No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Juni
1836
sechster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1836 Nr. 25 Seite 1]

In Folge eines Allerhöchsten Befehles vom 25sten vorigen Monats, wird hiedurch bekannt gemacht, daß der §.1. der besondern Bestimmungen neben dem allgemeinen Privilegio der Schneiderzunft in Schönberg, hinsichtlich der Anfangsworte:

"den Amts=Schneidern steht nicht nur alle, der Natur der Sache nach, zu diesem Handwerke gehörige Arbeit zu,"
zur Entfernung aller Zweifel und Ungewißheit dahin Allerhöchst erläutert und näher festgestellet worden:
      Zu den, den Schneider=Amts=Meistern in Schönberg ausschließlich zustehenden Arbeiten sollen gehören:
a) Das Anfertigen aller neuen Kleidungsstücke für Mannspersonen, und jede wesentliche Veränderung an diesen Kleidungsstücken.
b) Das Anfertigen neuer Kleidungsstücke für Frauenzimmer, und jede wesentliche Veränderung daran, mit Ausnahme des Anfertigens von Nacht=Kamisölern, Schnürleibern, Unterröcken und Beinkleidern für Frauenzimmer.
c) Unter dem Ausdrucke wesentliche Veränderung ist das Kehren der Kleider, und jede Veränderung am Zuschnitte zu verstehen.
d) Beim Anfertigen, und bei der wesentlichen Veränderung von Kleidungsstücken, steht den Schneideramtsmeistern nicht allein das Zuschneiden, sondern auch das Nähen ausschließlich zu.

    Schönberg, den 7ten Junius 1836.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                            A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


[ => Original lesen: 1836 Nr. 25 Seite 2]

Das Fischen und Angeln in dem Morine=Flusse von der hiesigen Mühle auf= und abwärts, so weit die Schönberger Feldmark reicht, ingleichen das Betreten der daran liegenden Wiesen, wird allen, die dazu nicht berechtiget sind, bei angemessener Strafe verboten.
    Schönberg, den 2ten Junius 1836.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                            A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

          Für den seit langen Jahren abwesend gewesenen, hier gebürtigen Tischlergesellen August Kniep, ist seit 30 Jahren von der competenten Gerichts=Behörde eine Curatel angeordnet worden. Da auch, nach dem beigebrachten Taufscheine, der Abwesende bereits ein Alter von 70 Jahren erreicht hat, so wird nun, auf desfallsigen Antrag seines Curators, der gedachte Tischlergeselle August Kniep oder dessen etwa vorhandene Descendenz hiemittelst edictaliter aufgefordert, binnen 2 Jahren a dato, von seinem Leben und Aufenthalt, dem unterzeichneten Gerichte Anzeige zu machen, bei Vermeidung des Nachtheiles, daß der Abwesende für verschollen erklärt, seine Nachkommenschaft als nicht vorhanden angenommen und die Substanz seines hier verwalteten Vermögens, den inmittelst als Intestaterben sich legitimirenden Angehörigen des solchemnach pro mortuo zu achtenden Verschollenen, ausgeantwortet werden soll.
      Decretum Schönberg den 17. Novbr. 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


          Alle diejenigen, welche aus Schuld, Erbrecht oder sonst einem erdenklichen Grunde Ansprüche an den Nachlaß des im Februar v. J. zu Gr. Labenz unverheiratheten und ohne Hinterlassung eines letzten Willen verstorbenen Knechts Schmidt, zu haben glauben, werden hiedurch geladen, diese ihre Ansprüche in dem auf

den siebenten September d. J.

berahmten Liquidationstermin vor dem unterzeichneten Gericht anzugeben, auch sofort gehörig zu bescheinigen, unter dem ein für allemal angedroheten Nachtheil, daß sie damit ausgeschlossen werden und ihnen ein ewiges Stillschweigen auferlegt wird.
    Gr. Labenzer Patrimonialgericht zu Sternberg den 6ten Juni 1836.


          Auf den Antrag der Vormundschaft der minorennen Kinder des zu Quast verstorbenen Försters Fr. Podorf, werden hiedurch alle diejenigen, welche an den Nachlaß des letzteren aus irgend erdenklichem Rechts=Grunde Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, zu deren Anmeldung und sofortigen Bescheinigung auf den 20sten July d. J. Vormittags 11 Uhr vor hiesiges Amts=Gericht geladen, unter dem Nachtheil daß sie sonst mit ihren etwanigen Ansprüchen und Forderungen für immer präcludirt und abgewiesen werden sollen.
    Amt Dömitz den 14ten May 1836.

Großherzogliches Amts=Gericht.      


Präclusiv=Bescheid.

          Wider alle diejenigen, welche sich mit ihren Ansprüchen und Forderungen an den Nachlaß der weiland Catharina Wiese im Profeßions=Termine am 2ten hujus nicht gemeldet haben, ist unterm heutigen Tage decretum praeclusivum erkannt.
    Ratzeburg den 6ten Juni 1836.

                       Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)             in fidem         
J. Richter,   
Stadtsecretair.


Vermischte Anzeigen.

          Unterzeichnete Handlung erlaubt sich zur Theilnahme an dem

Geographisch=statistisch=historischen
      Handbuch des Mecklenburger
      Landes von Gustav Hempel   
ergebenst einzuladen. Die ausführliche Anzeige dieses interessanten Unternehmens ist den heutigen Anzeigen beigelegt, und sind etwanige Bestellungen gütigst bei Herrn Buchbinder Bade in Schönberg zu machen, der den Debit für das Fürstenthum Ratzeburg übernommen.
    Wismar im Juni 1836.

H. Schmidt & v. Cossel's    
Rathsbuchhandlung.         


Gefundenes.

          Eine Taschenuhr. Wer sich dazu als Eigenthümer legitimirt, kann sie gegen Erstattung der Insertionskosten wieder erhalten, und wendet sich deshalb an das Ratzeburger Intelligenz=Comtoir.


[ => Original lesen: 1836 Nr. 25 Seite 3]

          Bei mir sind zu haben: Runkelrüben= und Porro Pflanzen.

Johann Ohlssen, in der Hinterstraße.      


Der Uebergang der großen französischen
Armee über die Berezina,
am 26., 27., 28. u. 29. November 1812.

