No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juni
1836
sechster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1836 Nr. 26 Seite 1]

Vorladungen.

          Der Zimmermeister Plog auf dem Domhofe bei Ratzeburg ist gewilliget, über sein dortiges Haus c. p. ein Hypothekenbuch niederzulegen und hat zu diesem Zweck die gesetzlichen Proclamata erwirkt, vermittelst welcher alle diejenigen, die an diesem Grundstücke Real=Rechte zu haben vermeinen, zur Angabe und Bescheinigung derselben

auf den 13. Julius d. J., Morgens 11 Uhr,

vor die unterzeichnete Behörde geladen werden. Die unbekannt bleibenden Gläubiger sollen in dem sofort zu erlassenden Bescheide sowohl rücksichtlich des gegenwärtigen als aller folgenden Eigenthümer dieses Grundstücks, aller Rechte an dasselbe verlustig erklärt und als auf die Eintragung ihrer Forderungen in das zu errichtende Hypothekenbuch verzichtend, angenommen werden. Eben daher bedarf es des Erscheinens der ad acta bekannten Interessenten nicht, nämlich

1) der Behörden und Communen, die laufende Abgaben und Beiträge zu Herrschaftlichen und Communal=Cassen zu gewärtigen haben, namentlich auch die Schönberger Brandgilde, wegen solcher Leistungen;
2) derjenigen, die ihre Forderungen an Kapital und Zinsen auf dem, ihnen vorzulegenden, mit dem Siegel der unterzeichneten Behörde corroborirten Postenzettel, richtig verzeichnet befinden werden,
welchen im Meldungsfalle keine Kosten zu vergüten sind.
    Schönberg den 16. Mai 1836.

Hypothekenbehörde des Fürstenthums
                            (L. S.)                  Ratzeburg.
           Karsten.


Verkaufs=Anzeigen.

       Am Mittewochen den 29. Junius soll hieselbst meistbietend verkauft werden:

Eine Parthei abgeloheter Eichenhester von verschiedener Stärke, bis zur Dicke von 12 bis 14 Zoll, in kleinen Cavelingen.
  Kaufliebhaber wollen sich um 9 Uhr Morgens am Schlagbaume des sogenannten Hühnerwinkels einfinden.
   Dutzow den 19. Junius 1836.

H. L. Rohrdantz.      


          Am Dienstag den 28sten Juni, Vormittags 10 Uhr, sollen in meinem Hause folgende Sachen, die der verstorbene Jäger Abs hinterlassen hat, öffentlich meistbietend, gegen sofortige baare Bezahlung in N 2/3. z. v., verkauft werden:

1 Schreibpult mit Aufsatz, 2 doppelläufige Jagdflinten, 1 Jagdtasche, 1 Hirschfänger nebst Kuppel, 1 Fuchseisen, 1 Dachseisen, 1 Hühnerhund, 1 silberne Taschenuhr, 4 Pfeifen, wovon 2 mit Silber beschlagen sind, verschiedene

[ => Original lesen: 1836 Nr. 26 Seite 2]

Kleidungsstücke und etwas Leinenzeug und Leinewand.
    Schlagbrügge den 22. Juni 1836.

G. Wicht,                  
als Curator der liegenden Erbschaft  
des verstorbenen Jägers Abs.       


Vermischte Anzeigen.

Gefundenes.

          Eine Taschenuhr. Wer sich dazu als Eigenthümer legitimirt, kann sie gegen Erstattung der Insertionskosten wieder erhalten, und wendet sich deshalb an das Ratzeburger Intelligenz=Comtoir.


Der Uebergang der großen französischen
Armee über die Berezina,
am 26., 27., 28. u. 29. November 1812.
(Beschluß.)

