No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Juli
1836
sechster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1836 Nr. 30 Seite 1]

          Der auf den 23sten d. M. angesetzte Termin zur Ueberlassung der Torfanfuhr nach der Röggeliner Ziegelei, an den Mindestfordernden, wird hiedurch abgekündiget, da der Torf durch den vielen Regen naß geworden, und zur Zeit noch nicht angefahren werden kann.
      Schönberg den 20sten Juli 1836.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.  
A. v. Drenkhahn.         


Vorladungen.

          Zur Erforschung der Kräfte des Nachlasses des, auf der Bäck verstorbenen Kupferschlägers Jochen Hinrich Lueth und dessen Ehefrau, gebornen Saager, werden alle diejenigen, die an diese Luethsche Eheleute aus irgend einem Grunde Ansprüche zu haben vermeinen, zu deren Angabe und Bescheinigung

auf den 29sten August d. J.,

Morgens 11 Uhr, vor das unterzeichnete Gericht geladen, bei Vermeidung der sofort zu verfügenden Präclusion und der weiter zu treffenden Anordnungen wegen Ausantwortung der unbedeutenden Nachlaßmasse an die nächsten bereits actenkundigen Angehörigen der Verstorbenen.
    Decretum Schönberg den 29. Junius 1836.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


          Zur Anmeldung und sofortigen Bescheinigung aller und jeglicher Ansprüche an die Verlassenschaft des wailand Maurermeisters Christian Haase hieselbst, so wie an das dazu gehörige im Vogelsang allhier sub. No. 215, belegene Wohnhaus c. p. - jedoch mit Ausnahme der zu Stadtpfandbuch getragenen Schuldpöste - ist ein peremtorischer Termin auf

den 21sten September d. J.

Morgens 10 Uhr vor dem hiesigen Waisengerichte sub praejudicio pro omni praeclusionis anberahmt, welches mit Bezug auf das den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirte Proclama, hiedurch noch weiter bekannt gemacht wird.
      Grevesmühlen den 27sten Juny 1836.

Bürgermeister und Rath.      


Verkaufs=Anzeigen.

          Am Mittwochen den 27sten d. M. Julius, Morgens 10 Uhr, sollen auf der Kniepschen Hofstelle hieselbst mehrere Fuder Heu, so wie eine Quantität Stroh öffentlich meistbietend, gegen baare Bezahlung in N 2/3. z. v., verkauft werden.
    Schönberg den 21sten Julius 1836.

G. Dufft Adv.          
q. Curat. Bonor. im Kniepschen  
Debitwesen.
            


Vermischte Anzeigen.

          Meine zu Rieps belegene Schmiede bin ich gewilligt, von Michaelis 1837 an, zu verpachten. Pachtliebhaber werden ersucht, bei mir das Nähere zu erfragen.

Müller zu Rieps.          


          Zur bevorstehenden Erndte empfiehlt sich mit vorzüglich schönem Berger Flohmhering zu den billigsten Preisen

M. F. Bunge in Lübeck       
an der Trave No. 474.    


[ => Original lesen: 1836 Nr. 30 Seite 2]

Marco d'Abruzzo.

[Erzählung.]

(Beschluß.)

[ => Original lesen: 1836 Nr. 30 Seite 3]

Marco d'Abruzzo.

[Erzählung.]


Vermischtes.

