No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. November
1833
dritter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1833 Nr. 44 Seite 1]

Vorladungen.

        Alle diejenigen, die Erbschafts= oder sonstige Rechte an den Nachlaß des zu Herrnburg verstorbenen Jahrenbewohners Jochen Kramp zu haben vermeinen, werden zur Angabe dieser ihrer Ansprüche auf

den 13ten December, Morgens 11 Uhr,

hiemittelst vorgeladen, und zwar die Erben bei dem sofort zu vollstreckendem Nachtheile, daß die als solche im Termine erscheinenden und sich genügsam legitimierenden Erbschaftsprätendenten als die alleinigen Erben des gedachten Verstorbenen geachtet, ihnen die Erbmasse ausgeantwortet und in der Maaße zu deren Disposition gestellt werden soll, daß die Latitirenden an ihre Handlungen stets gebunden bleiben; die Gläubiger aber, bei Strafe der Ausschließung mir demnächstigen Ansprüchen an diese Erbmasse.
    Decretum Schönberg den 25sten October 1833.

Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
(L. S.)                     stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


        Zur Fortrückung des Concurses, der bereits über das Vermögen des Maurers Greve zu Resdorf eröffnet worden ist, werden alle zu den Acten bekannt gewordenen Gläubiger dieses Gemeinschuldners hiemittelst auf

den 7ten November d. J., Morgens 10 Uhr,

vor das unterzeichnete Gericht geladen, um, nach vorheriger Bekanntmachung mit dem Stande dieses Debitwesens, im Fall verfehlter Güte, über die Liquidität der einzelnen Forderungen, eventuelle Manifestation des Gemeinschuldners und Verwendung der vorhandenen Massengelder sich zu erklären, so wie endlich die Prioritätsrechte ihrer eigenen Ansprüche zu entwickeln, alles bei Vermeidung der, sofort zu vollstreckenden Nachtheile, daß die Ausbleibenden resp. an die Beschlüsse der Erscheinenden für gebunden erachtet und, unter Ausschließung mit weiteren Anträgen, bei den demnächst zu treffenden Verfügungen nicht gehört werden sollen.
      Decretum Schönberg den 12. October 1833.

Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
(L. S.)                     stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


        Alle diejenigen, welche an das, vom Schustermeister Kröpper hieselbst an den hiesigen Schustermeister Sommer verkaufte Haus Nr. 73. b., sammt Garten Nr. 225., Real=Ansprüche zu ha=

[ => Original lesen: 1833 Nr. 44 Seite 2]

ben glauben, werden, sub poena omni praeclusionis et perpetui silentii, geladen,

am 30sten November 1833,

Morgens 11 Uhr, dieselben specificirt und rechtsgenügend bescheinigt vor der unterzeichneten Behörde geltend zu machen.
    Rehna den 24. September 1833.

Bürgermeister und Rath.    


        Alle diejenigen welche an den früher dem Ackersmann Heinrich Gerds hieselbst, demnächst den Erben des wailand Arbeitsmannes Matthias Borchert zu Gr. Pravshagen zuständig gewesenen, jetzt an den Bäckermeister Grath allhier verkauften Morgen Acker, belegen auf hiesiger Stadtfeldmark im 6ten Schlage des Poischower=Feldes, sub Nr. 599. des Registers, aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche zu haben vermeinen, werden hiedurch Zwecks Anmeldung und Bescheinigung solcher Ansprüche zu dem auf

den 3ten December d. J.

Morgens 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Stadtgerichte hieselbst anberahmten Termine peremtorisch und unter dem endlichen Nachtheile des Ausschlusses, vorgeladen.
      Grevesmühlen den 26. Septbr. 1833.

Großherzogliches Stadtgericht.hieselbst.      


Verkaufs=Anzeigen.

