No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Mai
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 20 Seite 1]

Alle vom 1sten August 1817 bis zum 31sten Julius 1818, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts, werden, um Zwecks der bevorstehenden Militair=Aushebung angeschrieben zu werden, hiemit geladen, am Sonnabend

den 26sten dieses Monats Mai,

Morgens 9 Uhr vor der Landvogtey zu erscheinen, und zugleich angewiesen, ohnfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
                  Schönberg den 8ten Mai 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                          A.  v.  Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

        Das Großherzogliche Domainen=Amt hieselbst hat, in Veranlassung des, nach dem Ableben des Schulzen und Vollhüfners Hans Jochen Meyer zu Sülsdorf (Vogtey Schlagsdorf) statt gehabten Heimfalls dieser Vollstelle, auf öffentliche gerichtliche Proclamation derselben angetragen, wonach alle diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde Anrechte an diese Stelle zu haben vermeinen und die Befriedigung ihrer Ansprüche vom hohen Großherzoglichen Cammer= und Forst =Collegio in Neustrelitz gewärtigen zu können vermeinen, zur speciellen Angabe und Bescheinigung dieser ihrer Rechte und Forderungen hiemittelst

auf den 23sten Julius dieses Jahres

Morgens 11 Uhr peremtorisch vor das unterzeichnete Gericht geladen werden, bey Vermeidung des, durch den sofort zu publicirenden Praeclusiv=Bescheid zu vollstreckenden Nachtheils der Erlöschung ihrer Rechte an dies Grundstück und des Verlustes irgend eines Anspruches an das gedachte hohe Collegium wegen dieser heimgefallenen Stelle.
    Decretum Schönberg, den 12. May 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


[ => Original lesen: 1838 Nr. 20 Seite 2]

Verkaufs=Anzeigen.

          Am 26sten d. M., als einem Sonnabende, sollen auf hiesiger Amtsstube 3850 Stamm Tannen Bauholz von verschiedenen Dimensionen und 396 Stamm Schwepen, meistbietend verkauft werden. Das Holz liegt im Brunsmarcker Forstrevier, namentlich in den Brunsmarcker Tannen nahe bei der Stadt Mölln und ist event. in 39 Kabeln, kenntlich getheilt worden; um solches in Augenschein vor dem Verkauf zu nehmen, wendet man sich an den Revierförster Böhmer zu Brunsmarck, die Verkaufsbedingungen werden im Termin bekannt gemacht.
    Kaufliebhaber werden aus der Ferne und Nähe eingeladen, am gedachten Tage, Vormittags 11 Uhr, sich beim Amte einzufinden.
    Ratzeburg, den 3. May 1838.

Königliches Amt.
Susemihl.                     Hein.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

           Den Interessenten der allgemeinen Feuer=Assecuranz=Societät des Fürstenthums Ratzeburg wird hiemit zur Anzeige gebracht, daß folgende Feuerschäden sich ereignet haben:

       1) des Rademachers Debusch zu Mustin Wohnhaus ist am 25. v. M. abgebrannt und war versichert zu 600 Taler (Mecklenburg) N2/3.
       2) unterm 6. d. M. sind in Schlagresdorf in Feuer aufgegangen:
       a) des Schulzen Ollmann Wohnhaus, versichert zu 1600 = =
       dessen Stallgebäude 50 = =
       b) des Hauswirths Hans Jochim Prüß Wohnhaus, versichert zu 1300 = =
       Kathen 600 = =
       Scheure 400 = =
       c) des Büdners Clausen Wohnhaus, versichert zu 1000 = =
       Scheure 250 = =
       d) des Käthners Ollrogge Wohnhaus, versichert zu 1200 = =
       Scheure 400 = =
       -------------
Summa: 7400 Taler (Mecklenburg) N2/3.
        Die Total=Versicherungs=Summe, nach welcher die Beiträge zu entrichten sind, beträgt:

1,419,450 Taler (Mecklenburg) N2/3. z. v.

Es sind mithin von jedem 100 Taler (Mecklenburg) N2/3. der Versicherungs=Summe beizutragen 25 Schilling (Mecklenburg) N 2/3.
      Schönberg, den 17. Mai 1838.

Von Directions=Wegen.          


