No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Dezember
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 50 Seite 1]

Publicandum.

Vermöge eines Allerhöchsten Landesherrlichen Befehls vom 7ten d. M. soll, zum Zweck der Unterhaltung des Bundes=Contingents, auf das Jahr vom 1sten July 1835 bis dahin 1836 im Fürstenthume Ratzeburg eine Steuer, nach dem Edicte vom 21sten Januar 1824 und den, hinsichtlich der erblichen Inhaber der Korn=, Kupfer=, Messing=, Oel=, Papier= und Walkmühlen unterm 3ten Februar 1827 verfügten Abänderungen, erhoben werden, welches hiedurch bekannt gemacht, und dabei zugleich bestimmt wird, daß

1) der 22ste d. M. als Normaltag zur Erstellung des Status quo, wonach die Steuer zu entrichten, angenommen, und
2) die Steuer von den vom 1. Mai 18 35/36 eingenommenen, oder noch einzunehmenden Gehalten, Zinsen, Renten und Pensionen bezahlt werden soll.
          Schönberg, den 17ten November 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                  A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


[ => Original lesen: 1835 Nr. 50 Seite 2]

Vorladungen.

        Auf Antrag des Böttchers Beckmann zu werden alle diejenigen, die an die von ihm angekauften 12 Scheffel Aussaat Ackerlandes des Büdeners Johann Heinrich Hamann zu Rieps, aus irgend einem Grunde dingliche Rechte zu haben vermeinen, zur Angabe und Bescheinigung derselben auf

den 18ten December d. J.
Morgens 11 Uhr öffentlich peremtorisch vorgeladen, bei Vermeidung sofort zu vollstreckender Praeclusion und des daraus erfolgenden Verlustes aller vermeinten Rechte an diese ehemalige Hamannsche Länderei.
    Decretum Schönberg den 10. October 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
(L. S.)                                              thums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


        Alle diejenigen, welche an den in Concurs gerathenen hiesigen Bürger und Schneidermeister Gotthard Gotthold Langhans und dessen bei den Baraquen sub Nro. 42 belegene Wohnhaus, Ansprüche irgend einer Art zu haben vermeinen, sind zur Anmeldung und sofortigen Bescheinigung derselben, unter Androhung der mit Ablaufe des Termins eintretenden Präclusion, auf den

17ten künftigen Monats
zu Rathhause verabladet.
    Auswärtige Gläubiger müßen Gevollmächtigte hieselbst ernennen oder gewärtigen, daß ihnen ein solcher von Gerichtswegen bestellt wird.
    Ratzeburg den 7ten November 1835.

                       Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.) in fidem
J. Richter,       
Stadtsecretair.    


Verkaufs=Anzeigen.

Extract.

        Auf Antrag des sich auf die Constitution vom 17ten Decbr. 1834 über Eröffnung und Abwendung der Concurse berufen habenden hiesigen Webermeisters Johann Lüdemann, ist zum öffentlich meistbietenden Verkauf seines allhier in der Sackstraße sub Nr. 228 belegenen Wohnhauses c. p. ein Termin auf

Freitag den 5ten Februar k. J.
Vormittags 10 Uhr, - zur Ausübung des creditorischen Gleichgebotsrechts, so wie zur Liquidation aller Ansprüche und Forderungen an sein gesammtes Vermögen, zur Production der Originalien und sonstiger schriftlicher Beweismittel, auch zur Prioritäts=Deduction, aber ein anderweitiger peremtorischer Termin auf
Freitag den 12ten Februar k. J.
Vormittags 10 Uhr
anberahmt, zu welchen beiden Terminen, mit Bezugnahme auf die in den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirten öffentlichen Ladungen, Kaufliebhaber und die nicht von der Meldung gesetzlich ausgeschlossenen Lüdemannschen Gläubiger, respective unter den ein für allemal angedroheten Nachtheilen der Abweisung und des Ausschlusses, auch des Verlustes der Originalien als Beweismittel hiemittelst Gerichtswegen vorgeladen sind.
    Gadebusch den 2ten Decbr. 1835.

Großherzogl. Stadt=Gericht hieselbst.    
J. F. Ebert.              


Vermischte Anzeigen.

Goethe's sämmtliche Werke,

vollständige Ausgabe in 55 Bänden, sind zu dem, - wegen des in Paris veranstalteten Nachdrucks, - von dem rechtmäßigen Verleger herabgesetzten Preise von 24Mark (Lübeck), bei Unterzeichnetem zu haben.
    Zugleich empfehle ich mich mit einer vorzüglichen Auswahl der neuesten Bilderbücher und Jugendschriften zu den bevorstehenden Festen bestens.
    Schönberg im Dezember 1835.

Bade, Buchbinder.      


