No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juli
1833
dritter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1833 Nr. 28 Seite 1]

Vorladungen.

Extractus proclamatis.

        Nach einem in den Mecklenburg Schwerinschen Intelligenz=Blättern in extenso befindlichen Proclama ist, in Folge der Berufung des Schusters H. Runge hieselbst auf die Constitution vom 31. März 1812, Terminus ad liquidandum auf den

26sten September h. a.

und Terminus ad transigendum auf den

2ten November d. J.,

respve. sub poena praeclusi et perpetui silentii und des Beitritts zu den Beschlüssen der Anwesenden praefigirt.
    Signatum Rehna den 25. Juni 1833.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      


        Antragsgemäß sind alle diejenigen, welche an das, von dem Tischlermeister Carl Willers dem Lohgärber Kallmeyer verkaufte, am See hieselbst belegene Wohnhaus nebst dabei befindlichem Garten, Ansprüche irgend einer Art zu machen haben, zur Anmeldung und sofortigen Bescheinigung derselben, und zwar Auswärtige durch hierortswohnhafte Bevollmächtigte, auf den

18ten Juli d. J.

zu Rathhause hieselbst verabladet; idque sub praejudicio praeclusionis.
    Ratzeburg den 30. Mai 1833.

                       Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
in fidem         
(L. S.) J. Richter, Secr.  


        Laut Inhalt des, den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirten Proclams, d. d. hodierno, stehet in Verlassenschaftssachen des wayland Eigenthümers Carl Hauck auf Duggenkoppel und seiner gleichfalls verstorbenen Ehegattin, Ilsabe, gebornen Schröder, ein Liquidationstermin auf

den 17. Julius d. J. Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Stadtgerichte ex commissorio hoher Großherzoglicher Justiz=Canzlei zu Rostock, an, wozu alle diejenigen, welche an den Nachlaß der beiden vorgenannten Hauckschen Eheleute, insbesondere auch an das, im ritterschaftlichen Amte Neubuckow belegene, Lehngut Duggenkoppel c. p. und an das Patrimonialgericht daselbst aus irgend einem civilrechtlichen Grunde Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, bei

[ => Original lesen: 1833 Nr. 28 Seite 2]

Strafe der Abweisung und Ausschließung hiermit vorgeladen werden.
      Cröpelin, den 15. April 1833.

Großherzogliches Stadtgericht.      
Vi Commissorii der hohen Großherzogl.
Justiz=Canzlei zu Rostock.          


Verkaufs=Anzeigen.

        Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des, zur Debitmasse des Halbhüfners Staack zu Warnckenhagen gehörenden Gehöfts No. 7., dessen Gebäude, bestehend aus einem Wohnhause und einem Backhause, zu 525 Rthlr. taxirt worden, ist, nachdem bereits 1200 Rthlr. geboten worden, —- mit Vorbehalt der Rechte Großherzoglicher hoher Reluitions=Commission zu Schwerin, ein Ueberbots=Termin auf den

24sten July d. J. Morgens 10 Uhr,

anberahmt, zu welchem Kaufliebhaber hierdurch geladen, werden, sich sodann im hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte zur Abgabe ihres Bots und Ueberbots einzufinden, und zu erwarten, daß dem annehmlich Meistbietenden, gegen Bestellung einer Conventional=Poen von 200 Rthlr., der Zuschlag in Grundlage der in Termino bekannt zu machenden Verkaufs=Bedingungen wird ertheilet werden.
        Zu dem Gehöfte gehören circa 100 Scheffel Aussaat größtentheils Waizen=Acker; die jährlichen Landes= und Amts=Abgaben betragen ungefähr 20 Rthlr. und hat man sich wegen Besichtigung des Gehöfts etc. bzw. usw.. — dessen Tradition sofort geschiehet — an den Administrator, Hauswirth Hoffmann zu Warnckenhagen zu wenden.
    Grevismühlen den 1. Juli 1833.

Großherzogliches Amts=Gericht.      


Vermischte Anzeigen.

        Es wird hiemit bekannt gemacht, daß das Scheibenschießen der hiesigen Schützenzunft nicht, wie gewöhnlich, am 20sten, sondern am Freitag den 19. Juli Statt hat.
  Schönberg den 27. Juni 1833.

Aelteste und Vorsteher der Schützenzunft.  