        Der Schneidermeister Asmus Schröder hieselbst hat auf den gerichtlichen Verkauf seiner Grundstücke, als

1) eines an der Siemzer Straße belegenen Wohnhauses mit Zubehör, insonderheit einem halben Loose auf dem Galgenmoor; desgleichen
2) 8 Scheffeln Aussaat Land, wovon:
a. 3 Scheffel im Bünsdorfer Kamp zwischen Wittwe Grevsmühl und Baumann Böckmann,
b. 2 1/2 Scheffel im langen Kamp zwischen einem Ackerstück der 1sten Pfarre und Christian Bock,
c. 2 1/2 Scheffel im Mühlenkamp, zwischen Gastwirth Schleuß und Baumann Spehr,
zum Zweck der Befriedigung seiner Gläubiger angetragen. Wenn nun zu diesem Ende folgende 3 Licitations=Termine:
1ster Termin am 14. k. M. October
2ter Termin am 28. k. M. October und
3ter Termin am 11. November d. J.
angesetzt worden sind, so werden Kaufliebhaber hiermit geladen, dazu, und zwar Vormittags 11 Uhr, vor hiesigem Justiz=Amte sich einzufinden, Bot und Ueberbot zu Protocoll zu geben, und den Zuschlag in diem an den, respve. die im letzten Termine Meistbietenden zu erwarten. - Die Verkaufs=Bedingungen können in der Gerichts=Registratur eingesehen, auch, auf Verlangen, in Abschrift mitgetheilt werden.
        Zugleich werden alle diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde dingliche Ansprüche an die vorgedachten Grundstücke zu haben vermeinen, dadurch peremtorisch aufgefordert, solche praetensa in dem hierzu auf

den 8ten November d. J.

Vormittags 11 Uhr, anberaumten Termine, bei Vermeidung der Praeclusion, anzumelden.
    Decretum Schönberg den 28. September 1833.

Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
(L. S.)                          thums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


        Am Mittwoch den 13. November Morgens 10 Uhr sollen im Hause des verstorbenen Chirurgii Bauer, mehrere chirurgische Instrumente; Mobilien, als: 1 Schreibchatulle mit Aufsatz, Stühle, Tische, 1 Stubenuhr; mehreres Haus= und Küchengeräthe, worunter auch ein großer kupferner Kessel; etwas Bett= und Leinzeug, desgleichen Kleidungsstücke und Bücher, 1 Kuh, 2 Schaafe etc. bzw. usw.., in öffentlicher Auction, gegen baare Bezahlung in N2/3tel z. v. verkauft werden.
    Schönberg den 17.October 1833.

Schlebusch.        


          Am 4ten k. M. November Morgens 9 Uhr, soll in der Wohnung des verstorbenen Landreuters Stüve hieselbst der Nachlaß desselben, als:

1 Stuhlwagen nebst Blockwagen, und sonstiges Ackergeräthe, auch Sielengeschirr; desgleichen 1 sehr gute Wanduhr mit Gehäuse, 1 Schreibchatulle mit Aufsatz, mehrere Tische, Stühle, Sopha und Schränke; ferner Bettzeug, etwas Fadenholz, 3 Kühe, 1 Schwein, 1 mit Silber beschlagener Pfeifenkopf u. s. w.
in öffentlicher Auction, gegen baare Bezahlung in N2/3 z. v., verkauft werden.
    Schönberg den 24 sten October 1833.

Schlebusch.        


[ => Original lesen: 1833 Nr. 44 Seite 3]

Vermischte Anzeigen.

          Ich bin gewilligt, mein vor 4 Jahren neu erbautes Haus mit Steindach, wobei 2 Wohnungen und ein großer Garten mit Obstbäumen, unter der Hand zu verkaufen. Kaufliebhaber wollen sich bei mir melden.
   Rieps den 20. October 1833.

Hamann.         


        Mit hoher Obrigkeitlicher Bewilligung wird Unterzeichneter die Ehre haben, am Sonntag den 3. und Dienstag den 5. Novbr. im Saale des Herrn Baumann Spehr zu Schönberg, Schauspiel zu geben. Das Nähere wird durch Zettel bekannt gemacht.

F. Schultze.        


Schreckliche Folgen des Lottospiels.

