No. 21
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Mai
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 21 Seite 1]

- Zwischen Russen und Tscherkessen haben die Feindseligkeiten bereits wieder begonnen. Bei einem Angriffe der ersteren auf ein tscherkessisches Dorf wurde dieses eingeäschert, 21 Mann gefangen und 6000 Stück Schlachtvieh erbeutet.
- Die Pforte hat energische Maßregeln gegen den Fanatismus in den Provinzen getroffen. In Marasch sollen die fanatischen Türken den englischen Consul nebst Familie lebendig verbrannt haben. - Viele Tartaren=Familien der Krim wandern nach der Dobrudscha aus, wo sie colonisirt werden.
- Die von den Engländern in der Moldau und Walachei für 50-60 Dukaten angekauften Pferde werden jetzt für 2-20 Dukaten wieder verkauft; der größere Theil dieser Pferde wird nur zum Hautwerth gekauft. - Unter den Officieren der englischen Armee auf der Krim herrscht große Unzufriedenheit und Jammer wegen eines Befehls der Regierung, die nur den Rücktransport der allernothwendigsten Pferde gestatten will. Die vielen Pferde, welche sich die Herren in der Krim mit großer Mühe und für schweres Geld angeschafft hatten, müssen somit im Stich gelassen und spottweise verhandelt werden. Ein von den Russen daselbst angestellter Pferdemarkt hat für sie den besten Erfolg gehabt. - Die Russen sollen um Sebastopol herum 86,000 ihrer Leute, die theils gefallen, theils durch Krankheiten hingerafft wurden, begraben haben, und 100,000 Andere, die nie den Feind gesehen haben, sollen durch andere Veranlassungen zu Grunde gegangen sein.
- In Petersburg ist die Schifffahrt noch immer nicht frei des vielen Eises wegen im finnischen Meerbusen; dagegen sind in Riga, das eine günstigere Lage hat, seit Anfang dieses Monats bereits an 300 Schiffe eingelaufen.
In Konstantinopel sind Feuersbrünste an der Tagesordnung; kürzlich verbrannten mehrere hölzerne Magazine mit Fourage. Ein Italiener erschoß einen andern am hellen Tage auf der Straße in Gegenwart einer großen Menge Leute; der Thäter entkam. In Syrien ist das ganze Land zu einer Empörung gegen den Sultan bereit. Die Pforte hat den in ihrem Dienste befindlichen christlichen Officieren erklärt, sie müßten entweder türkische Unterthanen werden und als etatsmäßige Officiere in die Reihen der Armee eintreten, oder den Dienst verlassen. Einige wenige haben das Letztere gethan, die Mehrzahl hat es vorgezogen, Raaja zu werden, türkischen Namen und Rang anzunehmen und sich in die Armeelisten eintragen zu lassen. Viele werden sonach ihre guten deutschen Namen mit einem ungläubigen türkischen Namen vertauschen.
- In Petersburg bildet das Reisen das allgemeine Tagesgespräch; niemals sind so viele Pässe zur Reise ins Ausland ausgegeben, als in diesem Frühjahr. - Mit dem 12. Mai sollten alle Opfergaben für die russische Armee aufhören, da der Krieg zu Ende ist und die Soldaten nach ihrem heimathlichen Heerde zurückkehren. Handel und Schifffahrt beleben sich auf's neue und die Wunden des Landes werden hoffentlich bald heilen. In Odessa liegen 125,000 Tschetwert Weizen (über eine halbe Million Scheffel) für den Handel bereit. - In Warschau wird der Kaiser von Rußland am 21. Mai erwartet. - Alle unregelmäßige Cavallerie, als Kosaken und Baschkiren, haben das Königreich Polen bereits wieder verlassen.
- Am 3. Juni findet in Eutin eine Thierschau statt. Die Zahl der Prämien ist auf 50 und der Gesammtbetrag derselben auf 2240 Mark lüb. Cour. erhöht worden. Es befinden sich darunter: eine Prämie von 200 Mark, eine von 150 Mark und zwei andere jede von 100 Mark. Zugleich mit der Thierschau wird eine Verloosung von landwirthschaftlichen Gegenständen, Thieren etc. stattfinden, welches Unternehmen im vorigen Jahre eines überaus glänzenden Erfolges sich erfreute.
- Ueber das Wachsen der Bäume in die Dicke hat man nach sorgfältigen Beobachtungen folgendes Resultat gefunden: Bei Laub= und Nadelholz beginnt dasselbe Anfangs Mai und endet im September, so daß dessen Dauer im Jahr auf 16 Wochen zu rechnen ist. Bei Laubholz ist er in den Monaten Mai und Juni ziemlich gleichförmig, im Juli am stärksten, im August schon schwächer als im Mai und Juni und nur noch unbedeutend im September. Dagegen ist es bei Nadelholz im Mai am stärksten, nimmt in den folgenden Monaten ziemlich gleichförmig ab und hört nach dem September ganz auf.
- Ueber die zu Gr.=Görnow bei Sternberg ausgebrochene Lungenseuche unter den dortigen Ochsen berichtet der Nordd. Corresp.: Nachdem seit jener Zeit die Krankheit nicht allein unter den dortigen Ochsen immer mehr zugenommen, sondern auch die, in demselben Viehhause 30 Fuß von den Ochsen entfernt stehenden Hofkühe ergriffen, hat das Großherzogliche Ministerium, Abtheilung für Medicinal=Angelegenheiten - in Gemäßheit einer mit dem engern Ausschusse der Ritter = und Landschaft getroffenen Vereinbarung - am 2. d. M. auch das sämmtliche noch nicht erkrankte, in jenem Viehhause aufgestellte Rindvieh, 27 Ochsen und 27 Kühe, tödten und mit Haut und Haaren verscharren lassen. Da von dieser Maßregel nur die in einem anderen Stalle stehenden Tagelöhnerkühe, unter welchen sich bis jetzt keine Spur der Krankheit gezeigt hat, verschont geblieben sind, so ist zu hoffen, daß die letztere auf diese Weise vollständig unterdrückt sein wird. Dessen ungeachtet wird die gänzliche Absperrung der Feldmark von Gr.=Görnow gegen alle Aus=, Ein= und Durchführung von Rindvieh noch geraume Zeit fortgesetzt werden.
- Zur Verhütung des Einschleppens der Rinderpest aus Polen ist an die preußisch=polnische Gränze eine militärische Besatzung zur Verrichtung

