No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. März
1839
neunter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1839 Nr. 13 Seite 1]

Vorladungen.

        Zur Richtigstellung des Nachlasses des im December v. J. verstorbenen Hauswirths Thies Hinrich Meier zu Mahlzow, werden auf Antrag der Seinen hinterbliebenen Kindern bestellten Vormünder, alle diejenigen, welche

        1) gleiche oder bevorzugtere Erb=Rechte an diesen Nachlaß zu behaupten, und
        2) aus irgend einem Rechtsgrunde Forderungen an denselben zu machen,
sich berechtiget halten, zur Angabe und Bescheinigung solcher Ansprüche vor das unterzeichnete Gericht hiedurch

auf den 8ten April d. J.

Morgens 10 Uhr peremtorisch geladen, unter dem ein für alle Mal hiermit angedroheten Nachtheil, daß

ad 1) die Meierschen Kinder für die alleinigen Erben ihres Vaters anzunehmen, ihnen das Erbenzeugniß zu ertheilen, die später sich etwa ergebenden Erben aber an die Handlungen und Dispositionen der Ersteren gebunden sein,
ad 2) die latitirenden Gläubiger aber ihrer Ansprüche an diese Erbmasse für immer verlustig erklärt werden sollen.
    Decretum Schönberg den 18ten Januar 1839.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
(L. S.) stenthums Ratzeburg.
Karsten.   Reinhold.  


Präclusiv=Bescheid.

        In der Debitsache des Anbauers Johann Ernst Sterley hieselbst ist unter Vollstreckung der in der Ladung vom 18. Januar d. J. angedroheten Nachtheile, der Präclusiv=Bescheid auf das heutige Liquidations=Protocoll sofort publicirt worden.
    Schönberg den 22. März 1839.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.) stenthums Ratzeburg.
   Karsten.  


Verpachtung.

        Die Brehmersche Schmiede zu Schlagsdorf soll

am 8. April dieses Jahres

Morgens 11 Uhr vor hiesigem Justiz=Amte, unter den im Termine zu regulirenden Bedingungen, vorläufig von instehendem Ostern bis Michaelis 1844, öffentlich an den Meistbietenden verpachtet werden, - wozu cautionsfähige Pachtliebhaber hiermit eingeladen werden.
    Decretum Schönberg den 19. März 1839.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
(L. S.) thums Ratzeburg.
                 Reinhold.  


          Am Freitage den 12. April d. J. früh Morgens 10 Uhr soll auf dem Hofe zu Gr. Thurow das an der Fracht= und Poststraße von Schwerin

[ => Original lesen: 1839 Nr. 13 Seite 2]

nach Hamburg, 1 1/2 Meile von Gadebusch und 1 1/2 Meile von Ratzeburg, entfernt liegende Krughaus c. p. zu Thurow=Horst mir der Windmühle zu Gr. Thurow auf 10 nach einander folgende Jahre vom 1. Mai; 1839 bis dahin 1849 öffentlich und meistbietend verpachtet werden.
      Die zum Krughaude in Thurow=Horst gehörenden Garten, Acker und Wiesen haben einen Flächen=Inhalt von circa 3703 QuadratRuthen. Sämmtliche Acker=Ländereien sind noch nicht gemergelt.
      Die Wind=Mühle ist eine gewöhnliche Bockmühle mit einem Mahl= und Graupen=Gange.
      Pachtliebhaber können die Pachtstücke an jedem beliebigen Tage in Augenschein nehmen, und die Pachtbedingungen auf dem Hofe zu Gr. Thurow oder bei dem unterzeichneten Gerichtshalter zu Ratzeburg einsehen, mögen aber glaubhafte Atteste ihres Wohlverhaltens, auch, daß sie Cautionsfähig und nicht ganz unvermögend sind, beibringen.
    Adliches Gericht Thurow den 4. März 1839.

J. G. G. E. v. Reiche.        


Verkaufs=Anzeigen.

        Am Tage nach Ostern als am Dienstag den 2. April d. J. soll zur Morienmühle, im Hause des Herrn Spehr daselbst, etwas Hausgeräth, altes Bett= und Leinzeug, gegen baare Bezahlung in N 2/3. z. v. verkauft werden. Die Auction fängt Morgens 10 Uhr an; und lade Kaufliebhaber hiezu ein. Carlow den 19. März 1839.

Labann, Landreuter.        


