No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Mai
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 18 Seite 1]

Alle diejenigen, welche ihre Beiträge zu der, bereits unterm 22sten Januar dieses Jahres verkündeten Armensteuer in dem Schönberger District noch Schuldigen, werden hiemit aufgefordert, solche binnen 14 Tagen, an den zeitigen Berechner, Herrn Pastor Fischer hieselbst, zu bezahlen, indem sie sonsten von den Säumigen auf ihre Kosten beigetrieben werden sollen.
            Schönberg den 29sten April 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                  A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

         Alle welche an den sehr geringen Nachlaß des zu Kalckhorst ohne eheliche Descendenz verstorbenen Altschuster Bever und dessen Ehefrau Erb= oder sonstige Ansprüche machen zu können glauben, werden zu deren speciellen Angabe und sofortigen Bescheinigung auf

den 13ten Julius d. J.
Morgens 11 Uhr vor uns hiemit peremtorisch und unter dem Nachtheil geladen, damit nicht weiter gehört, vielmehr für immer präcludirt und abgewiesen zu werden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Kalckhorst den 11. April 1835.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.      


         Wir Bürgermeister und Rath geben hiemit zu wissen:
    Auf dem folio des Tagelöhners Joachim Dübrock allhier im Stadt=Pfand=Buche, steht noch eine am 21. Novbr. 1795 intabulirte Schuldforderung der Catharina Sophia Dorothea Gerdesschen Vormundschaft, im Betrage von 179 7/8 Rthlr., zu deren Sicherheit drei auf hiesigem Stadtfelde belegene Ackerstücke specialiter verpfändet sind, verzeichnet.
    Wenn nun die gedachte Stadt=Buchschrift im Laufe der Zeit verloren, gegangen seyn soll, so werden, zwecks Mortificirung derselben, alle diejenigen hiedurch von uns peremtorisch öffentlich geladen, welche aus irgend einem erdenklichen Rechts=Grunde Forderungen und Ansprüche an

[ => Original lesen: 1835 Nr. 18 Seite 2]

solche auf 179 7/8 Rthlr. lautende Stadt=Buchschrift vom 21. Novbr. 1795 zu haben glauben, oder der Tilgung des Postens im Stadt=Pfandbuche widersprechen zu können vermeinen, und wollen wir, daß sie in dem ad profitendum et liquidandum auf

den 23sten July dieses Jahres
angesetzten Termin, allhier vor uns zu Rathhaus, Morgens 11 Uhr, erscheinen, ihre An= und Widersprüche gehörig specificirt zu Protokoll geben, auch sofort rechtsgenügend bescheinigen, widrigenfalls aber zu gewärtigen, daß sie damit für immer werden abgewiesen und praecludirt werden, die Stadtbuchschrift für mortificirt erklärt, und die Tilgung der Schuld im Stadt=Pfand=Buche verfügt werden wird.
    Gadebusch am 26sten März 1835.

Bürgermeister und Rath.      


Verkaufs=Anzeigen.

         Am Sonnabend den 16ten k. M. Mai sollen Vormittags 10 Uhr auf der hiesigen Amtsstube öffentlich meistbietend verpachtet werden:

     1) zum Grasmähen:
                 eine Fläche von etwa 20 Scheffel im Riepser Zuschlage Kastenrade und verschiedene Moore im Lockwischer, Palinger und Wahrsower Zuschlage, und
     2) die Weide in den Hohemeiler Tannen.
      Pachtliebhaber können die zu verpachtenden Grundstücke nach vorheriger Meldung bei den Revier=Forstbedienten in Augenschein nehmen.
      Schönberg den 30. April 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.    
A. v. Drenkhahn.                     


         Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des Riemer Borgwardtschen, am hiesigen Markte sub Nr. 7 belegenen Hauses c. p. ist ein Termin auf den

22sten Junii h. a.
und ein anderer zur Ausübung des creditorischen Gleichgebots=Rechtes auf
den 29sten ej. mens.
angesetzt.
    Signatum Rehna den 5. April 1835.

Großherzogliches Stadtgericht.      


         Am kommenden Mittwoch, den 6ten k. M. Mai, Morgens 9 Uhr, sollen in der Pfarrpächter=Wohnung zu Selmsdorf mehrere Holländergeräthschaften, als Milchbütten, Milcheimer und Balgen, etwas Pferdegeschirr, 1 einspänniger Wagen, 1 Kuh und sonstige Sachen, in öffentlicher Auction, gegen baare Bezahlung verkauft werden.
    Schönberg den 30sten April 1835.

Schlebusch.      


Das Reh und der Mensch.
(Eine Fabel.)
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

(Beschluß.)

