No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. August
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 35 Seite 1]

Vorladungen.

          Alle diejenigen, welche an den Nachlaß des jüngst zu Gletzow verstorbenen Rademachers Wendelborn rechtliche Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, werden auf Antrag der Vormünder der Wendelbornschen Tochter, als Beneficial=Erbin ihres Vaters, hiedurch peremtorisch geladen, solche in dem auf

den 24. October d. J., Morgens 10 Uhr,
anberahmten Liquidations=Termine vor dem Amtsgerichte zu Rehna bestimmt anzugeben und rechtsgenüglich zu bescheinigen, unter dem ein für allemal angedroheten Nachtheile der Präclusion und Auferlegung eines ewigen Stillschweigens.
    Gadebusch, den 23. July 1835.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.      


Verkaufs=Anzeigen.

        Auf den Antrag der Ehefrau des Schulmeisters Hemping auf der Baeck, ist der Verkauf des Hauses des dortigen Schustermeisters Beckmann in vim executionis, heute verfügt worden und werden daher alle diejenigen, die dieses Grundstück zu kaufen gemeint sein sollten, hiedurch auf

den 17ten d. M. Julius
= 24sten August und
=   3ten September
jedesmal um 10 Uhr Vormittags, vor das unterzeichnete Gericht geladen, um in Grundlage der bekannt zu machenden Bedingungen, Both und Ueberboth zu Protocoll zu geben und demnächst den Zuschlag zu gewärtigen.
    Zugleich werden sämmtliche Creditoren des Schusters Beckmann auf
den 17ten September
Morgens 10 Uhr geladen, um ihre Forderungen anzugeben und zu bescheinigen, demnächst aber über die Annehmlichkeit des zu erwartenden Gebothes für das verkaufte Haus sich zu erklären, eventualiter das Gleichgeboth zu üben, alles bei Vermeidung sofortiger Präclusion ihrer Rechte und sonstiger Zuständnisse.
    Decretum Schönberg den 3. Julius 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.)                                              stenthums Ratzeburg.
                        Karsten.


        Zur Constituirung der Nachlaßmasse des zu Rieps verstorbenen Zimmergesellen Planthaber, ist von den Vormündern der Kinder dieses Defuncti, auf den Verkauf der zu Rieps belegenen bisherigen Hamannschen Büdnerstelle, die der Planthaber käuflich an sich gebracht hatte, angetragen worden. Nachdem nun dazu Termine auf

[ => Original lesen: 1835 Nr. 35 Seite 2]

den 20sten d. M.
= 24sten August und
=   4ten September
anberahmt worden sind; so werden Kaufliebhaber hiedurch geladen, an diesen Tagen, jedesmal Morgens 10 Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte sich einzufinden, um in Grundlage der zu regulirenden Bedingungen, den Zuschlag zu gewärtigen.
    Demnächst werden alle Planthabersche Gläubiger, zur Angabe und Bescheinigung ihrer Forderungen an das gesammte Vermögen ihres Schuldners, die ihnen aus irgend einem Rechtsgrunde zustehen mögen, so wie zur etwanigen Ausübung des Gleichgebothes, peremtorisch auf
den 18ten September
vorbeschieden, bei Verlust ihrer Anrechte und Zuständnisse, wie sie denn auch für den muthmaßlichen Fall einer Vermögens=Insufficienz, hiemittelst ein= für allemal, bei Vermeidung dieses Nachtheils der Präclusion, geladen sein sollen.
    Decretum Schönberg den 3. Juli 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.)                                              stenthums Ratzeburg.
                        Karsten.


Vermischte Anzeigen.