        Am 10. April sollen im Hause des Müllers Röper zu Herrnburg öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

10 Kühe, 4 Pferde, Schweine; ein beschlagener Stuhlwagen und zwei dito Bauwagen; so wie eine Commode, ein Sopha, sechs Stühle, ein Eckschrank, ein Klapptisch und eine Stubenuhr mit Gehäuse.
    Schönberg den 28. März 1839.

Landreuter Müller.      


        Am Montag den 8. April d. J., Morgens 9 Uhr sollen im Kruge zu Carlow in öffentlicher Auction meistbietend gegen baare Bezahlung nachstehende Sachen verkauft werden:

Zwei gangbare Weberstühle, ein Spuhlrad, auch Scheerrahm und Bock, viele Kämme und mehrere zum Weberhandwerk gehörende Gegenstände; eine Kommode und Stubenuhr, eine Bettstelle, Tisch und Lade, nebst allerlei Haus= und Küchengeräthe, so wie einige musikalische Instrumente.
Kaufliebhaber werden hiezu ergebenst eingeladen.
    Carlow den 26. März 1839.

Labann.        


Vermischte Anzeigen.

        Neben dem Hengstlegen ist mir nun auch Allerhöchst die landesherrliche Concession zum Schweineverschneiden ertheilt worden. Dies erlaube ich mir hiedurch zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, und ersuche ein verehrliches Publikum, mir, wie bisher im Betriebe des Hengstlegens, so auch künftig im Schweineverschneiden Zutrauen zu schenken, da ich mich jederzeit nach besten Kräften bestreben werde, mich des geschenkten Zutrauens würdig zu machen. - Schwanbeck, den 25. März 1839.

Matth. Heinr. Möller,                        
concessionirter Hengstleger u. Schweineschneider.      


Sechs Predigten
von C. Catenhusen,
Superintendenten des Herzogthums Lauenburg,

werden zum Besten einer Erziehungsanstalt für verwahrlosete Mädchen in Ratzeburg, das Exemplar in 16Schilling (Mecklenburg) verkauft, und sind zu haben beim Herrn Buchbinder Bade.


"Wie die Sonne, wenn sie aufgegangen ist, an dem hohen Himmel des Herrn eine Zierde ist, also ist ein tugendsames Weib eine Zierde in ihrem Haus". - Diese Wahrheit habe ich bestätigt gefunden und es erfahren, daß "ein tugendsames Weib eine edle Gabe ist, die allezeit fröhlich macht". Nur ein Gedanke belebte seit einer Reihe von Jahren mein Thun und Lassen, nur in dem Wunsche, meines mit Innigkeit von mir geliebten Weibes mich werth zu machen, fand ich Zweck und Bestimmung meines Lebens. Dieser Himmel auf Erden ward so unerwartet als schmerzlich mir getrübt, da der höhere Wille den Engel zu seiner Bestimmung abrief und die Unvollkommenheit zur Herrlichkeit erhob. Am Morgen des 16. d. M. hauchte mein heiß geliebtes Weib die schöne Seele aus, die nur zu dem seeligen Berufe, Menschen zu beglücken, geschaffen war. - So endet hier Alles: auch die reinste Quelle der Freude soll nicht ungetrübt bleiben! Die Ueberzeugung jedoch, daß

[ => Original lesen: 1839 Nr. 13 Seite 3]

Liebe, die erhabenste reinste Liebe da walte, wo wir sie zu verkennen wähnen, ist so erhebend, als sie das wunde Herz mit nie geahnten Gefühlen frommer Dankbarkeit belebt und so ist denn in der Schrecklichen Oede, worin ich seit dem Dahingange meiner verklärten Gattin mich versetzt fand, ein neuer Stern der Hoffnung auch mir aufgegangen, dem ich mit Wonne und freudigem Muthe nachblicke, so lange ich noch hier den Ruf erwarte, der zur Wiedervereinigung an mich ergehen wird.
        Daß der hohe Werth meiner heiß geliebten Karoline durch unzweideutige Beweise anerkannt und an dem Tage, an welchem die entseelten Ueberreste der Vollendeten der Erbe übergeben wurden, allgemeine Theilnahme sich äußerte, war eine ehrende Gedächtnißfeier, die zum Danke mich verpflichtet, dessen Darbringung ich als ein Herzens=Bedürfniß in diesen Zeilen zu versuchen, nicht umhin kann. Mögen alle meine Freunde diese Aeusserungen des dankbaren Herzens so nachsichtsvoll aufnehmen, als die Erinnerung an alles, was mir in den Tagen tiefer Wehmuth zur Aufrichtung gewährt wurde, unvergeßlich sein wird! Auch dem unbekannten Verfasser der, mir tiefem Gefühle in dem Heimgange geäusserten Gedanken reiche ich dankend die Hand.
        Schönberg den 27. März 1839.

