No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Oktober
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 44 Seite 1]

Vorladungen.

          Nachdem der ehemalige hiesige Protocollist Friedr. Stubbendorff bereits am 24sten October 1833 verstorben ist und dessen hinterlassene Kinder die Erbschaft ihres Vaters cum beneficio legis et inventarii angetreten haben, so werden, auf deren am heutigen Tage eingegangenen Antrag, zur Erforschung und Sicherung des Nachlasses, so wie zur demnächstigen Ertheilung eines Erbenzeugnisses, alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an den Nachlaß defuncti zu haben glauben, geladen, solche in dem auf

den 21. Novbr. d. J. Morgens 11 Uhr
auf dem Stadthause hieselbst angesetzten Termine, sub poena praeclusionis pro omni, anzumelden und gehörig zu bescheinigen.
    Rehna den 21. Septbr. 1835.

Bürgermeister, Gericht und Rath.   


        Diejenigen, welche an den hiesigen Vorbürger und Krüger Johann Junge, insonderheit an das von ihm unter der Hand verkaufte, in der Langenbrücker Vorstadt belegene, Wohnhaus, Forderungen und Ansprüche irgend einer Art zu haben vermeinen, sind, bei Strafe der Präclusion, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben, auf den 19ten k. M. zu Rathause hieselbst verabladet.
    Ratzeburg den 7ten October 1835.

                       Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.) in fidem
J. Richter,       
Stadtsecretair.    


          Alle diejenigen welche an den cum beneficio legis et inventarii angetretenen Nachlaß des wailand Schulzen J. D. Reshöft zu Arpshagen aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen haben, werden zu deren Anmeldung und sofortigen Bescheinigung peremtorisch geladen,

am 2ten November d. J.
Morgens 11 Uhr vor uns hieselbst zu erscheinen, und haben sie im widrigen Fall zu gewärtigen, daß sie von dem gesammten Nachlasse auf immer werden ausgeschlossen und abgewiesen werden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Bothmer den 1. September 1835.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.      


[ => Original lesen: 1835 Nr. 44 Seite 2]

Verkaufs=Anzeigen.

          Das zu Rupensdorff belegene Forstgehöft, bestehend aus einem Wohnhause, worin 6 heizbare Stuben, 6 Kammern, eine Küche und ein Keller, einem Stallgebäude, einem Backhause, in welchem sich 2 Tagelöhner=Wohnungen befinden, nebst Stall dabei, dem Hofplatze und 2 Gärten, zusammen circa 719 QuadratRuthen groß, soll am Sonnabend

den 7ten November d. J.
s 11 Uhr auf der hiesigen Amtsstube öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Bedingungen sind beim Amte hieselbst einzusehen und kann das Gehöft nach zuvoriger Meldung bei dem jetzigen Bewohner in Augenschein genommen werden.
      Schönberg den 10. October 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.    
A. v. Drenkhahn.                     


Verpachtung.

        Die Vollstelle des verstorbenen Hauswirths Timcke zu Campow, soll, auf Antrag der Vormünder der Kinder des Defuncti, auf 10 Jahre gerichtlich verpachtet werden. Dazu ist ein Termin auf

den 17ten künftigen Monats
Morgens 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberahmt worden, in welchem Pachtliebhaber - denen das Gehöft jederzeit, nach vorgängiger Meldung beim Hauswirth Löper zu Campow, vorgezeigt werden wird - sich einzufinden, Both und Ueberboth in Grundlage der bekannt zu machenden Bedingungen abzugeben und demnächst den Zuschlag zu gewärtigen haben werden.
    Decretum Schönberg den 23. October 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.)                                              stenthums Ratzeburg.
                        Karsten.


Vermischte Anzeigen.