          Vom 2ten September an werden wir in unserm neu aufgebauten Hause wohnen. Unser bekanntes Manufactur=Waarenlager haben wir kürzlich besonders mit englischen, französischen, niederländischen und deutschen Fabrikaten, als Tücher, Halbtücher, Coatings, Baumwollen= und Seidenzeuge, Leinwand u.s.w. auf das vollständigste assortirt. Nicht minder wird man bei uns eine gute Auswahl von kupfernen und messingnen Kesseln, Stahl, Pfannen und eisernen Grapen finden. Durch bedeutende Einkäufe in diesen und in allen übrigen Artikeln, die wir zu führen pflegen, sind wir in den Stand gesetzt, sehr billige Preise zu stellen, und ein geehrtes Publicum durch die reelste und prompteste Bedienung zu befriedigen, wird stets uns die größte Ehre seyn.
    Schönberg den 27sten August 1835.

Oldericke et Comp.    


          Die heute Abend um 7 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau, gebornen Schleiermacher, von einem, gesunden Knaben, habe ich nicht verfehlen wollen, Verwandten und Freunden statt des üblichen Ansagens hiedurch gehorsamst anzuzeigen.
    Schönberg den 27. August 1835.

J. Wendt.    


Landwirthschaftliches.

          Ueber das Resultat der diesjährigen Erndte theilen süddeutsche Blätter folgendes mit: Alle Nachrichten aus den verschiedenen Provinzen unsers Vaterlandes lauten dahin, daß die Ernte gesegnet sey. Zwar hatte in der Mitte des Juni die Dürre in manchen Gegenden schon wieder geschadet; dies war aber nicht so beträchtlich, daß es einen bedeutenden, nachtheiligen Einfluß auf den Ertrag der Früchte hätte äußern sollen. Hinsichtlich der Ergiebigkeit steht der Roggen oben an, sodann folgt der Hafer; von Waizen und Gerste läßt sich im Grunde genommen nur eine Mittelernte annehmen; einen desto reichlicheren Ertrag versprechen die Kartoffeln, die seit vielen Jahren nicht so reichlich zugetragen haben. Zu bedauern ist, daß der Flachs größtentheils wieder zu den mißrathenen Früchten zu zählen ist, und daß damit die Noth der Gebirgsbewohner eher größer zu werden droht, als daß sie sich vermindern sollte. Denn wenn auch die Brotpreise in Folge der guten Ernte ein wenig herabgehen werden, so ist der Erwerb dieser Menschen doch so gering, daß sie nicht so viel verdienen, um sich sättigen zu können. Nicht besonders ergiebig fiel die Ernte der Oelsämereien aus, weshalb sich denn auch der Preis derselben ziemlich auf die vorjährige Höhe gestellt hat. In den Ländern, welche im Osten von Deutschland liegen, war die Ernte vielleicht noch mehr gesegnet, als bei uns. Preußen, Polen, Rußland und Ungarn haben in vielen Gegenden ziemlich das Doppelte vom vorigen Jahre gewonnen. Aus dem Westen lauten die Nachrichten gleichfalls nicht ungünstig, und selbst auch im Norden, d.h. in Schweden und Norwegen, rühmt man den Segen des Himmels. Nach allem diesem muß für ganz Europa die Ernte zu den guten gezählt werden.

          Es ist durchaus nicht zu läugnen, daß die drei letztverflossenen Jahre im Allgemeinen eine Ernte geliefert haben, welche den Bedarf nicht vollständig deckte, und daß nur die Vorräthe, wel=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 35 Seite 3]