        Aus meinen wohl assortirten Manufactur Waaren=Lager wird fortwährend zu Einkaufspreisen gegen baare Zahlung, verkauft.
    Schönberg den 9ten Mai 1833.

G. Simonis.          


              Auf der Bülower Ziegelei sind folgende Bausteine zu verkaufen:
      Mauer= und Dachsteine, das Tausend 7 Taler (Mecklenburg) 20 Schilling (Mecklenburg)
      Pfannensteine 15 Taler (Mecklenburg) 20 Schilling (Mecklenburg),
      Brunnensteine   8 Taler (Mecklenburg) 20 Schilling (Mecklenburg).
Anmeldungen werden bei mir angenommen.

Dettmann, Ziegelmeister.      


        Zur bevorstehenden Erndte empfiehlt sich mit vorzüglich schönen Berger=Flohm=Heringen in ganzen, halben und viertel Tonnen, zu billigen Preisen,

M. F. Bunge, in Lübeck,    
an der Trave Nr. 474.        


Die Walpurgisnacht.

        Allbekannt ist die Sage, daß in der Nacht des ersten May's, unter selbsteigenem Vorsitze des Herrn Urian, eine Hauptversammlung aller Schwarzkünstlerinnen und Schwarzkünstler auf dem Brocken oder Blocksberge Statt finde; und wer hat nicht von den mancherlei Werkzeugen gehört, deren sich diese Damen und Herren zu ihrer Reise bedienen, und von den Festlichkeiten, die sie auf der schneeigen Spitze ihres Versammlungsorts begehen sollen? — Eine umständliche Wiederholung jener Volkssage, von deren Unglaubhaftigkeit wir lange überzeugt sind, möchte daher wohl überflüssig sein, nicht aber so nachfolgende Andeutungen über ihre Entstehung.
        Als Karl der Große (er starb im Jahre 814) mit eben so viel Bekehrungs= als Eroberungsgeist die kriegerische Schaubühne in Deutschland zuerst betrat, waren die Deutschen, namentlich die Sachsen, noch freie Völker, voll Kraft und Muth, die sich durchaus nicht einer fremden Herrschaft unterwerfen wollten. Als eifrige Götzendiener lag ihnen aber die Religion ihrer Väter nicht weniger, als ihre Freiheit, am Herzen. Karl bot alle Kräfte auf, sie zu überwinden. Indessen wollte er nicht bloß dies, er wollte sie auch zum Christenthum bekehren. Dadurch wurde er aber in einen Krieg mit den Sachsen verwickelt, der über drei und dreißig Jahre dauerte. Oft wurden diese Letzten geschlagen, aber nach jedem Siege Karls, und nach jedem Friedensschlusse, griffen sie immer wieder zu den Waffen, und nach jeder scheinbaren Annahme des Christenthums, kehrten sie zum Götzendienste zurück. Dies erbitterte Karln zuletzt so sehr, daß er, nach damaligen Toleranzbegriffen, Gewalt brauchte, viele, die sich nicht wollten taufen lassen, niederhauen ließ, und gebot, daß diejenigen, welche nach der Annahme des Christenthums fortfahren würden, als Heiden zu leben und den Götzen zu dienen, mit dem Tode bestraft werden sollten.

[ => Original lesen: 1833 Nr. 28 Seite 3]

