No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. November
1834
vierter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1834 Nr. 48 Seite 1]

Nach Maaßgabe einer, zwischen beiderseitigen Allerhöchsten Landes=Regierungen abgeschlossenen Uebereinkunft, ist die Aufkäuferei wegen roher Landes=Producte, im Großherzogthume Mecklenburg=Schwerin den hiesigen Einwohnern so wie gleichfalls dortigen Einwohnern im hiesigen Fürstenthume freigegeben worden. Diejenigen hiesigen Landesbewohner, die nun solches Gewerbe zu betreiben, beabsichtigen,

haben sich bei ihrer Obrigkeit über ihre Unbescholtenheit ein Zeugniß zu erwirken und werden sodann im Großherzogthume Mecklenburg=Schwerin, gegen eine jährliche Abgabe an Steuer und Zoll von zusammen fünf Thlrn. N 2/3. und Einem Thlr. N 2/3. für den Jahrespaß, ohne irgend sonstige Neben=Abgaben, die Erlaubniß erhalten, rohe Landes=Producte daselbst aufzukaufen, jedoch nur für baares Geld, da jeder Umtausch dieser Producte gegen Waaren, die überall nicht von ihnen in das Land eingebracht, noch weniger daselbst verhandelt werden dürfen, bei Strafe der Confiscation und der Abnahme des Passes, untersagt ist,
wie hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
          Schönberg den 21ten November 1834.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                            A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                

  

                    Vorstehende öffentliche Bekanntmachung wird den Landreitern und dem hier jedesmal befindlichen Husaren=Commando, zur genauen Vigilirung auf die hiesigen sowohl

[ => Original lesen: 1834 Nr. 48 Seite 2]

als auch auf die, mit solchen Jahrespässen versehenen Mecklenburg=Schwerinschen Unterthanen, nachdrücklichst empfohlen.
          Schönberg den 21sten November 1834.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                            A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Verpachtung.

          Die Kirchenhorst zu Ziethen soll, nach Allerhöchster Verfügung, öffentlich meistbietend verpachtet werden. Dazu ist ein Termin

auf den 12ten k. M. December

Morgens 11 Uhr in der Probstei anberahmt worden, wozu Pachtliebhaber hiemittelst geladen werden, um, in Gemäßheit der sodann bekannt zu machenden Bedingungen, den Zuschlag sofort zu gewärtigen.
    Ratzeburg und Schönberg den 25. Novbr. 1834.

Consistorial=Commission des Fürsten=
                                     (L. S.)         thums Ratzeburg.
        Genzken.         Karsten.


Verkaufs=Anzeigen.

        Mittwoch den 17. December 1834, Mittags 1 Uhr, sollen im Schütting zu Lübeck durch unterzeichneten beeidigten Makler öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden:

Zwei große Erbpacht=Parcelen
zu Israelsdorf.

  Diese beiden, auf weiland Hans Hinrich Rathmann im Niedern=Stadtbuch geschriebenen, jetzt von Carl Jochim Haendel bewirthschafteten, an einander grenzenden und, den Scheffel zu 60 QuadratR. berechnet, zusammen 338 Scheffel Acker= und Wiesenland enthaltenden Erbpacht=Parcelen, sub No. 1 und No. 2, sind hinter dem Schellbrock zu Israelsdorf, 1/2 Meile von Lübeck, an einem im Sommer viel besuchten Belustigungsorte, dessen Erbpächter das Recht haben, Thee und Caffee zu schenken, belegen, und gewährt die Nähe der Stadt und der Ostsee die günstigste Gelegenheit zum Absatze der Produkte.
    Sie werden verkauft mit den Gebäuden, nämlich 1 Wohnhaus, 1 Scheune, 1 Käthen, mit der Einsaat mit ca. 3000 Stück Rohr, und mit Vieh und Fahrniß. Aus dem hierüber aufgenommenen Inventario wird bemerkt, daß auf diesen beiden Parcelen 14 Kühe, 2 Starken und 5 Pferde vorhanden sind. Es haftet auf diesen Grundstücken ein jährlicher in 2 Terminen an löbliche Stadtcasse zu zahlender Canon von 591 Mk. 8 ßl. Der Einsatz geschieht zu diesem Canon und zu den in den Erbpacht=Parcelen belegten beiden Pfandposten von zusammen 12000 Mk. Das Uebergebot muß ganz baar ausbezahlt werden, und zwar in 8 Tagen nach dem Zuschlage 600 Mk. gr. Ct., der Rest aber spätestens bei der Ablieferung, die schon im diesjährigen Weihnacht=Termine Statt findet. Die Grundstücke werden bis dahin zinsenfrei abgeliefert, doch den Weihnachten d. J. mit 394 Mk. 5 ßl. fälligen Canon übernimmt Käufer, so wie er auch allein trägt die an löbliche Stadtcasse zu zahlenden, auf vier Schillinge pr. Scheffel festgesetzten Laudemiengelder, die gesetzlichen Abgaben von resp. 1/2 und 1/4 pCt. der Kaufsumme, und alle außerdem mit diesem Verkaufe verbundenen Kosten.
    Die sonstigen Verkaufsbedingungen sind bei Herrn Dr. Krauel hieselbst, Fleischhauerstraße, bei dem Landgerichts=Procurator Herrn Dr. Witt hieselbst, Johannisstraße, und bei dem unterzeichneten Makler einzusehen.
    Die Grundstücke mit Zubehör können jederzeit besehen werden.