[ => Original lesen: 1835 Nr. 18 Seite 3]

Das Reh und der Mensch.
(Eine Fabel.)
[im Abbild der Originalseite zu lesen]


   Das Feldblümchen und der Knabe.
Knabe.
   Wo kommst du her du freches Ding
    In meinen Rosengarten? -
Dein Platz ist dort am Wiesenbrink -
    Da magst du stehn und warten.
   Blümchen.
   Ich weiß nicht, wer mich hergebracht,
    Und mir mein Kleid gesponnen.
Ich bin unlängst erst aufgewacht
    Beim ersten Strahl der Sonnen.
   Knabe.
   Das gilt mir gleich - ich mag dich nicht
    Bei meinen Blumen leiden,
Weil dir's an allem Schmuck gebricht,
    An Purpur, Sammt und Seiden.
   Blümchen.
   O liebes Kind, reiß mich nicht aus!
    Will mich auch gern verstecken,
Daß Niemand mich zum Blumenstrauß
    Kann wählen und entdecken.
   Knabe.
   Fort sag ich dir, du stinkst mir zu,
    Fort, hin zu deines Gleichen,
Da magst du blühn in Fried' und Ruh
    Bis dich die Sensen streichen.
   *      *
   *
   Und schnell, wie sich das Blümchen krümmt,
    Reißt er es aus der Erde,
Daß es zu niedrer Kost bestimmt,
    Vom Zahn zerrissen werde.
   *      *
   *
   Doch sieh - da naht ein lieblich Kind,
    Auch nicht gehüllt in Seiden,
Das pflückt das Blümchen sich geschwind
    Und pflegt sein bis zum Scheiden.
   F.


[ => Original lesen: 1835 Nr. 18 Seite 4]

Vermischtes.

Sonderbare Wette.

         In einer großen Gesellschaft von Herren und Damen, zu York in England, kam neulich unter andern auch die Rede auf das Küssen, also auf einen sehr anziehenden Gegenstand. Einer der Herren warf dabei die Frage auf, wieviel Küsse man wohl in Zeit von einer Stunde u.s.w., seiner Geliebten zu geben im Stande sei. Es ward viel darüber gesprochen, und jeder gab eine andere Anzahl an. Endlich trat ein junger feuriger Verlobter auf, machte sich anheischig, mit seiner Geliebten in zehn Stunden ohne die mindeste Unterbrechung, zehntausend Küsse zu wechseln, und schlug deshalb eine Wette von 1000 Thlr. vor. Dabei bedung er sich nichts aus, als alle halbe Stunde für sich und seine Geliebte, ein Glas Alicantewein nebst einem Zwiebak. Dieses, so wie die Wette, ward förmlich angenommen und für und wider, sehr viel Geld aufs Spiel gesetzt. Zugleich ward eine eigene Commission zum Zählen der Küsse ernannt.
         Die süße, anscheinend leichte Arbeit begann. In der ersten Stunde wechselte das Paar zweitausend Küsse, in der zweiten tausend, in der dritten sieben hundert und fünfzig und sie konnten nicht mehr. Ihre Kräfte waren erschöpft; der junge Mann bekam den Lippenkrampf und fiel in Ohnmacht. Seine Geliebte lag ebenfalls ohne Bewußtseyn auf dem Sopha, erkrankte noch denselben Abend an einem Nervenfieber und ward nur mit vieler Mühe wieder hergestellt. Auch der junge Mann litt längere Zeit an seinem Uebel, und die Hochzeit blieb deshalb ein ganzes Jahr ausgesetzt.


Der Todte als Mörder.

         In Rußland ist es gebräuchlich, daß Verstorbene in der Nacht vor dem Begräbniße in der Kirche ausgesetzt werden, wo ein Pope, in Gesellschaft eines Chorknabens, dabei wachen und beten muß. Einst war dies auch in einem Dorfe der Fall. Plötzlich, gerade um Mitternacht, erhebt sich, zum Entsetzen des Pope, der Todte aus dem Sarge, und schreitet gerade auf ihn zu. Vergebens spritzt ihm der Pope eine Ladung Weihwasser entgegen; der Todte packt ihn an, wirft ihn nieder und erwürgt ihn. So erzählte es am andern Morgen der Chorknabe, der vor Schrecken in einen Winkel geflüchtet. Er setzte ausdrücklich hinzu, der Todte habe sich, nach vollbrachter That, ruhig wieder niedergelegt.
         Wirklich fand man dies der Wahrheit gemäß, niemand begriff indessen, wie die Ermordung möglich gewesen sei. Endlich nach mehreren Jahren klärte sich alles auf. Ein Räuber nämlich, gestand neben verschiedenen andern Verbrechen auch dieses ein. Er hatte sich in der Dunkelheit in die Kirche geschlichen, den Leichnam bei Seite gestellt, und sich dafür in den Sarg gelegt. Nach vollbrachter That versäumte er nicht, alles wieder in Ordnung zu bringen, und entfernte sich dann durch ein Fenster, gänzlich unbemerkt. Die Ursache des Mordes war Haß gegen den Popen, von einer alten Streitigkeit her.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 28. April.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 54
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 47
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 42
Erbsen, Brecherbsen 64
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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