No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Dezember
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 51 Seite 1]

DAuf Antrag der Dorfschaft Sülsdorf, wird hiedurch bekannt gemacht, daß schwer beladene Wagen von hier nach Dassow und zurück, bey 1 Rthlr. Strafe, durch Sülsdorf nicht fahren dürfen.
Schönberg den 8ten December 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                          A.  v.  Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

        Die Vormünder der beiden Kinder wailand Hauswirths Matthias Dunkelguth zu Rupensdorf haben zur Richtigstellung der Verlassenschaft desselben, gewöhnliche Erbschafts=Proclamata erbeten; weshalb denn hiemittelst alle diejenigen, die aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche an diesen Nachlaß als Erben oder Gläubiger zu haben vermeinen, zur Angabe und Bescheinigung derselben auf

den 28sten Januar künftigen Jahres
Morgens 11 Uhr vor das unterzeichnete Gericht öffentlich peremtorisch vorgeladen werden, bei Vermeidung des ein= für allemal angedroheten Nachtheils, daß die beiden Dunkelguthschen Kinder als die alleinigen Erben ihres Vaters angenommen und ihnen der Nachlaß desselben zur Disposition überlassen werden solle, so daß alle später bekannt werdende gleichberechtigte Erbschaftsprätendenten an ihren Verfügungen gebunden zu achten, die latitirenden Gläubiger aber ihrer vermeinten Forderungen auf immer verlustig sein sollen, so daß bei der vorseienden Erbschafts=Regulirung darauf nicht Rücksicht zu nehmen.
  Decretum Schönberg den 27. Novbr. 1838.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
(L. S.) thums Ratzeburg.
Karsten.   Reinhold.  


        Bei ihrer heutigen persönlichen Vernehmung haben die Söhne des wailand Pächters Dieterich Christian Heinrich Sick zu Schlagsdorf angezeigt, wie sie die Erbschaft ihres verstorbenen Vaters, in Gemäsheit des Testaments desselben, rein und ohne Vorbehalt angetreten und zur Sicherheit gegen alle Ansprüche, um Erlassung eines behufigen Erbschafts=Proclams nachgesucht.

[ => Original lesen: 1838 Nr. 51 Seite 2]

        Diesem Antrage gemäß, werden alle diejenigen, die mit den instituirten neun Kindern und Kindeskindern des Defuncti gleiche oder bessere Erbrechte an dessen Nachlaß zu haben vermeinen, so wie jegliche aus irgend einem Grunde zu einer Forderung an den Erblasser und dessen Vermögen berechtigte Gläubiger, hiemittelst öffentlich peremtorisch geladen, solche Rechte und Forderungen vor dem unterzeichneten Gerichte

am 28sten Januar künftigen Jahres
Morgens 11 Uhr anzugeben und zu bescheinigen, bei Vermeidung der ein= für allemal angedroheten Nachtheile, daß die Extrahenten als die alleinigen Erben des verstorbenen Pächters Sick angesehen und ihnen die Befugniß, über den Nachlaß desselben ausschließlich zu verfügen, eingeräumt, spätere bekannt werdende Mit=Erben aber an ihre Beschlüsse gebunden zu achten, so wie unbekannt bleibende Gläubiger aller Anrechte an die Sicksche Erbmasse auf immer verlustig erklärt werden sollen.
    Decretum Schönberg den 27. November 1838.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.) stenthums Ratzeburg.
Karsten.   Reinhold.  


Verkaufs=Anzeigen.

          Am 27. December, als am Tage nach Weihnacht, soll im Hause des Hauswirths Hartwig Holst zu Carlow ein sehr gutes completes Bett nebst vielen guten Frauen=Kleidungsstücken und Leinzeug - und im Kruge daselbst, recht viele noch sehr gute Frauen=Kleidungsstücke, gutes Bettzeug, ein ganz neuer eichener Koffer und etwas Silberzeug, meistbietend gegen baare Bezahlung in N2/3. zu voll verkauft werden.
          Die Auction wird gegen 10 Uhr Morgens ihren Anfang nehmen; zu welchem Ende ich Kaufliebhaber ersuche, sich zahlreich einzufinden.
      Carlow den 28. Novbr. 1838.

Labann, Landreuter.        


Vermischte Anzeigen.