G. H. Holm.       


          Im Kruge zu Carlow sollen am 27. December 1834, als am Tage nach Weihnacht, gegen baare Bezahlung in N2/3tel z. v., öffentlich meistbietend verkauft werden:

viele gute Manns= und Frauens=Kleidungsstücke, ferner noch recht gute Betten, Laden und Schränke, auch flächsen und heden Leinzeug in Ellen, und etwas Silberzeug.
Die Auction nimmt präcise 9 Uhr ihren Anfang.
    Carlow den 23. Novbr. 1834.

Labann.        


[ => Original lesen: 1834 Nr. 48 Seite 3]

Vermischte Anzeigen.

        Es wird hiemit bekannt gemacht, daß der von Dassow nach Mahlzow über meine, und der hiesigen Hauswirthe Schmidt, P. Meyer, Sager und Käthner Meyer Wiesen und Koppeln führende Fußsteig, von jetzt an aufgehoben ist.
    Schwanbeck den 24. Novbr. 1834.

Schulze Siebenmark.    


        Obgleich ich schon vor mehreren Wochen öffentlich anzeigte, daß der von Cronskamp auf hier über meine Koppeln führende Fußsteig nicht mehr gegangen werden darf, so sehe ich mich genöthigt solche Warnung nochmals zu wiederholen, und bemerke, daß diejenigen, welche ich ferner auf denselben betreffe, von mir gerichtlich belangt werden.

Schulze Retelstorf zu Raddingsdorf.  


Peter der Große.

(Fortsetzung.)

        Während er hier zimmerte, waren seine Gedanken mit großen Staatsreformen beschäftigt. Er hatte den Entschluß gefaßt, sich in allen Wissenschaften zu unterrichten. In dieser Absicht ging er nach Amsterdam zurück, wurde Chirurg, studirte vorzüglich Physik. Der Hafen von Archangel sah bald ein Schiff, an dem sein Czar gezimmert hatte. Mitte Januars 1698 reiste er nach England, um sich in der Mathematik und Astronomie gründliche Kenntnisse zu erwerben. In Rußland regten sich aber von neuem die Strelitzen und stifteten einen Aufruhr an, welcher ihn zurückrief. Seine Klugheit hintertrieb ihre Anschläge und um ein Beispiel zu statuiren, wurden ihre Häupter hart bestraft. Nun wurde die Armee auf deutschen Fuß gesetzt. Die Bojaren mußten alle, wie er, von unten herauf dienen. Alles wurde reformirt, die Geistlichkeit, die Gesetze, das Militair gestalteten sich nach dem Vorbilde des civilisirten Auslandes. Es wurde eine neue Kleiderordnung eingeführt; die Bärte verschwanden unter den höhern Ständen und wurden selbst mit Gewalt abgeschoren. Er stiftete den Andreasorden, um brave Krieger zu belohnen. Ein ähnlicher kühner Geist war in Karl XII. erwacht, welcher, wie Peter der Große, mit einem zu Strapazen abgehärteten Körper einen gewaltigen Unternehmungsgeist verband. Diese beiden großen Männer sollten in diesem Jahrhundert gegen einander kämpfen und der Weltgeschichte zeigen, was kühner Muth, Festigkeit, Besonnenheit und kluge Berechnung vermögen. Eine furchtbare Schlacht wurde bei Narwa geliefert, wo 38,000 (nach Andern 80,000) Russen gegen 10,000 Mann Schweden kämpften, und in welcher die undisciplinirten russischen Haufen von den einexercirten Schweden unter Sturm und ungünstigem Wetter in die Flucht getrieben wurden. Peter's I. Reich wäre vernichtet gewesen, hätten ihn nicht Muth, Standhaftigkeit und Besonnenheit gerettet. Diese Niederlage erfuhr Peter Ende Novembers 1700, und August II., damals König von Polen, traf diese Nachricht wie ein Donnerschlag. Peter sagte: Ich weiß wohl, daß uns die Schweden noch oft schlagen werden, aber endlich werden sie uns siegen lehren. Glocken wurden jetzt von den Thürmen herabgelassen, um die von den Schweden eroberten Kanonen zu ersetzen. Bald konnte Peter eine gut disciplinirte Armee ins Feld stellen, und man hörte schon von Siegen, die Rußlands Heere in die Reihe deutscher Armeen stellen konnten. Ein förmlicher Triumpheinzug wurde nach einem errungenen Seesiege bei Archangel in Moskau gehalten. Um diese Zeit beschäftigte Peter der Gedanke, eine große Hauptstatt seines mächtigen Reiches dort zu gründen, wo einzelne Flecken festen Erdbodens aus Morästen hervorblickten, und wo sich die Newa in den finnischen Busen ergießt. Es war der Pfingsttag, der 27. Mai 1703, an wel=