Karsten.          


Englands Brodfrucht.

        Bekanntlich ist jetzt Weizen die ausschließliche Brodfrucht in England, und jedermann, bis zum Tagelöhner herab, will nur Weizenbrod essen. - Vor ca. 200 Jahren wurde aus reinem, oder mit etwas Weizen vermischtem Roggen fast alles Brod für die arbeitenden Classen gebacken. Damals wurde der Roggen weit allgemeiner in England angebauet als jetzt. Gegenwärtig säen die englischen Landleute hauptsächlich in der Absicht Roggen, um Grünfutter oder Weide für ihre Schafheerden zu gewinnen; auch passen Boden und Clima Englands im Allgemeinen nicht für den Roggenbau. Der Roggen, den man reif werden läßt, wird hauptsächlich von den Lohgerbern verbraucht, um die Felle durch eine aus jenem Korne bereitete Säure zur besseren Einsaugung der Eichenlohe vorzubereiten. Vormals pflegte man Roggen mit einer zeitigen Weizenart zusammenzusäen. Dieses Mengkorn würde Meslin, auch Mönchskorn, genannt, weil das daraus gebackene Brod vorzüglich in Klöstern gebräuchlich war. - Auch Gerste wurde ehedem vielfach als Brodkorn benutzt; diese Benutzung hat jetzt bedeutend abgenommen und nur Getreidemangel führt dahin zurück; dagegen hat sich ihr Verbrauch zur Bereitung geistiger Getränke (Bier und Brantwein) außerordentlich gesteigert; sie ist das Hauptmaterial für die Brauereien. Die Brauerei von Barclay und Comp. in London hat eine durch Dampf getriebene Hebemaschine, welche täglich 100 Winspel Malz zu Boden schafft; sie liefert jährlich 250000 Fässer Bier; ca. 8 Fässer auf die Tonne (à 2000 Pfund.) gerechnet, könnte man hiemit eine Flotte von 150 Schiffen, jedes zu 200 Tonnen, beladen: und London hat noch sieben solcher, fast ebenso großer und mehrere weniger große und eine Menge kleiner Brauereien; alle übrigen Städte haben aber auch ganz ansehnliche Brauerein. So werden von Gerste in Großbritannien jährlich an 30 Millionen Scheffel in Malz verwandelt und mehr als 8 Millionen Tonnen Bier gebraut, wovon 4/5 Doppelbier sind. Außerdem wird die Gerste in Gestalt von Graupen, s. g. schottischer oder Perl=Gerste, gegessen, und im rohen Zustande zur Fütterung des Federviehes und der Schweine - für Letztere gewöhnlich gemahlen - benutzt, - Aus Hafer bereitete man in früheren Zeiten ein Getränk, Namens Mum, wozu Hafermehl verwendet wurde. Jetzt wird der Hafer in der südlichen Hälfte des Königreichs vorzugsweise als Pferdefutter, eine ziemliche Quantität jedoch auch zur Mästung des Federviehs verwendet. In Schottland dagegen bildet Hafermehl, durch verschiedenartige Küchenprocesse zu Brod, Suppen etc. bzw. usw.. zubereitet, ein Hauptnahrungsmittel, vorzüglich für die Wohlhabenderen unter den Arbeiter=Classen. Haferkuchen oder Haferbrod ist in Lancashire sehr gewöhnlich, und neben Kartoffeln die tägliche Speise. In der Grafschaft Kincardine giebt es Menschen, die das ganze Jahr hindurch blos Hafermehl gebrauchen und zwar täglich in 3 Mahlzeiten, wobei ein Arbeiter wöchentlich 14 Pfund Mehl nöthig hat. -


Geschickte Augenkur.