Einem hochgeehrten Publikum empfehle ich mich zu den bevorstehenden Festen mit allen Sorten braunen und weißen Kuchen und Nüssen, verschiedenen Sorten Gewürz=Bonbons, worunter die großen in Bilder geschlagen, mit geschmackvollen Devisen, so wie auch mit einer großen Auswahl von Marzipan=Sachen und gegossenen Zuckerbildern; alles geeignet an Tannenbäumen zu hängen. Da ich keine Mühe und Kosten gespart habe, und in jeder Hinsicht weit vollkommener eingerichtet bin als vorigen Weihnacht, wo ich das Geschäft erst anfing, so bitte ich um recht fleißigen Besuch.
    Schönberg den 10ten Decbr. 1835.

J. Pöhls.    


          Der Weg, welcher zwischen unsern Ländereien durch, nach der Dassower Landstraße führt, ist von jetzt an aufgehoben.

Hans Meyer und Bohnhof zu Mahlzow.    


[ => Original lesen: 1835 Nr. 50 Seite 3]

Das nachfolgende Verzeichniß der, in dem Jahr vom 30sten September 18 34/35 im hiesigen Fürstenthume vorgefallenen Sterbefälle etc. bzw. usw.. giebt zu manchen Bemerkungen Anlaß, die sich den Lesern, zum Theil sehr unwillkommen, aufdringen.
          Bleibt zwar das stets beobachtete Zunehmen der Bevölkerung durch den Ueberschuß der Gebornen, auch dießmal unverkennbar; so kann doch eine solche Bereicherung des Landes durch Menschen, für eine Erhöhung der Wohlfarth des Staates nicht geachtet werden, so lange eine Veredlung der Generation in moralischer Hinsicht, eigene Ruhe und Zufriedenheit nicht befördern und dadurch das Glück des Ganzen nicht erreichen hilft. - Daß von oben herab, für diesen Zweck, auch in unserm Lande, unabläßig gestrebt wird, kann nur der gefühlloseste Egoismus verkennen: aber nicht Alles kann durch öffentliche Anordnungen erreicht werden, wenn der eigene Wille unthätig bleibt. Darum werden wir ungerne durch die folgende Tabelle auf das, der Sittlichkeit ungünstige Verhältniß der ehelichen zu den unehelichen Geburten, aufmerksam gemacht und finden keine Beruhigung in der Erfahrung, wonach in anderen Ländern, sich sogar eine Ueberzahl der unehelichen über die ehelichen Geburten ergeben haben soll. Leider haben unter solchen Verhältnißen, auch Verbrechen überhand genommen, die wir Gott Lob! hier nicht einmahl dem Namen nach kennen: man berichtet uns, daß wol fünf Kindesmörderinnen zu gleicher Zeit eingezogen worden sind!!
          Ist es nun bis dahin bei uns noch nicht gekommen; so dürfen wir dennoch nicht länger ruhige Zuschauer bei diesem Fortschreiten der Unsittlichkeit bleiben, vielmehr möge jeder Familienvater ernstlich Bedacht nehmen, in seinem Kreise allem dem kräftig entgegen zu treten, was mit Zucht und Sittsamkeit unvereinbar ist. Ein neuer Schriftsteller, der gleiche trübe Erfahrungen in seinem Vaterlande gemacht hat, sagt sehr richtig: "Sollten Unsittlichkeit und daraus entstehender Egoismus, Gleichgültigkeit und Erschlaffung, auch für die Zukunft sich in demselben Grade vermehren, wie zwischen 1749 und 1825; so ist das Resultat nicht schwer zu finden: denn wenn die Nationen auch noch so sehr an Reichthum, Bildung und einer Art Kunstfertigkeit zunehmen, aber in Hinsicht auf ihre Moralität sich verschlechtern; so gehen sie dadurch früher oder später Misgeschick und Unglück aller Art entgegen."
          Nach den älteren Uebersichten war im hiesigen Fürstenthume, das Verhältniß der Gesammtzahl der Gebornen zu den einzelnen unehelichen Geburten folgendes:

  im   Jahre 1808    -    348    :    13.
= = 1812    -    343    :    13.
= = 1815    -    352    :    20.
          Alle diese Jahreszahlen erinnern an Begebenheiten, die, so wie im Allgemeinen der Landes=Wohlfarth unheilbringend, so nicht minder der Sittlichkeit gefährlich waren; dennoch ist im letzt verlebten Jahres=Abschnitte, diese Gefahr bei weitem mehr offenbaret worden und selbst der Umstand, daß in den älteren Uebersichten Mittheilungen aus fremden Parochien nicht enthalten sind, die dießmahl berücksichtiget werden konnten, ist nicht günstig, da nur von zweien auswärtigen Predigern uneheliche Geburten aufgezählt worden sind, so daß also gar vermuthet werden muß, als ob die dafür hier gefundene Zahl, noch zu geringe ist.
          Nach Süßmilch (göttl. Ordn. i. d. Veränderungen des menschl. Geschl, 1. S. 461) war bis zum Jahre 1731 das Verhältniß in der Kurmark durchschnittlich 18 : 1 und in Leipzig, bis 1746, 6:1 (was der fromme Verfasser sehr rügt). In neuerer Zeit finden wir bei Malchus, (Statistik u. Staaten=K. S. 215), bis zum Jahre 1823, die Anzahl der unehelichen zu den Gesammt=Geburten 1 : 2 5/6 für Paris, angegeben und der schon gedachte neueste Statistiker (Forsell Statistik v. Schweden übers. von Freese) giebt bis zum Jahre 1749, für sein Vaterland, daß Verhältniß 1 : 49 an, findet aber im Jahre 1825, mit Betrübniß, 1 : 13. (Man weiß übrigens, daß in der Hauptstadt dieses Reiches schon früher 1 : 3 ermittelt worden ist!) Eben dieser Berichts=Erstatter (Militär seines Beruf's) beendigt seine Betrachtungen über sein Vaterland mir diesen beherzigungswerthen Worten: "Im Allgemeinen behauptet man und wird auch in dieser Behauptung bestärkt durch den Bericht des französischen Justizministers, daß die meisten Verbrechen von unwissenden Personen begangen werden, die weder lesen noch schreiben können. Dies ist aber nicht genügend bewiesen; denn die Erfahrung bestätiget sowol in Nord=Amerika, als in England, der Schweitz und Deutschland: daß die Anzahl der Verbrechen im Verhältniß zu den allgemeinen Fortschritten der Aufklärung und Kultur zunehmen. Die Entwickelung des gesellschaftlichen Lebens erzeugt eine Menge neuer Bedürfniss, die, um be=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 50 Seite 4]