           Ein Ungenannter, der schon oft, wie er schreibt, durch den lieblichen, harmonischen Gesang des Herrnburger Sänger=Chors erfreut und erbauet worden ist, hat zur Erhaltung desselben vier (4) Taler (Mecklenburg) N 2/3. an die Kirche einreichen lassen, deren richtiger Empfang hiermit mit vielem Dank bescheiniget, und dabei dem lieben Kirchen= und Chor=Freunde Gottes Gnade und Segen gewünscht wird.
    Herrnburg den 11. May 1838.

Rußwurm, KR. u. P.       


        Hiemittelst erlaube ich mir, dem verehrlichen Publico die gehorsamste Anzeige zu machen, daß ich Ostern d. J. die Wohnung des Bäckermeisters Greif senior verlassen und nun solche in die Behausung des Webermeisters Baumann, dem alten Kirchhofe gegenüber, verlegt.
    Den fernern geneigten Zuspruch meiner Gönner erbittend füge ich diesen noch die Bekanntmachung an, daß ich mich nicht auf die Reparatur alter Uhren beschränke, sondern, wie vorhin, ein Assortiment trefflicher Werke bei mir zu finden und billig zu kaufen ist. Noch ersuche ich meine entfernten hohen Gönner, zu denen dieses Blatt gelangen mag, die mich mit Instandesetzung verfallner als auch Errichtung neuer Thurmuhren beehrt, mir auch für die Zukunft ihre hohe Gunst bei vorkommenden Fällen nicht zu entziehen geneigen zu wollen.
    Schönberg, 10. Mai 1838.

J. L. Strasmann, Uhrmacher.        


          Zu Jedermanns Nachachtung mache ich hiedurch bekannt, daß ich dem Holzwärter Bonhof zu Retelsdorf die Aufsicht über meine Holzkoppel übertragen, auch befugt habe, diejenigen, welche derselbe künftig beim Holzstehlen betreffen wird, dem Gerichte zur Bestrafung zu übergeben.

Hausw. Maaß in Sabow.         


           Erwiederung.      
           (s.Nr.9.d.Bl.)      
           In diesem öffentlichen Blatte
   Gab jüngst ein Junker Naseweis,
Der sonst wol nichts zu schaffen hatte,
   Die liebe Stadt gewaltig preis.
Er drückte sich verteufelt kraus
Und nicht ein bischen höflich aus.

Wir sollten ihn hier nur erblicken
   Zu Fuße oder auch zu Gaul,
Wir wollten ihn manierlich drücken
   Mit Nase und dem großen Maul
Auf Wagen, Sägeblock und Koth, -
Daß er dran dächte wohl zur Noth.
[ => Original lesen: 1838 Nr. 20 Seite 3]
           Er sprach nach seiner Art recht weise,
   Nur schade, daß es bei ihm spuckt,
Sonst hätte er auf seiner Reise
   Genauer sich hier umgekuckt
Und jedenfalls es eingesehn,
Wie wir nur nach Gewohnheit gehn.

Wir richten uns in allen Stücken
   Nach unsrer lieben Väter Art
Und lassen uns auch nicht berücken
   In dem, was sie uns aufbewahrt:
Was Alterthum geheiligt hat,
Drob halten wir mit Wort und That!

Wir hassen alle Neuerungen,
   Wie die verdammte Mode bringt,
Die viel zu weit schon vorgedrungen
   Und selbst auch uns zum Neuen zwingt:
Das Alte wird uns lieb allein,
Die Mode stets verächtlich seyn!

So mag denn auf der Straße liegen
   Ein Dunghauf und noch mancherlei
Und jeder durch die Klippen biegen,
   So mühevoll es immer sey:
Wir kümmern wenig uns darum,
Es war so auch im Alterthum!

Wir lassen uns nun nicht belehren,
   Am wenigsten durch jenen Fant
Auf leichte Weise zu bethören,
   Zu weichen von dem alten Tand:
"Für Schmutz und Wagen, Buch' und Eich'
"Dien' ferner uns der Bürgersteig!"


Wie der Gewerbtreibende das seinem Stande gebührende Ansehen erwerben, erhalten und erhöhen könne.
(Fortsetzung.)