          Einem achtungswerthen hiesigen Publikum, so wie den geehrten Landleuten mache ich die ergebene Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Feste mit allen Sorten Conditoreien und Kuchenbäcker=Waare versehen bin; auch habe ich in diesen Tagen eine Auswahl der niedlichsten und geschmackvollsten Bonbon=Devisen aus Hamburg erhalten. Um fleißigen Besuch bittet

J. Pöhls.           

      Schönberg den 11. Decbr. 1838.


          Ich sehe mich zu der Anzeige genöthigt, daß über den Kirchensteig von Gr. Siemz nach Schönberg, da wo er meine drei Koppeln berührt, nicht geritten werden darf. Diejenigen, welche diesem Verbot zuwider handeln, werde ich gerichtlich belangen und müssen eine Strafe von 4 Taler (Mecklenburg) bezahlen.

Schulze Köhler in Kl. Siemz.    


      Schluß der Erzählung von Jacob Weller, (nicht
            "Walter", wie im vorigen Stück (50) durch einen
            Druckfehler steht.)

        Der Oberhofprediger Jacob Weller starb den 6. Juli 1664, da er sein Leben gebracht auf 61 und ein halb Jahr. Kurz vor seinem Ende sang er noch mit den Seinigen das Lied: "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort" etc. bzw. usw.. Denn nachdem ihm seine Gattin gewünscht hatte, daß er wohl schlafen möchte, hat er gesagt: "Ich werde wohl sanft schlafen bis an den jüngsten Tag; aber wie es mit der armen Kirche ergehen wird, weiß ich nicht, und stimmte selbst jenen Gesang an.
          Das schöne Lied, das zu dieser Erzählung von Weller (No. 49 und 50) Veranlassung gegeben hat, ist von Hans Sachs dem wackern Nürnberger, geb. 1494. Derselbe hatte in seiner Jugend das Schusterhandwerk, erlernt und betrieben, und hiebei in freien Stunden, die damals noch blühende Kunst der Meistersängerei geübt. Diese alte Reimkunst wurde jedoch von ihm zur wahren Dichtkunst ausgebildet und erhoben. Das Lied: "Warum betrübst du dich, mein Herz" hat er im Jahr 1552 bei der damaligen großen Theurung gedichtet. Man nannte dieses Lieb sonst "der alten Leute Trostpredigt," welche jedoch für Jung und Alt heilsam sey. - In seinem spätern Alter war Hans Sachs Schul= oder Singmeister in seiner Vaterstadt Nürnberg, wo er 1576 starb.
          Von demselben Hans Sachs ist auch jener schöne Liedervers:

  "Alles, was ist auf dieser Welt,
Es sey Silber, Gold oder Geld,
Reichthum und zeitlich Gut,
Das währet nur eine kurze Zeit,
Und hilft doch nicht zur Seligkeit."


          Wären ähnliche kurze Lebensgeschichtliche Nachrichten über geistliche Liederdichter, auch zu unserm neuen Ratzeburger Gesangbuch, nicht wünschenswerth? - (S. Geistl. Liederschatz und Gesangbuch für die ev. reform. Gemeinde zu Lübeck, u. a.) Hat man doch auch von Göthe und Schiller Biographien!


[ => Original lesen: 1838 Nr. 51 Seite 3]
Die Weihnachtsfeier.
    Des ewigen Wechsels bedeutsame Spur
Durchziehet des Lebens Gestalten;
Im ewigen Kreislauf verjüngt sich Natur,
Nie ruhet des Schicksales Walten;
Die Jugend vergehet und Blumen verblühn,
Erstarrendes Eis folgt auf anmuthig Grün.

    Bald stürmet es finster im Walde und Feld,
Bald lächelt die Anmuth im Freien,
Bald sind unsre Herzen von Leiden umstellt,
Bald tönen der Freude Schalmeien;
Dem ewigen Spiele der wechselnden Zeit
Sind hier alle Freuden und Leiden geweiht.

    Von Irrthum geblendet, von Lüsten bethört
Versinket die Menge in Sünden;
Der heiligen Wahrheiten ewiger Werth
Ist wenig im Leben zu finden;
Die Weisheit sieht, leidend bei Spott und bei Hohn,
Die Thorheit und Sünde auf glänzendem Thron.

    Doch wenn wir die Schatten des Lebens erkannt,
Bleib uns auch sein Strahl nicht verborgen;
Dem trübenden Tage, vom Himmel gesandt,
Ihm folgt oft ein rosiger Morgen;
Ein Gott schaut vom goldigen Himmelsgezelt
Mit Liebe herab auf die duldende Welt.

