen Gesandten bei der Pforte ernannt; dadurch hat dasselbe den ersten Schritt gethan nicht nur zur Wiederanknüpfung der diplomatischen Verbindung mit der Pforte, sondern auch zur Hebung der in neuester Zeit mit der letztern und den Westmächten entstandenen Differenzen in Betreff der von Rußland wieder besetzten Schlangeninseln, welche die Donaumündungen beherrschen. Es soll diese Besitznahme als eine Verletzung des Pariser Friedens angesehen worden sein. Ein englisches Geschwader soll nach dem Schwarzen Meere abgegangen sein, das in demselben so lange bleiben wird, bis diese Differenzen geschlichtet sind. In Paris nimmt man diese Schwierigkeiten nicht so ernst wie in London.
- Marschall Pelissier ist in Paris angekommen und wurde am Bahnhofe von den Generälen, die in Paris anwesend sind, empfangen.
- Der Kaiser von Oestreich hat den im Jahre 1850 von den Oestreichern in Rendsburg verhafteten, nach Oestreich ausgelieferten und daselbst zu 18jähriger Schanzarbeit verurtheilten Hamburger Bürger und Schneidermeister Ruscsak begnadigt. Auf die in Hamburg wohnende Frau des Begnadigten machte diese unerwartete Nachricht, welche ihr durch den Polizeibeamten Herrn Krohn mitgetheilt wurde, einen so überwältigenden Eindruck, daß sie einer Ohnmacht nahe war.
- Der kürzlich stattgehabte Einfall der Montenegriner in Kuci war von den größten Unmenschlichkeiten begleitet. Sie verbreiteten schonungslos Mord, Raub und Brand nach allen Seiten. Vierzig katholischen Familien nebst ihrem Pfarrer war es gelungen, sich ihrer Wuth zu entziehen, allein 14 verloren ihre Häuser und ihre Habe und sogar die Kirche wurde ausgeplündert. 200 Türken wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechtes, und darunter einige junge Frauen und Kinder hingeschlachtet. Ein katholischer Einwohner war eben damit beschäftigt, einige Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, als 6 Montenegriner über ihn herfielen, und ihn in Stücke hieben. Bei diesem Anblicke wurde seine Frau wahnsinnig. Sie steckte die Wiege, in welcher ihr einige Monate altes Kind lag, in Brand, zerschmetterte ihre 4jährige Tochter, zündete hierauf die Hütte an und stürzte sich selbst in das Feuer. Abdi Pascha soll aus Konstantinopel die Weisung erhalten haben, mit 8 Tabors nach Albanien abzugehen, und andere 10,000 Mann dürften ihm folgen.
- Der letzte Engländer in der Krim soll ein Mann vom Landtransport=Corps gewesen sein, der lange nachdem die Krim geräumt worden war, und nachdem sich alle eingeschifft hatten, total betrunken in einem Graben gefunden ward. Sechs Kosacken führten ihn nach dem Strande und brachten ihn an das letzte Schiff, welches den Hafen verließ. Er war in einem solchen Zustande, daß man ihn auf das Schiff hinaufhissen mußte.
- Aus Berlin wird geschrieben, daß die verwittwete Kaiserin von Rußland am 12. Aug. ihre Rückkehr von dort nach Stettin per Eisenbahn und dann mit dem Kriegs=Dampfschiff Olaf zur See nach Petersburg machen wird, begleitet von dem Prinzen Friedrich Wilhelm und dem Großfürst Michael und den Hofdamen der Kaiserin, während die ganze übrige Begleitung derselben auf einem anderen Schiffe von Swinemünde aus die Reise machen wird. - Die zur Krönung erwarteten außerordentlichen Gesandten sind bereits alle in Petersburg eingetroffen. Die Krönung soll jetzt, wie es heißt, am 7. Septbr. in Moskau stattfinden. Ungeachtet der von den fremden Gesandten gemachten Anstrengungen, um mit möglichst größter Pracht bei der Krönung aufzutreten, wird es denselben dennoch schwer fallen, darin gleichen Schritt mit dem zu halten, was in Rußland selbst bei solchen Gelegenheiten an Glanz geschieht und in diesem Jahr gewiß mehr als je zuvor in Moskau geschehen wird.
- Der von Sr. k. Hoh. dem Großherzog von Schwerin mit der Ueberbringung der Glückwünsche zu der bevorstehenden Krönung des Kaisers von Rußland beauftragte Ober=Hofmarschall, Generalmajor v. Sell, hat bereits seine Reise über Petersburg nach Moskau angetreten.
- Eine verwittwete Königin von Audh, aus Ostindien, wird in London erwartet, um die Rechte ihres Hauses dem Parlamente und der Ostindischen Compagnie gegenüber zu vertreten. Sie ist 45, ihr Sohn, der entthronte König, 28 und ihr Enkel, der mit ihr reist, ungefähr 16 Jahre alt. Letzterer ist schon verheirathet und hat einen Sohn. Die Exkönigsfamilie hatte für die Reise von Indien bis England der Peninsular= und Oriental=Compagnie nahe an 6000 Pfd. zu zahlen, und doch besorgten sie ihre Verköstigung, die meist aus Reis und Ziegenfleisch bestand, größtentheils für sich. Die Königin Mutter erschien fast nie auf dem Verdeck. Bei der Fahrt auf dem rothen Meere ließ sie ein für die Königin Victoria bestimmtes Halsgeschmeide ins Meer fallen, das 10,000 Pfd. werth gewesen sein soll, und das bis jetzt vergebens von Tauchern gesucht wurde. Weder die Königin noch ihr Gefolge hatten, bevor