          In diesem Jahre wollte der französische Kaiser Napoleon den Versuch machen, dem russischen Kaiser Alexander in seinem eigenen Lande vorzuschreiben, was er thun und lassen sollte. Er war daher an der Spitze eines Heeres von 575,000 Streiter von Frankreich aus aufgebrochen und bis zum 15. September mit Siegerschritt bis Moskau vorgedrungen. Kaum aber hatte er seinen Einzug in diese alte Kaiserstadt gehalten, als die Russen selbst dieselbe den Flammen überlieferten. Er konnte darum nicht, wie es seine Absicht war, sein Winterquartier daselbst halten, und verließ Moskau wieder am 18. October. Auf seinem Rückzuge verlor er durch die stets wiederholten Angriffe der erbitterten Russen, besonders aber durch die 29 Grad erreichende Kälte so viel Mannschaft, daß bereits schon zwei Drittheile seines Heeres geschmolzen waren, als er am 23. November die Berezina erreichte. Was von demselben noch übrig war, war nur noch der Schatten jener großen Armee, die er nach Rußland geführt hatte. Die Reiterei war beinahe ganz vernichtet, und die hinter Napoleon einherziehenden Colonnen glichen einem langen Zuge von Gespenstern, in Lumpen gehüllt oder in Weiberkleider, Tapetenstücke, schmutzige, verbrannte Mäntel; die Füße mit Lappen jeder Art umwickelt. Mit Schaudern sah man diese unglücklichen abgemagerten Krieger mit dem erdfarbigen Antlitze und starrenden Barte, ohne Waffen, ohne Schaam, in verwirrtem Marsche, mit gebeugtem Haupte, mit zur Erde gesenktem Blicke und schweigend, gleich einer Schaar Gefangener vorüberziehen. Soldaten aller Waffengattungen waren untereinander gemischt; die höchsten Offiziere marschirten unter den gemeinen Soldaten, die nicht mehr auf ihre Befehle achteten; denn alle Bande waren zerrissen und jeglicher Rang durch das Elend verwischt.
          An der Berezina stand nun die verwirrte Masse von Menschen, Pferden, Kanonen und Wagen, gedrängt von dem nie rastenden Feinde, der auf alle Weise den Bau einer Brücke zu verhindern suchte. Demohngeachtet unternahm es der General Eble, welcher an der Spitze des Geniecorps stand, eine Brücke zu schlagen, während das Heer im Kampfe mit dem Feinde begriffen war. Nur unter unsäglichen Mühen und Anstrengungen konnte dieses Werk zu Stande gebracht werden; denn die Berezina war angeschwollen und mit Eisschollen bedeckt, und von den Arbeitern, welchen das Wasser bis an den Mund lief, fanden viele den Tod, indem sie ertranken oder erfroren.
          Schon war bereits auf eine andere Weise der Anfang zum Uebergang gemacht worden; einige tapfere Offiziere mit 40 Reitern, deren jeder einen Voltigeur hinter sich auf das Pferd nahm, schwammen über das Wasser; dann folgten 400 Mann auf zwei schwachen Flößen, die zwanzig Fahrten hierzu nöthig hatten. Gegen Mittag war das Ufer von den nahe heranschwärmenden Kosacken befreit, und die Brücke für die Infanterie hergestellt; die Division Legrand ging mit ihrem Geschütz unter dem Rufe: "es lebe der Kaiser!" hinüber.
          Man schritt nun sogleich zur Errichtung einer zweiten Brücke, hundert Toisen über der erstern, welche für das Fuhrwesen und Geschütz bestimmt war. Sie wurde Abends um 4 Uhr fertig. Während die Armee am 26. und 27. November den Uebergang über diese beiden Brücken bewerkstelligte, versäumte der russische Admiral Tschitschakoff die Zeit, sie daran zu verhindern; am 27. ging Napoleon mit einem Rest von 6000 Garden und 600 Mann die vom Corps des Marschalls Ney übrig geblieben waren, über die Brücke. Es ging während dieser zwei Tage Alles gut, nur daß zweimal die für die Wagen bestimmte Brücke brach und dadurch vieles Unglück veranlaßt wurde. Wären die Nächte von den rings in den Dörfern zerstreuten Nachzüglern gehörig benutzt worden, Alle würden hinüber gekommen seyn; aber trotz aller Aufforderung, immer vorwärts zu marschiren, waren sie in der Nacht nicht weiter zu bringen. So wurde die beste Zeit versäumt, und das Gedränge mußte am Tage desto stärker werden.
          Am 28. Morgens mußte sich Marschall Viktor mit seinen 6000 Mann deutscher Truppen, welche sich bereits diesseits der Berezina befanden, gegen Wittgenstein vertheidigen, der im Verein mit Platow mit 40,000 Mann die Höhen des linken Ufers angriff. Zugleich kam auch Tschitschakoff mit 27,000 auf dem rechten Ufer herbei, welchen die französischen Marschälle Oudinot, Ney und Dombrowsky nur 8000 Franzosen zur Vertheidigung des Uebergangs entgegenstellen konnten.
          Die beiden russischen Heere suchten zu gleicher Zeit sich beider Brückenausgänge und alles dessen zu bemächtigen, was sich nicht jenseits der Moräste von Zambin hatte werfen können. Mehr als 60,000 Mann, wohl gekleidet, vollständig bewaffnet und gut genährt, bestürmten 1800 Mann, die halb nackt, schlecht bewaffnet und fast todt vor

[ => Original lesen: 1836 Nr. 25 Seite 4]