          Viele, die wegen des Gedränges die Brücke nicht gewinnen konnten, wollten auf der Seite hinaufsteigen; die Meisten wurden aber in die Fluthen zurückgestoßen. Hier sah man mitten unter den Eisschollen Weiber, die, mit ihren Kindern auf den Armen, diese immer höher emporhoben, je mehr sie selbst untersanken; auch nachdem sie unter den Fluthen waren, hielten sie noch die rettenden Arme aus dem Wasser empor.
          Während dieser furchtbaren Verwirrung brach die Brücke für die Artillerie. Vergeblich suchte die auf diesem schmalen Pfade sich befindende Colonne durch rückgängige Bewegung sich zu retten. Die Nächstfolgenden, von dem Unglücke nichts wissend, hörten das Geschrei der Vordern nicht, drängten vorwärts und stürzten sie in den Abgrund, in den auch sie hinabgeschleudert wurden.
          Da wandte sich Alles zur andern Brücke; eine Menge großer Munitionswagen, schwerer Carossen und Kanonen strömte von allen Seiten herbei. Von ihren Führern geleitet, und auf dem steilen und ungleichen Abhange schnell fortgerissen, fuhren sie mitten in diese dichte Menschenmasse, zermalmten die Unglücklichen, zermalmten, wenn sie beim Zusammentreffen umgeworfen wurden, Alles, was in ihrer Nähe war. Durch dies Hinderniß aufgehalten, stürzten ganze Reihen solcher unglücklichen Flüchtlinge zu Boden, und wurden von den ununterbrochen nachfolgenden Massen zertreten.
          So drängten sich die Fluthen dieser Elenden übereinander hin: man hörte nur das Geschrei des Schmerzes und der Wuth. In diesem furchtbaren Gewirre wehrten sich die zu Boden Getretenen und Erstickenden unter den Füßen ihrer Gefährten und klammerten sich mit Zähnen und Nägeln an sie an; doch diese stießen sie ohne Erbarmen gleich Feinden hinweg.
          Unter ihnen riefen Frauen und Mütter mit herzzerreissender Stimme vergeblich ihre Gatten, ihre Kinder, von denen ein Augenblick sie auf ewig getrennt hatte; sie streckten die Arme ihnen entgegen, sie flehten inständig, man möchte ihnen Platz machen, um zu ihnen zu kommen; allein vom Haufen hierhin und dorthin gerissen, und durch die Menschenmasse erdrückt, erlagen sie, ohne auch nur bemerkt zu werden. Bei dem furchtbaren Brausen eines wüthenden Orkans, bei dem Donner der Kanonen, dem Pfeifen der Kugeln, dem Platzen der Haubitzen, bei dem Geschrei, dem Aechzen und den schrecklichen Flüchen hörte der verwirrte Haufe nicht die Klagen der Opfer; sie verhallten in dem Getümmel.
          Die Glücklichsten erreichten die Brücke, nachdem sie Haufen von niedergetretenen, halbtodten Verwundeten, Weibern und Kindern überstiegen hatten, welche sie in ihrer Anstrengung noch mehr zerstampften. Waren sie endlich bei dem Eingange angelangt und hielten sich für gerettet, so wurden sie in jedem Augenblicke durch ein verschobenes oder gebrochenes Brett, durch ein niedergestürztes Pferd aufgehalten.
          Auch war am jenseitigen Ufer noch ein Morast, wo manche Pferde und Wagen versanken, wodurch ein neues Hinderniß entstand und die Fortbewegung der Uebergehenden aufgehalten ward. Dann erhob sich unter diesen verzweifelten, auf dem schmalen Rettungsbrett zusammengedrängten Menschen ein höllischer Kampf, wo die Schwächsten und an den gefährlichsten Stellen Befindlichen von den Stärkeren in den Fluß gestürzt wurden. Ohne sich umzusehen, hingerissen von dem Instinkt der Selbsterhaltung, drängten diese Wüthenden auf ihr Ziel, und blieben gleichgültig bei den Verwünschungen, der Wuth und Verzweiflung ihrer geopferten Gefährten und Führer.
          Aber auch von der andern Seite, welche hochherzigen, edlen Thaten konnte man sehen! Schade, daß es hier an Raum und Zeit fehlt, sie zu erzählen! Hier sah man Soldaten, selbst Offiziere, sich an die Schlitten spannen, um ihre verwundeten und kranken Gefährten von dem unglücklichen Ufer wegzuschaffen. Etwas entfernter vom Gedränge stehen Soldaten unbeweglich, sie wachen neben ihren sterbenden Offizieren, die sich ihrer Sorge vertrauten; vergeblich werden sie von diesen beschworen, an ihre eigene Rettung zu denken; sie verschmähen es, sie wollen lieber Tod oder Sklaverei erwarten, ehe sie ihre Anführer verlassen.
          Während der junge Lauriston sich in den Fluß stürzt, um die Befehle seines Gebieters desto schnel=

