No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. August
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 31 Seite 1]

Die diesjährigen Militär=Freilassungs=Scheine können binnen 4 Wochen bei den respven. Districts=Landreitern, später aber bei dem Amtmann Zimmermann hieselbst, in Empfang genommen werden.
           Schönberg den 5ten August 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                                   Karsten.                       


Vorladungen.

        Wenn die Demoiselle Bever hieselbst, mit Hinterlassung eines vor dem hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte am 28. Octbr. 1811 errichteten und am 6. d. Mts. daselbst publicirten Testaments, am 2ten hujus verstorben ist, und der Herr Gerichtsrath Karsten zu Schönberg, in Vollmacht der Frau Stallmeisterin Krell zu Berlin als Universal=Erbin derselben, die Erklärung abgegeben — daß er die Erbschaft nur sub beneficio legis et inventarii antreten wolle, auch, zur Erforschung der Kräfte des Nachlasses, auf Erkennung eines Proclams — angetragen hat: so haben wir einen Termin auf

den 1sten September d. J.
Morgens 11 Uhr

angesetzt und werden alle diejenigen hiedurch peremtorisch geladen,
       a.      welche dem gedachten Testamente der Erblasserin zu widersprechen gemeint sind; nicht minder
       b.      die zu Legatarien auf ein Capital von 400 Taler (Mecklenburg) N 2/3. berufenen Geschwister defunctae, namentlich Gertrude Bever, vereheligt gewesene Geutner in Grabow, und Christian Bever, oder deren Kinder, über deren Leben und Aufenthalt nichts constirt; so wie endlich
       c.      alle diejenigen, welche als Gläubiger aus irgend einem Grunde an die verstorbene Demoiselle Bever Schuldforderungen oder andere Ansprüche zu haben vermeinen,
um etwanige Widersprüche gegen das Beversche Testament, — ihren Verwandschafts=Grad zur Erblasserin und ihre Forderungen an die Letztere gehörig begründet und bescheinigt darzulegen, bei
[ => Original lesen: 1838 Nr. 31 Seite 2]
Vermeidung der Ein= für Allemal angedroheten Nachtheile
    ad  a. daß die instituirte Erbin ungehindert über den Nachlaß verfügen zu dürfen, befugt erachtet werden soll und künftig etwa bekannt werdende gleichberechtigte Erben an ihre Handlungen gebunden bleiben müssen;
    ad  b. daß die latitierenden Legatarien ihrer Rechte aus dem Testament — unter Vorbehalt anderweitiger Verfügungen — verlustig erklärt; — und endlich
    ad  c. daß alle ausbleibende Gläubiger mit ihren Ansprüchen an den Beverschen Nachlaß für immer abgewiesen werden sollen.
      Rehna den 19ten Juni 1838.

Bürgermeister und Rath.      


Vermischte Anzeigen.

        Am Sonntag den 5. August werde ich auf dem hiesigen Felde Rappsstroh brennen, welches ich hiemit zur Nachricht bekannt mache.

Schulze Lenschow, zu Sabow.          


          Zur bevorstehenden Erndte empfiehlt sich mit schönem Flohm=Heering in ganzen, halben und viertel Tonnen

M. F. Bunge, in Lübeck,          
an der Trave Nr. 475.          


          Mit allen beliebten Sorten Mineral=Wasser in frischer diesjähriger Füllung empfehle ich mich zu den billigsten Preisen ganz ergebenst.
    Lübeck den 1sten Julius 1838.

H. D. Karck,          
Fischstraße No. 103.    


Mein.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]

[ => Original lesen: 1838 Nr. 31 Seite 3]

Mein.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]


Verdrießlichkeiten.