[ => Original lesen: 1856 Nr. 21 Seite 2]

des Patrouillendienstes ausgerückt. An der polnischen Gränze bei dem Städtchen Ratzken ist die Pest abermals in großer Ausdehnung ausgebrochen.
- Die französische Regierung hat zwei Beamte in die Provinz Preußen geschickt, um sich über die Maßnahmen zu unterrichten, welche die preußische Regierung gegen die Verbreitung der Rinderpest ergriffen. Diese Erkundigungen dürften wohl mit der in Paris bevorstehenden Thierschau in Verbindung stehen.
- Es ist in Berlin im Plan ein Actien=Unternehmen zu gründen, mit einem Capital von 6 Mill. Thaler, um dort sowohl, wie an sonstigen geeigneten Orten des preußischen Staates großartige Baumwolle=Spinnereien und Webereien zu errichten. Die Berliner Fabrik soll nach dem vorliegenden Plan 60,000 Spindeln und 800 bis 1000 Webestühle umfassen.
- In London ist der Vorschlag gemacht, zur Erleichterung des Verkehrs unterirdische Straßen zu bauen. Das Bedürfniß, einen Theil des Londoner Verkehrs von den Straßen zu entfernen, ist sehr dringend geworden; das jetzige Gedränge ist nicht ohne Gefahr und überdies sehr kostspielig an einem theuren Gut, der Zeit.
- Zu Uedem im Kreise Cleve ist kürzlich ein Mann in dem höchst seltenen Alter von 107 Jahren 8 Monaten gestorben. Er war für sein Alter stets rüstig, im vollen Gebrauch seiner Sinne, las ohne Brille feine Schrift und machte noch vor ein paar Jahren bedeutende Fußtouren. Von Jugend auf war er ein starker Raucher und die Pfeife ging ihm erst aus, als er im letzten April auf das Krankenlager geworfen wurde. Seine Verhältnisse waren stets dürftig, aber seine Lebensweise war pünktlich wie ein Uhrwerk.
- In Frankreich haben große Ueberschwemmungen stattgefunden und ungeheuren Schaden angerichtet. Die Loire, Saone, Garonne und mehrere andere Flüsse sind ausgetreten und haben das Land überschwemmt. Bäume, Häuser und Brücken wurden weggerissen. Halb Frankreich steht unter Wasser, wie aus Paris gemeldet wird. Aus dem Allier=Departement schreibt man, daß abermals eine Mißernte zu fürchten sei. Die Kälte hat den armen Winzern einen unersetzlichen Verlust verursacht.


