No. 17
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. April
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 17 Seite 1]

Alle diejenigen, welche die, für den District Schönberg unterm 24sten Januar d. J. bereits verkündete Armensteuer noch nicht berichtiget haben, werden hiedurch aufgefordert, ihre Beiträge längstens binnen 14 Tagen an die respven. Armenvorsteher zu bezahlen, widrigen Falls auf Antrag des Herrn Berechners sofort executivisch gegen die Säumigen verfahren werden wird.
            Schönberg den 25sten April 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                          A.  v.  Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

      Die Ehefrau des ehemaligen Kupferschlägers Siewers auf der Baeck, Maria, geborne Wicht, hat darauf angetragen, daß die von ihr vermißten, gerichtlich ausgefertigten Original=Urkunden wegen eines ihrem ehemaligen Vormunde, Förster Wicht zu Schlagbrügge, von dem Herrn Gerichts=Rathe Karsten cedirten, am 13ten Junius 1823 angeliehenen, mit 4 p. C. verzinseten Beckmann Petersberger Massen=Kapitals von 300 Taler (Mecklenburg) N 2/3. und wegen eines von dem wailand Förster Wicht zu Schlagbrügge dem gleichfalls verstorbenen Schulzen Hans Hinrich Grevsmühl zu Sabow an 16ten April 1818 angeliehenen Kapitals von 200 Taler (Mecklenburg) N 2/3, zu 4 p. C. verzinsbar, zum Zweck der Mortificirung der Papiere, proclamirt werden mögten. Da dem Gesuche deferirt worden: so werden hiemittelst alle diejenigen, die aus irgend einem Grunde Anrechte an die, beide hier gedachte Pöste beurkundenden gerichtlichen Verschreibungen zu haben oder deren Vernichtung widersprechen zu können vermeinen, hiemittelst öffentlich peremtorisch geladen,

am 5ten Julius d. J.

Morgens 11 Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte ihre desfalsigen Erklärungen abzugeben und sofort zu rechtfertigen, bei Vermeidung des ein für allemahl angedroheten Nachtheils, daß die Latitirenden aller Rechte an diese Activa verlustig erklärt, die

[ => Original lesen: 1838 Nr. 17 Seite 2]

Impetrantin als deren alleinige rechtmäßige Inhaberin angenommen und befugt erachtet werden soll, statt der früheren als ungültig und vernichtet zu haltenden Papiere, neue, gleiche Eigenschaft der Kapitalien beurkundende Documente, sich ausstellen zu lassen.
    Decretum Schönberg den 20sten April 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
                            (L. S.)                  thums Ratzeburg.
                        Reinhold.


Verkaufs=Anzeigen.

           Ausgeklagter Schulden halber, ist zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des dem Fuhrmann Schütt zuständigen, am Belvedere sub Nro. 167 belegenen Wohnhauses, erster Termin auf den

24sten k. M.

zweiter Termin auf den

14ten Juni d. J.

und dritter und letzter Termin auf den

28sten desselben Monats

angesetzt, und sind alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an das zu verkaufende Wohnhaus oder an den Fuhrmann Schütt zu haben vermeinen, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben, auf den 24sten k. M., bei Strafe des Ausschlusses und eines ewigen Stillschweigens, zu Rathhause hieselbst verabladet.
    Ratzeburg den 10. April 1838.

                       Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)               in fidem     
J. Richter,                
                Stadtsecretair.


Vermischte Anzeigen.

        100 Taler (Mecklenburg) N. 2/3 zu voll, Kirchengeld, sind zum nächsten Johanni=Termin gegen sichere Hypothek zu 4 p. C. jährl. Zinse zu verleihen.
    Selmsdorf den 18. April 1838.

Rußwurm, Pastor.          


Bekanntmachung.

        Alle zwischen dem 1. October v. J. und dem 31. März d. J. versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben zum May=Termin 3/4 Simplum beizutragen.       Lübeck, den 4. April 1838.

Namens der Direction,
    H. W. Hach, Dr.
Secretär des Vereins.


Trauriges Wiedersehen.
Eine wahre Geschichte.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]

[ => Original lesen: 1838 Nr. 17 Seite 3]

Trauriges Wiedersehen.
Eine wahre Geschichte.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]


Vermischtes.

          Ein Kaufmann zu Paris verheirathete seine beiden Töchter und theilte sein Vermögen unter sie, mit der Bedingung, daß er einen Tag um den andern bei ihnen speisen möchte. Sie wurden aber ihres Vaters bald überdrüssig, der nun bereute, was er gethan. Er klagte sein Schicksal einem reichen Kaufmann, welcher sein vertrauter Freund war, mit der Bitte, ihm hierin zu helfen. Dieser war auch dazu bereit. Der Vater bat ihn also, er möchte ihm 200 Louisd'or schenken, und ihm 50,000 Livres nur auf eine Stunde vorschießen, was denn auch geschah. Hierauf bat der Vater seine beiden Schwiegersöhne und Töchter zu Gaste, wo denn, als sie bei Tische saßen, sein Freund zu ihm schickte, und ihn fragen ließ, ob er ihm nicht mit 50,000 Livres aushelfen könnte, weil er eben einen starken Wechsel auszuzahlen habe. - "Recht gern", antwortete der Vater, "und wenn es noch zweimal so viel wäre"; worauf er sogleich in die Kammer ging, das Geld holte, und dem ausgeschickten Bedienten auszahlte. Hierüber wurden die Schwiegersöhne und Töchter sehr stutzig, und waren völlig der Meynung, ihr Vater müsse ihnen doch noch lange nicht sein ganzes Vermögen gegeben haben. Den Tag darauf war er ein angenehmer Gast bei seinen Töchtern; jede wollte ihn nun beständig zu Gaste haben, um durch ein Vermächtniß das ganze Vermögen allein an sich zu ziehen. Dies aber fand der Vater nicht für gut anzunehmen, sondern sagte, es sey ihm die Eine so lieb wie die Andere. Er erreichte dadurch seinen Zweck, und brachte sein übriges Leben vergnügt zu. Als er endlich starb, so freuten sich die Töchter und Schwiegersöhne über die noch übrige ansehnliche