          Nun ist es von vielen schon laut beklagt worden, und wird noch laut beklagt, daß durch die neuerfundenen und überall eingeführten, ja von der Zeit und von oben her aufgenöthigten Maschinen die Zahl der eigentlichen Handwerker immer geringer wird, weil jetzt Maschinen die meisten Arbeiten, welche sonst nur von Menschenhänden gefertigt wurden, weit leichter, also auch wohlfeiler und selbst zierlicher in Fabriken liefern, und dadurch den Handwerker außer Brod setzen. Es mag dieß wohl zu beklagen seyn, und mögen diejenigen unsere aufrichtige Teilnahme verdienen, welche darunter leiden, und manchem Andern mag noch um den Verfall seines Gewerbes bangen, den die Vermehrung der Maschinen notwendig herbeiführen wird. Aber ist diese Zeit wohl aufzuhalten, oder wäre es im Ernst auch nur wünschenswerth, daß überhaupt keine Maschinen gebaut und bei uns eingeführt werden? Hat sich nicht seitdem erst die Industrie in unserm Vaterlande gehoben, und würde nicht durch Zurückweisung der Maschinen der schrecklichste Verfall derselben erfolgen, und ganze Gegenden unsers Vaterlandes verarmen und entvölkert werden? Würden wir nicht damit nur das Gelächter unserer Nachbarn, namentlich der überseeischen, verdienen und diese wieder bereichern und uns ihnen zinspflichtig machen? Und welcher Verständige wagte jetzt wohl den Rath zu ertheilen, alle jene Triumphe des menschlichen Scharfsinns, wie die Maschinen doch wirklich sind, zu zerstören, und dagegen das Menschengeschlecht in die Barbarei der Wilden zurückzustoßen? Nur Maschinen können gegenwärtig noch das Bedürfniß befriedigen, das sie zum Theil erst selbst hervorgerufen haben; denn sie erzeugen nicht allein selbst mehr Arbeit, sondern sie machen auch die dabei beschäftigten Leute arbeitsamer und erhalten sie in beständigem Athem.
          Was ist also zu thun? - Der Gewerbmann erwerbe sich und übe, was die Maschine nicht leisten und besitzen kann: einen ausgebildeten Verstand, Umsicht, Ueberblick und einen geläuterten Geschmack. Er denke, forsche, prüfe, schaffe selbstständig, bilde und gestalte schönes, Wohlgefälliges, Zweckmäßiges: er sey nicht selbst eine gedankenlose Maschine, die nur hervorbringt, wozu sie eben eingerichtet ist; er überschaue das Ganze in seinen kleinsten Theilen, wisse diese alle selbst nicht nur zu verfertigen, sondern auch zum vollendeten Ganzen zu vereinigen. Er ersetze und übertreffe mit seinem Nachdenken alle nur Einzelnes und stückweise liefernden Maschinen. Er verstehe den geeigneten besten Stoff zu wählen und herbeizuschaffen, lerne in jede fremde Ansicht und Idee eingehen, jeden Wink Anderer und die Zeit überhaupt verstehen, stets das Richtigste, Zeitgemäßeste und eben Nöthige und Gesuchte erkennen und finden; er wisse andere minder gebildete Arbeiter am rechten Orte anzustellen, einzurichten, zu regieren und für seine Zwecke zu vereinigen und zu gebrauchen. Er halte und fasse das Ganze zusammen, sey die Seele Anderer, die Alles und Alle belebende Triebkraft, er sey Vorsteher, kurz der Meister in seiner Werkstätte. Dann werden zwar der Meister weniger werden, weil nicht Alle dazu begabt sind, aber die es heißen, werden es auch seyn. Die andern, die es schon jetzt nicht mehr sind, werden Handarbeiter, höchstens Gehülfen. Zweifeln Sie, daß solche Meister nicht der verdienten Achtung sich erfreuen, daß die Vorzüge derselben von den Menschen nicht anerkannt wer=

[ => Original lesen: 1838 Nr. 20 Seite 4]