          Es giebt Verdrießlichkeiten auf dem Dorfe, von denen die in der Stadt gar nichts wissen, und manche sind so, daß weder auf dem Dorfe noch in der Stadt guter Rath dafür ist. Wie hat sich der Valentin im Winter über sein Holz geärgert. Es war zu kalt, als daß er draußen hätte Wache stehen können, und wenn er nachsah, waren nicht: nur die Vogelkönige und dürren Kiefern abgehackt, sondern auch gute Bäume. Da machte er eine Tafel, nagelte sie an die beste Fichte und hatte darauf geschrieben: hütet Euch vor Strafe. Er dachte, das würde helfen, aber es hatte nicht geholfen. Es war wieder abgehackt, und als er an die Fichte kam und nach der Tafel sah, war unter seine Schrift eine andere geschrieben, die lautete: Du kannst mir die Strafe nicht dictiren, und Deines Holzes wegen kann ich nicht erfrieren. Verdrießlich klagte er uns seine Noth, wir aber wußten für ihn keinen Rath.
          Nun sind wieder andere Verdrießlichkeiten, dafür weiß jeder einen Rath, aber der Rath taugt nicht viel, und ist nicht jedermanns Sache. Ueber dem Dreschen hatte der Nachbar Zahnweh bekommen. Unlustig und mit verbundenem Munde trat er in die Gemeindestube. Nun ist der Zahnweh so eine Sache, es stirbt niemand daran, darum legen auch die Andern keine Trauer an, aber wer ihn hat, der fühlt ihn. Ich weiß ein Mittel, sagte der Schulz, das hilft allemal. Es ist nicht aus der Apotheke, nicht vom Doktor, wohlfeil, daß es jeder haben kann, ein richtiges Hausmittel. Der Nachbar wurde neugierig. Es zuckte eben recht wie ein Kreuzleuchter durch seine Kiefer. Nun, so sagt's doch, wenn's hilft. Ja, sagte der Schulz, gut ist's, auf meine Schulzenehre. Er schwieg, als ob er sich besinne. Nun, sagte wieder der Gemarterte, und dachte schon, es hätte geholfen. Du willst's wissen, sagte jener wieder, ich will dir's sagen. Gegen den Zahnschmerz hilft — Geduld. Der Nachbar war wenig erbaut vom Schulzenrathe, aber auch von dem nicht, was die Andern vorbrachten. Einer sagte, warm Wasser hülfe; aber man müsse es kalt in den Mund nehmen, und eine Lampe unterhalten, bis es nahe an's Sieden käme, daß habe noch immer geholfen. Und wenn's vom hohlen Zahne ist, sagte Velten, der lange unter den Husaren gedient hatte, da weiß ich Rath. So viel Haare aus dem Pferdeschweife, daß eine feste Schnur daraus wird. Die bindet man mit dem einen Ende an den bösen Zahn und mit dem andern an die Bleikugel ins Pistol. Nun fest im Sattel gesessen. Scharf in die Bügel getreten, und wenn commandirt wird: Feuer! flugs ist der Zahn heraus und findet ihn keiner wieder. So ärgerten sie den Nachbar mit gutem Rath, der keiner war, und sagten boshaft noch dazu, wem nicht zu rathen ist, dem sey auch nicht zu helfen.

[ => Original lesen: 1838 Nr. 31 Seite 4]