Johann Wittenborg und seine Tochter.
(Fortsetzung.)

Jetzt hatte er nicht ohne Absicht seit zwei Jahren ein neues, schönes Wohnhaus dem des Bürgermeisters gerade gegenüber erbaut, und wie seine Magazine allmälig sich vergrößert hatten, dahinein seine Wohnung und sein Comptoir verlegt. Aber er ahnete nicht, wozu er dadurch Veranlassung gab.
Unter seinen Comptoiristen, die gerade in diesem Lokal beschäftigt waren, befand sich ein schöner, blondlockiger junger Mann, Erich Wieringer, der, als er nur eben nach Lübeck und zu Herrn Bertram gekommen, bei einem Mummenscherz Katharina Wittenborg getroffen, und an jenem Tage nicht von ihrer Seite gekommen war. Er hatte nicht gewußt, daß sie des herrischen Bürgermeisters Tochter und die schönste Maid in Lübeck war - und auch sie kannte weder seinen Stand noch Namen. Aber sie hatten einander tief in die Augen geschaut und manches traute Wort gewechselt, und von jenem Tage an war das Schicksal Beider entschieden. Sie wußte nicht, wer er war - aber sie betete täglich zu Gott, daß er ihn ihr möge wieder zuführen, das holde Glück seiner Nähe ihr genießen zu lassen - denn nur an jenem Tage hatte sie gelebt und dabei gefühlt, daß sie auch ein Herz in der Brust habe. Er hatte nach ihr geforscht, und mit Schrecken erfahren: die schöne Maid sei die einzige Tochter des Bürgermeisters. Er hatte sie suchen wollen - doch nun floh er sie.
Ein Sohn armer Eltern, hatte er es nur seinen ausgezeichneten geistigen Fähigkeiten, seiner Unerschrockenheit und Körperstärke zu danken, daß er überhaupt in einem Comptoir der Hansa Aufnahme gefunden, und jetzt schon einen der höhern Grade begleitete. Aber er sah voraus, daß wenn nicht eine Gunst des Zufalls ihm hold war, konnte er sich nie über die Stellung eines Comptoiristen erheben. Als solcher konnte er niemals selbstständig werden, und das allein schon war Grund genug, jede Maid zu fliehen, die einen tiefern Eindruck auf sein Herz machte. Aber das Schicksal wollte es anders. Er war von einer kühnen Seeunternehmung und einem längern Aufenthalt in dem Comptoir zu Bergen wieder zurückgekehrt, und als einer der Umsichtigsten, der eben so viel Kühnheit als Klugheit bewiesen, fand er zunächst bei Herrn Bertram Beschäftigung. Wie ward ihm, als er nach Jahresfrist die holde Katharina dem Fenster, an dem er arbeitete, gegenüber am Fenster ihres eigenen Gemaches stehen sah; wie er sah, daß sie erbebte, erröthete, erbleichte und das Fenster öffnete, daß die ganze herrliche Gestalt sich ihm zeigte! Geblendet fast und entzückt, wagte er einen innigen Gruß und - fand die holdeste Erwiederung. Und so ein tägliches Sehen, und immer neue, zwar immer verstohlene, aber auch immer kühnere Zeichen eines wachsenden süßen Verständnisses - wie hätte er da vermocht zu widerstehen und noch länger sich selbst zu beherrschen? Er sah bald, daß Herr Bertram zu Katharina's Freiern gehörte und daß der Bürgermeister ihn begünstigte. Aber eben so bald hatte er auch Gelegenheit, Bertram's niedrige Denkweise und seinen selbstsüchtigen Charakter zu durchschauen, um zu wissen, daß er, wenn schon von Katharina's Schönheit sinnlich erregt, doch zunächst aus den eigennützigsten Motiven um sie warb, daß er diesen Demant nicht zu schätzen wußte und daß er, indem er sich den Anschein gab, ihr alle seine Huldigungen zu widmen, im Stillen es nicht verschmähte, sich mit gemeinen Dirnen zu vergnügen. War es nun Erich's Sehnsucht, die nur einen Vorwand suchte, sich Katharina zu nähern, war es die Aufrichtigkeit eines edlen Charakters, die reinste Jungfrau vor einem berechnenden Egoisten, einem gemeinen Wüstling zu warnen: als er sie eines Abends allein im Garten gewahrte, kletterte er im Dunkeln zu ihr über die Gartenmauer - und da er vor der Erschrockenen stand - wußte er nicht, was er ihr zu sagen gekommen. Er sank zu ihren Füßen und alle Wörter die er sprach, wurden zu einem Hymnus der Liebe. Sie hob ihn zärtlich auf, und Herz an Herz gestanden sie einander Alles, was da drinnen klopfte und glühte. Es ward ein Liebesbund vom reinsten Adel, die unentweihte Seligkeit der keuschesten Empfindungen! Was kümmerte es sie, daß er in den Augen des bürgerlichen Herkommens ihrer nicht ebenbürtig war, daß seine Stellung ihm verbot, um sie zu werben? Wußte sie doch, daß er sie liebte, daß kein anderes Bild in seinem Herzen wohnte. Und auch er vergaß sein düsteres Verhängniß vor dem Triumph, daß sie die Hand, die er nicht begehren durfte, auch keinem Andern reichen würde! Wie leicht schien ihm nun die Entsagung, da er ihres Herzens gewiß war! So sahen sie einander noch öfter - aber immer mit der äußersten Vorsicht, um ihr süßes Geheimniß zu wahren. Jetzt aber stickte sie ihm heimlich ein kunstreiches Wamms in ihrer Lieblingsfarbe und verbarg, darum die Arbeit vor den Augen des Vaters.