    Willkommen, du Fest! Aus den himmlischen Höhn
entschwebt deines Trostes Gefieder;
Wie tosend die Stürme des Lebens auch wehn,
Du senkst auf uns Himmelstrost nieder;
Gott, rufest du, sandte für Leiden und Schuld
Den Sohn auch hernieder aus gnädiger Huld.

    Was drum auch das stürmische Leben uns beut,
Du, Fest, hebst des Schicksales Schleier;
Den Vater der Liebe im Wechsel der Zeit
Lehrt uns deine heilige Feier;
Den Irrenden ist ja der Heiland gesandt,
Den Duldern winkt droben der Seligkeit Land.

    Laut jauchzen drum heute die festlichen Reihn
Hoch flammen von Danke die Herzen;
Hell leuchten im fröhlichen Kinderverein
Der freudigen Festlichkeit Kerzen;
Hallelujah, rauscht es von Lande zu Lande,
Der Heiland der Welt ist vom Himmel gesandt.
L. Koch.


Bitte!

        Ein Freund des Rechnens, der sich schon mancher glücklichen Fahrt auf dem Meere der Arithmetik erfreute, ist - wie vor und nach ihm schon mancher Anderer - an folgender kleinen Klippe gescheitert:

"Ein Tabacksfabrikant hat 10 Sorten in Pfunden eingeschlagenen Rauch=Taback, und will solchen folgendermaßen das Pfund auf's Genaueste verkaufen, als:
von Nr. 1 das Pfund zu 18 1/4 Schilling (Mecklenburg),
= = 2 = = = 17 2/5 =
= = 3 = = = 16 1/6 =
= = 4 = = = 15 7/8 =
= = 5 = = = 14 1/2 =
= = 6 = = = 13 1/3 =
= = 7 = = = 12 3/4 =
= = 8 = = = 12 5/8 =
= = 9 = = = 11 1/9 =
= = 10 = = = 10 2/7 =
    Nun finden sich Käufer, die sich von allen 10 Sorten eine 200 pfündige Mischung machen wollen, und gerne so, daß ihnen das Pfund im Durchschnitt genau auf 14 1/2 Schilling (Mecklenburg) zu stehen komme. Es frägt sich nun, wie viele ganze Pfunde Taback der Fabrikant von jeder Sorte nehmen muß, damit, wenn er die Rechnung darüber ertheilt, der Betrag gerade 181 Mark (Meckl.) 4 Schilling (Mecklenburg) (welche 200 Pfund à 14 1/2 Schilling (Mecklenburg) ausmachen) ohne Bruch beträgt?"  -
        Menschenfreundliche Rechner, denen Rechnen und Helfen Freude macht, werden daher gebeten, zur Wegschaffung dieser Klippe auf arithmetischem Wege - nicht durch Algebra - gefälligst zur Hilfe zu eilen, und die vollständige Berechnung durch diese Anzeigen zur Kenntniß zu bringen, die ja dieselben, als gemeinnützliche und nöthige Sache, gerne aufnehmen werden.


Merkwürdige Vision.

          Während des deutschen Freiheitskrieges ritt der bayersche Oberst von F.  .  .  , nach der Schlacht bei Hanau, mir einer einzigen Ordonnanz von einer Inspicirung nach seynem Cantonirungsquartiere zurück. Sein Weg führte ihn durch ein Gehölz, und da sich die Schatten schon zu verlängern begannen, trieb er sein Pferd zum raschen Trabe an, um noch vor einbrechender Nacht sein Ziel zu erreichen.
          Indem er nach seiner Gewohnheit den Blick spähend umherwarf, gewahrte er in ziemlich bedeu=

