No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Januar
1836
sechster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1836 Nr. 5 Seite 1]

Vorladungen.

          Demnach am 28sten v. M. auf dem Domhofe bei Ratzeburg die unverehelichte Caroline Stroth, gebürtig aus Gotha, ohne Hinterlassung einer letztwilligen Verfügung verstorben ist, die Intestaterben derselben aber nicht bekannt sind, so ist, auf Antrag des Herrn Advocaten Dufft dahier, als bestellten curatoris hereditatis jacentis, das gegenwärtige Proclam erkannt worden, kraft dessen hiemit alle diejenigen, welche aus Erbrechte oder aus irgend einem sonstigen Rechtsgrunde Ansprüche und Forderungen an den Nachlaß der Caroline Stroth haben oder machen zu können vermeinen, peremtorisch aufgefordert werden, solche ihre An= und Zusprüche in dem, des Endes auf

den 15ten April k. J.

Vormittags 11 Uhr, angesetzten Liquidations=Termine anzumelden, auch zu bescheinigen, oder zu gewärtigen, daß die Latitirenden mit ihren etwanigen Anrechten präcludirt und abgewiesen, resp. den sich meldenden und als solche legitimirenden Intestaterben der Verstorbenen der Nachlaß derselben ausgeantwortet, und die etwa später sich meldenden gleich= oder näher berechtigten Erben an die Handlungen der im Termine sich meldenden und den Strothschen Nachlaß antretenden Erben gebunden erkannt, auch den Letzteren, auf Verlangen, das Erben=Zeugniß ausgestellt werden soll.
    Decretum Schönberg den 15. Decbr. 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
                            (L. S.)                  thums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


          Wenn wegen des sogenannten Deppeschen Backhauses zu Dassow, zwischen dem Herrn Dr. Ditmar zu Rostock und dem Bäcker Deppe zu Dassow Differenzen obgewaltet und sowohl zu deren Beilegung, als zur Ordnung seiner Verhältnisse und unter Berücksichtigung eines beabsichtigten Verkaufs vom Bäcker Deppe darauf angetragen ist, daß hinsichtlich jenes zu Dassow an der Mühlenstraße zwischen den Müller und Calliesschen Häusern belegenen Backhauses mit dem dazu gehörigen Garten und dem bei der Dassower Regulirung daran gekommenen Anschnitt, Edictalladungen erlassen wurden, so ist in Deferirung dieses Gesuchs das gegenwärtige Proclama erkannt und werden alle diejenigen, die an jenes Deppesche Backhaus c. p. und den dazu gehörigen Garten und Anschnitt Rechte oder Forderungen haben oder zu haben glauben, hiedurch geladen, in dem auf

den 26. März d. J.

[ => Original lesen: 1836 Nr. 5 Seite 2]

anberahmten Termin Morgens 10 Uhr vor uns zu erscheinen und ihre Rechte und Forderungen genau und ohne Vorbehalt anzugeben, sub praejudicio pro omni praeclusionis et aeterni silentii.
    Von dieser Meldungspflicht sind allein ausgenommen, die Dassower Pfarre wegen der ihr zuständigen jährlichen Grund=Abgabe von 6 Taler (Mecklenburg) D. Ct. so wie der Kämmerei zu Dassow hinsichtlich der ihr für den Anschnitt jährlich zu erlegenden 36 Schilling (Mecklenburg) N 2/3., mindestens findet im Fall der Meldung dieser Forderung ein Ersatz der Liquidations=Kosten nicht statt.
  Lütgenhof den 16. Januar 1836.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.
Grupe.                  


          Auf Antrag der majorennen und des Vormundes der minorennen Erben des wailand Büdners Brandt zu Gletzow, ist praevio decreto de alienando ratione minorum zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zu Gletzow belegenen vierhischigen Brandtschen Büdnerei=Katens, mit den zu demselben gehörenden über 1200 QuadratRuthen enthaltenden Ländereien, ein Termin auf

den 21. Maerz d. J.

Morgens 11 Uhr angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber sich auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna einzufinden haben.
    Die Büdnerei kann nach vorgängiger Meldung beim Schulzen Burmeister zu Gletzow zu jeder Zeit in Augenschein genommen werden, und sind die Verkaufsbedingungen in der Registratur einzusehen.
    Gadebusch den 22. Januar 1836.

Großherzogl. Amtsgericht Rehna.      