       Ein Mann, der eine ziemlich einträgliche Bauerstelle im Schleswigschen besaß, war dem Lottospiel so sehr ergeben, daß er darüber seine ganze Wirthschaft vernachlässigte. Er hätte, wenn er fleißig gewesen wäre, gemächlich leben können; aber er schlief noch, wenn seine Nachbaren pflügten und säeten, und stand er einmal früh auf, so war es an den Tagen, da das Lotto gezogen ward. Seine Felder bestellte er schlecht, säete zur Unzeit, gab seinen Pferden wenig Hafer, prügelte sie aber desto unmenschlicher, wenn sie vor Mattigkeit nicht weiter fortkommen konnten. In die Kirche ging er äußerst selten, hingegen in die Schenke alle Tage. Eine solche Wirthschaft mußte ihn unausbleiblich in Schulden stürzen. Zwar glaubte er sich von diesen durchs Lotto zu retten; aber leider! führte dies ihn nur immer tiefer hinein; seine Schulden wuchsen immer mehr und mehr, bis an der ganzen Hufe kein Nagel mehr sein war. Da mußte er davon ziehen und die Stelle seinen Gläubigern überlassen. Er war genöthiget, um nicht gänzlich zu verkümmern, sich bei einem seiner Nachbaren als Knecht zu vermiethen und vom Morgen bis an den Abend schwer zu arbeiten. Die unglückliche Lottoseuche hatte ihn aber noch nicht verlassen. Sie verleitete ihn endlich zum Diebstahl. Er vergriff sich einst an seines Herrn Geld, trug dies in den Glückstopf, und hoffte und harrte, daß ein Gewinn für ihn herauskommen sollte, wovon er seine Schulden bezahlen, das Gestohlene vergüten, und noch, genug übrig behalten würde, um seine übrigen Tage herrlich und in Freuden zu leben.
       Es ist leider bekannt genug, daß manche besonders aber die Dienstbothen, durch solche alberne Hoffnungen, die sie sich vom Lottospiel machen, zu Spitzbuben und Hausdieben werden, und statt des Schlaraffenlebens, das sie sich träumten, in's Zuchthaus und in die Karre kommen; aber noch bey keinem traf wohl das Sprichwort, daß Hoffen und Harren manchen zum Narren mache, so augenscheinlich ein, als bey diesem Manne. Als der gehoffte Gewinnst immer nicht kam und er seine verübten Betrügereien nicht länger verbergen konnte, kam er so sehr vom Verstande, daß er an einem frühen Morgen ein scharfes Messer nahm und sich vier starke Wunden damit beybrachte. Man fand ihn im Blute liegen, verband ihn und erhielt ihm das Leben noch über eine Woche. Während dieser Zeit kam er zur Erkenntniß, gestand seinen Diebstahl, verfluchte das Lotto, und starb als ein Opfer der albernen Begierde, ohne Mühe reich werden zu wollen.


Trockene Jahre verursachen keine theure Zeit.

       Im vorigen und in diesem Jahre hatten wir eine so trockene Witterung, wie sich nicht leicht wenige Menschen erinnern, und diese Trockenheit erstreckte sich beinahe durch ganz Europa. Man klagte über Mangel an Regen nicht bloß in Nord= und Süddeutschland, sondern auch in Frankreich, in Großbritannien, in Dänemark, in Schweden, in Rußland und in einem Theile der Türkei; und das Getreide und das Gras auf den Wiesen litt dabei sehr. Diese Trockenheit ist in diesem Jahre noch empfindlicher und nachtheiliger, als im vorigen, weil sie bei uns schon mit großer Hitze seit dem 2. Mai eingetreten und bis zum Ende des Juni fortgedauert hat. Auf sandigen Feldern haben daher alle Getreidearten sehr gelitten, ja manche sind fast verdorrt; in Lehmboden stand das Wintergetreide im Ganzen gut; nur traf man Felder an, wo der Roggen sehr flache Körner hatte und vor der Zeit reif wurde. Aber wie sah es in den Auengegenden und auf Feldern mit nassem Boden aus? Hier erblickte man das Wintergetreide in einem trefflichen Zustande; es hatte lange Aehren und dicke Körner, und eben solche Gegenden liefern in trockenen Jahren Ersatz für das, was auf den trockenen Feldern fehlt. Sie geben reiche Erndten und ersetzen den Ausfall auf den letztern. Daher können wohl hö=

[ => Original lesen: 1833 Nr. 44 Seite 4]

here Preise, aber keine Theurung eintreten. (In Rußland ist die Erndte in diesem Jahre sehr schlecht ausgefallen, besonders in den vorzüglichsten Korn=Provinzen, so daß schon jetzt daselbst in mancher Kornart großer Mangel herrscht, in Folge dessen die Regierung die freie Einfuhr von Getraide und Mehl aller Art frei gegeben.)
       In nassen Jahren sind dagegen die höher gelegenen Gegenden nicht das zu ersetzen im Stande, was in den Vertiefungen fehlt, und was in ihnen die Nässe vernichtet. Auch standen die Kartoffeln sehr gut, und ob es schon sehr an Futter für das Vieh gebrach und die Heu= und Grummeterndte schlecht ausfiel, so werden doch noch immer genug Kartoffeln für die Menschen übrig bleiben, wenn auch das Vieh viele verzehren sollte. Man bauet jetzt alle Jahre mehr Kartoffeln und sie ersetzen, was hier und da an Getreide fehlt.