[ => Original lesen: 1856 Nr. 33 Seite 2]

sie diese Reise antraten, je das Meer oder ein Schiff gesehen.
- In Hamburg waren dieser Tage die Söhne der Herzogin von Orleans, der Graf von Paris und der Herzog von Chartres anwesend; sie begaben sich von dort über Ostende nach Claremont in England.
- Die Danziger Gesellenkassen=Angelegenheit hat nunmehr ihr Ende erreicht, indem sämmtlichen Innungen, welche die von der Regierung aufgestellten Bedingungen angenommen, ihre Kassen vom Magistrat zurückgegeben werden sollen.
- In Dresden halten sich gegenwärtig Mormonengesandte auf, die zwar vor der Polizei zurückgezogen leben, jedoch schon eine kleine Gemeinde sich gebildet haben, worunter auch Frauen und Mädchen, und welche zur Auswanderung nach Neu=Jerusalem am großen Salzsee im fernen amerikanischen Westen rüsten.
- Am 28. v. M. sind in dem Dickicht eines Tannengehölzes im Schweriner Amtsbezirk die Skelettheile eines menschlichen Körpers gefunden worden, und neben demselben die mit Blut getränkt gewesenen Kleidungsstücke. Es wird darin nach den bisher ermittelten Umständen der Verdacht eines innerhalb Jahresfrist begangenen Mordes vermuthet.
- Die englische Regierung will allen Landbauern, Schäfern, Maurern, Hufschmieden, Stellmachern, Zimmerleuten und weiblichen Dienstboten, welche sich zur Auswanderung nach Australien melden, freie Ueberfahrt dahin gewähren. Von den Männern darf keiner über 40 Jahre alt sein.
- Nach einer Bekanntmachung der Allerhöchsten Landes=Regierung in der Neustrelitzer Zeitung vom 8. Aug. haben des Großherzogs königl. Hoheit zu genehmigen geruht, daß an den nächsten 3 Sonntagen nach beendigtem Gottesdienste mit Einwilligung der Arbeiter Erntearbeiten vorgenommen werden können.
Die Stadt Rostock hat auf Antrag mehrerer benachbarter Pächter und Gutsbesitzer, außer sonstigen Zusagen, auch die jährliche Summe von 100 Louisdor bewilligt, um daselbst jährlich ein Pferderennen, eine Thierschau und landw. Maschinenausstellung einzurichten.
- Aus Holstein schreibt man: Von drei Schustergesellen geht hier schon lange eine abenteuerliche Geschichte von Mund zu Mund, die jetzt aber so ernsthaft aussieht, daß man beinahe daran zu glauben versucht wird. Vor längeren Jahren läßt ein auf dem Sterbebett liegender Prediger im nördlichen Schleswig eine alte Frau zu sich kommen und offenbart ihr, daß er ein Testament besitze, nach welchem ihr eine Erbschaft von mehreren hunderttausend Thalern zugefallen sei, welche jedoch der Testamentsvollstrecker, ein reicher Kaufmann in Hamburg, unterschlagen habe, und damit überreicht der Pastor der alten Frau das Testament und - stirbt. Das Testament ruhte nun noch manches Jahr in der Lade der alten Frau, bis nach dem Tode derselben ihre Enkel, zwei Schustergesellen, es finden. Diese machen sich nun damit auf die Socken, erreichen fechtend Rendsburg und finden hier einen intelligenten Standesgenossen, dem sie den dritten Theil ihrer Erbschaft verschreiben, unter der Bedingung, daß er ihnen zur Hebung der Erbschaft verhelfe. Darauf reisen die drei Schustergesellen mit Dampf nach Altona und belangen sofort die reichen Erben des Testamentsvollstreckers. Es handelt sich jetzt um die Herausgabe von Millionen, da das Capital im Laufe der Jahre durch Zinsenanwuchs sich verdoppelt hat. Anfänglich wollten die Erben des verstorbenen Testamentsvollstreckers (sein voller Name wird genannt, er hat in der Handelswelt einen guten Klang) von der Erbschaft natürlich nichts wissen, doch nach Jahr und Tag und nachdem die drei harrenden Schustergesellen schon manchen Bären auf der Hoffnungswiese - Altona=Hamburg - angebunden haben, wird ihnen die Auskehrung des Erbschafts=Capitals nebst Zinsen versprochen. Das Geld soll in diesen Tagen fallen. Einer der erbenden Schustergesellen hält sich gegenwärtig in Elmshorn auf, um Einleitungen zur sichern Unterbringung des großen Vermögens zu treffen. Einstweilen hat derselbe wirklich einen Hof für 70,000 Thaler gekauft und bezahlt mit - einer Anweisung auf seine Erbschaft.
- Die Redensarten an den Kornbörsen "Stimmung flau", "angenehm", "fest" sind gewöhnliche; an der Berliner Börse am Sonnabend war indeß die Stimmung "gereizt". Der dortige Getreidehändler K. kam nämlich mit einem andern Getreidehändler in Wortwechsel. Zu ihnen gesellte sich, aber nicht als Dritter im Bunde, der Getreidehändler L., der gegen K. Partei nahm. Letzterer, über die Redensarten des unberufenen Intervenienten aufgebracht, verschob die Ausgleichung der entstandenen Differenz (wie das so im Börsenwälsch genannt wird) keineswegs bis ultimo, sondern regulirte dieselbe auf der Stelle, indem er Hrn. L. eine Ohrfeige verabreichte, die ziemlich hell durch die dem Merkur gewidmeten Räume hingeschallt haben soll. Die zuständige Aufsichtsbehörde legte sich dem Vernehmen nach in's Mittel, und wird auch ohne Zweifel im Interesse des allgemeinen Landfriedens Sorge tragen, daß dieser Modus, Differenzen zu reguliren am hiesigen Platze sich nicht zur Geschäfts=Usance entwickelt. Der in Vorurtheilen befangene Theil des Publikums wird übrigens in der an Tag getretenen Reizbarkeit der Herren Kornhändler vielleicht eine erfreuliche Bestätigung der günstigen Ernteberichte erkennen.
- Dem bereits gemeldeten Vorgange in Breslau, wo ein Speculant die Kornpreise künstlich in die Höhe treiben wollte, sind an den beiden folgenden Tagen kleine Volkskrawalle gegen die Verkäufer gefolgt, die jedoch bald unterdrückt wurden. In Schweidnitz hatten sämmtliche Bauern am 1. Aug. aus Unzufriedenheit über das Fallen der Preise ihr Korn unverkauft vom Markt zurückgenommen.
- Wie man hört, fährt die preußische Regierung, welche im vorigen Jahre über 30,000 Wispel Getreide im Auslande zur Füllung der Magazine angekauft hatte, mit der weisen und überaus günstig wirkenden Maßregel fort, diese reichen Vorräthe zum Verkauf auf dem Getreidemarkte anzubieten wodurch die Preise auf ihren naturgemäßen Stand zurückgeführt werden.