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Als der Bürgermeister in das Haus des Herrn Bertram eintrat, fand er diesen in seinem Comptoir und Erich stand vor ihm, seine Befehle zu empfangen. Mit geziertem Wesen und einer Unterwürfigkeit, die doch ziemlich hochmüthig aussah, hieß der Kaufherr den "Vater der Stadt" willkommen. Dieser setzte sich auf den dargebotenen Sessel, wischte sich den Schweiß von der erhitzten, rothglühenden Stirn und Sagte: "Wißt Ihr die wichtige Neuigkeit noch nicht - habt Ihr noch keine Botschaft aus Wisby?" - "Vor einigen Tagen", antwortete Bertram, "als ein Schiff aus Gothland heimkehrte -" Aber der Bürgermeister unterbrach ihn: "Ach was, vor einigen Tagen - wir haben eben erst auf dem Rathhaus die blutige Zeitung erhalten: König Waldemar hat Wisby überfallen, und nach einem blutigen Kampfe erobert. Ueber 1800 Bürger sind geblieben. All' unser Eigenthum, alle Güter der Hansa, die gerade jetzt reicher als jemals dort aufgestapelt lagen, sind in die Hände der Dänen ge=

[ => Original lesen: 1856 Nr. 21 Seite 3]

fallen. Die Stadtmauern sind geschleift worden und all' unsre deutschen Brüder dort, die nicht im blutigem Kampfe das Leben verloren, sind von den Dänen in die schmählichste Gefangenschaft geschleppt worden!" - Bertram rief erbleichend: "Wisby geschleift! - Ich allein hatte für viele tausend Mark Güter dort lagern - und das Alles verloren!" Seine Würde ganz vergessend, rannte er wie ein Verzweifelnder auf und nieder - er dachte nur an das, was er verloren, obgleich es im Verhältniß zu seinem Reichthum wenig genug war.
Erich aber erbleichte auch, weil er an die Schmach des deutschen Namens dachte, der recht gut vorzubeugen gewesen wäre, wenn das deutsche Reich und seine Fürsten und die mächtig gewordene Hansa nicht so lange, wenn nicht gleichmüthig, doch geduldig den frechen Uebergriffen des Dänenkönigs zugesehen hätten. "Nun wahrlich!" rief er, "so weit mußt' es kommen - endlich wird nun doch die Hansa genug Demüthigung und Schmach erfahren haben, um sich wider den Nachbar zu rühren!" - Der Bürgermeister warf einen drohenden Blick auf ihn - aber er fühlte sich und seine einflußreichen Genossen durch diese Worte zu sehr getroffen, als daß er sie hätte anders zurückweisen mögen, denn mit der erfahrenen Besonnenheit des weisen Alters: "Dankt's Eurer Jugend", sagte er herablassend, "wenn solches Aufbrausen Vergebung findet, - daß nicht voreilige Knaben, sondern bedächtige Väter im Rathe sitzen, ist eine wohlerprobte gute Einrichtung - was mit Bedacht beschlossen, mag dann mit Kühnheit ausgeführt werden, - Lübeck wird rüsten - wir werden Bundesgenossen finden, und gern, wie man mich an die Spitze des Rathes gestellt, werde ich auch an der Spitze des Heeres stehen, sobald es aufbricht." - Dieser Entschluß kam nicht so ganz aus des Bürgermeisters Seele - aber hoffärtig und herrschsüchtig wie er war, konnte er es nicht ertragen sich einem Andern unterordnen zu müssen - und da er die Wahl eines Heerführers nicht beschränken konnte, nicht gewiß wußte, ob eine ihm unterwürfige Kreatur zu diesem wichtigen Posten berufen werden würde, sondern ihm vielleicht ein gefährlicher Nebenbuhler erwüchse, so stellte er sich, wie nur das Wort "Krieg" ausgesprochen ward, als kühnen Feldherrn dar, und indem er der Erste war, der nach dem Schwerte griff, hoffte er auch, der Kommandostab werde ihm nicht entgehen.