[ => Original lesen: 1834 Nr. 48 Seite 4]

chem auf einer solchen Morastinsel der Grundstein zu Peter's eigner Hütte gelegt wurde, wo jetzt der Mittelpunkt von Petersburg ist. Tausende von Leibeigenen strömten herbei von Moskau, Kasan, Astrachan, aus der Ukraine, und binnen 5 Monaten hatten diese Moräste schon das Ansehen einer Stadt. Peter reiste bald darauf nach Moskau, um die Finanzen zu ordnen; unterdessen aber gingen die Arbeiten an der Newa, welche bald eine mächtige Residenzstadt Rußlands schaffen sollten, munter von Statten. Karl XII. wendete sich weiter nach Süden hin, und sein Plan war, die Armee in der Ukraine zu concentriren. Die fürchterliche Schlacht bei Pultawa erfolgte, in der Karl XII. völlig geschlagen wurde. Peter kämpfte hier als Generalmajor, und sein Muth grenzte beinahe an Verwegenheit. Eine Kugel flog ihm durch den Hut eine andere durch den Rock. Durch diesen Sieg war das Glück und Wohl Rußlands gegründet. - Der Czar hatte sich zu seiner Begleiterin und später zu seiner Gemahlin das Mädchen von Marienburg, Katharina, erwählt, nachdem er zuvor, nothgedrungen, von der Eudoxia sich getrennt hatte. - Der furchtbare und drohende Krieg mit der Pforte brach aus, und was Karl XII. bei Pultawa erfahren hatte, das sollte auch Peter I. am Pruth empfinden. Peter war von zwei Seiten, zur Linken und zur Rechten, von einer mächtigen türkischen Armee eingeschlossen, und selbst diese ungeheure Masse Menschen hätte sein kleines Häuflein erdrücken können. Da schlug sich weibliche Klugheit ins Mittel. Peter war allein in seinem Zelte und ließ Niemanden vor sich kommen; allein Katharina erschien wider seinen Willen vor ihm, bewog ihn Frieden zu schließen, um welchen Preis es auch hier sein möchte. Katharina selbst nahm Alles, was sie von Kostbarkeiten besaß, übersendete es dem türkischen Pascha, welcher sich bereitwillig finden ließ zu unterhandeln.

(Der Beschluß folgt.)


Jagdanekdote.

        Bei einem Besuche, welchen August II. König von Polen und Kurfürst von Sachsen, im Juni 1728 bei dem Könige von Preußen Friedrich Wilhelm I. abstattete, und wo Jagd die Hauptunterhaltung ausmachte, rühmte sich August einen Leibschützen zu haben, dem es Niemand gleich thue. Nun kannte Friedrich Wilhelm einen Lieutenant Namens Brink, als einen unübertrefflichen Schützen. Diesen stellte er dem sächsischen Leibjäger entgegen, dessen Meisterschaft darin bestand, daß er mit der Büchse auf 400 Schritt in einen aufgesteckten Pfahl drei Kugeln so auf einander schoß, daß keine auch nur ein Haar breit seitwärts streifte. Brink that dies augenblicklich nach; dann stellte er in derselben Entfernung seinen Degen auf und schoß drei Kugeln so gegen dessen Schneide, daß sie sich genau in 2 gleiche Theile spalteten. Diesen Schuß versuchte der Sachse umsonst nachzuthun.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 25. Novbr.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 68
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 58
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 42
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 42
Erbsen, Brecherbsen 68
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 201/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD