No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. März
1837
siebenter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1837 Nr. 11 Seite 1]

Vorladungen.

         Der Anbauer C. H. L. Möller zu Pogetz hat, mit der bescheinigten Anzeige: daß er im Jahr 1833 von der Frau von Schuckmann daselbst von der, zu deren Baustelle gehörenden Koppel, sub F. e. 5 der Karte, in der Ecke am Rünzer Wege, eine Fläche von 240 QuadratRuthen zum Anbau käuflich erstanden habe, Zwecks Sicherstellung gegen unbekannte dingliche Ansprüche an diese Parcele, das gegenwärtige präclusivische Proclam erwirkt, kraft dessen hiermit alle diejenigen, welche aus irgend einem erdenklichen Rechtsgrunde dingliche Anrechte an vorbezeichnete, von der Frau von Schuckmannschen Baustelle zu Pogetz abgetrennte Fläche zu haben vermeinen, hiermit peremtorisch aufgefordert werden, solche

am 14ten April d. J.

Vormittags 11 Uhr, vor unterzeichnetem Justizamte anzumelden, oder zu erwarten, daß sie damit durch den alsbald zu erlassenden Praeclusiv=Bescheid für immer werden ausgeschlossen und abgewiesen werden.
    Decretum Schönberg den 14. Februar 1837.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


        In Debitsachen des Schneidermeisters Carl Bernev hieselbst steht ein Liquidationstermin auf

am 23sten May 11 Uhr

an, und wird bekannt gemacht, daß die Activmasse wahrscheinlich kaum die Kosten decken wird.
    Cröpelin, den 4. März 1837.

Großherzogl. Stadtgericht.      
Röper.          
Hamann.    


        Zur Profitirung jeglicher Ansprüche neben Vorlegung der Originalien an die Drenckhahnsche Erbmühle c. p. zu Perschow steht Terminus auf den 29sten (neun und zwanzigsten) April Morgens 11 Uhr vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberahmt, und sind dazu sämmtliche Creditoren sub poena pro omni praeclusionis laut des den hiesigen Intelligenzblättern in extenso inserirten Proclamas geladen, welches hiemittelst weiter extractive bekannt gemacht wird.
      Grevesmühlen, den 16ten Februar 1837.

Großherzogliches Amtsgericht.      


Vermischte Anzeigen.

          Die Webergesellen der Landmeister des hiesigen Fürstenthums werden hiedurch so ernstlich als dringend aufgefordert, an dem, am Tage nach Ostern, den 28sten dieses Monats allhier stattfindenden Krugtage sich unfehlbar persönlich einzufinden und ihre rückständigen sowohl als laufenden Beiträge zu entrichten; widrigenfalls wider die Säumigen sofort gerichtliche Anträge werden eingereicht werden.
  Schönberg den 1sten März 1837.

Lenschow. Bade, Ladenmeister.      


[ => Original lesen: 1837 Nr. 11 Seite 2]

Hungersnoth auf der See.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

[ => Original lesen: 1837 Nr. 11 Seite 3]

Hungersnoth auf der See.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

(Der Beschluß folgt.)


Vermischtes.

            Man hüte sich vor Katzen! Eine unverehelichte Frauensperson in Beireuth, von etwa 60 Jahren, hatte die Grippe und befand sich auf dem Wege der Besserung, als am Sonntag den 19ten v. M. in der Morgenstunde Feuerlärm daselbst entstand und sie aufschreckte; leicht bekleidet sprang sie aus dem Bette, und erkältete sich wahrscheinlich; sie wurde kränker, wozu auch der Schreck beigetragen haben mochte. Da sie Niemand um sich hatte, als ihre Aufwärterin, die ihr das Nöthigste besorgte, so waren nur zwei oder drei Katzen ihre, beständige Gesellschaft, mit denen sie gar zärtlich war, sie krochen um Hals und Brust herum, leckten sie, oder wie sie sich ausdrückte, küßten sie, und fraßen mit ihr aus einer Schüssel. Dienstag Nacht fühlte sie sich unwohler und sperrte sich ein; als Dienstag Morgen die Aufwärterin kam, war die Thüre noch verschlossen, - kein Ruf, kein Pochen half - man sprengte die Thür, und fand - einen Leichnam -, einen Leichnam, dem die Katzen die Nase abgefressen hatten, und während man diese Thiere fortgejagt und die Thür verschlossen hatte, um von dem Todesfall die Anzeige zu machen, hatte sich eine dieser Bestien wieder unvermerkt in das Zimmer geschlichen, und nun auch die Lippen angefressen!


            Am 4ten v. M. erhielt ein Leinweber in Eisenberg im Herzogthum Altenburg einen wunderlichen Besuch. Ein Reh, das wahrscheinlich gehetzt war, sprang durch das Fenster seiner Wohnung in den Webstuhl, zerriß die Webkette und suchte sich wieder aus den vier Wänden zu befreien. Bald begann mit dem beängstigten Weber, der umsonst nach Hülfe rief, ein heftiger Kampf, der wahrscheinlich nicht zu seinem Glücke ausgefallen wäre, wenn er nicht eine Scheere erhascht hätte, mit der er das Thier erlegte.


            In dem Dorfe Wirmingshausen, im Fürstenthum Waldeck, wollte am 24. v. M, der Nachtwächter eine Küche bestehlen. Da er die Thür verschlossen fand, stieg er auf die Thürangel, steckte Kopf und Hand durch eine Oeffnung, um das Schloß zu öffnen, glitt in dieser Stellung aus und wurde am folgenden Morgen erhängt gefunden.


            In Berlin giebts wie anderswo Frevler, die sich eben nicht mit Kleinigkeiten abgeben. So wurde vor kleinen 12 Jahren in einer abgelegenen Straße ein Haus förmlich gestohlen. Während nämlich der Besitzer des Hauses in einem andern entfernten Stadttheil wohnte, hatte der sogenannte Vice=Wirth das Gebäude abtragen lassen, die Materialien verkauft und sich dann aus dem Staube gemacht. Etwas Aehnliches ist daselbst dieser Tage wieder vorgefallen, indem nämlich ein in der Weberstraße gelegenes unbewohntes Haus von einer

[ => Original lesen: 1837 Nr. 11 Seite 4]

großen Anzahl Straßenbuben, einzig und allein zu ihrer Belustigung, abgebrochen worden ist. Als die Polizei herbeieilte, um die jungen Rädelsführer festzunehmen, war das Haus schon zum größten Theile nicht mehr da, denn den Spaß der Jungen hatten sich einige Alte zu Nutzen gemacht, die inzwischen das brauchbare Material geborgen und nach Hause getragen hatten.


            Auf einem Balle zu Paris fühlte eine Tänzerin beim Walzen, daß die Hand, mit welcher ihr Herr sie umschlungen hielt, ganz kalt wurde; sie blickt ihn an, sieht ihn todtenbleich, mit stierem Blick und entstellten Zügen, und stürzt vor Schrecken mit ihm nieder. Der Tänzer war wirklich seit einigen Augenblicken gestorben, und das Mädchen behauptete, daß sie mit dem Leichnam noch eine Tour durch den Saal gemacht habe.


            Eine kluge und hübsche Frau ist mir lieber, als der beste Advocat. Da höre man, welchen Ausgang neulich in B-n ein Proceß erhielt, bloß weil eine kluge und hübsche Frau ihn führte. Ein häßlicher Advocat vertheidigte die Sache eines Tapeziers gegen eine Bürgerin. Da er ein sehr langes Gewäsch machte und nicht zur Sache selbst kam, ward die hübsche Bürgerin ungeduldig und unterbrach den Advocaten: Der Handel, mein Herr Gerichts=Präsident, ist kürzlich dieser: Ich habe dem Tapezier hier hundert Thaler für eine Niederländer=Tapete versprochen, wenn sie fein gemalt sey und mit so schönen Figuren geschmückt, wie Sie, Herr Gerichts=Präsident. Nun will er mir eine grobe, verschmierte, mit so häßlichen Chinesen geben, wie der Herr Advocat. Muß ich nun doch 100 Thaler bezahlen? Der häßliche Advocat war ganz überrascht; das treffende Gleichniß machte ihn perplex; der Herr Gerichts=Präsident schmunzelte. Das Collegium aber entschied, und die hübsche, kluge Frau gewann den Prozeß.


            Riesen=Appetit. - Bei einem Kindtaufschmause in England nahm unlängst einer der Pathen folgende Portionen zu sich: 1 Pfund Lachs mit Apfelsauce, 2 Pfund Rostbeef mit Blumenkohl und Eierrahm, 2 Gänsekeulen und 2 Truthahnsflügel, mit 20 Stück großen gebratenen Kartoffeln, eine halbe Taubenpastete mit Austernsauce, 2 Pfund Pudding mit 3 Schalen Gelee, Brod, Käse, Sellerie und Zwiebeln, zusammen nahe an 5 Pfund, 3 große Krüge Porter, 2 Flaschen Wein, 3 Flaschen Madera, 1 Flasche Xexeswein, 5 Löffel Magenelixir. Diese Kleinigkeiten hielten indessen nur von 6 Uhr Abends, bis gegen 1 Uhr Morgens an, es nahm daher unser frugaler Mann noch eine kleine Collation zu sich. Diese bestand aus 3 Pfund Aepfeltorte, 2 Pfund Käse, 4 Pfund Brod und 3 Flaschen Portwein. Jetzt begab sich der wackere Kämpfer zur Ruhe, und schlief acht Stunden ohne aufzuwachen fort.


Anecdoten.

            Ein zerstreuter Städter machte einst mit einem Landmanne einen Spaziergang. Der letztere freute sich sehr über das vielversprechende junge Grün. "Nur einen warmen Regen", sagte er: "so kommt Alles aus der Erde hervor", ""davor bewahre uns Gott"", rief der andere erschrocken; ""ich habe zwei Frauen darin "".


            Ein Jude kam in das Zimmer eines andern und sagte: "Schmul, schlofst du?" ""Ne, ich schlof nit"", war die Antwort. - "Nu borg mer zehn Gulden". - ""Ech schlof doch"".


        Das Perpetuum mobile.

Eine geräucherte Zunge ward eben
Fröhlich servirt und Rüben dabei;
Da fragte ein Weibchen den Nachbar darneben;
Ob von der Kuh oder vom Ochsen wohl sey
Dort in der Schüssel der herrliche Bissen?
"Sicher vom Letztern; denn auf mein Gewissen",
Rief jener, "war sie vom weiblichen Thier,
Läge die Zunge so ruhig nicht hier".


Getraide=Preise in Lübeck
vom 14. März.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 88
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 66
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 48
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 48
Erbsen, Brecherbsen 62
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 40
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 12
Schlagleinsaat 15


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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