          Die Richtsteige, welche von dem Schaddingsdorfer Moor über meine Koppel angelegt sind, und wodurch mir Saat und Graben zertreten werden, sehe ich mich genöthigt, hiedurch öffentlich zu verbieten, mit der Warnung, diejenigen gerichtlich zu belangen, welche ich ferner darauf betreffe.
    Schaddingsdorf den 18. Octbr. 1835.

J. Burmeister.      


        Ein gut unterhaltener Manns=Kirchenstand in der hiesigen Kirche ist zu verkaufen. Von wem? erfährt man in der Expedition dieser Anzeigen.


        Gestern, als am 28sten, Abends zwischen 5 und 6 Uhr, sind mir aus meinem in meiner Wohnstube befindlichen Koffer 18 Taler (Mecklenburg), nämlich circa 6 Taler (Mecklenburg) Schwerinsches und 12 Taler (Mecklenburg) Preußisches Geld, worunter 2 Preußische Thaler=Stücke, gestohlen worden. Gutgesinnte Menschen fordere ich hiemit auf, mich zur Erforschung des Thäters behülflich zu seyn, denn das mir gestohlne, mir und meiner alten Mutter so höchst nöthige Geld, ist der ganze Verdienst meiner letzten vierteljährigen und mit so vieler Mühe verknüpften Reise.
    Schönberg den 29sten October 1835.

Der blinde Musicus Asmus Schmüser.    


Das Majors=Avancement.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

[ => Original lesen: 1835 Nr. 44 Seite 3]

Das Majors=Avancement.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]


Vermischtes.

          Ein Verbrechen, wie glücklicherweise die Annalen aller Völker kein zweites aufzuweisen haben dürften, ist neuerdings in Turin entdeckt worden. Ein Speckhändler dieser Stadt ward als eines an einem jungen Mädchen, welches an ihn auf dem Markte Eier verkauft und die dieser von ihr hatte nach Hause tragen lassen, verübten Mordes verdächtig gefänglich eingezogen. Hier folgen die Thatsachen, welche die gerichtlichen Verhandlungen an den Tag gebracht haben. Der Elende, von dem hier die Rede ist, beging seit langer Zeit eine Menge Morde an jungen Mädchen, die er unter verschiedenen Beweggründen in sein Haus gelockt hatte; sobald sie in seiner Stube waren, befriedigte er erst seine thierischen Gelüste an ihnen und mordete sie darauf ohne Erbarmen, dann hackte er sie in Stücken und machte Würste daraus, die er mit Delice als eine Leckerspeise aß, und welche allen seinen Kunden sehr trefflich schmeckten. Das letzte Mädchen, welches zur Entdeckung dieser Grausamkeit Veranlassung gab, blieb fast drei Stunden mit ihm auf seiner Stube eingeschlossen, worauf er ihr sagte, daß sie sterben müsse, und ungeachtet der Bitten dieses jungen Mädchens, die zu seinen Füßen um ihr Leben flehte, hackte er ihr den Kopf ab, und zerschnitt sie in Stücke; von ihr wurden noch zuckende Fleischstücke bei ihm gefunden, die seine Arretirung herbeiführten, und er selbst gestand alle diese Details seiner verschiedenen Verbrechen ein.

[ => Original lesen: 1835 Nr. 44 Seite 4]

          Ein merkwürdiger Fall hat sich kürzlich in Ungarn zugetragen. Man war auf einer Bärenjagd begriffen, und mit großer Mühe war es den Jägern gelungen, eine alte wüthende Bärmutter zu erlegen. Kaum lag sie auf der Erde ausgestreckt, als ein junges Mädchen von ungefähr zwölf Jahren hinter einem Busch hervorgesprungen kam, und sich auf das sterbende Thier mit jämmerlichem Geheul stürzte. Nach vielen Anstregungen, gelang es endlich, vermittelst Seilen und Schlingen auch dieser wilden Kleinen habhaft zu werden.
          Die angestellten Nachforschungen ergaben, daß vor ungefähr zwölf Jahren einer Bäuerin ein kleines Kind abhanden gekommen wäre, ohne jemals erfahren zu können was aus ihm geworden sei. Eine gewisse Comtesse Erdoldi nahm sich des Mädchens an, und giebt ihr vor der Hand Wurzeln, Honig und rohes Fleisch zur Nahrung, und man ist sehr neugierig, zu erfahren, ob dieses Kind, wann es einige Erziehung genossen uns sein Verstand sich entwickelt hat, sich noch seiner erstern Lage erinnern und was es davon erzählen wird.