Eine italienische Dorfgeschichte.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1856 Nr. 33 Seite 3]

Eine italienische Dorfgeschichte.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1856 Nr. 33 Seite 4]

Eine italienische Dorfgeschichte.
[Erzählung.]
(Beschluß folgt.)


Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade,              J. P. Oldörp,
Buchbinder.              Schul= und Siechenmeister


Am Sonnabend den 16. d. M. trifft bei uns ein Transport

schöner Säugefüllen
ein, wozu wir Kaufliebhaber ergebenst einladen.
Schönberg, den 7. August 1856.

                                                    Lorenz Vock & Kniep.


Am Montag den 25. August werde ich mit einem Transport

lauenburgischer und dänischer Säugefüllen,
wobei eine gute schwarze dänische Stute
mit schwarzem Hengstfüllen,

bei Herrn Tierarzt Stockmann in Ratzeburg eintreffen, wozu ich Kaufliebhaber ergebenst einlade.

                                                    Isaac Auerbach,
                                                    aus Moisling.


Auf meiner Ziegelei bei Ratzeburg

sind stets

Mauersteine, Dachpfannen, Ofenplatten und Drains

in allen Dimensionen vorräthig, womit ich mich bestens empfehle.

                                                    C. Bartels, Ziegeleibesitzer.


Das unbefugte Eindringen in den Oldenburgschen Garten verbiete ich nicht nur hierdurch, sondern mache vorzugsweise Eltern darauf aufmerksam, ihre Kinder vor dem Einbruch in denselben zu warnen, weil ich Jeden, den ich darin treffe, zur gerichtlichen Strafe ziehen werde.

Carlow den 13. August 1856.                                                     H. Borchert.


Hierdurch erlaube ich mir die ergebene Anzeige, daß ich mich jetzt auch mit dem

Aufputzen der Bräute

beschäftigen werde, und empfehle mich darin ganz ergebenst.
Schönberg den 14. August 1856.

                                                    Trine Stockfisch, geb. Wienck.


Am nächsten Dienstag Vormittags werden auf dem hiesigen Hoffelde Rapspahlen verbrannt.
Bauhof Schönberg den 14. Aug. 1856.

                                                    Drews.


Am 8. u. 9. September wird bei mir ein

Scheibenschießen

statthaben, wozu ich Schießliebhaber hiermit einlade.

                                                    Krüger Holst zur Neuenwelt.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 4-12 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 8-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 24-30 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-20 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 16-18 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 29-29 1/2 Mark (Lübeck)
Hafer 1 Taler (Mecklenburg) 8-10 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 10-11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, neue 5 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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