(Forts. f.)        


Der Lohgärber Ernst Spehr hierselbst hat sich freiwillig unter Curatel gestellt. - Nachdem dann der Förster Hinrichs zu Schlagbrügge zum Curator desselben gerichtsseitig bestellt worden ist, so wird das hiermit zur öffentlichen Kunde gebracht, mit der Bemerkung: daß Rechtsgeschäfte mit dem Lohgärber Spehr, ohne ausdrückliche Zustimmung seines gedachten Curators mit Rechtsbestande nicht abgeschlossen, namentlich auch Zahlungen an denselben gültiger Weise nicht geleistet werden können.
Schönberg den 2. Mai 1856.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S)                                                     Reinhardt.


Bekanntmachung.

Nach dem Beschluß des Großherzoglichen Consistorii soll die bisherige Amtswohnung des Herrn Professors Kämpffer auf dem Dom nebst dem dazu gehörigen Garten am Palmberge von Johannis d. J. an vermiethet werden an den Meistbietenden. Es wird dazu ein Termin am

Donnerstag den 29. Mai

auf dem Sessionszimmer im obern Kreuzgang auf dem Dom gehalten werden. Die Bedingungen des Miethcontracts sind vorher bei dem Küster Ottilie auf dem Dom einzusehen.
Ratzeburg und Schönberg, den 7. Mai 1856.

                                                    Die Commission des Consistorii
                                                    im Fürstenthum Ratzeburg.


Vermischte Anzeigen.

Nachdem das Zustandekommen einer in diesem Jahre in Schönberg wieder zu haltenden Thierschau als gesichert anzunehmen ist, zeigt der zur Leitung derselben erwählte Vorstand dieses, und daß die Thierschau am 12. Juni stattfinden wird, hierdurch an, und fordert alle Diejenigen auf, welche sich für dieses gemeinnützige Unternehmen interessiren und durch ihre Theilnahme unterstützen wollen, dieses ehebaldigst anzuzeigen, um dadurch in den Stand gesetzt zu werden, die näheren Bestimmungen für die Thierschau selbst treffen zu können. Um einem Jeden dieses zu erleichtern, ist die Einrichtung getroffen, daß sowohl die Großherzoglichen Landreiter, ein jeder in seiner Vogtei, als auch die Herren Amtsverwalter Hahn und Copiist Bartold hieselbst die Anmeldung und auch nach Wunsch der Einzelnen den für dieses Jahr auf 1 Taler (Mecklenburg) Courant festgesetzten Beitrag entgegen nehmen werden.
Mit der Bemerkung, daß der Vorstand es sich angelegen sein lassen wird, alle zur Förderung dieses Unternehmens dienenden Schritte zu thun, insbesondere auch den zur Kenntniß gekommenen, bei der vorigjährigen Thierschau stattgehabten Mängeln abzuhelfen, fordert derselbe zu einer recht allgemeinen Theilnahme auf.
Schönberg, den 15. Mai 1856.

                          Der Vorstand
                          des diesjährigen Thierschau= Vereins.


Die heute Morgen 11 1/2 Uhr erfolgte glückliche Entbindung seiner lieben Frau von einem gesunden, kräftigen Knaben beehrt sich ergebenst anzuzeigen

                                                    A. Güttner.

Carlow, den 21. Mai 1856.