          Ein Mann von hohem Wuchse und athletischen Formen trat vor und warf sich zu Boden. Dann erhob er sich langsam, den Kopf unten, die Füße nach oben gekehrt, kreuzte die Arme über der Brust und verharrte in dieser Stellung im Gleichgewichte. Darauf gab man ihm eine Schale mit sechszehn kupfernen Kugeln in die Hand; er nahm die Kugeln heraus, warf sie in die Luft, hielt sie in fortwährender Bewegung und beschrieb damit alle möglichen Figuren, ohne daß je eine auf die Erde fiel. Nach einiger Zeit kam ein kleinerer magerer Mensch, kletterte behende am erstern hinan und stellte sich aufrecht auf die umgekehrten Füße seines Cameraden, der auf dem Kopfe stehen blieb. Diesem Zweiten gab man eine andere Schale mit sechszehn Kugeln, die er nach und nach in die Luft warf, so daß nun 32 Kugeln in steter Bewegung waren und man glauben konnte, weil die Sonne auf die glänzende Oberfläche schien, die Gaukler ständen in einem Goldregen. Die Wirkung war außerordentlich. Nachdem der Obenstehende alle seine Kugeln wieder aufgefangen hatte, sprang er auf den Boden und der andere stand in demselben Augenblicke wieder auf den Beinen. Nach kurzer Unterbrechung stellte der, welcher anfangs auf dem Kopfe gestanden hatte, seine Füße dicht an einander, sein Camerad kletterte wie das erste mal an seinem Körper hinauf, stützte den Kopf auf den des andern und streckte die Füße in die Luft, so daß ihre Stellung gerade die umgekehrte der vorhergehenden war. Sie hielten sich bei den Händen, bis sie sich des Gleichgewichtes versichert hatten, ließen dann los und der Obere breitete die Arme aus, um zu zeigen, wie fest er sich halte. Seine Beine trennten sich bisweilen, aber der Körper bewegte sich nicht. Nach einiger Zeit gab man ihnen die Schalen mit den Kugeln wieder, sie warfen dieselben in die Luft und fingen sie auf, ohne daß je eine von den 32 die andere berührt hätte. - Nach Beendigung des Kugelspieles nahm der Obere eine Anzahl zwei Zoll langer eiserner Cylinder und setzte mehrere davon auf einander o auf seine Nase, daß sie endlich eine Stange von mehr als einem Fuße Länge bildeten, die er trotz der schwierigen Stellung so im Gleichgewichte hielt, daß kein Stück herabfiel. Quer oben über diese Stange legte er einen flachen vier Zoll langen und einen halben Zoll breiten kupfernen Stab; auf diesen stellte er einen seiner kleinen Cylinder und oben auf den Cylinder eine Lanze. Nachdem er diesen ganzen Bau einige Zeit lang aufrecht gehalten hatte, hob er ein Stück nach dem andern ab und warf es auf den Boden. Dann faßte er seinen Cameraden bei der Hand, sprang herunter, machte seinen Salem und entfernte sich. -


          Ein großes Verbrechen ist neulich in der Gegend von Montelimart verübt worden. Ein Fleischer, der spät Abends vom Viehmarkte kam und eine Summe von 1500 Fr. nach Hause zu tragen hatte, tritt in eine Herberge zu Donzére ein, nimmt ein leichtes Abendessen zu sich und schickt sich an, seinen Weg fortzusetzen. Der Wirth macht ihm bemerklich, daß er auf einem so einsamen Wege, bei so später Zeit (es war gegen 9 Uhr und im Februar), sich einer Gefahr aussetze. Der Fleischer besteht auf seinem Entschlusse und wandert mit seinem Hunde fort, auf dessen Muth und Treue er sicher rechnen konnte. Drei Personen, welche der Wirth und der Fleischer kannten, befanden sich mit in dem Hause und hatten Alles gehört. Mit den Resten einer Kalbskeule versehen, glaubten sie leicht das Verbrechen ausführen zu können, auf welches sie gedacht hatten. Sie gingen fast zu gleicher Zeit mit dem Fleischer fort, und es scheint in der That, daß die dem Hunde vorgeworfenen Reste der Kalbskeule ihn einige Augenblicke auf dem Wege aufgehalten haben. Die

[ => Original lesen: 1836 Nr. 30 Seite 4]

Mörder benutzten diese Abwesenheit des Hundes und gaben seinem Herrn mehrere tüchtige Messerstiche. Dieser sammelte noch während er im Blute schwamm und nahe daran war, seinen Geist aufzugeben, alle seine Kräfte, um seinen Hund zu rufen, der Hund lief mit einer ungeheuren Schnelligkeit herbei, indem sein Instinct die über seinem Herrn schwebende Gefahr witterte, und stürzte sich wüthend auf die Räuber in dem Augenblicke, da sie ihr Schlachtopfer plünderten. In einem Augenblicke war einer der Elenden niedergestürzt, erwürgt und schrecklich verstümmelt; der zweite ergriff vor Schrecken die Flucht; der dritte kletterte auf einen Baum, um dem Schicksale seines Cameraden zu entgehen, dessen Leichnam neben dem des Fleischers lag. Der Hund blieb auch als Wache neben seinem Herrn, bereit, den Mörder in Stücke zu zerreißen. Bald kamen Reisende, welche die Behörde von der Unthat in Kenntniß setzten. Der Maire von Montelimart kam mit Gendarmen und führte den Mörder in das Gefängniß.