        Die heidnischen Sachsen mußten zwar endlich der Gewalt weichen, und öffentlich die Taufe annehmen; allein in ihren Herzen blieben sie dennoch Heiden, und wenn sich Karl mit seinem Kriegsheer zurückgezogen hatte, so opferten sie in den Wäldern von Neuem den alten Götzen. Karl ließ darauf ihre Altäre und Götzenbilder zerstören. Da sie hiedurch gehindert wurden, ihre Opferfeste in der Ebene zu feiern, so flüchteten sie in die Wälder und Gebürge des Harzes, und namentlich auf den Brocken, der damals noch wenig zugänglich seyn mochte. Karl gewährte dies nicht sobald, als er an den vorzüglichsten Opfertagen die Zugänge zu den Gebürgen mit Wache besetzen ließ. Allein die Sachsen sannen auf List, um dennoch an den Freuden ihrer Opferfeste Theil nehmen zu können. Sie verkleideten sich in furchtbare, abscheuliche Gestalten, bewaffneten sich mit Heugabeln und dergleichen, und erschreckten dadurch des Nachts die Wachen so, daß diese die Flucht ergriffen. Im Nothfalle bedienten sie sich ihrer Instrumente auch zum Schutze gegen wilde Thiere. Vielleicht bedurften sie ihrer auch beim Opferfeuer selbst, theils zum Nachlegen des Holzes, theils zum Herausziehen der Feuerbrände, mit welchen in der Hand sie in Fröhlichkeit um das Opfer herumtanzten. Da auf den Höhen des Harzes, wenigstens auf dem Brocken, am Feste des ersten May's gewöhnlich noch Schnee lag, so bedurfte man der Besen, auf deren Stielen die Fabel die Damen der Walpurgisnacht reiten läßt, zum Fegen und Reinigen des Opferplatzes.
        Die damaligen Christen hielten allgemein den Götzendienst für Teufelsdienst, und glaubten nichts gewisser, als daß der Teufel selbst, trotz der mit christlichen Wachen besetzten Wege zu den Opferplätzen, seine treuen Anhänger zu unterstützen wisse, und durch die Luft zum Brocken hinfuhre; ein Wahnglaube, welchen die abergläubische Wache durch ihr Geschwätz von den gesehenen Teufelsmasken und Hexengestalten zur Bemäntelung ihrer Flucht entweder veranlaßte, oder doch nährte, indem sie ihm nicht widersprechen durfte.
        Warum dies der Nacht vor dem ersten May angedichtet worden ist, läßt sich zwar nicht mit Gewißheit beantworten, aber doch mit Wahrscheinlichkeit. Da nämlich die heidnischen Deutschen eins ihrer größten und fröhlichsten Feste, das Fest der wiederkehrenden schönen Jahreszeit — am ersten May, also um die Zeit feierten, wo unsere Ostern und Pfingsten fallen; — da sie in dieser Absicht ihre Wohnungen und Opferplätze mit Mayen oder jungen Birken auszuschmüken, und um das mächtige Opferfeuer herum frohlockend zu tanzen pflegten; und da endlich dies Fest vorzüglich der in den Harzgegenden so sehr verehrten Göttin Ostera geheiliget gewesen zu seyn scheint; so ist es in der That mehr als bloß wahrscheinlich, daß die große Anhänglichkeit der Sachsen an dies besonders fröhliche Fest des ersten May's, jenes unaufhaltsame nächtliche Zuströmen der verkappten Unholde zum Opferberge veranlaßte, daß der in mehreren Gegenden Deutschlands noch bis auf diesen Tag herrschende Gebrauch, am Pfingstfeste die Häuser und Kirchen mit Mayen zu schmücken, noch ein Rest von jener heidnischen Feierlichkeit ist; daß die ebenfalls noch übliche Gewohnheit der jungen Burschen im und am Harz, am ersten Osterabend auf den Bergen ein großes Freudenfeuer anzuzünden, und da herumzutanzen, von den heidnischen Tänzen der ersten Maynacht herstammt.


Nützliches.

        Zwiebeln von außerordentlicher Größe zu erziehen. — Man lege oder hänge die Zwiebeln den Winter hindurch neben oder hinter einen geheizten Ofen, daß sie fast ganz austrocknen. Im Frühjahr legt man sie in die Erde, alsdann treiben sie kleine Stengel, wachsen aber, daß eine wohl 1 Pfd. und noch mehr wiegt.


        Methode, vielen Blumenkohl zu erziehen. — Statt, wie gewöhnlich, dem Blumenkohle den ganzen Kopf abzuschneiden, lasse man ein Stück, wie eine Haselnuß groß, davon und alle Blätter stehen. Es wird sich 2 bis 3 mal eine neue Rose bilden, und man wird 2 bis 3 Monate lang Blumenkohl von demselben Stocke haben können.