Joh. Wencker's
Möbel- und Spiegel-Magazin
= obere Glockengießerstraße No. 247. =
in
Lübeck

empfiehlt sich bei reichhaltiger Auswahl zu billigen, festen Preisen ergebenst.


Von dem 1. Februar bis Ende des Monats werden sämmtliche bei der Inventur heruntergesetzten Manufaktur=Waaren, darunter auch Mäntel und Mantillen, zu sehr niedrigen Preisen verkauft, bei

                                                    U. Beermann & Co.
                                                    in Lübeck,
                                                    Klingberg Nro. 927.


Die Union,
allgemeine deutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft.
Grundkapital: 3 Millionen Thaler,

            wovon Th.    2,509,500.   in Aktien emittirt sind.
  Kapital=Reserve:         51,635.
                      -------------------
                      Thlr.   2,561,135.
Diese Gesellschaft versichert Bodenerzeugnisse aller Art gegen Hagelschaden, zu festen Prämien, ohne Nachschußzahlung.
Die Versicherungen können auf ein und mehrere Jahre geschlossen werden.
Bei Versicherungen auf fünf Jahre werden den Versicherten besondere Vortheile gewährt.
Jede weitere Auskunft ertheilt der unterzeichnete Agent, welcher auch den Abschluß von Verträgen einleitet.
Schönberg den 3. April 1856.

                                                    J. P. H. Spehr,
                                                    Agent der Union.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 21 Seite 4]

Geschäfts=Uebersicht.

Auch im vergangenen Monate haben wir, obwohl er unserm Geschäfte wegen der in denselben fallenden Saatzeit weniger günstig ist, Ursache, mit den erzielten Resultaten äußerst zufrieden zu sein, denn Versicherungssumme und Prämie überstiegen noch die des Monat März.
Hiernach steigerte sich der Geschäfts=Umfang der Gesellschaft während des Zeitraumes, in welchem sie als Actien=Gesellschaft bestand, von Monat zu Monat in folgender Weise.


Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen zum  Gesammtwerthe gegen  eine   Prämie
bis ult. Juni 1855.   572 1203 2634 152 12 114,138 1/3 Taler (Mecklenburg) 5328 Taler (Mecklenburg)   - sgr. 6 pf.
im Juli 1855 166 327   810   68   8 44,166 5/12 Taler (Mecklenburg) 2133 Taler (Mecklenburg)   4 sgr. 6 pf.
im August  1855   368   684 2480 154 12 78,514 Taler (Mecklenburg) 3443 Taler (Mecklenburg)   8 sgr. - pf.
im September  1855   383   868 4014   97   6 65,783 13/15 Taler (Mecklenburg) 2185 Taler (Mecklenburg) 27 sgr. - pf.
im October  1855   196   343   272   51   8 56,947 7/30 Taler (Mecklenburg) 2156 Taler (Mecklenburg)   9 sgr. 9 pf.
im November  1855   529 1200 2756 127 13 149,813 1/2 Taler (Mecklenburg) 7564 Taler (Mecklenburg) 14 sgr. 3 pf.
im December  1855   594 1460 6190   73 15 208,485 1/6 Taler (Mecklenburg) 8533 Taler (Mecklenburg)   6 sgr. - pf.
im Januar  1856   726 2043 9217   69 19 279,839 1/4 Taler (Mecklenburg) 11188 Taler (Mecklenburg)   7 sgr. - pf.
im Februar  1856   649 2199 6384 126 24 292,179 1/4 Taler (Mecklenburg) 13034 Taler (Mecklenburg) 24 sgr. 6 pf.
im März  1856 1354 3560 7341 239 40 537,194 11/20 Taler (Mecklenburg) 21433 Taler (Mecklenburg)   4 sgr. - pf.
im April  1856 1562 4496 8230 460 63 541,680 7/10 Taler (Mecklenburg) 292141 Taler (Mecklenburg) 28 sgr. 6 pf.
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Summa       7099 18383 50328 1616 220 2368742 4/15 Taler (Mecklenburg) 106215 Taler (Mecklenburg) 14 sgr. - pf.