          Nachdem über das Vermögen des verstorbenen Hauswirths Johann Evert auf dem Gehöfte Nr. 5 zu Upahl jetzt der formelle Concurs eröffnet worden, ist Terminus zur Liquidation und Justification aller Ansprüche an die aufgekommene Concursmasse auf den

13ten Februar 1836

Morgens 10 Uhr auf hiesiger Großherzoglicher Amtsgerichtsstube anberahmt, und werden sämmtliche Gläubiger zu gedachtem Zwecke, nicht minder zur Vorlegung der über ihre Forderungen redenden Originalien sub praejudicio pro omni praeclusionis, zum Versuche der Güte sub praejudicio, daß die Abwesenden an die Beschlüsse der Anwesenden für gebunden werden erachtet werden, - eventualiter zur Prioritäts=Deduction sub poena pro omni praeclusionis hiemittelst vorgeladen.
    Grevesmühlen, den 19ten December 1835.

Großherzogliches Amtsgericht.      


Vermischte Anzeigen.

          Der Unterzeichnete erlaubt sich, die Anzeige zu machen, daß er auf die im December vor. J. erschienenen Baltischen Blüthen, herausgegeben von J. H. L. Fischer (Paul Hellmuth), wovon wöchentlich ein Bogen erscheint und wovon der ganze Jahrgang 3 Taler (Mecklenburg) N2/3. kostet, von jetzt an Subscription annimmt.
    Schönberg den 24. Janr. 1836.

Bade, Buchbinder.      


          Der Fußsteig, welcher von hier nach Selmsdorf über meine drei Koppeln führt, ist auf letzteren von jetzt an aufgehoben, welches ich hiedurch bekannt mache.

Hauswirth Karsten zu Rupensdorf.      


Der Sterndeuter und Wetter=Prophet.

          Meister Ugo, ein gelehrter Veronese, stand in dem Rufe, sich mehr als jeder Andere auf den Lauf und den Stand der Gestirne zu verstehen und aus dem, was am Firmament vorgeht, die Zukunft vorhersagen zu können. Unter Anderem wurde von ihm versichert: er habe den Tod des Königs Robert von Neapel vorher verkündigt und daß dies Königreich von einer Frau werde beherrscht werden, das Reich der Ungarn sich bis nach Griechenland erweitern und die Gränze von Troja berühren, und bald eine verheerende Pest ausbrechen werde, welche auch im Jahr 1348 auf das entsetzlichste wüthete. Auf diese Weise hatte sich sein Ruf durch ganz Europa ausgebreitet und es gab kaum einen Fürsten oder Herrn, der sich bei ihm nicht Raths erholt hätte. Und durch dieses so außerordentliche Zutrauen, das er erworben, gewann er zuletzt an sich selbst einen solchen zuversichtlichen Glauben, daß er sich überzeugt hielt in seinen Prophezeiungen durchaus nicht irren zu können.
          Dieser weltberühmte Verkündiger der Zukunft begab sich nun eines Tages auf sein Landgut, wo er, als ein großer Liebhaber der Landwirthschaft,

[ => Original lesen: 1836 Nr. 5 Seite 3]