che sich aus den früheren gesammelt hatten, die Lücke auffüllten. Insbesondere war die Ernte von 1834 fast durch ganz Europa, mit Ausnahme von England, von der Art, daß sie in keinem Falle zur Befriedigung des Bedürfnisses für sich allein bis zur heutigen ausreichen konnte. Daß dem so war, hat sich factisch bewiesen. Denn es wurden zuletzt die Zufuhren zu den Märkten so gering, daß sie, nach mehreren amtlichen Nachweisungen, kaum zwei Drittheile der gewöhnlichen betrugen. Die Preise gingen nun zwar nicht in dem Grad in die Höhe, wie man es aus einem solchen Umstande hätte folgern sollen; dies lag jedoch hauptsächlich in der Stockung des Getraidehandels. Denn wie bekannt, bekommt dieser niemals sonderliches Leben, wenn keine Ausfuhr statt findet. Die Hauptausfuhr, nämlich die nach England, fehlte aber gänzlich, und so wurden auch keine Geschäfte von Bedeutung im Getraidehandel gemacht. Wenn nun auch in diesem Jahre die Ernte gesegnet ist, so können und werden die Preise nur allmählig und wohl auch nicht allzu tief herabgehen. Während der Ernte und Saat sind die Zufuhren nach den Märkten jederzeit am geringsten, und es können also schon um deswillen die Preise nicht rasch fallen, was diesen Herbst um so weniger der Fall seyn wird, als keine alten Vorräthe vorhanden sind. Ganz anders aber dürfte es späterhin kommen, wo sich die Märkte füllen werden. Bleiben wir dabei auf den innern Bedarf beschränkt, was in hohem Grade wahrscheinlich ist, dann wird der Markt flau und der Preis niedrig werden, zumal die Kartoffeln die Consumtion des Getraides sehr vermindern werden. Stellen wir die Frage: ob keine Wahrscheinlichkeit auf Ausfuhr vorhanden sey, so kann die Antwort hierauf nur dahin lauten, daß sie wohl eben so wenig wie im vorigen Jahre stattfinden werde. Manche Landwirthe erwarten etwas von einer Ausfuhr nach Amerika, wohin, wie Zeitungsnachrichten melden, bereits von England aus nicht unbedeutende Quantitäten Getraide versandt worden sind. Es ist allerdings einige Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß auch aus den Häfen der Ost= und Nordsee etwas dahin abgehen werde; aber es dürfte wohl so unbedeutend seyn, daß es keinen oder doch nur einen unmerklichen Einfluß auf die Preise äußern könnte. Das Resumé aus dem Vorgetragenen ist: daß dieselben jedenfalls herabgehen werden, und wir glauben, daß sich dies leicht auf ein Drittheil des Standes, den sie den Monat Juli hindurch hatten, erstrecken wird. Mindestens 30 pCt. glauben wir mit Zuversicht annehmen zu können. Dabei meinen wir den Durchschnitt des ganzen Jahres, und wenn ein solches Fallen im Laufe des August, September und October noch nicht in dem Grade stattfinden sollte, so glauben wir wiederum, daß es in den späteren Monaten bedeutender seyn, und sich daher, Eins in's Andere gerechnet, wohl auf den angegebenen Satz stellen wird.


          Holsteinische Blätter enthalten sehr traurige Nachrichten über die Verheerungen, welche der Sturm vom 7. bis 10. Aug. an den Kornfeldern angerichtet hat. Besonders bieten die Weitzenfelder mit ihren kornleeren Halmen einen betrübenden Anblick dar, der Roggen ist auf den Feldern gleichsam abgedroschen; die Gerste ist zerknickt und die Aehren müssen vom Boden gesammelt werden; auch der Hafer hatte bedeutend gelitten. Vielen Leuten mag kaum so viel Getreide zum Einerndten geblieben seyn, als sie zum eignen Hausstand gebrauchen. Die ältesten Oekonomen erinnern sich nicht es erlebt zu haben, daß bei einer noch völlig unreifen Frucht der Sturm eine solche Vernichtung anrichtete.

          Auch viele Landleute in unsrer Nachbarschaft haben mehr oder minder bedeutende Verlüste an ihren Waizenfeldern, durch diesen ganz ungewöhnlichen Sturm erlitten, der in seinem Erscheinen, wie in seiner Wirkung zu den seltensten Naturbegebenheiten gehört und worüber künftige Forschungen vielleicht Aufschlüsse geben mögen, die wir für jetzt kaum zu ahnen vermögen.


Kalleb der Pirat.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1835 Nr. 35 Seite 4]

Kalleb der Pirat.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

(Der Beschluß folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
vom 25. August.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 66
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner -
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 40
Erbsen, Brecherbsen 60
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 19 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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