          Was ich bis jetzt erzählte, war eigentlich nichts, nur die Vorrede auf mein Recept. Denn ich komme nun erst zur rechten Dorfverdrießlichkeit, aber auch zum guten Rath, der hilft.
          Nichts ist ärgerlicher, als wenn man den Acker gut bestellt, die Wasserfurchen ausgeführt und ausgeschaufelt, und die Gräben hübsch und fein eingeputzt hat. Nun aber geht der Weg am Felde hin. Ja, wenn die Leute nur im Wege blieben. "Aber da treten sie hinaus auf das Geackerte, da trampeln sie den schönsten Waizen nieder und machen das Land wie Scheuntennen fest, daß kein Gräschen durchkann. Ich will lieber den ärgsten Tintenfleck in meinem Wirthschaftsbuche sehen, sagte der beste Bauer in Flachsensingen, als solchen Steig im Felde. Aber wie der Sache wehren? Das eben war sein Aerger. Er stellte sich hin und lauerte, wen er beträfe. Da kam der Pfarrer mit dem Cantor vom Filiale her. Sie hätten den Weg nicht gemacht, aber da er einmal gemacht war, betraten sie ihn auch. Es ist freilich nicht recht, dachte der Bauer, aber sagen darfst du doch nichts, und that, als ob er es nicht gesehen hätte und stellte sich Montags wieder hin. Da kam der Edelmann, gar geritten„ und auch in das Feld. Der Bauer dachte erst, es wäre ein Fremder und lief ihm schon die Laus über die Leber, aber es war der gnädige Herr und dem ging er zu Lehen und wollte bald übergeben, und die Streu aus dem Walde bekam er aus Gefallen auch von ihm; darum zog er seine Mütze und bot ihm auf dem Wege einen Guten Morgen. Darauf kam sein Gevatter auch des Weges her. Mir wirst du doch nichts thun, rief der von Weitem zutraulich, und es war mit dem Zanken wieder nichts. Endlich kamen die Weiber aus dem Holze. Da aber stellte sich der Bauer hin und dachte schon an seinen Spruch. Aber du mein Gott, die konnten ja das Reden besser wie er. Eine setzte den Korb auf dem sauern Weg ab, stemmte die Hände in die Seiten und fing an, ich will's gar nicht sagen wie. Noch ehe der Sermon zu Ende war, war der Bauer verdrießlich vom Felde. Die Zungenhülfe half bei dem Pferde nicht, das sah er wohl. Nun griff er's anders an. Er nahm den Sohn mit hinaus und vergrub den Weg. Das half aber nicht lange. Nun holten sie Dornen und steckten sie hin, aber die Fußgänger machten nun gar von Dorn zu Dorn Bogen in das Feld, daß es an der Kante hin aussah, wie ein ausgeschlagenes Haubenband. Endlich fuhren sie ins Holz und holten Schränkstangen. Aber die Stangen kosteten Geld und als sie dürre zum Brennen waren, waren sie weg, der Bauer wußte nicht, wohin. Ich sagte vorhin, daß er in Flachsensingen wohnte, es war aber das untere, und nun traf sich's, daß er einmal nach Oberflachsensingen kam. Nach den Pferdefehlern, die einer im Stalle hat, sieht er bei fremden Pferden zuerst. Es ist auch mit den Feldern so. Drum sah unser Bauer in der obern Flur auch die Felder am Schärfsten an, die am Wege lagen. Die aber waren geschont, bewachsen nach der Schnur, ungeschändet auf den Seiten außen, wie in den Beeten innen. Nun das gesteh' ich, sagte er zum Schulzen, der mit ihm ging, ihr müßt lauter gute Leute im Dorfe haben, daß sie so im Wege bleiben und die Felder schonen. Gute Leute? sagte der, nun ich will sie nicht verdammen, — guten Weg aber haben wir, das ist die Sache.           Und es war wirklich so, und wird nun auch in Unterflachsensingen anders. Unser Bauer hat's probirt, hat Schutt gefahren, den Weg ein wenig erhöht und schüttet alle Frühjahr und nach vielem Regen vom Frischen auf. Nun braucht er keine Dornen und keine Schränkstangen mehr und sich auch nicht mehr zu ärgern. Sie bleiben nun alle auf dem guten Wege und tritt ihm keiner mehr ins Feld. Er machte es auch mit seinen Wiesen so. Und als er kürzlich seinem Jüngsten die Wirthschaft übergab, übergab er ihm auch den Spruch aus dem Dorfe mit:
          Willst dich nicht ärgern, so bau den Steg,
          Den Acker schützt der gute Weg.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 31. Juli.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 124
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 80
              Petersburger 84
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 58
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 52
Erbsen, Brecherbsen 72
             Futtererbsen
Wicken
Buchweitzen
Winter=Rapsaat die Tonne Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat
Schlagleinsaat


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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