          Bei allen unkultivirten Völkern werden die Frauen wenig geachtet, und entweder zur niedrigsten Sklaverei herabgewürdigt oder barbarisch gemißhandelt. Der Wilde liegt ruhig und unbeschäftigt auf seinem Lager, während seine Frau die beschwerlichsten Arbeiten verrichten muß; ja, es giebt sogar Nationen, wo der Mann sich für die Frau ins Wochenbett legt, und wo diese sogleich, nachdem sie geboren hat, sich den beschwerlichsten Beschäftigungen unterziehen muß. Allein daß sogar Schläge für ein Kennzeichen der Liebe angesehen werden, würde kaum glaublich seyn, wenn diese Denkungsart nicht bei mehreren ungebildeten Nationen herrschte, welche in gar keiner Verbindung mit einander stehen, und da sie so weit verbreitet ist, (denn man findet sie in Afrika, auf einigen Inseln der Südsee und an andern Orten) so muß sie in der menschlichen Natur irgend einen Grund haben, und auf einer Stufe der Kultur zum Vorschein kommen. Selbst bei uns äußern ungebildete, oder auch lebhafte Menschen ihre Liebe und Freude gegen den Andern dadurch, daß sie ihn schlagen, sobald sie in Affekt gerathen, und es könnte leicht der Fall seyn, daß eine gewisse Aeußerung, welche einer Epoche der Kultur der Menschheit eigen wäre, in eine Nationalsitte überginge.
          Nach den Berichten der Reisebeschreiber sollen die Frauen in Rußland ohne Unterschied des Standes vor Peter dem Großen ebenfalls noch geschlagen worden seyn. Man erzählt hievon folgende Anekdote: Eine kürzlich verheirathete Frau klagte ihrer Mutter mit Thränen, daß sie von ihrem Ehemanne gar nicht geliebt werde. Als ihre Eltern sie fragten, woran sie dies bemerke, so erwiederte sie: sie sey doch schon vierzehn Tage verheirathet, und ihr Mann habe sie noch nicht ein einzigesmal geschlagen, da doch, wie sie wohl wisse, Vater und Mutter sich sehr liebten, und die Mutter, wo nicht alle Tage, doch wenigstens einen Tag um den andern, Schläge vom Vater bekäme.


Schnelligkeit der Dampfwagen.

          Folgende Zusammenstellung schneller Bewegungen ist, obgleich auf nur ungefähren Angaben beruhend, doch interessant, indem sie ungefähr die Stelle anzeigt, welche die Geschwindigkeit der Dampfwagen einnimmt.

   Eine Extrapost legt zurück in der Secunde 7 Fuß
   Eine Krähe = = = = = 32 =
   Ein Dampfwagen = = = = = 40 =
   Ein Zug wilder Gänse = = = = = 120 =
   Eine Schwalbe = = = = = 123 =
   Eine Kanonenkugel = = = = = 1800 =
   Eine telegraph. Nachricht = = = = = 3703 =
Demnach hat man mit dem Dampfwagen die Schnelligkeit der Krähe bereits übertroffen und es verlohnt sich der Mühe des Fliegens nicht mehr.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 27. October.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 58
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 44
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 38
Erbsen, Brecherbsen 54
             Futtererbsen -
Wicken 64
Buchweitzen 30
Winter=Rapsaat die Tonne 25 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 21
Schlagleinsaat 17


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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