Der gnädige Herr auf dem Paradebette.
Der gnäd'ge Herr lag aufgebahrt,
    Wie eine Fürstenleich' im Sarge.
Nichts war vergessen - nichts gespart
An ihm und seiner Todtenarche.
Handhaben, silberne, wie Stahl,
So blank poliert, zwölf an der Zahl;
Es hatte sie von dem Gewicht
Sogar die Bundeslade nicht.
    Ein glänzend Sta viator! sprach
Von der massiven Silberplatte,
Daß in dem Prunkgehäuse lag,
    Der beste Mensch - der beste Gatte.
An jedem Finger steckt' ein Reif.
Das Leichenkleid hatt' einen Schweif -
Ein Schneider hätt aus solcher Pracht
Das schönste Brautkleid noch gemacht.
Um's Leichen=Schaugerüste her,
Gleich schwarzen Leibgardisten, standen
Zwölf Gueridons. - Der Kreuz und Quer
    An allen Wänden Kerzen brannten -
Ein hag'rer, blasser Mann ging stumm
Und langsam um den Sarg herum
Und wedelte, wo's Fliegen gab,
Das Ungeziefer fleißig ab.
Als nun der Träger schwarze Schaar,
    Zur sechsten Stunde, wie befohlen,
Am schwarzen Thor versammelt war,
    Den gnäd'gen Herrn herabzuholen,
Da trat zur gnäd'gen Frau herein
Das treue Kammerjüngferlein,
Und sprach: "Nun heißt es: gute Nacht!
Gleich wird der Deckel zugemacht."
""So geh, Nannett! an meiner Statt,
    Valet dem gnäd'gen Herrn zu sagen -
Ich bin von Schmerz und Thränen matt -
    Den Abschied könnt' ich nicht ertragen -
Am End' ist's doch wohl einerlei,
Nicht wahr, mein Kind: wer es auch sei,
Der ihm die letzte Ehr' erweis't -
Denn - was ist Körper ohne Geist.""
""So sage denn dem gnäd'gen Herrn:
    Wie sehr ich es um ihn getrieben -
Und wie ich, - sei er nur gleich fern, -
    Ihm doch bis heute treu geblieben -
Dein Abschiedskuß - Dein Druck der Hand
Sei meiner Liebe Unterpfand!
Mit theuern Sachen hält mein Haus -
Mit Surrogaten kommt man aus.""
Nannetten, wie man denken kann,
    Kam der Befehl ganz ungelegen -
Wer küßt gern einen todten Mann -
    D'rum protestirt sie stark dagegen.
Doch Kammerkätzlein=Wille ist
Ein Schattenwille wie ihr wißt -
Den rechten Willen gab ja nur
Den gnäd'gen Frauen die Natur.
D'rum muß wohl zu dem Leichenkuß
    Das arme Nettchen sich bequemen -
Sie geht - - doch, kein Podagrikus
    Thät so viel Zeit zum Weg sich nehmen -
Und als sie nun am Ziele war,
Sträubt ihr vor Angst empor das Haar.
Sie will - will nicht - doch - frisch gewagt!-
Die gnäd'ge Frau hat's ja gesagt.
Damit naht sich das arme Kind
    Des gnäd'gen Herrn verblichnen Lippen -
Küßt sie - wie aber - wie geschwind -
    Das hieß nur so ein Küßchen nippen -
Und doch - das hat der Kuß gethan -
Der Gnäd'ge fängt zu athmen an -
Und - als wär' ihm der Kuß bekannt -
Faßt er Nanetten bei der Hand.
Die stürmt halbtodt zur Thür hinaus,
    Die nahe Treppe fast herunter,
Und schreit's im ganzen Schlosse aus:
    "Der gnäd'ge Herr ist wieder munter. -"
Was sagt dazu die Frau vom Haus?
Sie spricht vor Schreck sich also aus:
'st! dummes Ding - wer wird so schrei'n!
Sonst schläft er ja nicht wieder ein.


Getraide=Preise in Lübeck
19. Juli.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 74
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 66
              Petersburger 58
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 48
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 42
Erbsen, Brecherbsen 66
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne -
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat -


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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