Die Schäden betrafen während desselben Zeitraums 160 Pferde, 229 Stück Rindvieh, 1514 Schafe, 6 Ziegen und 28 Schweine, welche eine Summe von 23,165 Taler (Mecklenburg) 25 Sgr. 8 Pf. absorbirten. Die vorhandenen Prämien gewähren daher zur Deckung der noch laufenden Schäden hinlängliche Mittel.
Jetzt, da unser Institut sich trotz aller Hindernisse, welche die Neuheit des Versicherungs=Zweigs und verunglückte Versuche anderer, auf Gegenseitigkeit beruhender Gesellschaften ihm schufen, das Vertrauen der angesehensten, größeren Landwirthe in der Nähe und Ferne erworben hat, dürfen wir uns um so sicherer der Hoffnung hingeben, daß dasselbe einen immer bedeutenderen und weiteren Geschäftskreis gewinnen werde, als wir dem größeren, wie dem kleineren Viehbesitzer wesentliche Erleichterungen zu gewähren im Stande sind.

Magdeburg, den 5. Mai 1856.                                                    
Magdeburger Vieh-Versicherungs-Gesellschaft.
L. G. Schmidt, vollziehender Director.
                                                    Haupt=Agentur Schönberg, den 16. Mai 1856.
                                                    Wilh. Heincke.


Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade,              J. P. Oldörp,
Buchbinder.              Schul= und Siechenmeister


Chemische Bettfedern= und Madratzen=Reinigung
durch eine
Dampfmaschine.

Durch die genannte Dampfmaschine werden Betten und Matratzen auf chemischem Wege gereinigt und weich aufgearbeitet, und alte gedrückte Federn von Schmutz, Staub und Krankheiten befreit, so daß sie ihre frühere Elasticität wieder erhalten. - Auch bei neuen Bettfedern ist die Anwendung der Dampfmaschine vorzüglich zu empfehlen, wenn sie vor dem Verderben durch Würmer und schädliche Insekten erhalten werden sollen. Auch braucht man zur Füllung von Betten nicht so viele Pfunde von gereinigten Federn, als wie von nicht gereinigten, denn wenn man 4 vollständige Betten durch die Dampfmaschine reinigen und zubereiten läßt, so behält man nach der Reinigung so viel Federn übrig, daß daraus noch ein vollständiges Bett gemacht werden kann.
Der Vortheil dieser Zubereitungs=Methode der Bettfedern, besteht noch darin, daß das Schlafen auf solchen Betten der Gesundheit äußerst zuträglich ist und vielen unvorhergesehenen Uebeln und Krankheiten hierdurch vorgebeugt werden kann, weil die Federn in einem reinlichen und elastischen Zustande erhalten werden.
Da ich nun eine solche Maschine bei meiner Durchreise hier aufgestellt habe, so empfehle ich die Benutzung derselben während meines Aufenthalts dem geehrten Publicum bestens und bitte um geneigte Aufträge. Die Betten werden des Morgens geholt und noch am selbigen Tage wieder abgeliefert; auch können die Herrschaften während der Reinigung zugegen sein.
Das Pfund kostet 2 Schilling (Mecklenburg), ein vollständiges zweischläfriges Bett mit einem Unterbett 1 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), ein einschläfriges Bett 1 Taler (Mecklenburg).
Bestellungen werden beim Schlächtermeister Hrn. Ladendorf in Schönberg angenommen.

                                                    C. Bolte, Chemiker.


Ich sehe mich genötigt, das seit einiger Zeit über meine Sandkoppel am Moor stattfindende Fahren und Reiten bei Strafe gerichtlicher Ahndung zu verbieten.

                                                    Hauswirth Olldörp in Pahlingen.


Wegen Neubau der sämmtlichen Siele auf dem Wege von Kuhlrade nach Kl. Molzahn muß derselbe von Montag dem 19. Mai an vierzehn Tage für Fuhrwerke gesperrt bleiben.

                                                    Die Dorfschaft Kl. Molzahn.


Am Montag und Dienstag den 2. und 3. Juni ist bei mir

Scheibenschießen,

wozu ich Schießliebhaber freundlichst einlade.

                                                    Wittfoth in Duvenest.


Am Montag und Dienstag den 26. und 27. Mai wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, wozu ich ein hochgeehrtes Publikum ergebenst einlade.

Morienmühle.                                                     C. Spehr.


Kirchliche Anzeige.

Erster Trinitatis. Frühkirche: Pastor Gerling. Hauptkirche: Pastor Arndt.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 4-12 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 4-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 2-  6 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 2-  4 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, a Faß 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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