Wie Er starb.
"Nein! Nicht der Güter höchstes,
Jedoch ein hohes Gut
Ist dieses Erdenleben!
Es läßt sich viel erstreben,
Wenn's einer redlich thut.
Ich will's auch nicht verhehlen:
Gelebt hätt' ich noch gern,
Gern, was ich nicht geendet,
Verfolgt und auch vollendet.
Doch füg' ich mich dem Herrn."
        Und die Freunde blicken
        Ihn mit Thränen an,
        Und sie sprechen: Amen!
        Hast genug gethan.
[ => Original lesen: 1833 Nr. 28 Seite 4]
        Auch noch And're weinen;
        Frag nicht, wer sie sind,
        Frag nicht, Leser dieses,
        Hast du Weib und Kind!
"Der Herr will, daß ich sterbe,
Und was er will, ist gut.
Wo'lan! so gieb zum Werke,
Zum letzten, Herr, die Stärke:
Zum Todeskelch den Muth!
Wohl schmeckt er herzlich bitter,
Ich fühl's! Drum ist dir's recht,
So mach's mit mir nicht lange;
Zum schnellen Uebergange
Hilf, Herr, hilf deinem Knecht!"
        Und da will die Sonne
        Eben untergeh'n,
        Und er will vor'm Scheiden
        Sie noch einmal seh'n.
        Und er streckt die Arme
        Nach ihr aus und spricht:
        "O wir sehn uns wieder!
        Abschied nehm ich nicht!"
"Erst aber mußt du brechen,
Mußt's zweimal, armes Herz!
Mußt Doppeltod erleiden:
Den schwersten jetzt beim Scheiden
Und dann im Kampfesschmerz,
Bis mählich von da unten,
Wo ich gestorben schon,
Das Todtenfieber schleichet,
Die Marmorkält erreichet
Dich, und dein Geist entfloh'n." — —
        Und um Weib und Kinder
        Schlingt er jetzt den Arm,
        Drückt ans Herz sie, — ach, schon
        Schlägt es nicht mehr warm —
        Und die Kindlein beten,
        Und die Mutter ringt,
        Und der Vater segnet,
        Und die Sonne sinkt.
" 's ist eine lange bange
Unendlich bange Zeit;
Und sind's auch nur Sekunden,
Sie werden dir zu Stunden,
Ach Gott! zur Ewigkeit.
Drum laß dich nicht erschüttern,
Herz! wie's auch immer sey!
Leer aus den Kelch, den herben,
Laß, wie gelebt, mich sterben:
Fromm, muthig, bieder, treu."
        Dann zum Sohne spricht er,
        Halb verkläret schon:
        "Wie ich eben sterbe,
        Mußt du leben, Sohn!"'
        Und dann wird es still und
        Stiller um ihn her;
        Noch ein leises Zucken —
        Und er war nicht mehr.


Gedankenspähne,
gesammelt von H. F.

        Auch der Mensch hat wie die Erde, eine Centrifugal= und Centripetalkraft — jene ist der Glaube, diese die Liebe.


        Viele Menschen schreiten zwar fort, aber sie kommen nicht weiter.


        Leidenschaft bei einem Greise ist so verdrießlich, wie ein Gewitter im Winter — es befruchtet nichts.


        Der Mensch muß zwar recht einwurzeln in das irdische Leben, nur muß das Herz durch Religion für den Himmel offen gehalten werden. Man muß die Erde fest um den Stamm drücken, aber in die Blüthe keine fallen lassen.


        Ein jeder Mensch hat 2 Gewissen. Das eine sagt ihm, was er thun und lassen, das andere, was er seyn soll. Letzteres schläft besonders bei so Vielen.


        Im geselligen Leben siegt der, der das Wort zu nennen weiß, über den, der die Sache inne hat.


        Nichts ist so behaglich als die Begränzung, nichts so unbehaglich als die Beschränkung.


        So mancher lügt nur darum, weil die Wahrheit nicht in Erstaunen setzt.


        Nicht die Bedürfnisse, nein die Ueberflüßigkeiten des Lebens erschweren es so sehr.


        Die große Welt ist ein Magnet — sie zieht nicht edle Metalle an.


        Grundsätze ohne Thaten gleichen dem vielversprechenden Titel eines leeren und faden Buches.


G e t r a i d e = P r e i s e
vom 9. Juli.
pr. Last contant in N2/3tel in
Lübeck
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 72
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 66
              Petersburger 76
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 38
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 38
Erbsen, Brecherbsen 72
             Futtererbsen 44
Wicken 56
Buchweitzen 36
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat 13 Mark (Lübeck)
Köcksaat 4 Mark (Lübeck)


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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