Der Puls des Menschen.

       Den Puls benutzt man vorzüglich dazu, um das Maaß der Kraft des Herzens, die Freiheit seiner Tätigkeit und die Anfüllung der oberflächlich liegenden Arterien kennen zu lernen. Bei einem neugebornen Kinde schlägt der Puls in einer Minute ungefähr 140, bei einem einjährigen etwa 120, bei einem zwei= bis dreijährigen ungefähr 100; später bis zum Jünglingsalter 90 bis 95, beim Manne ungefähr 70 und beim Greise 60 Mal und darunter. Das Weib hat gewöhnlich einen etwas schnellern Puls, als der Mann. Der kleinere Mensch hat gewöhnlich mehr Pulsschläge.
       So lange wir gesund und ruhig sind, bleibt sich die Anzahl der Pulsschläge ziemlich gleich; allein so wie wir essen oder trinken, uns körperlich bewegen oder geistig aufgeregt sind, nimmt sie zu. Im Schlafe nimmt sie dagegen etwas ab.


Anecdoten.

       Nach der denkwürdigen Schlacht bei Roßbach hatte sich ein Trupp preußischer schwarzer Husaren, von der Verfolgung des Feindes müde, auf einem Wiesengrunde unter Bäumen gelagert, und kochten da ihr Abendbrod. Plötzlich plumpte etwas in ihrer Nähe von einem Baume herab; sie fanden bei näherer Untersuchung, daß es ein Franzose war. Sie ließen ihn mit an ihr Bivouakfeuer setzen, und an ihrem frugalen Mahle Theil nehmen. Es dauerte nicht lange, so plumpte abermals etwas von dem nämlichen Baume herab. Es war abermals ein Franzose, und auch er wurde, so wie sein Vorgänger, zur Abendmahlzeit gezogen. Jetzt fiel auch ein nett geputzter Offizier herab. Die Husaren, erstaunt über dies sonderbare Abenteuer, fragten den Offizier, was denn dies zu bedeuten habe: "O - versetzte der Franzmann - Messieurs! schütt'l sik nur an der Baum, mein ganzer Kompagnie sitz drauf."


       Bei der betrübenden Ueberschwemmung eines kleinen Städtchens rettete ein Bürger ein Schwein, das er im Stalle hatte. Als er nach der Zeit davon erzählte, setzte er hinzu: "Ich war meiner Sau ihr Engel."


G e t r a i d e = P r e i s e
vom 29. October.
pr. Last contant in N2/3tel in
Lübeck
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 58-70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56-60
              Petersburger 72
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 34-36
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 32-38
Erbsen, Brecherbsen 64
             Futtererbsen 44
Wicken 44
Buchweitzen 32
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 15 Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat 13 Mark (Lübeck)
Köcksaat 4 Mark (Lübeck)

      Hamburg, den 25. Octbr. - Zufolge der geringen Zufuhr von Waizen und besserer englischer und holländischer Berichte, war es mit diesem Artikel etwas besser, - Roggen war, wegen der an der Ostsee für russische Rechnung gemachten Ankäufe, ziemlich stark gefragt. - Mit Gerste blieb es still. - In Hafer, zufolge geringer Zufuhr, feste Preise. - Erbsen wenig gefragt. - Rappsaat flau.
      Preise: Waizen 64-80 Rthlr.- Roggen 60 -65 Rthlr. Gerste 40-44 Rthlr. - Hafer 30-35 Rthlr. - Erbsen 60-84 Rthlr. - Rappsaat 145-148 Rthlr.

Butter=Preise.
Holsteinische Butter 33 bis 40 Rthlr.
Mecklenburger Butter 29 bis 35 Rthlr.

      Nur allerfeinste Waare wird zum versenden für England gekauft. Für mittel Waare bleibt der Absatz beschränkt und schwer.


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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