zur Erndtezeit sich aufzuhalten pflegte. Kaum war er abgestiegen, als er von seinem Nachbar, einem alten Landmann - der wegen eines lahmen Beines beständig eines wunderschönen Esels sich bediente - einen sehr eiligen Besuch erhielt. "Ihr werdet Euch verwundern," sagte der Bauer, "daß ich Euch jetzt gleich meine Aufwartung mache, da ihr kaum vom Pferde gestiegen seyd; doch hier ist Gefahr im Verzug. Laßt, ich bitte Euch, wenn anders Euer Korn Euch lieb ist, es sogleich in die Scheuern schaffen; denn nach Verlauf von einer Stunde, das versichere ich Euch, wird es so gewaltig regnen, als wenn es mit Mulden gösse." - Meister Ugo fragte verwundert, wie er dies glauben oder vermuthen könne, da doch am ganzen Himmel nicht ein einziges Wölkchen sichtbar sey, auch die Sonne nicht steche, kein schwüler Südwind wehe und das Gebirge gleichfalls frei von Wolken sey. Und wie nun der Bauer dennoch fest bei seiner Behauptung blieb, so beobachtete er noch den Stand der Sonne; aber auch hier konnte er nichts entdecken, woraus sich ein so naher und heftiger Regen muthmassen lasse. Er wandte sich daher voll Aerger an den Regen=Propheten, indem er rief: "Gott und die Natur können wohl Regen schaffen, aber die Natur allein nicht!" - Man stritt nun eifrigst über diesen Punkt, und Meister Ugo verlangte zuletzt, der Bauer solle die Gründe anführen, die er für seine unglaubliche Behauptung zu haben meinte. Der Bauer blieb aber halsstarrig bei seiner Meinung, ohne Gründe anzuführen, und bat den Nachbar nochmals dringend, seinem guten Rathe zu folgen und möglichst zu eilen: denn es sey ihm, als sehe er schon den kommenden Regen, der nicht nur das Getraide wegschwemmen und verderben, sondern selbst Bäume entwurzeln, Heerden beschädigen und tödten und manches Haus von Grund aus zerstören würde.
          Meister Ugo, befahl nun seinem Diener, ihm seine astrologischen Bücher zu reichen, und fing an, den Himmel nach allen Seiten zu beobachten. Aber nirgends bot sich ihm ein Zeichen dar, woraus er auf einen nahen Gewitter=Regen hätte schließen können. Er hätte eher geglaubt, daß sich heute noch die Berge in Ebenen verwandeln und die Flüsse bergan fließen würden. - Der Bauer, des Streitens überdrüssig, nahm Abschied und kaum war er in seinem Gehöfte angekommen, als er ein leichtes Wölkchen herauf steigen sah, das, von heftigem Winde fortgetrieben, plötzlich den ganzen Himmel mit einem grauen Schleier überzog. Von Mitternacht fuhren gewaltige Blitzstrahlen durch die Luft, und vom Morgen zogen regenschwangere Wolken herauf, die sich, von sausenden Stürmen gejagt, im Abend fürchterlich entladeten. Die ganze Natur gerieth in Aufruhr, und es war, als würde die Veste des Himmels von mächtigen Riesen bestürmt. Thürme krachten nieder, Eichbäume stürzten zu Boden, Häuser fielen ein, die Ufer der Etsch erbebten.
          Da wurde auch Ugo's Glaube an die Astrologie heftig erschüttert, und er bereute nun, der Warnung des weisen Landmanns keinen Glauben geschenkt zu haben. Er warf seine astrologischen Bücher weit von sich und konnte vor Ungeduld die Zeit kaum erwarten, wo das Gewitter ausgetobt hätte, um sich bei dem Bauer näher zu erkundigen, wie er bei heiterem Himmel diesen fürchterlichen Regen habe voraussehen können. Endlich war der Gewittersturm vorüber und er ging nun zum Nachbar, den er, nach liebreicher Begrüßung, dringend bat, ihm doch zu sagen: wer ihn zu einem solchen unfehlbaren Wetter=Verkündiger gemacht habe? - "Niemand anders," erwiederte der Bauer, "als mein Esel; denn diesem klugen Thiere und keinem Andern, verdank ich es allein, was ich von den Erscheinungen des Himmels vorher zu sagen weiß. Ihr müßt wissen, Meister, daß, wenn sich die Witterung ändert, und zwar vom Guten zum Schlechten, so richten sich seine Haare auf dem Rücken in die Höhe und er stekt den Schweif zwischen die Beine. Ist bloßer Regen ohne Donner und Blitz zu erwarten, so schlägt er sich die Seiten mit dem Schweife, nachdem er ihn eine Zeit lang zwischen den Beinen gehalten; giebt es aber einen heftigen Gewitter=Regen, so richtet er die Ohren empor und schlägt mit allen vier Füßen die Erde, etwa so, wie wenn ihn Bremsen und Fliegen stechen. Und über dies Alles dürft Ihr Euch eben so wenig verwundern, als über den Hahn, der die Stunden ankündigt, als hätte er eine Uhr im Kopf; und wenn es Euch nicht wunderbar scheint, daß die Delphine durch ihren gekrümmten Rücken den Seefahrern einen nahen Sturm verkündigen, so kann Euch auch das kein Mährchen dünken, was ich Euch von meinem Esel erzählt habe."
          Als ein nachdenklicher Philosoph stellte nun Meister Ugo über die prophetischen Gaben des Esels seine tiefsten Betrachtungen an; es ängstigte ihn jedoch und er konnte es nicht verschmerzen,