[ => Original lesen: 1838 Nr. 51 Seite 4]

tender Entfernung einen nahe am Wege stehenden Baum, an welchem eine Tafel mit einer leuchtenden Inschrift hing. Neugierig, was diese enthalte, trieb der Oberst sein Pferd an, bis er nahe genug war, um die Worte deutlich lesen zu können. Doch wie erstaunte er, als er seinen vollständigen Vor= und Zunamen, Geburtsort und Geburtstag und - wer beschreibt die Verwunderung des sonst so beherzten und von allem Aberglauben weit entfernten Mannes - auch den Tag und die Stunde seines Todes darauf verzeichnet fand.
          Sogleich ergriff er seine Schreibtafel, um das Gesehene niederzuschreiben. Die Ordonnanz, welche er auf die Erscheinung aufmerksam gemacht hatte, sah nichts, und als der Oberst zum Baume herantritt, um die Tafel zu ergreifen, griff er in die Luft, ungeachtet er, jene fortwährend sah.
          Unbekümmert darüber, und ohne Jemanden etwas davon mitzutheilen - selbst der Ordonnanz wurde Stillschweigen auferlegt, - begnügte sich der unerschrockene Kriegsmann damit, das Nöthige von dieser Erscheinung in seine Schreibtafel eingetragen zu haben, und in seinem Gedächtnis verwischte sich ihr Andenken mehr und mehr.
          Der Krieg, welcher den Helden unserer Erzählung seines linken Armes beraubt hatte, nahm endlich, die bekannte erfreuliche Wendung, und jener wählte, als nunmehriger Pensionair, die Stadt Zweibrücken zu seinem Asyle.
          Gewohnt, seinem Schicksale kühn und unverzagt entgegen zu gehen und den Tod nicht zu scheuen, mit welchem er ja ohnehin schon seit dem Antritte seiner kriegerischen Laufbahn in freundschaftlichem Vernehmen gestanden hatte, verlebte unser Kriegsmann die ihm nach jener weissagenden Tafel bestimmte Frist in gemächlicher Ruhe und ungetrübter Heiterkeit. Endlich erschien der verhängnißvolle Tag, mit dessen letzter Stunde auch die Lebensfackel unseres Helden verlöschen sollte. Um seine letzten Momente so angenehm als möglich hinzubringen, hatte Herr von F. . . auf diesen Tag seine besten Freunde zu sich eingeladen, und sie bedeutet, daß er aus ihrem Erscheinen die Aechtheit ihrer kameradschaftlichen Liebe und die Gediegenheit ihrer Freundschaft erkennen wolle. Diese den Einladungen beigefügte Bemerkung führte an dem bestimmten Tage die Geladenen mit wenigen Ausnahmen herbei; Herr von F. . . empfing sie Alle mit biederer Herzlichkeit, und eröffnete ihnen erst jetzt die Ursache ihrer heutigen Versammlung.
          "Ich wollte," setzte er hinzu, "gern die letzten Stunden meines Lebens im Kreise meiner Freunde, die so viele Gefahren mit mir getheilt und mir den Genuß so mancher Freude durch ihre Theilnahme erhöht haben, vergnügt zubringen. - Ich danke Euch daher herzlich für Eure Willfährigkeit."
          Ueber diese Aeußerung waren Alle erstaunt, und Bemühten sich, dem noch so Lebenskräftigen seinen Aberglauben, wie sie es nannten, auszureden, was ihnen auch scheinbar um so leichter gelang, da die Familie des Herren von F.  .  . das Geheimniß nicht theilte.
          Unter Vergnügungen, wie sie im Greise bewährter Freunde und Kriegskameraden statt zu finden pflegen, rückte die verhängnisvolle Stunde immer näher, und schon war es 11 Uhr Abends, als sich der Veteran noch völlig gesund fühlte. Da er jetzt schon selbst kaum mehr an die Wahrheit jener Prophezeiung glaubte, theilte er diese mit lachendem Munde nun auch seiner Familie mit, welche zwar anfangs darüber in Bestürzung gerieth, da sie aber das Familienhaupt fröhlich in ihrem Kreise erblickte, die scherzhaften Bemerkungen der Freunde belachte.
          Bald erscholl dem Obersten beim Klange der Becher ein allgemeines "Lebehoch!" das er, nach Voranschickung einer kurzen Danksagungsrede, eben zu erwidern im Begriff stand, als die Uhr auf zwölf aushob. Ohne dieß zu beachten, füllte er sich den Becher mit Ananaspunsch und führte ihn mit einem der Gesellschaft geltenden "Lebehoch" zum Munde, da schlug die Uhr zwölf, der Becher entglitt seiner Hand, Herr von F. . . erblaßte plötzlich und sank vom Schlage getroffen entseelt auf das Sopha nieder, das er heute zu seinem Sitze erwählt hatte.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 18. December.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 155
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 80
              Petersburger 96
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 62
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 50
Erbsen, Brecherbsen 80
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 131/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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