[ => Original lesen: 1838 Nr. 17 Seite 4]

Erbschaft. Man eröffnete auf das Feierlichste den schweren Kasten, fand ihn aber, statt mit Gold, mit Steinen angefüllt, und einen Zettel darin, worauf die gegründete Regel stand: "Ein Vater muß nicht bei Lebzeiten theilen."


          Ein Mann hatte eine stumme Frau und lebte folglich glücklich mit ihr. Eines Tages, während er nicht zu Hause war, brach bei ihm Feuer aus; die Frau erschrack so, daß sie die Sprache wieder bekam. Der Mann kam nach Hause, die Frau läuft ihm freudig entgegen und ruft: "Ich rede! ich rede!" - Der Mann schwieg - er hatte vor Schreck die Sprache verloren.


          Wie weit man es neuerdings mit dem Maschinenwesen gebracht hat, das zeigt unter andern die Stecknadelfabrik in dem Thale Rodborough, auf der Straße von Bath nach Cheltanham. Das Hauptgebäude hat 100 Fuß Länge und enthält 5 Stockwerke, die alle mit Maschinen angefüllt sind. Ein Wasser von 40 Pferdekraft bewegt ein großes Wasserrad, das alle Maschinen treibt, die mit wenigem Geräusch und geringer Anstrengung sämmtliche Nadler=Arbeiten verrichten. Die ganze Nadel wird nämlich aus einem Stück Metall gemacht und nach oben der Kopf einzeln gesponnen und angesetzt. Das dazu gebrauchte Metall ist sehr hart, und so sind die Nadeln sehr steif und elastisch, so wie die Spitzen sehr scharf. Während durch eine Maschine der Draht gezogen und in der gehörigen Länge abgeschnitten wird, spitzt ein anderer Apparat in derselben Maschine, die Nadel zu, ein dritter drückt den Kopf zusammen und giebt ihm die nöthige Form, und ein vierter bringt die Nadel vollendet zum Vorschein, worauf diese in den vorgerichteten Behälter fällt. Die Maschine macht nicht weniger als 15 Nadeln in der Minute, und die ganze Manufactur liefert die fast unglaubliche Zahl von drei Millionen zweimal hundert tausend Nadeln täglich, oder mehr als 19 Millionen wöchentlich. Als die Besitzer vor einigen Monaten beim Parlament um Erneuerung ihres Patents nachsuchten, überreichten sie den Lords ein Modell der Maschine, das vor ihren Augen Nadeln machte.


          Bei einer neulichen Gewerbsausstellung in London kam unter andern auch, eine Dampfflinte vor, welche in 4 Secunden 79 Kugeln gegen eine eiserne Platte abschoß. Da dieselbe mit der größten Schnelligkeit aufs Neue geladen werden kann, so wird es möglich, mittelst ihrer 420 Kugeln in einer Minute und 25,000 in einer Stunde abzuschießen.


          In London kam bisher das Kirchengehen theurer zu stehen, als hier zu Land. Wer einen Platz in einer besuchten Kirche haben will, muß dem Schließer oder der Schließerin, die an der Thür stehen wenigstens ein Viergroschenstück in die Hand drücken, acht Groschen wenn man sitzen will; in der königl. Kapelle will der goldverzierte Thürsteher mindestens Einen Gulden in der Hand fühlen, ehe er Einlaß gewährt.


          Eine Wollenzeugfabrik in London hat kürzlich ihr Meisterstück gemacht. Ein reicher Kaufmann setzte sich Mittags zu Tische in Beinkleidern, wozu die Wolle an demselben Morgen noch auf dem Schaafe saß. In der kurzen Zeit von 11 Stunden war die Wolle von dem Schafe geschoren, gefärbt, gesponnen, gewebt und in Beinkleider verwandelt worden.


          Ein Dorfschullehrer examinirte kürzlich einen seiner Schüler: Was ist ein Amphibium? Der Junge machte große Augen und sagte - nichts. Da wollte der Lehrer einhelfen und lispelte dem Jungen zu: "Ein Thier, daß theils auf dem Lande, theils -" "in der Stadt lebt!" schrie jetzt der Junge mit aller Freude der Zuversicht.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 24. April.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 96
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 68
              Petersburger 70
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 56
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 56
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat -


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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