friedigt zu werden, zu Verbrechen führen. Sie vervielfältigt alle Verhältniße des Lebens, sie ist die Seele im Handel und Verkehr, sie bringt also unter den Individuen tausend Veranlassungen zur List und Betrügerei hervor, welche bei einer unwissenden, isolirten und rohen Volksmenge gar nicht existiren. Es scheint daher in der Natur der gegenwärtigen Aufklärung zu liegen, daß die Zahl der Verbrechen eher zu als abnimmt, ohne daß dadurch der Werth der Aufklärung verringert wird. Unmöglich kann das höchste Ziel, wonach unser Geschlecht strebt, nämlich Veredlung durch Aufklärung, nur dazu dienen, um vortheilhaft auf den materiellen Wohlstand zu wirken, während der moralische untergraben und verschlechtert wird. Wir müssen als gewiß annehmen, daß eine wahre Aufklärung, belebt von einer lebendigen Gottesfurcht, vereint mit den Fortschritten der Wissenschaften eben so den ökonomischen Wohlstand des Staates befördert, als sie eine größere Sittlichkeit und wahre Humanität gründet." - Mögte diese Voraussetzung doch auch bei uns sich bewahren! -
          Wenden wir uns zu anderen Betrachtungen, wie sie aus den letztjährigen Tauf= und Sterbe=Registern sich ergeben; so bemerken wir

1) an der Blatter=Epidemie sind überall 39 Personen gestorben, am mehrsten in Herrnburg (14). In der Schönberger Gemeine raffte die Seuche gleichfalls 14 Menschen hin und unter ihnen eine 24jährige Frau, der bei ihrer Confirmation, nach untadelhaften Zeugnißen, die Kuhblattern eingeimpft waren.
2) Als Einwirkung der Blatter=Krankheit mag auch die große Sterblichkeit unter den Kindern angenommen werden: es starben 79 Kinder vor vollendetem ersten Lebensjahre! - Den Masern, Bräune und Frieseln erlagen nur überall 5 Erkrankte.
3) Ueber 90 Jahre alt ist keiner verstorben. - Das Verhältniß der Sterblichkeit zu den Geburten scheint im Allgemeinen constant zu sein, wenn gleich die Angaben bei Camin und Rehna abweichen.
4) Nur zwei Selbstmorde fielen in den beiden Gemeinen Schlagsdorf und Herrnburg vor; in drei Gemeinen verunglückten zufällig 5 Menschen.
5) die diesjährigen Confirmanden in der Ziethener Gemeine, sind der Vacanz wegen, in der Domkirche eingeseegnet worden und daher hier nicht aufgeführt.
    Schönberg den 5. Decbr. 1835.

Karsten.          


In dem Jahre vom 30. Septbr. 1834-35 sind im Fürstenthume Ratzeburg
geboren gestorben copulirt.
in den Gemeinden Kinder. darunter uneheliche. Personen. confirmirt. Paar. Communicanten.
1) Camin (Dodow) 6 - 12 2 2 142
2) Carlow 76 10 34 46 17 1139
3) Demern 30 3 17 16 5 594
4) Dom=Kirche 18 2 11 16 2 319
5) Herrnburg 59 5 46 35 16 1796
6) Lübsee (5 hiesige Ortschaft.) 17 - 11 13 1 620
7) Mustin (Lankow) 6 - 2 - 1 62
8) Nusse (Vogtei Mannhagen) 22 6 18 14 4 594
9) Rehna (Falkenhagen) 4 - 4 1 - -
10) Selmsdorf 60 7 46 51 11 1388
11) Schlagsdorf 66 3 52 57 10 1457
12) Schönberg 139 18 105 79 31 2267
13) Sterley (Horst) 7 3 5 4 - 40
14) Ziethen 34 6 21 - 5 351
  544 63 384 334 105 10769

 

Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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