[ => Original lesen: 1836 Nr. 26 Seite 3]

ler auszurichten, sank ein schwacher, mit einer Frau und ihren zwei Kindern beladener Kahn unter die Eisschollen. Dies sah ein Artillerist, der wie die Andern sich einen Weg zu bahnen suchte; schnell springt er, sich selbst vergessend, in den Strom, und es gelang seinen Bemühungen, das jüngste der Kinder zu retten. Als nun das unglückliche Kind voll Verzweiflung nach seiner Mutter schrie, da sagte der brave Kanonier, indem er's in seinen Armen hielt: "Weine nicht; ich habe dich nicht aus den Fluten gerettet, um dich auf dem Ufer zu verlassen. Ich will dein Vater seyn!"
          Die Nacht vom 28. auf den 29. vermehrte noch all dieß Unheil. Ihre Dunkelheit schützte nicht vor den rußischen Kugeln. Auf dem Schnee, der alles bedeckte, bezeichnete der Lauf des Flusses diese ganze schwarze Masse von Menschen, Pferden und Wagen und das von da sich erhebende Geschrei den rußischen Artilleristen das Ziel, wohin sie ihre Schüsse zu richten hatten.
          Noch höher stieg die Verzweiflung gegen 9 Uhr, als Victor seinen Rückzug antrat. Seine Divisionen erschienen und brachen sich einen furchtbaren Durchgang durch diese bisher von ihnen vertheidigten Unglücklichen. Eine Nachhut ward jedoch in Studzianka zurückgelassen, aber die von Kälte erstarrte oder von ihrer Bagage nicht zu trennende Menge weigerte sich, diese letzte Nacht zum Uebergange zu benutzen. Vergeblich ließ man Feuer an die Wagen legen, um die Unglücklichen wegzubringen. Erst der Tag führte sie wieder, aber zu spät, an die Brücke, die sie auf's Neue bestürmten. Gegen halb 9 Uhr endlich ließ Eble, als er die Russen heranrücken sah, sie anzünden.
          Das Unglück erreichte nun den höchsten Grad. Eine Menge von Wagen, drei Kanonen, mehrere tausend Männer, Weiber und einige Kinder waren noch auf dem feindlichen Ufer zurück, wo sie verzweifelt haufenweise umherirrten. Die Einen warfen sich in den Fluß, um hinüber zu schwimmen; Andere wagten sich auf das Treibeis, das er führte; Andere stürzten sich blindlings auf die brennende Brücke, die unter ihren Füßen zusammenbrach, und starben verbrannt und erfroren zugleich, unter entgegengesetzten Qualen. Bald häuften sich die Leichen der Einen und der Andern mit den Eisschollen an den Pfeilern der Brücke. Die übrigen erwarteten die Russen. Wittgenstein erschien erst eine Stunde später, nachdem Eble abmarschirt war, auf den Höhen, und erntete die Früchte des Sieges, ohne ihn erkämpft zu haben.


Der Birnbaum auf der Markung.

[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1836 Nr. 26 Seite 4]

Der Birnbaum auf der Markung.

[Erzählung.]

(Die Fortsetzung folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
21. Juni.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 76
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 62
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 50
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 68
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 23 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 20
Schlagleinsaat 17-18


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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