Hunger durch einen Fluß getrennt, von Morästen umgeben, und dabei 50,000 Nachzüglern, Kranken und Verwundeten, sowie mit ungeheurer Bagage belastet waren. Seit zwei Tagen stieg die Kälte und das Elend auf einen so hohen Grad, daß die alte Garde ein Drittheil und die junge Garde die Hälfte ihrer Krieger verlor.
          Demohngeachtet hielt Viktor den General Wittgenstein während des ganzen 28. Novembers im Schach, und Tschitschakoff ward sogar geschlagen und nach Stachowitz zurückgeworfen.
          Napoleon blieb während dieses Kampfes an der Spitze der Garden als Reserve zu Briloma, zwischen beiden Schlachten, aber näher bei Viktor, der gegen einen sechsmal stärkern Feind sich vertheidigte. Sein Armeekorps lehnte sich mit dem rechten Flügel an den Fluß. Eine Batterie des Kaisers auf dem andern Ufer unterstützte ihn; eine Schlucht deckte seine Fronte; sein linker Flügel stand ohne Stütze und wie verloren in der Hochebene von Studzianka.
          Wittgenstein's erster Angriff geschah am 28. um 10 Uhr Morgens quer über die Straße von Borizoff und längs der Berezina, von wo er bis zum Uebergangspunkte hinaufzurücken suchte; allein der rechte französische Flügel hielt ihn lange ausser dem Bereiche der Brücken. Hierauf dehnte Wittgenstein den Kampf über Victor's ganze Front aus, jedoch ohne Erfolg. Eine seiner Angriffs=Colonnen, die durch die Schlucht dringen wollte, ward angegriffen und vernichtet.
          Gegen Mittag umging der rußische Feldherr, seiner Ueberlegenheit endlich eingedenk, den linken französischen Flügel. Ohne Fournier's bemerkenswerthe Tapferkeit und Latour=Maubourg's Selbstverläugnung wäre Alles verloren gewesen. Dieser General, der gerade mit seiner Cavallerie die Brücke passirte, sah die Gefahr und kehrte augenblicklich wieder um. Fournier aber stürzte sich mit zwei Regimentern Hessen und Badenern auf den Feind; der schon siegende rechte Flügel der Russen hält, ist genöthigt, von dem Angriffe zur Vertheidigung überzugehen, und dreimal werden die Reihen der Russen durch blutige Angriffe gebrochen.
          Die Nacht brach an, bevor Wittgenstein's 40,000 Russen die 6000 Mann des Herzogs von Belluno in Unordnung bringen konnten. Der Marschall blieb Herr der Höhen von Studzianka, und schützte die Brücken noch immer vor den russischen Bayonnetten; vor dem Feuer der Batterieen des feindlichen linken Flügels konnte er sie jedoch nicht mehr schützen.
          Während dieses ganzen Tages war die Lage des neunten Corps um so bedenklicher, da sein einziger Rückzugsweg eine schmale zerbrechliche Brücke war, deren Zugänge überdieß durch Bagagewagen und Nachzügler verstopft waren. Je hitziger der Kampf ward, desto mehr erhöhete der Schrecken dieser Unglücklichen die Unordnung. Der erste Lärm eines bedeutenden Gefechtes, der Anblick der von da zurückkehrenden Verwundeten, endlich die Batterien des linken russischen Flügels, deren Kugeln allmählig in die verworrene Masse einschlugen, wurden für sie eben so viele Veranlassungen zum Schrecken.
          Die Einen stürzten auf die Andern, und diese ungeheure, mit Pferden und Wagen untermischte Masse bildete, auf dem Ufer zusammengedrängt, ein furchtbares Gedränge. Gegen Mittag fielen die ersten feindlichen Kugeln in dieß Chaos und waren das Signal zu allgemeiner Verzweiflung.
          Wie in allen außerordentlichen Fällen, so zeigten sich auch hier die Herzen unverhüllt; man sah die verruchtesten, aber auch die erhabensten edelsten Handlungen. Je nach Charakter bahnten sich die Einen entschlossen und wüthend mit dem Säbel in der Hand einen schrecklichen Weg. Andere öffneten ihren Wagen einen noch grausamern Durchgang; ohne Mitleid trieben sie dieselben durch die Masse dieser Unglücklichen und zerqueschten sie mit den Rädern. In ihrem fluchwürdigen Geize opferten sie ohne Bedenken ihre Unglücksgefährten der Rettung ihres Gepäckes. Andere, von schrecklicher Bestürzung ergriffen, weinten, flehten und unterlagen, denn die Angst erschöpfte ihre letzten Kräfte. Man sah Andere und besonders Kranke und Verwundete, die freiwillig auf das Leben verzichteten, sich aus dem Gedränge entfernten und sich voll Ergebung mit starrem Blicke auf den Schnee niederließen, der bald ihr Grab werden sollte.

(Der Beschluß folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
14. Juni.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 78
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 62
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 51
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 68
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 23 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 20
Schlagleinsaat 17-18


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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