[ => Original lesen: 1836 Nr. 5 Seite 4]

daß der Esel des Carabotto - so hieß der Bauer - sich besser auf die Astrologie verstehe als er, - der sein ganzes langes Leben ihr gewidmet hatte; und er bat nun den Carabotto inständigst, dies Alles geheim zu halten damit sein Ruf dadurch nicht leide. Der Bauer versprach ihm gern, zu schweigen, und er hielt auch sein Versprechen gewissenhaft; leider waren aber noch Andere bei der ganzen Geschichte zugegen gewesen und diese machten sie überall bekannt, wo sie hinkamen, so daß viel darüber gelacht und gespottet wurde und man im ganzen Lande sich erzählte, wie der Esel des Carabotto ein besserer Sterndeuter und Wetter=Prophet sey, als der weltberühmte Meister Ugo. Ja, es wurde sogar unter den Bauern ein Sprüchwort, daß man, wenn Jemand zu fest auf seiner Meinung besteht, zu sagen pflegt: "Ja du bist ein besserer Wetter=Prophet als der Esel des Carabotto!" - und der Andere antwortet dann: "Und du verstehst dich schlechter auf's Wetter=Prophezeien als Meister Ugo!"
          Als nun der arme Mann hörte, wie seine Geschichte im ganzen Lande bekannt geworden, gerieth er in solchen Zorn, daß er seine sämmtlichen astrologischen Bücher und andere dergleichen Instrumente vernichtete, und von nun an nicht mehr nach den Sternen guckte; überdies waren ihm nun alle Esel und alle Bauern so verhaßt, wie es nur die Eulen den Vögeln seyn können.


Vermischtes.

Erbschaft von 162 Millionen für einen
noch ungebornen Sohn.

          Zu Genf befindet sich ein Lord Rendaisham, dessen Sohn, (wenn er einen bekommt) durch ein Testament seines Urgroßvaters in seinem 30sten Jahre ein Vermögen von etwa 162 Millionen Franken (10 bis 11 Schilling (Mecklenburg)) erben wird. Dieser Urgroßvater, ein Banquier Thelusson hat nämlich seinem Urenkel eine Summe von 876,000 Pfund Sterling ausgesetzt, deren Zinsen bis zu dem 30sten Jahre aufgesammelt werden sollen. Im Todesfalle wird der Staat Erbe, die Gattin des Lords ist bis jetzt noch ohne Kinder. Das Parlement hat für die Folge doch dergleichen Testamente verboten.


Wie die deutschen Handwerker sich im 15ten Jahrhunderte kleideten.

          Die Handwerker waren damals ziemlich wohlhabend, weil sie viel verdienten und auch zu sparen wußten. Um sich an Fest= und Gallatagen zu putzen, gehörte bei einigen Gesellen ein Schwert an die Seite oder nach Beschaffenheit des Handwerks ein langes Messer. Ihre Meister trugen lange Juppen von Sammet, an den Aermeln mit Silber besetzt. Der Glanz der Frauen bestand in langen Mänteln, in Kleidern mit Schleppen, die auf die Erde hinabhingen, in Pelzen und großen Sturmhauben.


          Ein Schulmeister, der seinen Schülern die Form der Erde gern anschaulich machen wollte, bediente sich oftmals zur Erklärung seiner runden Tabacksdose, indem er sagte: Seht Kinder, so etwa wie meine Dose ist die Gestalt der Erdkugel! Sonntags aber schnupfte er aus einer viereckigen Dose, was die Kinder wohl wußten. Als nun einst bei dem Examen der Schul=Inspector die Knaben nach der Form der Erdkugel befragte, antwortete einer: In der Woche is si rund, Sonndags vierkantig.


                       Der seltene Fall.

Ein armer Sünder ward zum Galgen condemnirt,
Doch, weil das Glück ihm günstig wollte,
Daß, eh' er oben war, der Strick zerreißen sollte,
So ward er gnädigst pardonnirt.
Ei! - rief der Henker, den der Vorfall kränkte: -
Das ist mir noch nicht arrivirt! -
Mir auch nicht, - sagte der Gehenkte.


Getraide=Preise in Lübeck
26. Januar.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 64
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 41
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 34
Erbsen, Brecherbsen 52
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 34
Winter=Rapsaat die Tonne 23 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 20
Schlagleinsaat 17


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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