den sollten? Glauben Sie, daß solche Meister jemals durch Maschinen entbehrlich gemacht werden könnten? Solche Meister aber müssen seyn und werden, wenn der Gewerbsstand das ihm gebührende Ansehen erhalten und genießen soll.
          2) Der Gewerbtreibende lerne und benutze, was Wissenschaft und Erfahrung lehren und entdecken; er bleibe nicht stehen, er schreite in seiner Kunst und mit der Zeit fort. Wessen Verstand ist allumfassend, wessen Kunstsinn der geläutertste, wessen Tüchtigkeit bloß Güte der Natur? Wer könnte bei dem allgemeinen Fortschreiten der Geister sich in sich selbst zurückziehen wollen, sich selbst genug zu seyn, schon auf dem höchsten Gipfel menschlicher Einsicht und Erfahrung zu stehen und keines weitern Führers und Vorbildes zu bedürfen glauben? Es wähne einer nur Meister in seiner Kunst zu seyn und in stolzer Ruhe und Selbstgenügsamkeit auf das rasche Treiben und Haschen der Andern herabblicken zu können, und bald werden sogar seine Lehrlinge und Schüler ihm eingeholt, ja überholt haben. Stillstand ist Rückgang. Sonst genügte es wohl, wenn der Handwerker lesen, schreiben und etwas rechnen konnte, um sein Geschäft mit Vortheil betreiben zu können und keine Blöße zu geben. Jetzt bedürfen sie, mit wenigen Ausnahmen, und die Ausgenommenen sind eben wohl diejenigen, deren Zunft sich überlebt hat und von den Fabriken verdrängt wird, jetzt bedürfen sie Zeichnen, Modelliren, Geometrie, Physik, Chemie und andere Naturwissenschaften, und in welchem höheren Grade die Fertigkeit im Gebrauch der Feder und das Rechnen!
          In einer Zeit, wo der Gewerbtreibende nicht bloß mit wenigen Zunftgenossen, etwa an seiner Niederlassung oder dem Nachbarorte in Güte, Schönheit, Wohlfeilheit zu wetteifern hat. Jetzt, wo dem Verbrauche die ganze Welt offen steht, wo man ihm die Waaren ins Haus schickt, wo alle Schranken fallen, alle Bannrechte abgelößt werden, oder nicht mehr schützen, wo kein Privilegium mehr aufrecht zu erhalten ist, und keine Obrigkeit und keine Macht es zu vertheidigen wagt, weil ihre eigenen wanken und niedergerissen werden, wo jeder sich selbst mit seiner Waare empfehlen muß, jetzt, wo hundert Köpfe auf neue Erwerbszweige sinnen und tausend Hände nach jedem Verdienste langen, jetzt dürfte jemand, auf veraltete, wenn auch so wohl erworbene Vorrechte vertrauend und pochend, von allen Fortschritten der Zeit keine Kenntniß nehmen, und sein Geschäft nur noch so betreiben wollen, wie er es überkommen, erlernt hat? Jetzt dürfte jemand alle Hülfsmittel, welche die Wissenschaften bieten, übersehen und zurückweisen, und aus Stolz oder Unwissenheit verachten wollen? Kaum ist es dem redlichsten Willen und den Bestunterrichteten mehr möglich, mit der Zeit nur Schritt zu halten; ihr nachzukommen, wenn Einer stehen geblieben wäre, ist auch nicht mehr zu versuchen. Noch vor 30 Jahren genügten die vorgeschriebenen drei Wanderjahre für einen jungen Handwerker, um sich durch Anschauen und Aneignen dessen, was die Fremde für sein Fach bot, so wie durch Ablegung einheimischer Gewohnheiten und Vorurtheile zu einem tüchtigen Meister zu bilden; jetzt ist der Verkehr unter den Menschen und Völkern so häufig und vielseitig, daß sie keine Entfernung, keine Sitte, keine Sprache mehr trennt. Die leiblichen und geistigen Besitztümer aller gebildeten Völker sind gleichsam ein Gemeingut für alle die geworden, welche dieselben mit besitzen wollen. Zu jedem Geheimniße hat die Wissenschaft und Erfahrung den Schlüssel, oder findet ihn bald. Mit ihm in der Hand bedarf es keiner Jahre langen Reisen mehr um des bloßen, gewöhnlichen Arbeitens und Uebens des Erlernten in einer fremden Werkstätte willen. Der Gewerbtreibende benutze die für ihn vorhandenen Lehranstalten und Unterrichtsmittel, studire, so weit er sie zu verstehen vermag, die für ihn geschriebenen Blätter, er betrachte mit prüfendem Auge die ihm jetzt leicht zugänglichen Werke und Arbeiten des Auslandes, er sehe fremde Einrichtungen, Anlagen und Anstalten, und erforsche sie gründlich; darum muß er reisen und er möchte wiederholt reisen.

(Die Fortsetzung folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
vom 15. Mai.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 100
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 72
              Petersburger 76
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 58
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 48
Erbsen, Brecherbsen 60
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 14


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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