        Während eine junge Dame in New=York bemüht war, mit einer Nähnadel in einem Faden einen Knoten zu lösen, sprang die Nadel plötzlich mit einer solchen Gewalt entzwei, daß die spitze Hälfte derselben ihr tief in das Auge drang. Der

[ => Original lesen: 1839 Nr. 13 Seite 4]

furchtbare Schmerz, den sie empfand, kann nicht beschrieben werden. Mehrere Aerzte wurden schnell herbeigeholt, nach mannigfachen vergeblichen Versuchen aber erklärten sie, wie sie keine Möglichkeit einsähen, die Nadel herauszubringen. Endlich ward auch der berühmte Augenarzt Doctor Scudder herbeigerufen, dieß geschah aber erst, als man zu fürchten begann, daß die Nähnadel in das Gehirn dringen und unvermeidlichen Tod herbeiführen werde, welches auch aller Wahrscheinlichkeit nach der Fall gewesen seyn würde.
        Man gab dem Arzte zu verstehen, daß man das Auge schon als verloren betrachte, und daß die einzige Hoffnung der Eltern der Leidenden darin bestände, die Nadel um jeden Preis herauszubringen, damit das Leben ihrer einzigen Tochter gerettet würde. Doctor Scudder untersuchte einige Augenblicke lang scharf das kranke Auge, und versicherte alsdann mit großer Bestimmtheit, daß er die Nadelspitze herausbringen werde, ohne das Auge zu opfern. Er verordnete ein schmerzstillendes Mittel, und als die Kranke dessen Wirkung zu spüren begann, machte er einen kleinen, ganz kleinen Einschnitt mit einem äußerst scharfen und spitzen Instrumente, darauf hielt er einen starken Magnet an das Auge, wodurch es ihm gelang, die Nadelspitze so ganz an die Oberfläche des Auges zu bringen, daß er sie mit einer kleinen magnetisirten Zange herauszuheben vermochte. Ein beruhigendes Augenwasser vertilgte schnell die Entzündung, und die junge Dame lachte mit ihren beiden schönen Augen wieder freundlich in die Welt hinein wie zuvor.


Gedanken und Sprüche für den Lebensbedarf.

        Die entsetzlichste aller Arbeiten ist, das große Loos mit Gewalt gewinnen zu wollen, denn sie findet meistens ihr Ende nur im Armen= oder gar im Zuchthause.

        Es giebt Leute, die Alles lästern, was sie nicht begreifen, die sich zu klug dünken, zu glauben, und die zu dumm sind, zu wissen; arme Leute, welche die Vortheile beider Parteien entbehren, und für sich keine andere haben, als daß sie ihr Lebelang diskutiren, um von Leuten die noch dümmer sind als sie, für große Geister gehalten zu werden.

        Die Jagd, so behauptet ein angesehener Schriftsteller, ist eine besondere Art des Müßigganges, gleichwie das Billard= und Kartenspiel; wer sich ihr einmal ergiebt, wird sich in seinem Leben keinem ernstlichen und geregelten Geschäfte fügen, wird jeden schönen Frühlingsabend für einen Schnepfenabend, jeden frisch gefallenen Schnee für einen Hasenschnee erklären, wird von keinem andern Anstand etwas wissen wollen, als von dem Rehanstand, von keiner andern Zucht, als von der Hundezucht. Sey dieß aber auch übertrieben, so viel ist Wahrheit, ein gebildeter Mann, welcher die Jagd für Etwas mehr ansieht als für eine Erholung auf einzelne Stunden, als eine Unterbrechung der eingepferchten Zwangslebensart, der ist auf dem Wege, seine Bildung in den Fuchsbauen des Müßiggangs einzubüßen.

        Wenn ich früher einen Studenten sah, so kam mir der Mann ganz ehrbar und gebildet vor, und ich dachte: gewiß thut man den jungen Leuten Unrecht, daß man ihnen so viel Böses nachsagt: trat aber der zweite dazu, so begann schon die Werbkorporal=Sprache, die Profoß=Gestikulationen, und ich fühlte, daß dem Kiesel nur der zweite Kiesel gefehlt hatte, um Funken zu schlagen; kam aber der dritte, vierte und fünfte dazu, dann wurde es unbehaglich in ihrer Nähe zu bleiben, dann floß das Bier und die Flüche und die Zoten, dann fehlte zu Wallensteins Lager nur noch der Kapuziner.


Auflösung der Charade
in Nr. 10. der dießjährigen Anzeigen;
Nebel. - Leben.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 26. März.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 140
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 70
              Petersburger 100
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 68
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 58
Erbsen, Brecherbsen 74
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 17 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 13


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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